Anethum graveolens

Anethum graveolens
 

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Dill
Dill (Anethum graveolens)

Dill (Anethum graveolens)

Systematik
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Dill (Anethum)
Art: Dill
Wissenschaftlicher Name
Anethum graveolens
L.
Illustration.

Der Dill (Anethum graveolens), auch Gurkenkraut, Kappernkraut, Däll, Till, Kümmerlingskraut oder Dillfenchel genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae, veraltet Umbelliferae). Diese Gewürz- und Heilpflanze stamme ursprünglich aus Zentralasien. In Österreich heißt dieses Gewürzkraut „die Dille“.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Dill ist eine sommerannuelle einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von meist 30 bis 75 Zentimeter, selten bis zu 120 Zentimeter erreicht. Die ganze Pflanze ist glatt und duftet stark aromatisch. Die Stängel wachsen aufrecht und verzweigen sich meist im oberen Abschnitt. Besonders die unteren Laubblätter sind drei- bis vierfach fiederschnittig, fein zerteilt in borstliche Abschnitte; die oberen Blätter sind weniger stark geteilt und kleiner. Nebenblätter fehlen.

Die großen Blütenstände sind tragblattlose, 15 bis 30-strahlige Doppeldolden, sie weisen einen Durchmesser von 5 bis 15 cm auf und enthalten zehn bis 25 Döldchen. Die Döldchen weisen einen Durchmesser von 3 bis 5 cm auf und enthalten 15 bis 25 Blüten. Die Blütenstiele sind 6 bis 10 mm lang. Die kleine Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen. Die fünf Kronblätter sind (dotter)gelb. Es ist nur ein Kreis mit fünf Staubblättern vorhanden. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen. Die zwei Griffel sind kurz. Die Blüte besitzt einen nektarabsondernden Diskus und wird von Insekten aller Art, besonders jedoch von Käfern bestäubt. Die Blütezeit reicht von Mai bis August.

Die eiförmigen, braunen, trockenen Spaltfrüchte sind 3 bis 5 mm lang und 2 bis 2,5 mm breit; sie zerfallen in zwei schmal geflügelte Teilfrüchtchen mit grau-weißen Längsrippen. Die Früchte reifen meist zwischen Juli und September. Als Flügelflieger werden sie über den Wind ausgebreitet, ferner bei Nässe auch als Adhäsionshafter.

Inhaltsstoffe

Dillkraut und -saat riecht angenehm gewürzhaft und schmeckt typisch dillartig-würzig. Wirksamer Bestandteil ist ätherisches Öl.

Dill enthält Ätherisches Öl (Frucht: Carvon, Limonen, Anethofuran, α- und β-Phellandren, Myrcen, α-Pinen, Carveol, Dihydrocarvon; Kraut: α- und β-Phellandren, Limonen, Anethofuran; Wurzel: Dillapiol, Apiol), fettes Öl (β-Sitosterol) und Spuren von Bergapten, den Cumarinen Scopoletin und Umbelliferon, weiterhin Aesculetin, Umbelliprenin, Kaffeesäure, Ferulasäure und Chlorogensäure, Vicenin.

Vorkommen

Die ursprüngliche Heimat des Dills wird in Süd-West-Asien und China vermutet. Man geht davon aus, dass er von dort etwa im 3. Jahrhundert nach Südeuropa gelangte und zur Zeit Kaiser Karls des Großen in Mitteleuropa heimisch wurde. Die Sorten dieser Art werden sowohl kommerziell als auch in Privatgärten angebaut. Von diesen kultivierten Standorten breitet sie sich leicht in die nähere Umgebung aus. Verwildert trifft man den Dill besonders auf Ruderalstandorten, wie z.B. Wegsäumen an. Es wird so früh wie möglich nach dem Abklingen der Winterfröste in humushaltigen Boden gesät. Ein sonniger Standort wird bevorzugt. Damit das ganze Jahr über Dillblättchen zur Verfügung stehen, nimmt man mehrere Folgesaaten vor. Die Würzkraft ist vor der Blüte am stärksten. Die Früchte (Dillsaat) erntet man kurz vor der Vollreife, wenn sie sich zu bräunen beginnen.

Geschichte

Bereits die Ägypter und Römer verwendeten den Dill, der im Mittelmeergebiet und Vorderasien heimisch ist, als Gewürz- und Heilpflanze. Er wird bereits im Papyrus Ebers aus Ägypten (1500 v. Chr.) erwähnt und römische Gladiatoren rieben sich vor Kämpfen ihre Körper mit Dillöl ein. In der Bibel wird Dill zusammen mit Minze und Kümmel erwähnt, als Jesus gegen die Pharisäer predigt, da sie den Zehnt von Dill, Minze und Kümmel verlangen (Mt 23,23 EU). Bereits im 1. Jahrhundert n.Chr. soll Dill nach Mittel- und Nordeuropa gelangt sein, zu Zeiten Karls des Großen gehörte er jedenfalls in jeden kaiserlichen Garten. Auch Hildegard von Bingen verwendete Dill und lobte ihn "zur Unterdrückung sinnlicher Triebe".

Doppeldolden von oben mit den gelben Blüten.
Getrocknete Doppeldolde mit Früchten.

