Kannenbäckerland

Kannenbäckerland
Salzglasiertes Steinzeug aus dem Kannenbäckerland mit typisch regionalem Dekor

Das Kannenbäckerland ist eine Kulturlandschaft, die sich von Wirges im Westerwald bis an das Mittelrheintal nach Bendorf und Vallendar zieht[1]. Seinen Namen verdankt das Kannenbäckerland der Tatsache, dass in dieser Region die größten Tonvorkommen Europas gefunden wurden und hier seit dem 17. Jahrhundert die überall in Deutschland genutzten Vorläufer der heute verwendeten Glasflaschen produziert werden: Die gebrannten ("gebackenen") Tonkrüge ("Kannen").

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Neben der Kannenbäckerei und der vor allem in Hilgert gepflegten Pfeifenbäckerei zur Herstellung der früher verbreiteten Tonpfeifen hat sich auch das keramische Kunsthandwerk und die Ausbildung im Kannenbäckerland konzentriert. Seit 1879 arbeitet in Höhr-Grenzhausen die keramische Fachschule, die später in die Fachrichtung Keramik der Fachhochschule Koblenz aufging. Die Ausbildung umfasst acht Semester und schließt mit dem Diplom zum Ingenieur Werkstofftechnik Glas und Keramik ab.

Im Bildungs- und Forschungs-Zentrum Keramik (BFZK) haben sich neben der Fachhochschule sechs weitere Facheinrichtungen zusammengeschlossen und bieten ein weltweit einmaliges Kompetenznetzwerk zum Werkstoff Keramik. Dies führte auch zur Ausrichtung der Sonderausstellung „Keramik – Werkstoff der Zukunft“ auf der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover, die das BFZK durchführte. Der BFZK umfasst u.a. das Gründerzentrum CeraTech für keramische Technologien und Werkstoffe, das Forschungsinstitut Glas und Keramik, das Institut für künstlerische Keramik und Glas der FH sowie verschiedene Ausbildungseinrichtungen – und natürlich das Keramikmuseum Westerwald[2].

Orte

Auch die Produktion von Massenware spielte eine Rolle: Mineralwasserkrüge aus dem 19. Jahrhundert im Turmmuseum in Mengerskirchen.

Die Hauptorte der Tonindustrie entwickelten sich von den Hauptabbaugebieten bei Wirges hinunter zum Rhein. In Wirges wurde gefördert, in den westlichen Gemarkungen Höhr-Grenzhausen und Ransbach-Baumbach verarbeitet und am Rhein bei Bendorf und Vallendar gelagert und in die Absatzmärkte transportiert. Weitere bekannte, heute teilweise eingemeindete Orte im Kannenbäckerland, sind Bannberscheid, Ebernhahn, Hillscheid, Hilgert, Hundsdorf, Leuterod, Mogendorf, Moschheim, Nordhofen, Ötzingen, Quirnbach, Selters, Sessenbach, Siershahn und Staudt.

Geschichte

Das Kannenbäckerland wird als solches bereits im späten 18. Jahrhundert bezeichnet, obwohl eine kontinuierliche Herstellung von Töpferwaren schon ab 1402 belegt ist.[3] Die umliegenden Regionen und Gebiete bezeichnen den Beruf des Töpfers entweder mit Dippemacher (im Hessischen), Döppesbäcker (im Raum Köln) oder Töpfer und Hafner (im Pfälzischen). Kannenbäcker (auch Kannebäcker) werden sie lediglich in einem relativ kleinen Gebiet südlich von Köln und im südlichen Westerwald genannt.[4] Traditionell beliefert das „Kannebeckerland” die Frankfurter Gegend mit Apfelwein-Bembel.

Tourismus

Das Kannenbäckerland hat aufgrund seiner Lage zwischen Rheintal im Westen und Westerwald im Osten, dem Naturpark Rhein-Westerwald im Norden und dem Naturpark Nassau im Süden eine sehr gute Lage für Aktivurlauber. Zahlreiche Wanderwege, ein großer Nordic-Walking-Park und gut trassierte Radwege durchziehen das Kannenbäckerland.

Zu den beliebten Ausflugszielen im Kannenbäckerland zählen u.a. das Schloss Sayn mit dem Garten der Schmetterlinge, das Brexbachtal, der Limes-Turm und das Kleinkastell in Hillscheid sowie das Keramikmuseum Westerwald.

Literatur

  • Ulrich Fliess: Volkskundliche Abteilung. Ausstellungskatalog des Historischen Museum am Hohen Ufer Hannover II. Hannover 1972. Seite 99-102: „Westerwälder Steinzeug“ und „Wandvitrine 142“ nebst Tafel 15.

Weblinks

 Wikisource: Im Krugbäckerland – in Die Gartenlaube (1867), Heft 7, S. 108, 110–111

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Wanderatlas Deutschland
  2. Bildungs- und Forschungszentrum Keramik
  3. http://www.kannenbaeckerland.de/geschichte.htm
  4. Atlas zur deutschen Sprache, dtv-Verlag, April 1978, Seite 192
50.4977777777787.7611111111111

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