- Josef Pröll
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Josef Pröll (* 14. September 1968 in Stockerau) ist ein ehemaliger österreichischer Politiker (ÖVP) und war von Dezember 2008 bis April 2011 Bundesminister für Finanzen und Vizekanzler Österreichs.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
Von 1978 bis 1986 besuchte Pröll das Bundesrealgymnasium Hollabrunn. 1993 schloss er das Studium der Agrarökonomie an der Universität für Bodenkultur Wien mit dem Diplomingenieur ab.
Pröll war Referent der Niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer und Referent im Österreichischen Bauernbund. Er wirkte als Assistent der EU-Abgeordneten Agnes Schierhuber, als Direktor des Wiener Bauernbundes, als Kabinettschef des Bundesministers Wilhelm Molterer und als Direktor des Österreichischen Bauernbunds. Vom 28. Februar 2003 bis 2. Dezember 2008 (Bundesregierungen Schüssel II und Gusenbauer) war er Landwirtschafts- und Umweltminister.
Pröll war Leiter einer ÖVP-Perspektivengruppe, die 2007 Vorschläge für eine Neuausrichtung der Partei ausarbeitete. Nach Verlusten bei der Wahl am 1. Oktober 2006 versuchte die ÖVP eine gesellschaftspolitisch liberalere Linie zu finden. Dabei kam es zu Konflikten zwischen dem katholisch-konservativen und dem liberalen Flügel der Partei. Die Presse bewertete das Ergebnis der Perspektivengruppe als “eine positive Überraschung: Liberal, ohne auf konservative Wurzeln zu vergessen.”[1]
Einen Tag nach der Nationalratswahl in Österreich 2008 trat Pröll neben Wilhelm Molterer als geschäftsführender Parteiobmann auf. Am 28. November 2008 wurde er auf dem Parteitag der ÖVP in Wels mit 89,6% der Delegiertenstimmen zum neuen Bundesparteiobmann gewählt.[2] Wenige Tage zuvor hatte er die Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ über eine neuerliche Regierungszusammenarbeit zum Abschluss gebracht.[3]
Am 2. Dezember 2008 wurde Josef Pröll als Finanzminister und Vizekanzler in der Bundesregierung unter Bundeskanzler Werner Faymann angelobt.[4]
Sein Versprechen von 2008 „Wir wollen Steuern senken, wir wollen den Familien helfen, das wird rasch jetzt umgesetzt“[5] musste Pröll – bedingt durch die wirtschaftlichen Entwicklungen des Jahres 2009 – bald revidieren. So verkündete er Ende 2010 „Wir bekennen uns zum Sparen. Alles andere wäre unverantwortlich gegenüber meinen Kindern.“ [6]
Nach einer Lungenembolie im März 2011 gab der 42-jährige am 13. April 2011 aus gesundheitlichen Gründen den Rückzug aus allen seinen politischen Ämtern bekannt. Als seinen Nachfolger als ÖVP-Obmann und Vizekanzler nominierte er Außenminister Michael Spindelegger. Dieser bestimmte als Nachfolgerin für das Finanzministerium Maria Fekter. Die Ablöse in den Regierungsfunktionen erfolgte am 21. April 2011 und jene für das Parteiamt am Bundesparteitag am 20. Mai 2011.[7]
Mit 1. Juli 2011 wurde Josef Pröll Vorstandssprecher des zu Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien gehörenden Mischkonzerns Leipnik-Lundenburger.[8]
Privates
Pröll lebt in Wien. Er ist seit 1990 verheiratet und hat drei Kinder (einen Sohn, zwei Töchter). Er ist ein Neffe des niederösterreichischen Landeshauptmannes Erwin Pröll.[9]
Josef Pröll ist Ehrenmitglied der K.Ö.H.V. Amelungia Wien (2005)[10] im ÖCV und der K.ö.St.V. Arminia Hollabrunn (2010) im MKV.
Einzelnachweise
- ↑ „Prölls Visitenkarte als aufgeklärter Bürgerlicher“ Kommentar von Martina Salomon zur Perspektivengruppe in Die Presse vom 1. Oktober 2007
- ↑ Josef Pröll mit 89,6% zum ÖVP-Chef gewählt
- ↑ Österreich hat eine neue Regierung
- ↑ orf.at Angelobung der Bundesregierung 2008
- ↑ __33000/currentpage__0/6599/default.aspx 3. Dezember 2008 Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Pröll im Interview mit der „Zeit im Bild 2“ -bka.gv.at
- ↑ 5 Milliarden mehr für Pröll oe24.at
- ↑ Pröll wird zurücktreten
- ↑ Josef Pröll goes Raiffeisen - als Chef von Leipnik-Lundenburger; Wirtschaftsblatt, 1. Juni 2011
- ↑ Wiener Zeitung: Biografie Josef Prölls, 10. Jänner 2007/25. November 2008
- ↑ Gesamtverzeichnis des Österreichischen Cartellverbandes (ÖCV)
Weblinks
- Literatur von und über Josef Pröll im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Josef Pröll auf den Webseiten des österreichischen Parlaments
- Eintrag über Josef Pröll im Lexikon des Niederösterreichischen Landesmuseums
- Lebenslauf auf der Seite des bmf.gv.at
- Lebenslauf und Informationen auf der Seite der Österreichischen Volkspartei
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