Tischtennisweltmeisterschaft 1955

Tischtennisweltmeisterschaft 1955

Die 22. Tischtennis-Weltmeisterschaft fand vom 16. bis 24. April 1955 in Utrecht (Niederlande) statt. Spielstätte war die Bernhard-Hall auf dem Messegelände.

Inhaltsverzeichnis

Spielmodus

Die 32 Herrenteams wurden in 4 Gruppen mit je acht Mannschaften gelost. Die 22 Damenteams wurden auf zwei Siebener- und eine Achtergruppe aufgeteilt. In allen Gruppen spielte Jeder gegen Jeden. Nur der Gruppenerste kam in die Endrunde

Abschneiden der Deutschen

Mannschaftswettbewerb Herren

Die deutsche Mannschaft trat in Gruppe IV an. Sie siegte gegen das Saarland, Libanon, Wales und die Schweiz jeweils mit 5:0 sowie gegen Spanien mit 5:1. Dazu kommen zwei 5:3-Niederlagen gegen Rumänien und gegen England. Dies bedeutete Platz drei und insgesamt Platz 9. Als Folge wurde Deutschland vom Weltverband ITTF von Leistungskategorie II in Kategorie I hochgestuft.

Die Mannschaft des Saarlandes spielte ebenfalls in Gruppe IV. Sie gewann nur gegen den Libanon mit 5:4 und belegte den vorletzten Platz.

Mannschaftswettbewerb Damen

Die deutschen Damen setzten sich in Gruppe drei gegen die Schweiz (3:2) und gegen Italien (3:1) durch. Die restlichen Spiele gingen verloren: England (0:3), USA (0:3), Wales (2:3), Österreich (1:3) und Schweden (1:3). Dies langte zu Platz sechs und insgesamt zu Platz 16. Wegen dieser Platzierung stufte die ITTF Deutschlands Damen in Kategorie II zurück.

Das Saarland spielte in Gruppe II. Wie die Herren kamen die Damen auf den vorletzten Platz. Dem Sieg über Irland mit 3:2 standen 0:3 Niederlagen gegen Japan, Frankreich, CSR und die Niederlande sowie eine 1:3 Niederlage gegen Ägypten gegenüber.

Herreneinzel

Der Ostdeutsche Oskar Frank scheiterte in der Qualifikationsrunde trotz der Siege über H. Westerink (Niederlande) und Walter Spruyt (Belgien) wegen der Niederlage gegen Christian Awart (Österreich). Auch Lothar Pleuse überstand nicht die Qualifikationsrunde. Er besiegte Peters (Niederlande) und Van Gelder (Belgien), nicht aber Wout Heemskerk (Niederlande). Danach trat er in der Trostrunde an, wo er nach Siegen über Roland (Belgien), Guy Delabarre (Belgien)und Stig Nasström (Schweden) gegen Bo Malmquist (Schweden) ausschied. Horst Jung (Bonn) verlor in der Eingangsrunde gegen Curt Osterholm (Schweden). Hans Rockmeier setzte sich gegen Lennart Johannsson (Schweden) durch, nicht aber gegen den Australier Arden Robinson.

Josef Seiz überzeugte trotz seiner Niederlage gegen den starken Mai Van Hoa (Südvietnam). In der Trostrunde gewann er gegen J. Tarrago (Spanien), Roger Cardos (Belgien) und Mogens Nicolajsen (Dänemark) und unterlag dann dem Schweden Bo Malmquist. Kurt Seifert kam gegen Khadiga Abou Heif Rifaat (Ägypten) eine Runde weiter, wo er gegen Brian Merrett (England) ausschied. Zwei Runden überstand Günter Matthias gegen André Steckler (Schweiz) und Willie Van Zoelen (Niederlande), ehe er gegen Toma Reiter (Rumänien) verlor.

