Erhard Busek

Erhard Busek
Erhard Busek

Erhard Busek (* 25. März 1941 in Wien) ist ein österreichischer Politiker der ÖVP und ehemaliger Vizekanzler. Gegenwärtig (Stand: Jänner 2009) ist der Jurist Vorstand des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa, Präsident des Europäischen Forums Alpbach und Kuratoriumsmitglied der Initiative A Soul for Europe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine politische Laufbahn begann Busek 1964 nach Abschluss seines Studiums an der Universität Wien, als zweiter Klubsekretär der ÖVP im Parlament. Von 1969 bis 1972 war er Stellvertretender Generalsekretär und von 1972 bis 1976 Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes.

Während der Kanzlerschaft von Bruno Kreisky wurde er 1975/76 zum ÖVP-Generalsekretär bestellt und wechselte 1976 zur Wiener Landespartei, welcher er zu Beginn der Umweltschutz-Bewegung ein grünes Image gab („bunte Vögel“). Bis 1989 war er Landesparteiobmann der Wiener ÖVP, 1978 bis 1987 war er Vizebürgermeister und Landeshauptmann-Stellvertreter von Wien.

1989 wurde Busek als Bundesminister für Wissenschaft und Forschung in die österreichische Bundesregierung unter Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) berufen. 1991 wurde er als Nachfolger von Josef Riegler zum Bundesparteiobmann der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) gewählt.

Als Bundesparteiobmann gehörte Busek – wie viele seiner Vorgänger – auch der Regierungsspitze an. Von 1991 bis 1995 war er Vizekanzler in der Großen Koalition mit der SPÖ und gleichzeitig Bundesminister für Wissenschaft und Forschung (bis 1994) sowie Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten (1994–1995).

Nach seiner Ablöse an der Parteispitze durch Wolfgang Schüssel im Jahr 1995 widmete er sich verstärkt seinen mitteleuropäischen und kulturellen Interessen und übernahm den Vorsitz des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa. Seit 1996 ist er Koordinator der Southeast European Cooperative Initiative (SECI) und war von 2000 bis 2002 Regierungsbeauftragter für die EU-Erweiterung. Von Jänner 2002 bis Juni 2008 war er Sonderkoordinator des Stabilitätspakts für Südosteuropa.

Im Juli 2002 wurde Erhard Busek eingeladen, das 5. Europa-Symposium Kaisersteinbruch mit einer Festansprache zu eröffnen. Sowohl Bulgarien als auch Estland gehörten noch nicht zur Europäischen Union.

Busek wird zum katholisch-liberalen Flügel der ÖVP gezählt, galt und gilt in seiner Partei als kritischer Intellektueller und ist auch als Publizist tätig. In seinen Publikationen behandelt er vorwiegend die internationale Rolle Österreichs, insbesondere für Mitteleuropa, die Kulturpolitik und die Kooperation mit den östlichen Nachbarländern. Er war bis zur Zeit der Wende 1989 engagiert in der Unterstützung von Dissidentenbewegungen mit denen er nach 1989 in ihren neuen Funktionen über das Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (seit 1995 als Präsident) kooperiert. Seit 2000 Präsident des Europäischen Forum Alpbach (EFA), seit 2005 Chairman des Board of Trustees der Erste Stiftung. 1995 übernahm er die Leitung des Gustav Mahler Jugendorchesters (BMJO), wo Claudio Abbado Musikdirektor ist.

Seit 22. Oktober 2004 war Erhard Busek der erste Rektor der Fachhochschule Salzburg. Im Frühjahr 2011 folgte ihm Kerstin Fink in dieser Position[1]. Busek ist Visiting Professor an der Duke University und Vorsitzender des Universitätsrates der Medizinischen Universität Wien[2].

Gemeinsam mit ÖVP-Politikern wie Andreas Khol und Herbert Kohlmaier gründete er ein katholisches Laienbündnis, das die Abschaffung des Pflichtzölibats im römisch-katholischen Priestertum und die Weihe von Frauen zu Diakoninnen fordert.[3]

Jährlich vergibt Busek seit dem Jahr 2002 gemeinsam mit Oliver Vujovic von der South East Europe Media Organisation (SEEMO) den Dr. Erhard Busek SEEMO Award for Better Understanding in South East Europe.

