- Langeleben
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Langeleben ist ein historischer Ort in 260 m Höhe über N.N. im nördlichen Teil des Höhenzugs Elm in Niedersachsen und gehört heute zur Stadt Königslutter am Elm. Hier kreuzen sich drei durch den Elm führende Straßen. Früher bestanden hier eine mittelalterliche Wasserburg, ein Jagdschloss und ein gleichnamiger Weiler. Die einst bedeutendste Ansiedlung auf dem bewaldeten Elm mit durchschnittlich 80 Bewohnern ist heute eine etwa 50 ha große Waldlichtung, auf der Heimeinrichtungen und ein Friedwald für Bestattungen unter Bäumen bestehen. Die einstige Burg ist als Ruine noch vorhanden, während die frühere Siedlung und das einstige Jagdschloss der Braunschweiger Herzöge aus dem 18. Jahrhundert nicht mehr existieren.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Mittelalter
Der Ort Langeleben wurde 1160 erstmals urkundlich als Langelage erwähnt, wobei es sich um einen Forsthof handelte. Die Endung -la(g)h weist auf die Lage in einem Wald hin. Eine dort befindliche Burg wurde 1258 genannt. Langeleghe als Ansiedlung (villa) ist 1328 erstmals als bezeugt worden, die um 1400 sogar einen Pfarrer besaß. Die Endung -leben bildet sich analog zu den benachbarten Orten, wie Sambleben, Ampleben. Langeleben war die größte Siedlung auf dem Elm, was auf der guten Wasserversorgung durch die Quelle des Schierpker Baches beruhte. Während des 13.- 15. Jahrhunderts erwähnen alte Urkunden ein Rittergeschlecht von Langeleben. Die Braunschweiger Herzöge als Lehnsherren vergaben die Burg in dieser Zeit auch an die Grafen von der Asseburg.
Neuaufbau
1555 trat Heinrich von der Asseburg die Burg und die Siedlung Langeleben an Heinrich von Veltheim auf Destedt ab. Der Wohnplatz war zu der Zeit stark verfallen. Es wird berichtet, dass die Burg "dach- und fachlos" war und die umgebenden Scheunen und Viehhäuser "niedergefallen" waren. Der neue Besitzer baute die Burg und die Wirtschaftsgebäude wieder auf. 1609 war die Anlage wieder hergestellt, die nunmehr mehr wirtschaftliche als militärische Bedeutung hatte. Die neuen Gebäude (Scheunen, Back- und Brauhaus, Pforthaus, Sommerhaus) standen nördlich der Burg in einem viereckigen Hof. 1605 gab es bereit einen stattlichen Viehbestand von 14 Pferden, 54 Rindern, 83 Schweinen und rund 200 Schafen. Mehrere Teiche wurden zur Fischzucht benutzt. 1575 verfügten die Bewohner rings um die Siedlung über 14 Hufen zu je 30 Morgen Ackerland auf dem Elm, das heute mit Wald bestanden ist.
Vernichtung und Jagdschloss
Im Dreißigjährigen Krieg wurden 1626 Burg und Siedlung im Zusammenhang mit der Belagerung von Wolfenbüttel durch Feuer vernichtet. 1661 übernahm der Braunschweiger Herzog Anton Ulrich die Ruinenreste von Langeleben. Er hielt den Ort für uralten herzoglichen Besitz und wollte ihn haben, damit ihn nicht ein anderer Grundherr bei der Jagdausübung im Elm stören konnte. Vorhanden waren nur noch Mauerreste und ein Viehstall. Der Herzog nutzte das Gelände nicht, sondern ließ es mit Bäumen bepflanzen. Nach seinem Tode erbte sein Sohn, Erbprinz August Wilhelm, Langeleben. Als passionierter Jäger ließ er hier ab 1689 ein Jagd- und Lustschloss erbauen. Dies war ein zweistöckiger Fachwerkbau mit einem vorspringenden Mittelbau. Das Gebäude hatte eine Grundfläche von 38 × 18 m. Rund um das Schloss entstanden weitere Bauten, darunter eine Meierei (1699), eine Scheune (1700), ein Kavaliershaus (1702) und eine Schmiede (1707). Hinter dem Schloss wurde 1731 ein 75 × 40 m großer "Lustgarten" angelegt. Die neben dem Schloss entspringende Quelle des Schierpkebach wurde 1705 mit einem Quellenhaus aus Elmkalkstein eingefasst. Von großer Bedeutung war ein Gestüt, das bis zu 140 Pferde besaß. Die Feldmark von Langeleben war anfangs mit einem Zaun und ab 1731 mit einer 6 km langen Hecke umgeben.
