Limonen

Limonen
Strukturformel
(R)-Limonen.svg     (S)-Limonen.svg
(R)-(+)-Limonen und (S)-(–)-Limonen
Allgemeines
Name
  • (R)-(+)-Limonen und (S)-(–)-Limonen
  • D-(+)-Limonen und L-(–)-Limonen
Andere Namen
  • 1-Methyl-4-prop-1-en-2-ylcyclohexen
  • Carven
  • p-Mentha-1,8-dien
  • 1-Methyl-4-isopropenyl-1-cyclohexen
  • 1-Methyl-4-(1-methylethenyl)cyclohexen
  • 4-Isopropenyl-1-methylcylohexen
  • Dipenten
  • Kautschin
  • Cinen
  • Cajeputene
Summenformel C10H16
CAS-Nummer
  • 5989-27-5 [(R)-(+)-Limonen]
  • 5989-54-8 [(S)-(–)-Limonen]
  • 138-86-3 [Dipenten unspezifiziert]
  • 7705-14-8 [(±)-Limonen]
  • 6876-12-6 [ trans-1-Methyl-4-(methylvinyl)cyclohexen]
PubChem 440917
Kurzbeschreibung

farblose, brennbare Flüssigkeit, charakteristischer Geruch nach Zitronen [1]

Eigenschaften
Molare Masse 136,24 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

0,84 g·cm3 (α- und β-Form, 20 °C)[2]

Schmelzpunkt

−95,5 °C [1]

Siedepunkt

177,6 °C [1]

Dampfdruck

2 hPa (20 °C) [1]

Löslichkeit
  • wenig in Wasser [1]
Brechungsindex
  • 1,4720 [D-(+)-Limonen][2]
  • 1,4717 [L-(–)-Limonen][2]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [3]
02 – Leicht-/Hochentzündlich 07 – Achtung 09 – Umweltgefährlich

Achtung

H- und P-Sätze H: 226-315-317-410
EUH: keine EUH-Sätze
P: 210-​273-​280-​302+352 [1]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung aus RL 67/548/EWG, Anh. I [3]
Reizend Umweltgefährlich
Reizend Umwelt-
gefährlich
(Xi) (N)
R- und S-Sätze R: 10-38-43-50/53
S: (2)-24-37-60-61
MAK

20 ml·m−3 bzw. 110 mg·m−3 für D-Limonen[1]

LD50

4400 mg·kg−1 (Ratte, peroral) [4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Limonen [limoˈneːn] ist ein Naturstoff aus der Gruppe der Terpene (monocyclisches Monoterpen). Es gibt zwei Enantiomere, das (R)-(+)-Limonen (auch als D-(+)-Limonen oder kurz (+)-Limonen bezeichnet) sowie das (S)-(–)-Limonen (auch als L-(–)-Limonen oder kurz (–)-Limonen bezeichnet). Das Racemat der beiden Enantiomere wird auch Dipenten genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Es wurde erstmals 1878 von Gustave Bouchardat durch Erhitzen von Isopren hergestellt.

Zitronenöl enthält ca. 65% (R)-(+)-Limonen.
Baldrian enthält (S)-(–)-Limonen.

Vorkommen

Limonen ist das in Pflanzen am häufigsten vorkommende Monoterpen. (R)-(+)-Limonen ist vor allem in Pomeranzenschalenöl, in Kümmelöl, in Dillöl, in Korianderöl, in Zitronenöl (ca. 65%[5]) und in Orangenöl (meist >90%[5]) enthalten. Es weist einen orangenartigen Geruch auf. Dagegen ist (S)-(–)-Limonen in Edeltannen- und in Pfefferminzöl enthalten und riecht nach Terpentin. Das racemische Limonen kommt unter anderem im Kienöl, im sibirischen Fichtennadelöl, Neroliöl, Muskatnussöl und Campheröl vor.

Gewinnung/Darstellung

Limonen wird in erster Linie durch Naturstoffextraktion gewonnen. (R)-(+)-Limonen fällt in großen Mengen als Nebenprodukt bei der Orangensaftproduktion an. (S)-(–)-Limonen wird in verhältnismäßig kleinen Mengen aus den entsprechenden Ölen extrahiert. Das racemische Limonen fällt als Nebenprodukt bei der säurekatalysierten Isomerisierung von α- und β-Pinen an.

