Jörg Mittelsten Scheid

Jörg Mittelsten Scheid (* 7. Mai 1936 in Wuppertal), ist ein deutscher Unternehmer. Er war Vizepräsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Präsident des Europäischen Dachverbands der Kammern Eurochambres sowie Mitglied der Enterprise Policy Group der Europäischen Kommission.

Leben

Leiter der Vorwerk-Firmen

Jörg Mittelsten Scheid ist ein Sohn des Werner Mittelsten Scheid (* 1904; † 16.September 1953). Nach der Trennung seiner Eltern zog Mittelsten Scheid mit seiner Mutter nach Bayern, besuchte ein Internat in Schondorf am Ammersee und studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten München, Innsbruck, Genf, Oxford und Würzburg. Erstes und zweites Staatsexamen folgten. 1966 begann er seine Promotion, verbrachte ein Jahr zu Forschungszwecken in Indien und begann seine Habilitation.^[1]

Der promovierte Jurist (Völkerrecht) ^[2] war von 1985 bis 1997 Präsident der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid (heute Ehrenpräsident)^[3], Hochschulrat der Ludwig-Maximilians-Universität München^[4] sowie Förderer der Privatuniversität Witten/Herdecke und des Wuppertaler Zoologischen Gartens.^[5]

Firma Vorwerk

Siehe auch Hauptartikel Vorwerk (Unternehmen)

Jörg Mittelsten Scheid brach seine wissenschaftliche Karriere, in der er eine Professur anstrebte, 1969 ab. Er folgte dem Ruf seines Onkels Erich Mittelsten Scheid^[6] und trat als Urenkel des Firmengründers Carl Vorwerk in die Unternehmensführung der seit 1883 bestehende Vorwerk & Co. KG in Wuppertal als persönlich haftender Gesellschafter ein. Mittlerweile erzielt das Familienunternehmen mit der Herstellung und dem Vertrieb von Vorwerk-Haushaltsgeräten, Jafra-Kosmetik, Elektrogeräten Lux in Asien sowie mit HECTAS-Gebäudedienstleistungen, akf-Finanzdienstleistungen und dem Traditionsgeschäft Teppichboden ein Geschäftsvolumen von 2,343 Milliarden Euro (2006) in über 60 Ländern. 533.000 Menschen sind weltweit für Vorwerk tätig.^[7] Zum Jahresende 2005 wechselte „Dr. Jörg“, wie er firmenintern auch genannt wird,^[8] aus der Unternehmensleitung an die Spitze des Beirats der Vorwerk & Co. KG.^[9]

Familienunternehmen

Jörg Mittelsten Scheid hat sich mit dem Thema Familienunternehmen beschäftigt und ein Buch (Gedanken zum Familienunternehmen – Stuttgart: Poeschel, 1985, ISBN 3-7910-0385-2) darüber verfasst. Danach sind Familienunternehmen der ersten Generation, der Gründergeneration, der zweiten Generation, der Kinder und der dritten Generation, der Enkel, zu unterscheiden. Die Gründergeneration steht in aller Regel für die Erfindung, Idee und Vision und setzt diese am Markt um. Die unternehmerische Sichtweise mit analytischen Fähigkeiten fehlt in dieser Phase jedoch häufig. Die zweite Generation, die Kinder der Gründergeneration, hat in der Regel eine bessere Ausbildung, analytische Ansätze, muss sich jedoch gegen den starken Vater/die starke Mutter durchsetzen. Die dritte Generation, die Enkel, und jede weitere Generation, hinterfragt das selbstverständliche Unterordnen, und das Managen der Familie wird zu einer wichtigen Aufgabe.

„Die Familie trägt und prägt Vorwerk seit sieben Generationen. Als Familienunternehmen sind wir in unserem Handeln langfristig orientiert. Dies ist in der heutigen schnelllebigen Zeit ein großer Vorteil und unterscheidet Familienunternehmen ganz wesentlich von börsennotierten Unternehmen, die in kurzer Zeit Ergebnisse bringen müssen. ^[10]“

Familie und Interessen

Das Vermögen der Familie Mittelsten Scheid wurde im Oktober 2004 im Sonderheft des manager magazins Die 300 reichsten Deutschen mit 0,9 Milliarden Euro angegeben. Die Familie erreichte damit Platz 90.

Am 29. Dezember 1988 heiratete Jörg Mittelsten Scheid Vivica Charlotte Natalie Gräfin zu Stolberg-Wernigerode (* 14. September 1959 in München) standesamtlich in Tutzing, die kirchliche Trauung folgte am 27. Mai 1989 in Haseldorf. Die Gräfin nahm den Namen Scheid an. ^[11]

Mittelsten Scheid hat vier Kinder, spielt Golf ^[12], ist ein hervorragender Skiläufer^[13] und interessiert sich für asiatische Kunst und insbesondere die Geschichte Indiens, worüber er zwei Bücher schrieb.