Leopold Holusek kam bis in die vierte Runde, indem er Moustapha Nasr (Ägypten), Mikhail Karaneshev (Bulgarien) und Laszlo Varkony (Ungarn) bezwang. Dann war jedoch der spätere Weltmeister Toshiaki Tanaka zu stark. Genauso weit brachte es Heinz Schneider, der gegen Aubrey Simons (England) und Karl Wegrath (Österreich) gewann und in Runde zwei kampflos weiterkam. In der vierten Runde unterlag er dem Rumänen Matei Gantner. Der Hoffnungsträger Conny Freundorfer enttäuschte, als er nach den Siegen gegen Fawzi El-Abrashi (Ägypten) gegen den Franzosen Stephen Cafiero verlor.

Willi Trautmann (Saarland) verlor in der ersten Runde gegen Stephen Cafiero (Frankreich).

Dameneinzel

Renate Kohn schied bereits in der Qualifikationsrunde gegen Elsie Carrington (England) aus. Uschi Fiedler überstand die Qualifikation durch Siege über Claudine Collingnon (Belgien), Maria Janssens (Belgien) und Margo van Wijk (Niederlande). Dann unterlag sie in der ersten Runde der Ägypterin Fawika El-Shayati. Ebenfalls Endstation war in Runde eins für Hannelore Schlaf gegen Margaret Fry (England) und Annegret Thöle gegen Hana Vyhnanovska (CSR).

Die zweite Runde erreichten zwei deutsche Spielerinnen. Hannelore Hanft setzte sich gegen Gisele Jeannotin (Frankreich) durch. Danach verlor sie gegen die Niederländerin Nel Groot. Hilde Kraska gewann gegen Margita Covic (Jugoslawien) und unterlag Fujie Eguchi (Japan).

Herrendoppel

Am weitesten kam das Doppel Freundorfer/Rockmeier. Nach Siegen über Jean-Louis Mathieu/Maurice Genton (Frankreich), ein spanisches Doppel und Bernhard Bukiet/Erwin Klein (USA) hatten sie das Viertelfinale erreicht. Hier verloren sie mit 0:3 gegen die späteren Weltmeister Ivan Andreadis/Ladislav Štípek (CSR).

Zwei Runden weiter kamen Seifert/Jung, indem sie Harry Hirschkowitz/Robert Gusikoff (USA) und ein Doppel aus Vietnam ausschalteten. Die späteren Gewinner der Bronzemedaille Ichiro Ogimura/Yoshio Tomita (Japan) waren zu stark. Holusek/Seiz gewannen gegen Fernando Olazzari de Castro/Alberto Kurdoglian (Brasilien) und verloren dann gegen Alex Ehrlich/Raoul Bedoc (Frankreich) mit 2:3. Das ostdeutsche Doppel Matthias/Pleuse bezwangen Roger Cardos/Jean Ventat (Belgien) und scheiterten dann an Fawzi El-Abrashy/Mohammed El-Ashmawy (Ägypten). Auch Schneider/Frank erreichten die zweite Runde gegen K. Gustafsson/Tony Larsson (Schweden), wo sie gegen Richard Miles/John Somael (USA) verloren.

Das Saarländer Doppel Willi Trautmann/Werner Weiß kam gegen Henny Grijzenhout/Pit Weel (Niederlande) eine Runde weiter und verloren dann gegen die späteren Weltmeister Ivan Andreadis/Ladislav Štípek (CSR).

Damendoppel

Am erfolgreichsten waren Schlaf/Fiedler, die unter die letzten 16 kamen. Sie warfen Leah Neuberger/Pauline Robinson (USA) und Mina Ulrich/Gisele Jeannotin (Schweiz/Frankreich) aus dem Rennen und verloren danach gegen Ermelinde Wertl/Ann Haydon (Österreich/England).

Direkt in der ersten Runde schieden Kraska/Thöle (gegen Diane Rowe/Rosalind Rowe, England) und Hanft/Kohn (gegen Fujie Eguchi/Kiiko Watanabe, Japan) aus.

