Lobmachtersen

Lobmachtersen
Lobmachtersen
Ortswappen von Salzgitter-Lobmachtersen
Koordinaten: 52° 6′ N, 10° 25′ O52.09963888888910.423833333333Koordinaten: 52° 5′ 59″ N, 10° 25′ 26″ O
Fläche: 8,182 km²
Einwohner: 883 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Apr. 1942
Postleitzahl: 38259
Vorwahl: 05341
Karte

Lage von Lobmachtersen in Salzgitter

Lobmachtersen ist einer der insgesamt 31 Stadtteile der kreisfreien Stadt Salzgitter in Niedersachsen, gelegen in der Ortschaft Südost. Lobmachtersen gehörte bis zum 31. März 1942 zum Kreis Wolfenbüttel und wurde durch Verwaltungsakt am 1. April 1942 Teil der Großstadt Watenstedt–Salzgitter, dem heutigen Salzgitter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In einem Memorienbuch des Domstiftes St. Blasius in Braunschweig findet sich die erste schriftliche Erwähnung von Lobmachtersen. In dieser Schrift aus dem Jahre 1077 wird bezeugt, dass die Markgräfin Gertrud, Gemahlin des Grafen Liudolf zu Braunschweig, vor ihrem Tode ihre Güter in Lobmachtersen dem Domstift in Braunschweig schenkt.

Der Ort ist aber mit Sicherheit noch älter. Nach Deutung des Ortsnamens gehört Lobmachtersen zu den Siedlungen aus fränkischer Zeit, die um 750 in dieser Region entstanden. Noch älter sind die Reste einer Siedlung, die 1951–1953 bei Grabungen auf dem Öhrenfeld etwa 1,5 km westlich des heutigen Ortskernes von Lobmachtersen entdeckt wurden. Diese stammen aus der Zeit um Christi Geburt und die Fundstücke belegen, dass diese Stelle über mehr als 500 Jahre besiedelt war.

An gleicher Stelle wurden auch die Reste eines Rennofens gefunden, der auf das 2. Jahrhundert n. Chr. datiert wird und so bezeugt, dass hier schon vor etwa 1800 Jahren Eisenerz verhüttet wurde. Untersuchungen der Schlacken ergaben, dass hier Rasensteinerze aus verschiedenen Fundstellen der Umgebung verarbeitet worden waren[1]. Dieser Rennofen ist heute im Städtischen Museum der Stadt Salzgitter im Schloss Salder ausgestellt.

Rennofen aus dem 2. Jahrhundert von Salzgitter-Lobmachtersen

Bis ins 13. Jahrhundert hießen die heutigen Orte Bruchmachtersen (liegt etwa 12 km nordwestlich von Lobmachtersen) und Lobmachtersen noch beide Machtersen. Ein Grund für diese Namensgleichheit konnte bisher nicht geklärt werden. Frühere Ortsnamen Lobmachtersens waren Machtersem (1077), Machteresheim (1131/1157 ), Machtersheim (1179), Lochmachtersen (1254 und 1316), Lomactersem (1309), Machterssem probe Barem (1345), Machterssem bii Barem (1420) und seit 1480 Lobmachtersen[2].

Zur Deutung des Ortsnamens: Die Vorsilbe lob- wird als eine Abwandlung aus dem altsächsischen Begriff lo- und la- angesehen, der für Wald steht. Der Mittelteil machter- des Namens ist aus dem Personennamen Mahtheri abgeleitet, der wiederum aus dem altsächsischen Wort Mahti für Macht, Vermögen und Kraft stammt.[3]

Seit der Gründung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg im Jahr 1235 ist Lobmachtersen ein Teil desselben und gehört nach der Teilung des Herzogtums im Jahre 1269 zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Hier zählt es zunächst zum Amt Lichtenberg. 1542 wird der Barumer Gau vom Amt Lichtenberg abgetrennt und zusammen mit Lobmachtersen, Calbecht, Leinde und Gebhardshagen wird das Amt Gebhardshagen gebildet.

Mit Ausnahme der Zeit von 1523 bis 1643 (Abtretung großer Gebiete durch das Bistum Hildesheim an das Herzogtum Braunschweig nach der Hildesheimer Stiftsfehde) verlief die Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Bistum Hildesheim am südlichen Ortsrand. Zur Überwachung der Grenze wurde im 15. Jahrhundert der heutige Kirchturm als Wehr- und Wachturm gebaut. Aus dieser Zeit stammt auch ein altes Zollhaus, das heute als Wohnhaus genutzt wird.

Während der napoleonischen Zeit gehörte Lobmachtersen zum Kanton Gebhardshagen im Distrikt Braunschweig im Departement der Oker des Königreichs Westfalen. Nach Ende der Franzosenzeit wurde das Herzogtum Braunschweig wieder neu gebildet. In einer Verordnung vom 22. Januar 1814 wurden die Kantone Gebhardshagen (mit Lobmachtersen), Lichtenberg und Salder zum Kreisgericht Salder (ab 1823 Amt Salder) zusammengefasst. Seit dem 1. April 1942 gehört Lobmachtersen der neugegründeten Stadt Watenstedt-Salzgitter an, dem heutigen Salzgitter.

