- Angelica Adelstein-Rozeanu
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Angelica Rozeanu (Geburtsname Adelstein; * 15. Oktober 1921 in Bukarest, Rumänien; † 21. Februar 2006 in Haifa, Israel) war eine rumänische Sportlerin. Sie ist mit 17 WM-Titeln bis heute die erfolgreichste Tischtennisspielerin der Welt (2006). Sie gewann sechsmal die Weltmeisterschaft im Einzel und ist seit 1955 die bisher letzte Europäerin, die den WM-Titel im Damen-Einzel gewonnen hat.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Angelica Adelstein wurde 1921 in Bukarest in einer jüdischen Familie geboren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges heiratete sie 1945 Lulu Rozeanu, im selben Jahr wurde ihre Tochter Mihaela (Miki) geboren. Die Ehe wurde Ende der 1950er Jahre geschieden. Sie verstarb 2006 an den Folgen einer Lebererkrankung.
Sport
Mit 9 Jahren begann sie Tischtennis zu spielen. Sie war Abwehrspielerin.[1] Bereits als 15-Jährige wurde sie 1936 erstmals rumänische Meisterin. In der Folge gewann sie alle nationalen rumänischen Meisterschaften bis einschließlich 1957 (1940–1945 wurden diese wegen des Krieges nicht veranstaltet).
1937 nahm sie erstmals an einer Weltmeisterschaft teil und belegte im Mixed den 3. Rang. 1938 verbot ihr die faschistisch eingestellte rumänische Regierung die Teilnahme an der WM in London. 1950 wurde sie in Budapest Weltmeisterin im Einzel. Es war das erste Mal, dass eine rumänische Sportlerin in irgendeiner Sportart die Weltmeisterschaft gewann. Diesen Titel verteidigte sie bei den folgenden Weltmeisterschaften noch fünfmal hintereinander. Daneben gewann sie die Goldmedaille noch dreimal im Doppel, dreimal im Mixed und fünfmal mit der rumänischen Damenmannschaft. Die erfolgreichste WM war 1953, als sie in allen Wettbewerben die Goldmedaille holte. Im gleichen Jahr schlug sie in einem offiziellen Turnier Heinz Schneider.[2] Angelica Adelstein gewann 1955 in Utrecht als letzte Europäerin die Weltmeisterschaft im Einzel, danach dominierten asiatische Spielerinnen.
Von 1950 bis 1960 war sie Vorsitzende des rumänischen Tischtennisverbandes.
1957 wurde ihre Karriere unterbrochen. Ein antisemitisch eingestellter Funktionär des rumänischen Tischtennisverbandes betrieb den Ausschluss jüdischer Sportler aus dem Verband. Angelica war inzwischen mit Lou Rozeanu verheiratet und hieß Angelica Rozeanu. 1959 ließ sie sich scheiden. Ihr Ehemann emigrierte im Februar 1960 nach Israel, aber sie folgte ihm noch nicht. Einige Zeit später wurde der antisemitische Funktionär abgesetzt, und Angelica begann wieder mit dem Turniersport. 1960 gewann sie 3 Turniere in Russland, die Europameisterschaft im Doppel sowie die Internationalen jugoslawischen Meisterschaften. Im August dieses Jahres zog sie auf dem Umweg über Wien[3] mit ihrer 14jährigen Tochter Mihaela nach Israel, wo sie bis 1969 mit ihrem früheren Ehemann zusammenlebte. Hier war sie weiter aktiv und gewann 1961 die 6. Makkabiade (manchmal auch Jüdische Olympiade genannt) in Tel Aviv. Von 1960 bis 1962 gewann sie dreimal die israelische Meisterschaft.
1969 heiratete sie den aus Polen stammenden Dr. Eliezer Lopacki († 1979).
Auszeichnungen
1954 wurde Angelica Rozeanu für ihre Verdienste als Vorsitzende des TT-Verbandes der Titel „Verdienter Meister“ verliehen, die höchste Auszeichnung im rumänischen Sport. Viermal erhielt sie von Rumänien die (kommunistische) Ehrung „Orden der Arbeit“. Seit 1981 ist sie Mitglied der Hall of Fame des jüdischen Sportes, 1995 wurde sie in die ITTF Hall of Fame aufgenommen. Am 6. September 2001 wurde sie Ehrenbürgerin der Stadt Haifa.