Mixed

Alle drei deutschen Paare, die zunächst in der Qualifikationsrunde antreten mussten, konnten sich hier behaupten:

  • Seiz/Thöle gewannen in der Qualifikationsrunde gegen Galal El-Refaaie/Fahmy (Ägypten) und J. Giltenan/Mary Wilson (Irland), besiegten danach in Runde eins Jan Scheffer/Annie Dinkelmann (Niederlande) und unterlagen in der Runde der letzten 64 den Österreichern Karl Wegrath/Friederike Lauber (Österreich).
  • Bereits in Runde eins waren Holusek/Kraska gegen die Österreicher Karl Wegrath/Friederike Lauber ausgeschieden.
  • Für Freundorfer/Schlaf war bereits in Runde eins das Doppel Ichiro Ogimura/Kiiko Watanabe (Japan) Endstation.
  • Schneider/Hanft gewannen gegen Günter Hoffmann/Eva Graf (Saarland), unterlagen dann aber Toshiaki Tanaka/Shizuki Narahara (Japan)
  • Pleuse/Kohn besiegten in der Qualifikationsrunde André Steckler/Margo Van Wijk (Schweiz/Niederlande) und Peter Pudney/Jean Mackay (England), schieden danach jedoch gegen Vilim Harangozo/Gertrude Pritzi (Japan/Österreich) aus.
  • Rockmeier/Fiedler erreichten durch einen Sieg über Mohammed El-Ashmawy/Shiati (Ägypten), Sturani/Bregante (Italien) die nächste Runde, wo sie gegen René Roothooft/Christiane Watel (Frankreich) verloren.

Die Saarländer Willi Trautmann/Helga Naumann verloren gegen Helmut Jespersen/Gudrun Kahns (Däenemark).

Wissenswertes

  • Nochmals (und auch zum letzten Mal) trat das Saarland mit einer eigenen Mannschaft an. Sie wurde von Tibor Harangozo (Jugoslawien) betreut.
  • Deutschland trat mit einer gesamtdeutschen Mannschaft an.
  • Das Finale im Herren-Einzel zwischen Toshiaki Tanaka und Žarko Dolinar dauerte ca. 14 Minuten. Es war das bis dahin kürzeste Endspiel bei einer Tischtennis-WM.
  • Im Doppel Ivan Andreadis/Ladislav Štípek gegen Ichiro Ogimura/Yoshio Tomita endete ein Satz erst bei 33:31.
  • Der höchste Satzgewinn gelang dem Doppel Ichiro Ogimura/Yoshio Tomita gegen Stephen Cafiero/Jean-Claude Sala (Frankreich) mit 21:1.
  • Mit 58 Minuten dauerte das Spiel Ermelinde Wertl gegen Éva Kóczián am längsten.
  • Mit Angelica Adelstein-Rozeanu gewinnt zum letzten Mal (Stand 2004) eine Spielerin aus Europa die Goldmedaille im Einzel. Es ist bereits ihr 7. Einzeltitel.
  • Der zweifache Weltmeister Bohumil Vana verabschiedet sich von der internationalen Bühne.
  • Vilim Harangozo, der Deutschland 1969 in München als Trainer zur Silbermedaille führen sollte, belegt zusammen mit Žarko Dolinar den zweiten Platz im Herrendoppel.
  • Pakistan meldete die Aufstellung seiner Herrenmannschaft zu spät. Daher durfte diese nicht antreten.
  • Die niederländische Post verwendet einen Sonderstempel und für Einschreibebriefe einen Sondereinschreibezettel.

ITTF-Kongress

  • Auf dem Kongress des Weltverbandes ITTF beantragte Belgien, den Schwammbelag des Tischtennisschlägers zu verbieten. Der Antrag wurde mit 37:21 Stimmen abgelehnt.
  • Es wurde diskutiert, ob die Mittellinie des Tisches wegfallen soll und bei Doppeln die Aufschläge auf eine beliebige Seite geschlagen werden dürfen.[1]
  • Die Weltmeisterschaft 1956 wurde nach Tokio vergeben.
  • Der DTTB-Präsident Karl-Heinz Eckardt wurde in den ITTF-Materialausschuss, in das Komitee für Geschäftsordnung und in die technische Kommission für Weltmeisterschaften gewählt.