Herzogliches Schlossleben
Braunschweiger Herzöge verbrachten im 18. Jahrhundert nicht nur einige Jagdtage, sondern Wochen und Monate auf Langeleben. Aufgrund der engen Beziehungen zwischen dem braunschweigischen und preußischen Herrscherhaus waren auch die Preußen-Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große zu Gast. Der ständig anwesende, herzogliche Hofstaat auf Langeleben war für die damaligen Zeit recht klein und umfasste nur rund 15 Personen. Das Schloss diente als Ausgangspunkt großer, herrschaftlicher Jagden im Elm.
Erneuter Verfall
Mitte des 18. Jahrhunderts setzte ein erneuter Verfall ein. Das Gestüt wurde 1754 nach Braunschweig verlegt und in den leeren Pferdeställen brachte man Waldarbeiterfamilien unter. 1799 war das Schloss Wohnung des Forstmeisters und später eine Wachstuchfabrik. 1830 wurden das verwahrloste Schloss und einige Nebengebäude an einen Ziegelbrenner für rund 3.000 Taler verkauft, der die Gebäude abriss. 1846 begann die Forstverwaltung mit der Aufforstung der ehemaligen Ackerflächen der Ansiedlung. Die Bewohnerzahl in den restlichen Wohnhäusern betrug zu dieser Zeit etwa 115 Personen.
20. Jahrhundert
1926 errichtete der Landkreis Helmstedt in Langeleben ein Kindererholungsheim, das heute ein Altenheim ist. Die Gemeinde Langeleben wurde am 1. April 1936 aufgelöst, da sie nicht mehr lebensfähig war und die restlichen Bewohner einer verbliebenen Waldgaststätte sowie des Kinderheimes gehörten zum 3 km weiter östlich gelegenen Lelm (heute Königslutter am Elm). In dieser Zeit wurden die letzten Waldarbeiterhäuser abgerissen.
In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs kam es zu einem tragischen Vorfall. Einen Tag vor der Besetzung durch die Alliierten griffen am 11. April 1945 amerikanische Tiefflieger Langeleben an. Sie zerstörten das Gebäude einer Waldgaststätte und töteten bei dem nur wenige Minuten andauernden Angriff 53 Menschen. Darunter waren 35 Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren und zwei Helferinnen aus dem Kindererholungsheim. Die Kinder waren aus dem Waisenhaus in Braunschweig evakuiert worden, um sie im Elm vor Bombenangriffen zu schützen.
Die Zivilisten in Langeleben waren in die militärischen Kämpfe im Elm zwischen vorrückenden amerikanischen Einheiten und sich absetzenden Wehrmachtseinheiten geraten. Bereits einen Tag zuvor hatte sich die Braunschweiger Schutzpolizei in den Elm abgesetzt. Sie wurde ebenfalls von Jagdbombern sowie durch Artilleriebeschuss angegriffen. [1]
Die zivilen Opfer des 11. April wurde in Langeleben beerdigt und 1953 errichtete man dort eine Gedenkstätte. 1951 und 1959 entstanden in Langeleben weitere Gebäude des Falkenheims zur Jugenderholung.
Britischer Funkabhöranlage
Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete die britische Besatzungsmacht in Langeleben bald eine Funkabhöranlage ein. Die zunächst mobile Einrichtung entstand 1951 als Zeltlager von neun Soldaten der "101st Wireless Troop". Von hier oben konnte der Funkverkehr von Militäreinheiten des Warschauer Paktes abgehört werden, die sich bereits wenige Kilometer weiter östlich in der damaligen DDR aufhielten. Insbesondere galt die Funkaufklärung dem großräumigen Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide, auf dem die Sowjetarmee übte. Von diesem Gelände befürchteten die Briten einen Überraschungsangriff aus einem Manöver heraus. 1955 erhielt die britische Funkeinheit Holzbarracken, um 1963 entstanden feste Kasernengebäude. Die Militäreinrichtung trug den offiziellen Namen "Anderson Barracks" nach einem Befehlshaber der Britischen Rheinarmee. In der Militäranlage waren folgende britische Funkeinheiten stationiert, denen dauerhaft jeweils Angehörige des "Intelligence Corps" zugeordnet waren:
Jahr Einheit 1951 - 1959 101st Wireless Troop 1959 Umbenennung des "101st Wireless Troop" in "13. Signals Regiment" 1959 - 1967 13. Signals Regiment 1967 - 1977 225. Signal Squadron 1977 - 1992 14. Signal Regiment EW (engl. Electronic Warfare, deutsch Elektronische Kampfführung)
Die deutsche Wende von 1989 und die baldige Wiedervereinigung machten die Anlage überflüssig. Sie schloss Ende 1992 und fiel danach dem Vandalismus zum Opfer. Nach Abrissarbeiten 2008 sind auf dem Gelände keine Gebäude mehr vorzufinden. Lediglich die Beton-Bodenplatten und die Zufahrtswege aus Beton-Verbundpflaster erinnern an den einstigen Horchposten. Kein Zaun umgibt mehr das Gelände, es ist frei zugänglich und die Natur erobert das einstige Militär-Areal zurück.Am 13. Juni 2009 wurde nahe der ehemaligen britischen Militäranlage ein Gedenkstein feierlich eingeweiht. Hergestellt wurde der Stein vom englischen Steinmetz Paul Ellis.[2] Er ist an Steinmetzarbeiten an der Kathedrale von Lincoln [3] beteiligt und ist der Sohn eines britischen Funkers, der in Langeleben stationiert war. Finanziert wurde er von der "Langeleben Reunion Association".[4] Es handelt sich um einen 1992 gegründeten Verein ehemaliger Soldaten der Royal Signals und Intelligence Corps, die hier stationiert waren.
