Küngoldingen

Küngoldingen
Oftringen
Wappen von Oftringen
Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Zofingen
BFS-Nr.: 4280Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 4665
UN/LOCODE: CH OFT
Koordinaten: (636669 / 240602)47.3152717.923613419Koordinaten: 47° 18′ 55″ N, 7° 55′ 25″ O; CH1903: (636669 / 240602)
Höhe: 419 m ü. M.
Fläche: 12.87 km²
Einwohner: 11'782
(31. Dezember 2008)[1]
Website: www.oftringen.ch
Karte
Karte von Oftringen

Oftringen (schweizerdeutsch: Oftrige) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Zofingen im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im Wiggertal und grenzt an den Kanton Solothurn. Bezüglich der Einwohnerzahl ist sie die fünftgrösste Gemeinde des Kantons.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Gemeinde erstreckt sich über den östlichen Teil der flachen Wigger-Ebene. Sie besitzt kein eigentliches Zentrum, sondern ist eine Streusiedlung. Die Ortsteile nördlich der Autobahn sind mit Aarburg zusammengewachsen. Der Ortsteil Kreuzstrasse entstand am Schnittpunkt der wichtigsten Hauptstrassen der Schweiz (Zürich-Bern bzw. Basel-Luzern). Nördlich davon liegt der Ortsteil Schwarzhoor am Fusse des steil aufragenden Engelbergs (691 m ü. M.), der die natürliche Grenze zum Aaretal zwischen Olten und Aarau bildet.

Südlich der Autobahn ist ein zweiter Siedlungsschwerpunkt mit der Ortschaft Küngoldingen (Ortsteile Bühnenberg, Ruhbank) und dem Ortsteil Wirtshüsli entstanden. Deren Bebauung ist mit jener Zofingens zusammengewachsen, auch sind die Küngoldinger eher Zofingen zu orientiert. Der südöstliche Teil des Gemeindegebiets besteht aus einer erhöht liegenden Ebene, die halbkreisförmig von flachen bis mittelsteilen Hügeln umgeben ist. Der höchste Punkt dieser Hügelkette ist die Hochwacht (654 m ü. M.).

Die Wigger bildet die südwestliche Gemeindegrenze. Parallel dazu, etwa dreihundert Meter weiter östlich, fliesst durch Kreuzstrasse der Aarburger Mühletych. Dabei handelt es sich um künstlichen Seitenarm, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts angelegt wurde; er diente zum Antreiben von Mühlrädern, einige Jahrhunderte später als Wasserkraftlieferant für die Industrie.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 1287 Hektaren, davon sind 452 Hektaren bewaldet und 344 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 664 Metern auf dem Säli, einem Teil der Engelberg-Kette, die tiefste Stelle liegt auf 405 Metern an der Wigger.

Nachbargemeinden sind Safenwil im Osten, Zofingen und Strengelbach im Süden, Rothrist im Südwesten, Aarburg im Nordwesten sowie die solothurnischen Gemeinden Olten, Starrkirch-Wil, Dulliken und Walterswil im Norden.

Geschichte

Das Gebiet von Oftringen war bereits während der Mittelsteinzeit um 10'000 v.Chr. besiedelt. Aus römischer Zeit stammen die Reste eines weitläufigen Gutshofs. Im 7. Jahrhundert gründen alamannische Einwanderer eine Streusiedlung. Ofteringa wurde zum ersten Mal 893 in einer Klageschrift des Fraumünsters in Zürich urkundlich erwähnt, das Dorf Küngoldingen allerdings erst 1346 (als Kuinnolfingen. Während des Mittelalters war Oftringen im Besitz der Frohburger, später der Habsburger.

Das Dorf Küngoldingen gehörte zum Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden die Habsburger im Jahr 1264 die neuen Landesherren und Inhaber der hohen Gerichtsbarkeit. Zu jener Zeit befand sich auf dem Sodhubel (Gemeindegebiet Oftringen, an Safenwil angrenzend) die kleine Burg Scherenberg, von der nur die Fundamente erhalten geblieben sind. Ab 1361 gehörte das Dorfgebiet von Küngoldingen auch den Herren von Ifenthal.

Auf dem Säli, einem Teil der Engelberg-Kette, errichteten die Herren von Ifenthal die Alt-Wartburg. Sie wurde 1415 zerstört, als die Eidgenossen den Aargau eroberten. Oftringen lag nun im Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Administrativ gehörte es zum Amt Aarburg, in geistlichen Dingen war es dem Chorherrenstift in Zofingen unterstellt. 1528 wurde die Reformation eingeführt. Die Franzosen eroberten im März 1798 die Schweiz, beendeten die Herrschaft der «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Oftringen gehört seither zum Kanton Aargau.

Während Jahrhunderten war Oftringen durch die Landwirtschaft und das damit eng verbundene Kleingewerbe geprägt. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert änderte sich dies jedoch. Vor allem nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie Aarau - Olten - Emmenbrücke am 9. Juni 1856 und der Linie nach Herzogenbuchsee am 16. März 1857 siedelten sich zahlreiche Industriebetriebe an und profitierten von der günstigen Verkehrslage. Erst 1920 wurde Oftringen eine eigene Kirchgemeinde, die erste Kirche wurde erst 1933 erbaut.

Das Wachstum wurde durch den Bau der Autobahnen noch verstärkt: Vor allem in der Hochkonjunkturphase zwischen 1950 und 1970 wuchs das Dorf sehr stark. Während Wirtschaftskrise der 1970er Jahre gab es Stagnation; seit 1980 steigt die Einwohnerzahl wieder leicht an. Die 10000er-Grenze wurde im Dezember 1995 überschritten. Ab 1974 besass Oftringen ein Gemeindeparlament, das jedoch 1989 in einer Volksabstimmung wieder abgeschafft wurde.