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Der spezifische Drehwinkel beträgt [α]20D + 126,3° [(R)-Limonen] bzw. –126,3° [(S)-Limonen].

Chemische Eigenschaften

Limonen ist licht-, luft-, wärme-, alkali- und säureempfindlich und autoxidiert zu Carvon.

Durch zwei aufeinander folgende Reaktionen mit Sauerstoff und Kohlendioxid entsteht Polylimonencarbonat, ein Stoff mit Polystyrol-ähnlichen Eigenschaften. Es ist Ausgangsstoff zur Synthese des β-Selinen, wobei es im ersten Schritt mit Diboran reagiert und dann mit Wasserstoffperoxid oxidiert wird.

Verwendung

Traditionell wird Limonen als preiswerter Duftstoff eingesetzt.[6] Heute wird es vorwiegend als biogenes Lösungsmittel verwendet und dient als Reiniger und Verdünnungsmittel, beispielsweise in der Lackindustrie.

Das gramnegative Bakterium Pseudomonas putida DSM 12264 vermag (R)-(+)-Limonen regioselektiv zur (R)-(+)-Perillasäure zu oxidieren, einem natürlichen Konservierungsmittel für Kosmetika.[7] Die biotechnologische Herstellung von (R)-(+)-Perillasäure aus (R)-(+)-Limonen im Labormaßstab wurde im Jahr 2010 verbessert. Der entwickelte Bioprozess stellt eine vielversprechende Option für eine industrielle Anwendung dar.[8]

Das (R)-(+)-Limonen wird als pflanzliches Insektizid verwendet.

Auch dient es seit neuestem als Ausgangsstoff für die Synthese von Dronabinol (synthetischem THC).[9]

Biologische Bedeutung

Beim Metabolismus des Limonens entsteht hauptsächlich Perillinsäure, Dihydroperillinsäure, Limonen-1,2-diol und Uroterpenol. Limonen wirkt reizend. Seine Oxidationsprodukte (R)-(–)-Carvon und mehrere Isomere des Limonenoxid, die aus Limonen an der Luft entstehen, sind allergieauslösend.[10]

Sicherheitshinweise

Der Flammpunkt von (R)-(+)-Limonen liegt bei 48 °C, die Zündtemperatur bei 237 °C. Da (S)-(–)-Limonen ein Enantiomer des (R)-(+)-Limonens ist, gelten diese Angaben auch für das (S)-(–)-Limonen. (R)-(+)-Limonen wurde als für den Menschen nicht karzinogen eingestuft [11].

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Eintrag zu Dipenten in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 30. September 2008 (JavaScript erforderlich).
  2. a b c R. T. O'Connor, L. A. Goldblatt: Correlation of Ultraviolet and Infrared Spectra of Terpene Hydrocarbons, in: Anal. Chem. 1954, 26, 1726–1737; doi:10.1021/ac60095a014.
  3. a b Eintrag zu CAS-Nr. 138-86-3 im European chemical Substances Information System ESIS (ergänzender Eintrag)
  4. (R)-(+)-Limonen bei ChemIDplus
  5. a b Römpp CD 2006, Georg Thieme Verlag 2006.
  6. Juliane Daphi-Weber, Heike Raddatz, Rainer Müller: Untersuchung von Riechstoffen – Kontrollierte Düfte, S. 94−95, in Band V der Reihe HighChem hautnah – Aktuelles aus der Lebensmittelchemie (Herausgegeben von der Gesellschaft Deutscher Chemiker) 2010, ISBN 978-3-936028-64-5.
  7. Ruben Eckermann: Mit Bakterien gegen Bakterien, Nachrichten aus der Chemie 59 (2011) 619−620.
  8. M. A. Mirata et al.: Integrierte Bioproduktion und selektive Aufreinigung von Perillasäure, Chemie Ingenieur Technik 82 (2010) S. 101−109.
  9. ApSimon: "The Total Synthesis of Natural Products" Vol. 4 John Wiley & Sons, New York Chichester Brisbane Toronto, S. 233.
  10. A.T. Karlberg et al. (1992): Air oxidation of d-limonene (the citrus solvent) creates potent allergens. In: Contact Dermatitis. Bd. 26, S. 332-340, PMID 1395597.
  11. Eintrag zur R(+)-Limonen in der Hazardous Substances Data Bank im TOXNET der National Library of Medicine, USA. Abgerufen am 3. März 2010.

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