Verwendung in der Küche

Als Gewürz wird der geschmacklich mit Anis und Kümmel verwandte Dill heute in ganz Europa verwendet, unter anderem zur Verfeinerung von Salaten, Saucen oder Fischgerichten, zur Herstellung von Kräuteressig oder für die Konservierung von Gemüse (eingelegte Gurken). Dabei werden sowohl die getrockneten Früchte als auch das frische oder getrocknete Kraut genutzt.

Die Verwendung als Küchengewürz ist regional sehr unterschiedlich. Dill ist das Würzkraut der Landesküchen Skandinaviens und des Baltikums. In der zentral- und osteuropäischen Küche spielt Dill ebenfalls eine sehr große Rolle. Ungarn ist der Haupterzeuger von Öl aus Dill (es wird in Medikamenten, Seifen, Reinigern und Gewürzen verwendet). In den romanischen Ländern ist Dill dagegen nahezu unbekannt.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

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Aufgrund seiner Wirkungen wird Dill aber auch als Heilpflanze verwendet. Der Dillsame als pharmazeutische Droge wird Fructus Anethi genannt. Die ätherischen Öle des Dills wirken appetitanregend, verdauungsfördernd, krampflösend und nervenberuhigend. Dill beugt Infektionen vor und stärkt das Immunsystem und wirkt bei Verdauungsstörungen wie Magenverstimmungen, Koliken und Blähungen.

Dill wird seit der Antike geschätzt. Die Ägypter zählten Dill bereits zu den Heilpflanzen und die Römer bekränzten sich bei ihren Gelagen mit Dill und gaben Dill in die Speisen, die den Gladiatoren gereicht wurden, weil man ihnen stärkende Wirkung zuschrieb. Die Griechen haben zur selben Zeit seine beruhigende Heilwirkung geschätzt und in den Klostergärten stand Dill, weil er angeblich die fleischlichen Begierden dämpft.

Im Mittelalter galt Dill im Wein als potenzminderndes Mittel, so war auch Jacobus Theodurus Tabernaemontanus der Meinung: "... / die so kinder zu zeugen begehren / und auch sonsten den ehelichen Werken ungeschickt sind / die sollen des Dills müßig gehen / und in ihren Speisen nicht gebrauchen / ... ."
Er pries ihn allerdings für den Küchengebrauch an: "Und ist zwar der das Dillkraut und sein Saamen noch heutigen Tags in unseren Küchen des Teuschlandes sehr gemein / und den Armen ein nützliche Würz. ... Mit dem Samen ... / so brauchen ihn auch die Weiber zum Kappiskraut / wann sie über das Jahr zu brauchen einsaltzen / ... / sondern er benimmt auch die Windigkeit / ... . ... In Suma unsere Weiber und Köch können des Dills in ihren Küchen keineswegs entbehren."
So empfiehlt Tabernaemontanus "... Den jenigen so dess Nachts mit schrecklichen Träumen geplagt werden / unrüwig schlafen / viel im Schlaf schnarchen / und bissweilen aufwischen und auss dem Bett springen / denen soll man frisches Dillkraut unter den Kopf legen."

Wer nicht unbedingt Dill im Bett haben möchte, kann sich aber aus Dillsamen auch Tee zubereiten – ein Teelöffel pro Tasse beruhigt die Nerven und fördert den Schlaf. Auf dem Land wird Dill auch für das Vieh verwendet. Hatte eine Kuh gekalbt, mischte man ihr in den ersten Trank Dill und Kümmel. Ein Tee aus Dill, Majoran und Kümmel soll helfen, wenn eine Kuh gebläht ist.

Dill im Aberglauben

Ein Sträußchen Dill über der Tür soll vor Menschen schützen, die einem etwas Böses wollen. Als Badezusatz soll Dill unwiderstehlich machen. Und wer als Braut sicherstellen möchte, dass Frau nach der Hochzeit daheim das Sagen hat, sollte sich etwas Dill und Senfkörner in die Brautschuhe legen und während der Trauung leise vor sich hin flüstern „Ich habe Senf und Dill, mein Mann muss tun, was ich will“. Im Volksglauben stand der Dill als „Samen des Merkur“ in dem Ruf, bösen Zauber zu verhindern und Dämonen abzuwehren. Neugeborene wurden mit Dill und Salz bestreut. In Schleswig war man überzeugt, dass es ratsam sei, als Abwehrzauber Dillsamen bei sich zu tragen. Zusätzlich sollte häusliches Unglück vermieden werden, wenn man Dillsamen in eine Schweinsblase füllte und diese dann fest verschnürt in ein gebohrtes Loch in einen der Eckständer des Hauses steckte. Auch in England wurde Dill gegen Verhexung gebraucht: "Vervain (Eisenkraut) and Dill hinders witches from their will." In Siebenbürgen wurde der Gebärenden ein Silberzwanziger und etwas Dillkraut ins Bett gelegt und sie sagte dann: "Ech laien af Sälver och Däll, Men Känd sol sen wä ech wäll!" Um vor Gericht recht zu behalten, steckt man in der Niederlausitz Haferstroh und Dill in die Schuhe, denn: "Vor Haberstroh und Dille Da schweigen die Gerichtsherren stille!"

Systematik

Es gibt eine Reihe von Synonymen: Anethum graveolens subsp. sowa (Roxburgh) N.F.Koren, Anethum sowa Roxburgh, Ferula marathrophylla W.G.Walpers, Peucedanum anethum Baillon, Peucedanum graveolens (L.) Hiern, Peucedanum sowa (Roxburgh) Kurz..

Siehe auch

Quellen

Weblinks

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