- Liste von Alphabeten
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Ein Alphabet (über altgriechisch ἀλφάβητος alphábētos) ist eine Menge von Zeichen zur schriftlichen Darstellung von Wörtern einer Sprache. Der Name Alphabet geht auf die ersten beiden Buchstaben des griechischen Schriftsystems zurück (Alpha – α, Beta – β). Analog dazu sagt man im Deutschen A-B-C. Die festgelegte Reihenfolge erlaubt alphabetische Anordnungen wie beispielsweise in Wörterbüchern.
Natürliche Sprachen, die mit Alphabeten geschrieben werden, stehen im Unterschied zu Sprachen mit piktografischen bzw. logografischen Systemen, bei denen die Zeichen für Dinge stehen (z. B. Rind, Haus, Kamel). Ein Alphabet ist hier ein phonographisches System: Die Zeichen stehen für Laute, die in der Kombination Wörter ergeben. Im Unterschied zur Silbenschrift stehen die Zeichen des Alphabetes in der Regel für jeweils nur ein Phonem.
Auch formale Sprachen in der Informatik bestehen aus Wörtern, die aus Zeichen eines Alphabets bestehen. Siehe hierzu auch Alphabet (Informatik).
Inhaltsverzeichnis
Buchstaben des Alphabets und ihre Aussprache
Das moderne lateinische Alphabet enthält 26 Zeichen. Diese sind (in Großbuchstaben): A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y, Z; Und in Kleinbuchstaben: a, b, c, d, e, f, g, h, i, j, k, l, m, n, o, p, q, r, s, t, u, v, w, x, y, z;
Es bestehen im Deutschen weiterhin Ä, ä (aus AE, ae), Ö, ö (aus OE, oe), Ü, ü (aus UE, ue) und ß (aus ss).
Die Namen der Buchstaben sind länderspezifisch, vgl. etwa Deutsches Alphabet#Namen der Buchstaben.
Daneben gibt es sogenannte Buchstabiertafeln, die z.B. beim fernmündlichen Verkehr zum Buchstabieren von Wörtern verwendet werden (im deutschsprachigen Raum etwa A wie Anton).
Buchstabiertafeln
Die folgende Tabelle vergleicht die Buchstabiertafeln deutschsprachiger Länder untereinander und mit dem ICAO/NATO-Alphabet
Buchstabe Deutschland
DIN 5009Schweiz Österreich ICAO / NATO A Anton Anna Anton Alfa Ä Ärger Äsch (Aesch) Ärger Alfa-Echo B Berta Berta Berta Bravo C Cäsar Cäsar Cäsar Charlie Ch Charlotte – Christine (nicht gebräuchlich) – D Dora Daniel Dora Delta E Emil Emil Emil Echo F Friedrich Friedrich Friedrich Foxtrot G Gustav Gustav Gustav Golf H Heinrich Heinrich Heinrich Hotel I Ida Ida Ida India J Julius Jakob Julius Juliett K Kaufmann Kaiser Konrad Kilo L Ludwig Leopold Ludwig Lima M Martha Marie Martha Mike N Nordpol Niklaus Nordpol November O Otto Otto Otto Oscar Ö Ökonom Örlikon (Oerlikon) Österreich Oscar-Echo P Paula Peter Paula Papa Q Quelle Quasi Quelle Quebec R Richard Rosa Richard Romeo S Samuel (ungebräuchlich);
Siegfried (nicht amtlich, aber allgemein üblich)Sophie Siegfried Sierra Sch Schule – Schule – ß Eszett – scharfes S – T Theodor Theodor Theodor Tango U Ulrich Ulrich Ulrich Uniform Ü Übermut Übermut Übel Uniform-Echo V Viktor Viktor Viktor Victor W Wilhelm Wilhelm Wilhelm Whiskey X Xanthippe Xaver Xaver
(früher: Xanthippe)X-Ray Y Ypsilon Yverdon Ypsilon Yankee Z Zacharias (ungebräuchlich);
Zeppelin (nicht amtlich, aber allgemein üblich)Zürich Zürich
(früher:Zeppelin)Zulu Funktionsweise des Alphabets
Die Buchstaben eines Alphabetes sind Symbole für die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten der Sprache, die Phoneme (zum Beispiel unterscheiden t und s in Haut und Haus die Bedeutung der Wörter (siehe auch Minimalpaar und Allophon).
In einem idealen Alphabet entspricht jeder Buchstabe einem Phonem (z. B. im georgischen Alphabet). In der Praxis finden sich aber fast immer Abweichungen:
- Es kann dasselbe Zeichen für verschiedene Laute gelten (z. B. v in 'Vogel' und 'Vase').
- Es kann derselbe Laut mit verschiedenen Zeichen notiert werden (z. B. [f] in 'Vogel' und 'Fisch').
- Es können mehrere Zeichen für ein einziges Phonem stehen (sch).
- Es können mehrere Laute durch ein einziges Zeichen wiedergegeben werden (z. B. x für [ks]).
Darüber hinaus geht die Korrespondenz von Laut und Zeichen auch durch den natürlichen Sprachwandel verloren (vergleiche englisch sign, lateinisch signum).
Fehlen in einem Schriftsystem Zeichen für Phoneme, können sprachliche (inhaltliche) Unterschiede eventuell nicht schriftlich wiedergegeben werden. So bestanden einige Alphabete ursprünglich nur aus Konsonanten (Konsonantenschrift). Später wurden sie mit Zeichen für Vokale ergänzt, die als kleine Zusätze (z. B. Punkte, Striche) zu den Konsonanten gesetzt wurden (hebräisches und arabisches Alphabet).