Ergebnisse

Folgende Deutsche nahmen nur an den Individualwettbewerben teil:

Wettbewerb Rang Sieger
Mannschaft Herren 1. Japan (Toshiaki Tanaka, Yoshio Tomita, Kichii Tamasu, Ichiro Ogimura)
2. CSR (Ladislav Štípek, Václav Tereba, Ivan Andreadis, Bohumil Vana, Ludvík Vyhnanovský)
3. England (Brian Kennedy, Alan Rhodes, Johnny Leach, Richard Bergmann, Brian Merrett)
3. Ungarn (Laszlo Földy, Kalman Szepesi, József Kóczián, Jozsef Somogyi, Ferenc Sidó)
9. Deutschland (Conny Freundorfer, Leopold Holusek, Günter Matthias, Heinz Schneider, Josef Seiz)
13. Österreich (Christian Awart, Heinrich Bednar, Emil Binder, Heribert Just, Karl Wegrath)
13. Schweiz (Marcel Meyer des Stadelhofen, Edy Rosner, André Steckler, Hugo Urchetti)
25. Saarland (Günter Hoffmann, Willi Trautmann, Werner Weiß; Hans Krämer (non-playing-captain)
Mannschaft Damen 1. Rumänien (Angelica Adelstein-Rozeanu, Sari Szasz-Kolosvary, Ella Zeller-Constantinescu)
2. Japan (Fujie Eguchi, Shizuki Narahara, Kiiko Watanabe, Yoshiko Tanaka)
3. England (Jean Winn, Rosalind Rowe, Ann Haydon, Diane Rowe)
4. Österreich (Gertrude Pritzi, Ermelinde Wertl, Friederike Scharfegger-Lauber)
16. Deutschland (Hannelore Hanft, Hilde Kraska, Hannelore Schlaf)
16. Saarland (Eva Graf, Helga Herresthal, Helga Naumann)
19. Schweiz (Monique Jaquet, Rausine Maunoir, Mina Ulrich)
Herren Einzel 1. Toshiaki Tanaka – JPN
2. Žarko Dolinar – YUG
3. Ferenc Sidó – HUN
3. Stephen Cafiero – FRA
Damen Einzel 1. Angelica Adelstein-Rozeanu – ROM
2. Ermelinde Wertl – AUT
3. Éva Kóczián – HUN
3. Kiiko Watanabe – JPN
Herren Doppel 1. Ivan Andreadis/Ladislav Štípek – TCH
2. Vilim Harangozo/Žarko Dolinar – YUG
3. Ichiro Ogimura/Yoshio Tomita – JPN
3. József Kóczián/Ferenc Sidó – HUN
Damen Doppel 1. Angelica Adelstein-Rozeanu/Ella Zeller-Constantinescu – ROM
2. Diane Rowe/Rosalind Rowe – ENG
3. Fujie Eguchi/Kiiko Watanabe – JPN
3. Yoshiko Tanaka/Shizuki Narahara – JPN
Mixed 1. Kalman Szepesi/Éva Kóczián – HUN
2. Aubrey Simons – ENG/Helen Elliot – SCO
3. Toshiaki Tanaka/Shizuki Narahara – JPN
3. Ladislav Štípek/Eliska Krejcova-Furstova – TCH

Literatur

  • Berichte: Zeitschrift DTS, 1955/9 + 1955/10
  • Nachbetrachtung von Jupp Schlaf, Zeitschrift DTS, 1955/11 S.3-4 +DTS 1955/12 S.4
  • Pressespiegel, Zeitschrift DTS, 1955/12 S.13-14

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zeitschrift DTS, 1955/12 S.5



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