Leobersdorfer Maschinenfabrik

Leobersdorfer Maschinenfabrik
Leobersdorfer Maschinenfabrik GmbH & Co. KG
LOGO Leobersdorfer Maschinenfabrik.gif
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1850
Sitz Leobersdorf
Leitung Österreicher Ronald Elgert, Chief Executive Officer
Mitarbeiter 480[1]
Umsatz 110 Millionen Euro[1]
Branche Anlagenbau
Website www.lmf.at

Die Leobersdorfer Maschinenfabrik (LMF) ist eine alte österreichische Maschinenfabrik im niederösterreichischen Leobersdorf, die seit 2007 im Besitz der Investment-Gesellschaft Equita, einer Firma aus der Harald Quandt-Holding.[2] Das Unternehmen wird in der Form einer GmbH & Co. KG[3] geführt. Im Jahr 2007 erwirtschaftete das Unternehmen geschätzte 85 Millionen Euro mit ungefähr 400 Mitarbeitern. Als weltweit agierendes Unternehmen hat die Firma auch auf allen Kontinenten Repräsentanzen, sowie ein Werk in Buenos Aires.

Inhaltsverzeichnis

Produkte

Das Unternehmen produziert maßgeschneiderte Hochdruckkompressoren für die Erdöl-, Erdgas- und Chemieindustrie und vertreibt diese weltweit. Wesentliche Anwendungsgebiete sind:

Geschichte

händisches Gießen

Das Unternehmen wurde 1850 in Leobersdorf gegründet. Der Gründer war Josef Berger, der ursprünglich Gussmeister der Brück’schen Eisenwerke in Fünfkirchen war. Zuerst pachtete er in Hirtenberg die Hödel’sche Gießerei und Maschinenfabrik, bevor er in unmittelbarer Nähe in Leobersdorf ein eigenes Werk mit einer Gießerei, einer Appreturwerkstätte, einem Kesselhaus und einem Beamtenhaus in den Jahren 1850 bis 1853 errichtete. Die Erstausstattung bestand aus 2 Drehkränen, 2 Kupolöfen, 2 Tiegelöfen für Bronzeguss, 3 Drehbänken, 5 Schraubstöcken einer Feuerstelle und einer Dampfmaschine mit einer Leistung von 25 PS. Noch bevor er jedoch die Produktion aufnehmen konnte, verstarb er, sodass seine Frau und sein Schwager Josef Hurtz das Unternehmen übernehmen mussten. In den Jahren 1856/1857 wurde das Werk um eine mechanische Werkstätte, eine Kesselschmiede und Pferdestallungen erweitert, gegenüber der Fabrik wurde das alte Beamtenhaus gebaut. Das Lieferprogramm umfasste nunmehr Rohguss, Transmissionen, Einrichtungen für Ziegelwerke, Mühlen, Zuckerfabriken, Walzwerke und Bahnbetriebe, ferner Pressen, Dampfkessel, kleine Dampfmaschinen und Geschoße für militärische Zwecke.

1871 ging das Unternehmen in den Besitz von Jakob Neumann, 1880 an Julius Hock und 1882 schließlich in das Eigentum des Finanziers Jakob Rappaport über. Dessen Erben verkauften das Unternehmen mit etwa 200 Mitarbeitern 1887 an die ungarische Firma Ganz & Comp. unter András Mechwart.[4]