Erfolge
- Teilnahme an Weltmeisterschaften
- 1937 in Baden: 3. Platz Mixed (mit Géza Erős)
- 1939 in Kairo: 2. Platz Doppel (mit Sára Szász-Kolozsvári), 3. Platz mit dem rumänischen Team
- 1948 in London: 3. Platz Einzel, 4. Platz Mixed (mit Richard Bergmann), 3. Platz mit dem rumänischen Team
- 1950 in Budapest: 1. Platz Einzel, 2. Platz Doppel (mit Gizella Farkas, HUN), 3. Platz Mixed (mit Ivan Andreadis), 1. Platz mit dem rumän. Team
- 1951 in Wien: 1. Platz Einzel, 2. Platz Doppel (mit Sára Szász-Kolozsvári), 1. Platz Mixed (mit Bohumil Váňa, TCH), 1. Platz mit dem rumän. Team
- 1952 in Bombay: 1. Platz Einzel, 1. Platz Mixed (mit Ferenc Sidó, HUN), 2. Platz mit dem rumän. Team
- 1953 in Bukarest: 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit Gizella Farkas, HUN), 1. Platz Mixed (mit Ferenc Sidó, HUN), 1. Platz mit dem rumän. Team
- 1954 in London: 1. Platz Einzel, 3. Platz Doppel (mit Gizella Farkas, HUN)
- 1955 in Utrecht: 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit Ella Zeller-Constantinescu), 1. Platz mit dem rumänischen Team
- 1956 in Tokio: 1. Platz Doppel (mit Ella Zeller-Constantinescu), 1. Platz mit dem rumänischen Team
- 1957 in Stockholm: 3. Platz Doppel (mit Helen Elliot, SCO), 2. Platz mit dem rumänischen Team
- Teilnahme an Europameisterschaften
- 1958 in Budapest: 3. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit Ella Zeller-Constantinescu), 2. Platz mit Team
- 1960 in Zagreb: 1. Platz Doppel (mit Maria Alexandru), 3. Platz mit Team
- Nationale rumänische Meisterschaften
- 1936–1939: 1. Platz Einzel
- 1941–1957: 1. Platz Einzel
- Ungarische Meisterschaften
- 1954: 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit Gizella Farkas)
- Internationale Turniere
- 1954 Schweden: 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit Ella Zeller-Constantinescu)
- 1955 Schweden: 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit Ella Zeller-Constantinescu)
- 1957 Schweden: 2. Platz Doppel (mit Ella Zeller-Constantinescu), 2. Platz Mixed (mit Tiberiu Harasztosi)
Ergebnisse aus der ITTF-Datenbank
Verband Turnier Jahr Ort Land Einzel Doppel Mixed Team ROU Europameisterschaft 1960 Zagreb YUG Gold Silber ROU Europameisterschaft 1958 Budapest HUN Halbfinale Gold Halbfinale 2 ROU Weltmeisterschaft 1957 Stockholm SWE Viertelfinale Halbfinale Viertelfinale 2 ROU Weltmeisterschaft 1956 Tokio JPN letzte 32 Gold letzte 16 1 ROU Weltmeisterschaft 1955 Utrecht NED Gold Gold letzte 64 1 ROU Weltmeisterschaft 1954 Wembley ENG Gold Halbfinale letzte 64 4 ROU Weltmeisterschaft 1953 Bukarest ROU Gold Gold Gold 1 ROU Weltmeisterschaft 1952 Bombay IND Gold Viertelfinale Gold 2 ROU Weltmeisterschaft 1951 Wien AUT Gold Silber Gold 1 ROU Weltmeisterschaft 1950 Budapest HUN Gold Silber Halbfinale 1 ROU Weltmeisterschaft 1948 Wembley ENG Halbfinale Viertelfinale Halbfinale 3 ROU Weltmeisterschaft 1939 Kairo EGY Viertelfinale Silber letzte 16 3 ROU Weltmeisterschaft 1937 Baden AUT letzte 16 Qual Halbfinale 7 ROU Weltmeisterschaft 1936 Prag TCH letzte 32 keine Teiln. letzte 16 Literatur
- Robert Slater: Great Jews Sport, Jonathan David Publishers Inc 2004, ISBN 0824604539, 9780824604530, Seite 239-240 (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ Zeitschrift DTS, 1998/9 S.5
- ↑ Zeitschrift DTS, 1953/3 S.6
- ↑ Zeitschrift DTS, 1960/16 Ausgabe west S.1
- ↑ ITTF-Statistik (abgerufen am 2. September 2011)
Weblinks
- Biographie auf jewishsports.net (englisch)
- “Table tennis great Angelica Rozeanu of Romania dies at age 84” (englisch)
- Nachruf „Angelica Rozeanu (1921–2006)“
Tischtennisweltmeisterin im Damen-Einzel1926: Mária Mednyánszky | 1928: Mária Mednyánszky | 1929: Mária Mednyánszky | 1930: Mária Mednyánszky | 1931: Mária Mednyánszky | 1932: Anna Sipos | 1933: Anna Sipos | 1934: Marie Kettnerová | 1935: Marie Kettnerová | 1936: Ruth Hughes Aarons | 1937: vakant | 1938: Trude Pritzi | 1939: Vlasta Depetrisová | 1947: Gizella Lantos-Gervai-Farkas | 1948: Gizella Lantos-Gervai-Farkas | 1949: Gizella Lantos-Gervai-Farkas | 1950: Angelica Adelstein-Rozeanu | 1951: Angelica Adelstein-Rozeanu | 1952: Angelica Adelstein-Rozeanu | 1953: Angelica Adelstein-Rozeanu | 1954: Angelica Adelstein-Rozeanu | 1955: Angelica Adelstein-Rozeanu | 1956: Tomi Ōkawa | 1957: Fujie Eguchi | 1959: Kimiyo Matsuzaki | 1961: Qiu Zhonghui | 1963: Kimiyo Matsuzaki | 1965: Naoko Fukazu | 1967: Sachiko Morisawa | 1969: Toshiko Kowada | 1971: Lin Huiqing | 1973: Hu Yulan | 1975: Yung Sun-pak | 1977: Yung Sun-pak | 1979: Ge Xinai | 1981: Tong Ling | 1983: Cao Yanhua | 1985: Cao Yanhua | 1987: He Zhili | 1989: Qiao Hong | 1991: Deng Yaping | 1993: Hyun Jung-hwa | 1995: Deng Yaping | 1997: Deng Yaping | 1999: Wang Nan | 2001: Wang Nan | 2003: Wang Nan | 2005: Zhang Yining | 2007: Guo Yue | 2009: Zhang Yining | 2011: Ding Ning
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