Sehenswürdigkeiten

Auf dem Säli, einem Nebengipfel des Engelbergs, befindet sich die Alt-Wartburg, eine 1415 zerstörte Burg, von der nur noch Ruinen übrig geblieben sind. Der Ortsteil Kreuzstrasse wird geprägt von Bürgerhäusern, die Ende des 18. Jahrhunderts im klassizistischen Stil erbaut wurden. Erst 1933/34 erhielt Oftringen eine eigene Kirche, das auffälligste Merkmal dieses Gebäudes ist die markante stilettförmige Kirchturmspitze.[2]

Von der Ruine Scherenberg bei Küngoldingen sind nur noch einzelne Mauerreste und ein mittlerweile fast eingefallener Sodbrunnen (samt längst verschütteten unterirdischen Gängen) übrig, sehenswert sind jedoch die Tier- und andere Wandreliefs in unmittelbarer Nähe, die ein «Aussteiger» zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Sandsteinwände meisselte.

Sehenswert ist das Dorfmuseum Oftringen. Es besteht aus zwei Gebäuden dem Alten Löwen und dem Hochstudhaus. Das Hochstudhaus zeigt bäuerliches Leben und Arbeiten. (Geräte und Werkzeuge) Im Alten Löwen, dem zweitältesten Steinhaus des Dorfes, sind Wechselausstellungen zum Dorfleben und zur Geschichte zu sehen. Jedes Jahr finden neue Sonderausstellungen statt.

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau drei (2,1) steigende weisse Halbmonde.» Die drei Halbmonde waren bereits 1811 auf dem Gemeindesiegel abgebildet, allerdings mit Gesicht und über einem grünen Dreiberg. Abgeleitet war das Wappen von jenem der Herren von Ofteringen aus dem Wutachtal und wurde bereits 1621 mit Oftringen in Verbindung gebracht. 1953 liess man die Gesichter und den Dreiberg weg.[3]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[4]

Jahr 1761 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 808 2584 3247 4212 5350 7731 9189 9006 9883 10'243

Am 31. Dezember 2007 lebten 11'318 Menschen in Oftringen, der Ausländeranteil betrug 30,1 %.[5] Bei der Volkszählung 2000 waren 45,3 % reformiert, 29,0 % römisch-katholisch, 9,7 % moslemisch und 2,4 % christlich-orthodox; 1,2 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 81,4 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 5,4 % Italienisch, 3,7 % Serbokroatisch, 2,5 % Albanisch, 1,8 % Türkisch, 1,1 % Portugiesisch, 1,0 % Spanisch, 0,7 % Französisch.[6]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Als Vorsteher der Exekutive übt der Gemeindeammann seine Tätigkeiten im Vollamt aus, die übrigen Gemeinderäte im Nebenamt.

Die fünf Gemeinderäte der Amtsperiode 2006-2009 sind:

  • Martin Bhend (EVP), Gemeindeammann
  • Heinrich Schöni (SP), Vizeammann
  • Hans Pauli (SVP)
  • René Wullschleger (SVP)
  • Julius Fischer (PRO Oftringen)

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Zofingen zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinde Aarburg verantwortlich ist.

Wirtschaft

In Oftringen gibt es rund 3700 Arbeitsplätze, davon 4 % in der Landwirtschaft, 35 % in der Industrie und 71 % im Dienstleistungsbereich.[7] Aufgrund seiner idealen Lage direkt neben der Autobahn haben sich in Oftringen zahlreiche Dienstleistungsunternehmen angesiedelt. Der bekannteste Industriebetrieb ist Omya (Füllstoffe und Pigmente), dessen Konzernsitz sich in Oftringen befindet. Die Senn AG ist im Stahl- und Metallbau tätig. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in Zofingen oder Olten.

Verkehr

Oftringen ist verkehrstechnisch ausserordentlich günstig neben dem Autobahndreieck Wiggertal gelegen, wo die A2 auf die A1 trifft. Im Ortsteil Kreuzstrasse kreuzen sich ausserdem die zwei wichtigsten Hauptstrassen der Schweiz (Basel - Luzern bzw. Zürich - Bern).

Der SBB-Bahnhof Aarburg-Oftringen liegt exakt an der Gemeindegrenze; es verkehren Regionalzüge nach Olten, Langenthal und Luzern. Der Ortsteil Küngoldingen besitzt einen eigenen Bahnhof an der Eisenbahnlinie Zofingen - Lenzburg. Eine Buslinie verkehrt zwischen den Bahnhöfen Zofingen und Aarburg-Oftringen, eine weitere von Zofingen über Oftringen nach Murgenthal.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über fünf Kindergärten und sechs Schulhäuser, in denen sämtliche Schulstufen der obligatorischen Volksschule absolviert werden können. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Zofingen und Aarau.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Annelies Hüssy: Oftringen - Die Geschichte eines Dorfes; 1993; erhältlich bei der Gemeindeverwaltung
  • Franz Oswald, Peter Baccini: Netzstadt. Einführung in das Stadtentwerfen. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 2003. ISBN 3-7643-6962-0 (Städtebautheorie, Erläuterung der Netzstadt am Beispiel der «Stadt an der Wigger», bestehend aus Aarburg, Oftringen, Rothrist, Strengelbach und Zofingen)

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  2. Michael Stettler: Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau - Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. Birkhäuser Verlag, Basel 1948.
  3. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
  4. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Zofingen - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  5. Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau

Weblinks


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