Pelton-Turbine

Die Modernisierung und Erweiterung des Werkes setzt ein. Vom k.u.k. Kriegsministerium werden aufgrund des im Vorjahr erzielten Erfolges und eines nochmals angeordneten, zugunsten der Leobersdorfer Maschinenfabrik ausgefallenen Wettbewerbes, Bestellungen über Panzerkuppeln erteilt. Als neuer Erwerbszweig wird der Bau von Wasserturbinen aufgenommen. Damit ist die Leobersdorfer Maschinenfabrik die erste österreichische Turbinenfirma. Gebaut werden hauptsächlich die alten, axial durchströmten, Jonval- und Girard-Turbinen, auch kombiniert als Doppelkranzturbinen, die später von den moderneren Francis- und Pelton-Turbinen abgelöst werden. Einige der in der Leobersdorfer Maschinenfabrik produzierten Turbinen sind heute noch am Wiener Neustädter Kanal zu finden. 1889 erfolgt der Bau des zweiten Arbeiterhauses, eines Arbeiterspeisesaales und einer Badeanstalt. Weitere Zu- und Umbauten bilden die Voraussetzung zur Fabrikation von Eisenbahnrädern. Bis 1891 fand eine deutliche Entwicklung des Standortes statt. Neue Wohngebäude für die Arbeitnehmer werden errichtet: ein Beamtenhaus, ein Meisterhaus sowie Arbeiterwohnhäuser. Ein Fabriksarzt wird eingestellt, eine Rettungsstation, eine werkseigene Krankenkasse, eine Fabriksfeuerwehr und ein Kindergarten gegründet. Die heutige Spitalgasse in Siebenhaus, einem Ortsteil von Leobersdorf, erinnert noch an das Arbeiterspital, das 1892 gebaut wurde. Anschließend kommt es 1893/94 zum Bau einer Fabriksrestauration und eines weiteren Beamtenhauses am heutigen Fabriksgelände in Siebenhaus.

Der erste Dieselmotor

1896/97 wird das Werk am rechten Ufer des Hochwassergrabens erweitert. Beginn der Herstellung von Hartgussrädern nach dem Vorbild der Griffin-Werke, Buffalo (USA), ferner von Elektromotoren, Dynamos und den hierzu benötigten Schaltanlagen. Die Industriegeleise zwischen Werk und Bahnhof werden verlegt. Zu diesem Zeitpunkt sind schon 480 Arbeiter und 100 Angestellte im Werk beschäftigt. Am 22. Dezember 1897 wird die Bahnstraße erstmalig von der Leobersdorfer Maschinenfabrik aus elektrisch beleuchtet. Der weltberühmte Münchner Ingenieur Rudolf Diesel kommt vorübergehend ins Werk, um den nach ihm benannten Dieselmotor einzuführen. Fünf Jahre später werden in Leobersdorf die ersten Dieselmotoren Österreichs gebaut. Von 1901 bis 1903 arbeitet Viktor Kaplan in der Fabrik, wo er eine verbesserte Version eines Dieselmotors konstruiert. Unter der Leitung von Ganz & Comp. verbucht das Unternehmen einen stetigen Aufschwung. Zur Jahrhundertwende sind 600 bis 700 Mitarbeiter beschäftigt, vor Beginn des Ersten Weltkrieges sind es sogar 1.200. Im Jahr 1906 wird die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In Wien und Klagenfurt unterhält das Unternehmen zu dieser Zeit eigene Niederlassungen.

Auch nach Ende des Krieges, als Ungarn und Österreich in zwei Einzelstaaten zerfallen, bleibt das Stammhaus Mehrheitseigentümer. In der Zwischenkriegszeit sinkt die Mitarbeiteranzahl wieder auf rund 500. 1929 wird auch das Aktienkapital auf ein Sechstel reduziert.

Nach dem Anschluss übernimmt die deutsche Weserhütte das gesamte Aktienkapital und die Belegschaft wächst wieder auf 1.500 Mitarbeiter. Während des Krieges werden Flugzeugteile für die nahegelegenen Wiener Neustädter Flugzeugwerke, sowie Munition hergestellt.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernimmt die sowjetische USIA die Verwaltung. Nach dem Abschluss des Staatsvertrages wird das Unternehmen komplett geschlossen.