Die Schriftsysteme für die meisten europäischen Sprachen sind Varianten des Lateinischen Alphabets. Dabei wurden den Zeichen für lateinische Laute ähnliche Laute der jeweiligen Sprache zugeordnet. Dieselben Zeichen standen in den verschiedenen Sprachen für teilweise unterschiedliche Laute. Zudem ist es im Zuge der Sprachentwicklung zu weiteren Veränderungen der Aussprache gekommen (vgl. j im Deutschen und Englischen).
Da die Zahl der Phoneme in den verschiedenen Sprachen unterschiedlich ist, genügte der Zeichenvorrat des Lateinischen Alphabetes oft nicht. Deshalb wurden zur Darstellung der betreffenden Phoneme Buchstabenkombinationen (ou, ch, sz) und diakritische Zeichen eingeführt (ö, š).
Daneben wurden Varianten der ursprünglichen lateinischen Zeichen (i/j, u/v) und Ligaturen (ae > æ, uu/vv > w, sz/ss > ß) zu eigenständigen Zeichen weiterentwickelt und gelegentlich auch Buchstaben aus anderen Alphabeten übernommen (þ).
- Siehe auch: Lateinisches Alphabet
Phonetisches Alphabet
Ein absolut phonetisches Alphabet wäre in der Praxis unbrauchbar, weil es aufgrund der unzähligen Nuancen einer Sprache unzählig viele Zeichen hätte. Ein in Bezug auf die phonetische Wiedergabe optimiertes Alphabet ist das IPA, bei dem man versucht, möglichst vielen Lautnuancen ein Zeichen zuzuordnen. Man spricht auch von phonetischen Alphabeten, wenn sie phonetische Aspekte ausgeprägt berücksichtigen (z. B. georgisches Alphabet).
Eine phonemische Schreibweise behandelt unterschiedliche Aussprachen desselben Phonems gleich. So wird beispielsweise in der deutschen Orthografie die unterschiedliche Aussprache des Phonems /d/ von „Hund“ in Hund und Hunde nicht berücksichtigt.
Entstehung und Entwicklung
Aus den in Vorderasien gebräuchlichen Keilschriften entwickelten Händler in Ugarit um 1400 v. Chr. die erste alphabetische Schrift, die sogenannte Ugaritische Schrift. Aus ihm heraus hat sich um 1000 v. Chr. unter anderem das Alphabet der Phönizier entwickelt, das wiederum Ausgangspunkt für die heute gebräuchlichen Alphabete ist. Sie bedienten sich dabei Elementen der vorhandenen Bilderschriften. Die Zeichen lösten sie dabei vollständig von ihrer bildlichen Bedeutung und wiesen ihnen klare Lautwerte zu. Die phönizische Schrift verlief von rechts nach links. Trotz dieser Unterschiede lassen sich die Zeichen der Phönizier jeweils mit Zeichen der Ugaritischen Schrift in Verbindung bringen.
Die phönizische Schrift war eine reine Konsonantenschrift. Dies entsprach der Struktur der semitischen Sprachen. Die hebräische und die arabische Schrift, die daraus entstanden, verzichten bis heute (weitgehend) auf Vokale. Als die Griechen etwa im 10. oder 9. Jhd. v. Chr. die phönizische Schrift übernahmen, benutzen sie Zeichen für bestimmte Konsonanten, die zwar in semitischen, aber nicht in europäischen Sprachen vorkommen, zur Bezeichnung von Vokalen, z.B. wurde aus dem Zeichen für "H" das Epsilon = "E". Einige Zeichen für Konsonanten, die die phönizische Sprache nicht kannte, wurden neu geschaffen, z.B. das Psi. Im Jahre 403 v. Chr. wurde in Athen das Alphabet normiert. Es wurde so zum Schriftsystem für ganz Griechenland. Anfang des 4. Jhd. v. Chr. brachten griechische Siedler das Alphabet nach Italien, wo die Etrusker (in der heutigen Toskana) es im Laufe des 4. Jahrhunderts übernahmen. Im 3. Jhd. v. Chr. orientierten sich die Römer an der griechisch-etruskischen Schrift und überlieferten sie im 1. Jhd. v. Chr nach Mitteleuropa.
Historische Bedeutung
Durch das Alphabet entstand ein System mit vergleichsweise wenigen Zeichen. Um die Aufzeichnungen der alten Ägypter verstehen zu können, musste man Hunderte, später sogar Tausende Hieroglyphen lernen. Nun genügten zwei Dutzend Zeichen, um sämtliche Gedanken, die überhaupt formulierbar sind, zu notieren. Die Einfachheit dieses Systems begünstigte dessen Verbreitung über die halbe Welt.
„Die menschlichen Sprechwerkzeuge können zwar eine riesige Zahl von Lauten erzeugen, doch beruhen fast alle Sprachen auf dem formalen Wiedererkennen von nur ungefähr vierzig dieser Laute durch die Mitglieder einer Gesellschaft.“ (Jack Goody).
Die Reihenfolge des griechischen und lateinischen Alphabets folgt global (wenige Ausnahmen) der Reihenfolge des phönizischen Alphabets, da die Zeichen auch mit einem Zahlwert gekoppelt waren.
Literatur
- Lewis F. Day: Alte und neue Alphabete. Ein Streifzug durch die Welt der Lettern. Reprint der Ausgabe von 1906, mit einem Nachwort von Hans A. Halbey. Harenberg Edition, Dortmund 1991, ISBN 978-3-883-79603-1
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