Koblenz-Rauental

Koblenz-Rauental
Koblenz-Rauental
Lage des Stadtteils Koblenz-Rauental
Basisdaten
Stadtteil seit: Gründung um 1900
Fläche:  ? km²
Einwohner: 4.578 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte:  ? Einwohner je km²
Postleitzahl: 56073
Vorwahl: 0261
Kfz-Kennzeichen: KO

Das Rauental ist ein Stadtteil von Koblenz. Er liegt im Moselbogen mit der letzten Moselstaustufe (dem so genannten Moselstausee) südlich der Mosel und wird im Osten begrenzt durch Koblenz-Altstadt, im Südwesten durch Koblenz-Moselweiß und im Süden durch Koblenz-Goldgrube. Damit konstituiert dieser Stadtteil ein infrastrukturelles Bindeglied zwischen dem urbanen Zentrum von Koblenz und den Naherholungs- und Weinbaugebieten an der Mosel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte des Rauentals reicht bis ins 13. Jahrhundert. Allerdings war hier nicht mehr zu finden als sein Name aussagt: ein raues, mit Gestrüpp bewachsenes Weinberg- und Ackergelände. Nur der Weißer- oder später Moselweißer Weg führte durch diese unwirtliche Gegend. Rege Bautätigkeit gab es erst ab der Zeit um 1900.

1897 wurde am Moselufer nach der Laubach das zweite Gaswerk in Koblenz eingerichtet; dies ist die historische Keimzelle der 1934 gegründeten Energieversorgung Mittelrhein GmbH, die heute eines der größten Gas- und Wasserversorgungsunternehmen in Rheinland-Pfalz konstituiert.

Preußische Kaserne Scharnhorststraße (jetzt Mietwohnungen)

1903 wurde an der Moselweißer Straße ein Krankenhaus durch die Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Heiligen Geist gegründet, der Vorläufer des heutigen Katholischen Klinikums Marienhof.

In preußischer Zeit, am Vorabend des Ersten Weltkrieges, entstanden im Umfeld der Steinstraße sowie Yorckstraße Kasernen und sukzessive Wohnsiedlungen. Der „Marienhof“ wurde zwischen 1914-1921 zum Standort-Lazarett umfunktioniert. Zu dieser Zeit wurde im Moselbogen der Städtische Schlachthof eingerichtet, der bis 1993 bestand.

Die Bewohner des unorganisch gewachsenen Stadtteils hatten bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs kein dokumentiertes Ortsbewusstsein. Dies änderte sich erst mit der Gründung der Vikarie St. Elisabeth im Jahre 1938. Diese Gemeinde, die heute einen Kindergarten, eine katholische Jugendorganisation und andere Aktivitäten unterhält, wurde zum sozialen Kristallisationspunkt des Rauentals.

In den Jahren 1944 und 1945, als der Stadtteil wegen seiner Nähe zu strategisch wichtigen Einrichtungen (Neuen Moselbrücke und Güterbahnhof Koblenz-Mosel) besonders unter den Luftangriffen zu leiden hatte, sowie in den Jahren des Wiederaufbaus nach den erheblichen Zerstörungen wuchsen die Rauentaler Bürger zu einer echten Gemeinschaft zusammen. Sie haben sich in verschiedenen Vereinen mit dem Stadtteil identifiziert, unter anderem in der Nachbarschaft Rauental, auf deren Antrag der Name am 29. März 1979 beschlossen wurde. Der Koblenzer Stadtrat erklärte sich einstimmig mit der offiziellen Bezeichnung Rauental für die bis dato so genannte Westliche Vorstadt einverstanden.

Struktur

Architekturbeispiel Büropark Moselstausee: Eingangsbereich der Energieversorgung Mittelrhein GmbH

Aus der Geschichte erklärt sich die heterogene Struktur des Stadtteils, die auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch deutlich erkennbar ist:

  • Die nördliche Peripherie am Moselstausee ist ein Büropark, der den Bereich zwischen dem weitläufigen Firmengelände der Energieversorgung Mittelrhein GmbH und dem ehemaligen Schlachthof umfasst. Er beherbergt eine Reihe von Betrieben und Verwaltungseinrichtungen sowie ein Kongresshotel mit in expressiven Farben gestalteter Außenfassade und eigener Kunstgalerie. Vor 1975 war der große Gaskessel des Energieversorgungsunternehmens "Wahrzeichen" dieses Terrains; er stand mitten in einem Landschaftspark mit altem Baumbestand, Obst- und Gemüsegarten, der zum Dienstsitz des technischen Geschäftsführers gehörte. Außerhalb dieses Parks befanden sich Verwaltungsgebäude, Lagerhallen, Baracken und Materialhalden für die Energieversorgung, westlich daran angrenzend der Schlachthof. Mit der Umstellung der Gasversorgung der Stadt Koblenz auf Erdgas 1970 war der Gasbehälter entbehrlich geworden. Nach seiner Demontage 1975 wurde ab den 80er Jahren der gesamte Moselbogen im Sinne eines zeitgenössischen Vorstellungen entsprechenden Büroparks erneuert. Alle zuvor bestehenden Anlagen wurden zu diesem Zweck abgerissen, abgesehen von der historischen Schlachthofhalle. Die Koblenzer Berufsfeuerwehr hat östlich des ehemaligen Landschaftsparks, von dem noch eine geringe Fläche übrig ist, auf dem Gelände ehemaliger Kohlenhalden ihren Standort.
  • Der Moselstausee selbst ist ein beliebtes Freizeitgelände für Ruderer und Segler. Als er im Februar 1963 bei wochenlangen Temperaturen unter -15°C zufror und in der Stadt die Wasserrohre platzten, war das Schlittschuhlaufen auf dem Eis für die Kinder eine ebenso große, seither nicht mehr wiederholbare Attraktion wie die Sicherstellung der Wasserversorgung für die Verantwortlichen der Energieversorgung eine singuläre Herausforderung war. Jenseits der Mosel-Staustufe (östlich) verläuft eine nach Peter Altmeier benannte Uferpromenade unter der Neuen Moselbrücke und Balduinbrücke hindurch bis nach Koblenz-Altstadt (Zielpunkt Deutsches Eck). Dem Rauental gegenüber am linken Moselufer liegen die Stadtteile Koblenz-Metternich und Koblenz-Lützel.
  • Die Bundesstraße 49 trennt die kommerziell genutzten Flächen im Moselbogen von den Wohngebieten des Rauentals. Verkehrsberuhigte Straßenzüge mit teilweise sanierungsbedürftigen Mehrfamilien-Mietshäusern, aber auch gepflegte Ein- und Zweifamilienhäuser mit kleinen Gärten prägen das Ortsbild. Selbstständige Handwerksbetriebe und kleine Geschäfte, die Mitte des 20.Jahrhunderts noch zur Infrastruktur gehörten, sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden. Gleiches gilt für eine großflächige Gärtnerei, die sich im Zentrum des Ortsteils befand. Einige tradierte Eckkneipen sind erhalten, andere in italienischer, griechischer oder türkischer Hand. Es gibt einen Kindergarten der Gemeinde St. Elisabeth und die nach Freiherr vom Stein benannte Grundschule in der gleichnamigen Straße.
  • Supermärkte, Einzelhandelsgeschäfte sowie kleine Dienstleistungsunternehmen konzentrieren sich auf der Moselweißer Straße, der Haupt-Durchgangsstraße am Südrand des Rauentals von der City nach Koblenz-Moselweiß; an dieser Straße liegt auch die Pfarrkirche St. Elisabeth. In den Straßenzügen südlich der Moselweißer Straße (angrenzend an den Stadtteil Koblenz-Goldgrube) sind per 2006 einige Umgestaltungen (Bau neuer Eigentumswohnungen) im Gange.
  • An der Grenze zum so genannten Verwaltungszentrum II von Koblenz-Moselweiß hat abseits der Bundesstraße 49 das BWB seinen Standort.

Kulturdenkmäler

  • Die Katholische Pfarrkirche St. Elisabeth, 1953 bis 1954 erbaut nach Plänen von Dominikus Böhm unter Mitwirkung seines Sohnes Gottfried Böhm, ist eine der bedeutendsten Kirchen der 1950er Jahre am Mittelrhein. Typisch für den Stil der Böhms ist das umlaufende Glas-Mosaik-Lichtband, das die Kirche an sonnigen Tagen so hell werden lässt, dass man ohne künstliches Licht auskommt. Im Innenraum waren über den vier Bankreihen sowie um den Altar herum ursprünglich 31 Opalglas-Leuchtpendel angebracht, die bei einer Renovierung 1998 durch Plexiglas ersetzt wurden. Diese Konstruktion sollte an trüben Tagen eine harmonische Ergänzung zum natürlichen Tageslicht und bei Gottesdiensten zu dunklen Zeiten für sich genommen eine kreative Lichtarchitektur darstellen.
  • Im Rauental befinden sich die Synagoge und der Jüdische Friedhof.
  • Die preußische Kaserne im Bereich der Stein- und Yorckstraße wurde in den 1890ern erbaut. Sie erhielt 1938 den Namen Boelcke-Kaserne. Seit 2000 befinden sich auf dem Gebiet Wohnungen, die Musik- und Volkshochschule.
  • Die Marktviehhalle des städtischen Schlachthofs wurde 1911 als freitragende Stahlbeton-Konstruktion erbaut. Der Mittelteil steht wegen dieser besonderen Bauweise seit 2002 unter Denkmalschutz und wurde zeitweise durch einen potenziellen Investor, der am Ende aber nicht zum Zuge kam, zu kulturellen Zwecken genutzt. Die Investorensuche für das sanierungsbedürftige Gebäude zog sich von 2006 bis 2008 hin und endete mit der Eröffnung einer HIT-Filiale im Oktober 2009. Diese Entscheidung war nicht unumstritten; Kritiker hätten lieber eine Fortführung der kulturellen Nutzung gesehen.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Koblenz-Rauental

Literatur

  • Wolfgang Schütz: Koblenzer Köpfe. Personen der Stadtgeschichte – Namensgeber für Straßen und Plätze. Verlag für Anzeigenblätter GmbH Mülheim-Kärlich, Hrsg.: Bernd Weber, 2005 (2. überarb. u. erw. Aufl.), 623 S., ISBN 224-0-00345-226-2
  • Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt
    • Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0876-X
    • Bd. 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993, ISBN 3-8062-1036-5

Weblinks

 Commons: Koblenz-Rauental – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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