Im Jahr 1956 erwirbt Egon Strager das stillgelegte Fabriksgelände und verlegt seine beiden bestehenden Werke aus Wien und Vösendorf nach Leobersdorf. Strager wandelt das Unternehmen neuerlich in eine AG um und zieht sich 1963 zurück. Sein Aktienkapital übernimmt Babcock & Wilcox. Auch der neue Eigentümer schafft es nicht, die ursprüngliche Größe des Unternehmens zu erreichen. Die Mitarbeiterzahl bewegt sich in den 1970ern bei 200 bis 300 Personen.

Im Jahr 2004 wird die Leobersdorfer Maschinenfabrik von Invest Equity gekauft, nachdem sie zuvor seit 1998 im Besitz des Austro-Amerikaners Gerhard Andlinger war.[2][6]

Technische Meilensteine

  • 1887 Die Firma Ganz & Co. ist die erste österreichische Turbinenbaufirma.
  • 1896/1897 Rudolf Diesel besucht das Werk um den Dieselmotor einzuführen, fünf Jahre später werden in Leobersdorf die ersten Dieselmotoren Österreichs gebaut.
  • 1901 Am 25. tritt Viktor Kaplan als Konstrukteur ein und arbeitet an der Verbesserung der Dieselmotoren.[7]
  • 1905 Beginn der Serienproduktion von Dieselmotoren die Exportquote (außerhalb der Monarchie) liegt bei 80%.
  • 1925 Für das Bahnkraftwerk Spullersee in Vorarlberg liefert die Leobersdorfer Maschinenfabrik AG Pelton-Turbinen mit je 8.000 PS.
  • 1956 Die ersten Luft- und Gaskompressoren werden gebaut.
  • 1967 Bau von industriellen Öl-/Gas-Feuerungsanlagen
  • 1972 Erzeugung von Kompressoren bis 350 bar
  • 1978/1979 Bau und Lieferung der ersten Hochdruckverbundanlagen für Seismik-Exploration
  • 1983 Lieferung der ersten Erdgasbetankungsstation
  • 1985 Die ersten Prozessgaskompressoren werden am Markt platziert
  • 1988 LMF stellt die ersten ölfreien Kompressoren für (PET)-Anwendungen vor
  • 1993 Entwicklung von geschwindigkeitsgesteuerten Kompressoren
  • 2000 Entwicklung von Hochgeschwindigkeitsverdichtern im Boxer-Design
  • 2002 Erweiterung des Leistungsspektrums der Prozessgaskompressoren auf 3 Megawatt
  • 2003 Die bisher größten Prozessgaskompressoren B 252 werden ausgeliefert.
  • 2004 Die Invest Equity kauft die LMF AG.
  • 2007 Die Equita wandelt diese in eine GesmbH und CoKG um.
  • 2008 Ankauf der SMGas (CNG Kompressorenproduzent) in Buenos Aires (Argentinien).
  • 2009 Die LMF beschäftigt 506 Mitarbeiter, davon 26 Lehrlinge inklusive Fremdpersonal.
  • 2010 Erweiterung des Leistungsspektrums der Prozessgaskompressoren auf 6 Megawatt
  • 2010 Das 160 jährige Bestehen der LMF wird mit einer Ausstellung gefeiert

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Firmenprofil auf der Webpräsenz der TU Wien Abruf am 9. Juni 2010
  2. a b Leobersdorfer Maschinen gehen an Quandt-Holding. In: Wirtschaftsblatt, 16. August 2007; abgerufen am 6. März 2009
  3. Wirtschaftskammer Österreichs Abruf am 9.Juni 2010
  4. Deutsche in Ungarn (PDF) dzm-museum.de; abgerufen am 6. März 2009
  5. Geheimprojekte.at
  6. Leobersdorfer Maschinenfabrik erwirtschaftet 34,5 Millionen Euro vom 1. März 2004 abgerufen am 6. März 2009
  7. Webservice der Stadt Wien vom August 1959 abgerufen am 6. März 2009

Weblinks


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