Ehrungen

Jörg Mittelsten Scheid wurde 1996 mit dem Ehrenring der Stadt Wuppertal und 1999 mit der Goldenen Schwebebahn ausgezeichnet.^[14] Er ist Ehrendoktor und Ehrenbürger der Bergischen Universität^[15][16] und seit dem 3. Dezember 2001 Ehrenbürger der Stadt Wuppertal.

Weblinks

• Literatur von und über Jörg Mittelsten Scheid im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek und auf anderen Websites (Datensatz zu Jörg Mittelsten Scheid • PICA-Datensatz • Apper-Personensuche)
• Geschichte der Firma Vorwerk

Einzelnachweise

1. ↑ Zeit für eine Revolution, 1. November 2005, Handelsblatt.com, Zugriff Mai 2008
2. ↑ Familie Mittelsten Scheid, Klinkenputzer und Staubfänger (2), 5. Januar 2005, Manager-Magazin.de, Zugriff Mai 2008
3. ↑ Eine „Kulturachse“ für Barmen, Wuppertal.IHK24.de, Zugriff Mai 2008
4. ↑ Der Hochschulrat der Ludwig-Maximilians-Universität München, Monica-Fauss.de, Zugriff Mai 2008
5. ↑ Almanach 2005/2006 der Gemeinschaft Deutscher Zooförderer e.V., Zoofoerderer.de, Zugriff Mai 2008
6. ↑ Zeit für eine Revolution, 1. November 2005, Handelsblatt.com, Zugriff Mai 2008
7. ↑ Vorwerk - Familienunternehmen, Vorwerk.com, Zugriff Mai 2008
8. ↑ Der Hochschulrat der Ludwig-Maximilians-Universität München, Monica-Fauss.de, Zugriff Mai 2008
9. ↑ Podiumsveranstaltung, Großvater – Sohn – Enkel, Warum Familienunternehmen an zwei Fronten kämpfen, 27. März 2007, MCI.edu, Zugriff Mai 2008
10. ↑ Großvater – Sohn – Enkel, Warum Familienunternehmen an zwei Fronten kämpfen, 27. März 2007, MCI.edu, Zugriff Mai 2008
11. ↑ A genealogical survey of the peerage of Britain as well as the royal families of Europe, thePeerage.com (englisch), Zugriff Mai 2008
12. ↑ Podiumsveranstaltung, Großvater – Sohn – Enkel, Warum Familienunternehmen an zwei Fronten kämpfen, 27. März 2007, MCI.edu, Zugriff Mai 2008
13. ↑ Zeit für eine Revolution, 1. November 2005, Handelsblatt.com, Zugriff Mai 2008
14. ↑ Liste von Trägern des Ehrenrings der Stadt Wuppertal, Werner-Steinbach.de, Zugriff Mai 2008
15. ↑ Der Hochschulrat der Ludwig-Maximilians-Universität München, Monica-Fauss.de, Zugriff Mai 2008
16. ↑ Bergische Universität - Presse und Informationsstelle – Medieninformation, 10. November 2003, Presse-Archiv.Uni-Wuppertal.de, Zugriff Mai 2008

Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid

Handelskammer von Elberfeld und Barmen (1834–1871):
Heinrich Kamp | Heinrich Feldmann-Simons | Carl Hecker | Caspar Wilhelm Meckel | Johann Jacob Julius Möller | Friedrich Wilhelm Simons-Köhler | Jacob Wilhelm Haarhaus

Handelskammer zu Barmen (1871–1917):
Friedrich Wilhelm Osterroth | Friedrich von Eynern jun. | Philipp Barthels | Max Albert Molineus

Handelskammer zu Elberfeld (1871–1917):
Wilhelm Meckel jr. | Friedrich Wilhelm Strücker | Wilhelm Meckel jr. | Friedrich Wilhelm Strücker | August Schoeller | Wilhelm Boeddinghaus jr. | Johann Carl August Jung | Heinrich Ernst Schniewind

Handelskammer für den Wuppertaler Industriebezirk (1917–1930):
Max Albert Molineus | Ernst Meyer-Leverkus | Rudolf Ziersch

Bergische Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Remscheid (1930–1943):
Rudolf Ziersch | Franz Paul Hager | Friedrich Wachs

Industrie- und Handelskammer Wuppertal (1945–1977)
Wilhelm Vorwerk | Max Kretschmann | Harald Frowein | Walter Salzer

Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid (1977–)
Georg Kroll | Jörg Mittelsten Scheid | Friedhelm Sträter