Auszeichnungen

Erhard Busek erhielt Ehrendoktorate der Montan-Universität Krakau, sowie der Universitäten Bratislava, Czernowitz, Ruse, Brasov, Liberec und der Webster-St. Louis University in Wien. Er hält Auszeichnungen von Polen, Ungarn, Italien, Bulgarien, Liechtenstein, Rumänien und der Tschechischen Republik, ist Ehrensenator der Medizinischen Universität Innsbruck, und erhielt den Corvinus-Preis des Europainstituts Budapest.[4]

Zitate

  • „Zum Glück schwinden die Lateinkenntnisse, sonst würde der Staatsbürger wissen, dass Ministerium „Dienst“ heißt.“ (E. Busek 2000)
  • „Weiterratifizieren wäre blühender Unsinn. Wichtiger wäre, das Anstehende zu analysieren. Dann käme man drauf, dass die Regierenden die Bürger nicht nur bei der Verfassung, sondern bei der gesamten Entwicklung stehen gelassen haben....Alle haben sich als Abstauber betätigt, das ist das Problem“ (E. Busek Juni 2005 nach der Ablehnung der europäischen Verfassung durch Frankreich und die Niederlande)

Schriften

  • mit Meinrad Peterlik: Die unvollendete Republik. Verlag für Geschichte und Politik, 1968.
  • mit Gerhard Wilflinger: Demokratiekritik – Demokratiereform. 1969.
  • mit Christian Festa und Inge Görner: Auf dem Weg zur qualitativen Marktwirtschaft. Oldenbourg, München 1975, ISBN 3-486-44351-8.
  • (Hrsg.): Mut zum aufrechten Gang. Beiträge zu einer anderen Art von Politik. Herold, Wien 1983.
  • mit Emil Brix: Projekt Mitteleuropa. Ueberreuter, Wien 1986, ISBN 3-8000-3227-9.
  • mit Wolfgang Mantl und Meinrad Peterlik: Wissenschaft und Freiheit. Ideen zu Universität und Universalität. Oldenbourg, Wien-München 1989.
  • Heimat Politik mit Sitz im Leben. Braintrust, Wien 1994, ISBN 3-901116-10-9.
  • mit Rudolf Bretschneider: Mensch in Wort. Reden und Aufsätze. Atelie, Wien 1994, ISBN 3-85308-004-9.
  • Mitteleuropa: Eine Spurensicherung. Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00633-3.
  • mit Martin Schauer (Hrsg.): Eine europäische Erregung. Die „Sanktionen“ der Vierzehn gegen Österreich im Jahr 2000. Analysen und Kommentare. Böhlau, Wien 2000, ISBN 3-205-77121-4.
  • Der Grenzgänger. Festschrift für Hans Marte. Wieser, 2000, ISBN 3-85129-323-1.
  • mit Georg Winckler, Konrad Paul Liessmann und Hans-Uwe Erichsen: Die Zukunft der Universität. Wuv, Wien 2000, ISBN 3-85114-551-8.
  • Zentraleuropa Almanach, Ungarn. Molden 2002, ISBN 3-85485-070-0.
  • Österreich und der Balkan. Molden 2002, ISBN 3-85485-020-4.
  • Offenes Tor nach Osten. Molden 2003, ISBN 3-85485-092-1.
  • mit Werner Mikulitsch: Die europäische Union auf dem Weg nach Osten. Molden 2003, ISBN 3-85129-405-X.
  • mit Dagmar Abfalter: Kultur und Wirtschaft. Studien, 2004, ISBN 3-7065-1906-2.
  • Zu wenig, zu spät. Europa braucht ein besseres Krisenmanagement. Körber-Stiftung, 2007, ISBN 978-3-89684-131-5.

Literatur

  • Elisabeth Welzig (Hrsg.): Erhard Busek – Ein Porträt. Böhlau, Wien 1992.
  • Rudolf Bretschneider, Peter Bochskanl (Hrsg.): Mensch im Wort – Erhard Busek – Reden und Aufsätze. Atelier 1994, ISBN 3-85308-004-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kerstin Fink wird neue FH-Rektorin
  2. Website des Universitätsrates der Medizinischen Universität Wien
  3. der Standard: Weg mit dem Zölibat, her mit den Frauen
  4. Biographie E. Busek auf der Website des Aluminverbandes der Universität Wien
  5. Website des Vereins „künstlerhaus gesellschaft bildender künstler österreichs“: Preise und Ehrungen seit 1984. Abgerufen am 29. Mai 2010.
  6. Land Oberösterreich: St.-Anna-Preis 2006 an Dr. Erhard Busek, Landeskorrespondenz Nr. 167 vom 21. Juli 2006. Abgerufen am 29. Mai 2010.
  7. APA-OTS: Wirtschaftsbund ehrt Vizekanzler a. D. Erhard Busek, Presseaussendung des Österreichischen Wirtschaftsbundes vom 6. Dezember 2006. Abgerufen am 29. Mai 2010.
  8. Rad Bieleho dvojkríža, II. trieda: vom 24. Juni 2011 abgerufen am 28. Juli 2011

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