Burgruine
Von der mittelalterlichen und 1626 zerstörten Wasserburg (siehe Foto ganz oben) bestehen noch Reste in Form der Giebelseite eines 12 m hohen Gebäudes aus 1,5 m starkem Mauerwerk. Der Schwund der Baumasse steht im Zusammenhang mit dem Bau des nahe gelegenen Jagdschlosses ab 1689. Dabei wurden der Burgruine 700 Fuder Steine entnommen. Um 1600 soll in dem Steingebäude, dessen Ruinen heute noch vorhanden ist, eine Kirche eingerichtet gewesen. Im Turm sollen zwei Glocken gehangen haben. Heute ist die Gesamtanlage der früheren Burg noch recht plastisch erkennbar durch den erhaltenen Wassergraben mit Teich und Außenwall. Die damals dazugehörige Siedlung ist nicht mehr zu lokalisieren.
Friedwald-Bestattungsplatz
Seit 2005 wird der Langeleben umgebende Wald als Friedwald für Bestattungen genutzt. Dabei wird die Asche zu den Wurzeln eines gekennzeichneten Baumes gegeben, der vorher mit einem Förster festgelegt wurde. Der Baum fungiert dabei als Grab und Denkmal. Die Ruhestätte ist 99 Jahre geschützt. Die Grabpflege wird der Natur überlassen.
Weitere Elm-Burgen
Auf dem bewaldeten Höhenrücken des Elm sind an verschiedenen Stellen weitere mittelalterliche Burgstandorte nachgewiesen:
- Die Reitlingsbefestigungen als vorgeschichtliche Ringwälle im Reitlingstal. Als Plateau im Inneren der "Krimmelburg" gibt es eine mittelalterliche Burgstelle
- Die Elmsburg war ab dem 11. Jahrhundert eine mittelalterliche Burg inmitten eines frühgeschichtlichen Ringwalls. Ihre Reste liegen im Schöninger-Forst auf etwa 270 m Höhe oberhalb des Ortes Twieflingen.
- Burg Warburg war eine hochmittelalterliche Turmhügelburg eines Adelsgeschlechts am Osthang des Elms. Der Überlieferung zufolge wurde sie im Jahre 1200 erstürmt und gewaltsam zerstört, was archäologische Untersuchungen in den 1960er Jahren bestätigten.
- Wasserburg des Deutschritterordens am Großen Teich im Reitlingstal, später Vorwerk, keine Überreste, heute Weide- und Bauernhof.
Literatur
- Natur-Erlebnispfad "Elfenpfad Langeleben". Freilicht- und Erlebnismuseum Ostfalen (FEMO), ISBN 3-933380-10-3, Königslutter 2002.
- Hans Adolf Schultz: Burgen und Schlösser des Braunschweiger Landes, Braunschweig 1980, ISBN 3-87884-012-8
Einzelnachweise
- ↑ Polizei im Rückspiegel. Die Geschichte der Polizeidirektion Braunschweig, Volker Dowidat, Braunschweig, 2003
- ↑ Foto von Paul Ellis mit dem fertiggestellten Stein
- ↑ Prinz Charles und Paul Ellis
- ↑ Details zur Planung und Ausführung sowie zum Steinmetz
Weblinks
Commons: Burg und Schloss Langeleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Luftbild von Langeleben noch mit militärischer Anlage
- Langeleben-Beschreibung mit Fotos
- Natur-Erlebnispfad "Elfenpfad Langeleben" des Freilicht- und Erlebnis Museums Ostfalen (FEMO)
- Geschichte und Fotos des Britischer Horchpostens Langeleben bei geschichtsspuren.de (vormals lostplaces.de)
- The Langeleben Reunion Branch Royal Signals Association (engl., Kameradschaftsseite der stationierten Soldaten des britischen Horchpostens)
- Rekonstruktionszeichnung des Jagdschlosses von Wolfgang Braun
Residenzen der Herzöge des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel und des Herzogtums BraunschweigBevernsches Palais | Schloss Braunschweig | Burg Dankwarderode | Schloss Hedwigsburg | Schloss Langeleben | Schloss Neu-Richmond | Schloss Salzdahlum | Schloss Vechelde | Schloss Wolfenbüttel | Kleines Schloss Wolfenbüttel
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