Wappen

Das Wappen zeigt eine stilisierte Darstellung des 1953 bei Lobmachtersen gefundenen Rennofens, einer frühen Form des heutigen Hochofens. Die Darstellung verbindet so die frühgeschichtlichen Anfänge der Erzverarbeitung zum heutigen Industriestandort Salzgitter. Der Blätterzweig steht für den Wald, auf dessen Gebiet Lobmachtersen einst gegründet wurde. Er verweist auch auf die Vorsilbe Lob des Ortsnamens, die im altsächsischen für Wald steht. Auch die grüne Schildfarbe leitet sich von diesem frühen Waldgebiet ab und ist zugleich ein Symbol für die heute noch betriebene Landwirtschaft.

Das Wappen wurde am 27. Januar 1989 von einer Einwohnerversammlung einmütig angenommen.[4]

Bevölkerungsentwicklung

Als ältester schriftlicher Nachweis über die Höfe liegt ein Erbregister aus dem Jahre 1548 vor. Erbregister dienten damals der Ermittlung der Abgaben, die an das herzogliche Amt abgeführt werden mussten. Hiernach gab es 1548 in Lobmachtersen insgesamt 41 Bauernhöfe, davon 6 Ackerhöfe, 2 Halbspännerhöfe und die restlichen (33) waren Kothöfe. Bis zum Dreißigjährigen Krieg stieg die Gesamtanzahl der Höfe auf 45 (um 1610) an. Die Kriegsjahre hatten nur wenige Höfe überstanden und 1685 waren erst 31 der Höfe wiederhergestellt. Bis 1861 kamen weitere Höfe dazu, in diesem Jahre waren es insgesamt 43 Höfe, davon 5 Acker, 5 Halbspänner- und 33 Kotsassenhöfe. Nach 1945 hat sich diese Zahl durch Schliessungen und Zusammenlegungen stark verringert. Waren es 1953 noch 20 landwirtschaftliche Betriebe, so wurden im Jahre 2006 nur noch 9 gezählt.

Angaben zu den Einwohnerzahlen liegen erst vom Ende des 18. Jahrhundert vor. 1799 wurden 52 Feuerstellen und 366 Einwohner gezählt,[5] 1832 waren es 490 und 1855 bereits 603 Einwohner, die jetzt in 82 Wohngebäuden lebten.

In der Aufbauzeit der Hermann Göring Werke wurden im Gebiet des heutigen Salzgitter viele landwirtschaftliche Betriebe umgewandelt und deren Ländereien enteignet. Lobmachtersen blieb von dieser Entwicklung weitgehend verschont. So war die Einwohnerzahl zwischen 1905 und 1939 nur von 668 auf 738 angestiegen.

Im Frühjahr 1946 traf der Strom der Flüchtlinge und Vertriebenen auch in Lobmachtersen ein. Hatte der Ort 1939 noch 738 Einwohner, waren es im Oktober 1946 schon 1315 Einwohner. Das Maximum wurde 1950 mit 1348 Einwohnern erreicht, 37 % von diesen waren Flüchtlinge oder Vertriebene.[6] Mit der Umsiedlung dieses Personenkreises in ihre endgültigen Wohngebiete sank diese Zahl wieder und pendelt seit dem Jahr 2000 um 900 Einwohner.

Quellen: Die Bevölkerungszahlen von 1821 bis 2000 basieren auf dem Statistischen Jahrbuch des Referats für Wirtschaft und Statistik der Stadt Salzgitter.[7] Die Bevölkerungsstatistik ab 2001 basiert auf den statistischen Monatsberichten der Stadt Salzgitter (Einwohner mit Hauptwohnsitz) gemäß Melderegister zum Monatsende Dezember.[8]

Kirche

Kirche von Salzgitter-Lobmachtersen

Im Jahr 744 war durch Sturmi das Kloster zu Fulda gegründet worden, in dessen Missionsbereich auch das heutige Salzgitter lag. Unter Karl dem Großen kam es dann zur Missionierung des Sachsenlandes. Die große Periode begann 778 mit einer Massentaufe in der Oker[9]. Der Einfluss des Klosters Fulda endete 815, als Ludwig der Fromme das Fürstbistum Hildesheim gründete - Lobmachtersen gehörte hier zum Archidiakonat Barum.

Etwa 1251 wurde erstmals in Lobmachtersen ein Priester namens Johannes erwähnt. Und um diese Zeit muss es auch schon eine Kirche oder Kapelle gegeben haben. Später werden als Pfarrer genannt: 1274 der Kleriker Herbord und 1328 Pfarrer Frederik Roler. Letzter katholischer Priester war Lorenz Rethen, der 1542 zur lutherischen und 1547 wieder zur katholischen Lehre wechseln musste. Erst unter Herzog Julius von Braunschweig (1568-1589) wurde die Reformation endgültig eingeführt.

Der Turm der heutigen Kirche wurde spätestens im 15. Jahrhundert erbaut. Ursprünglich handelte es sich dabei um einen- oder Wehr- und Wachturm an der Grenze zum Bistum Hildesheim. Die Mauern des fast quadratischen Turms sind 1,25 m dick – boten also Schutz und Sicherheit. An diesen Turm wurde 1542 das Kirchenschiff angebaut[10].

Das nicht mehr ausreichende und überdies baufällige Kirchenschiff wurde 1823 unter Leitung des Pfarrers Georg Ludwig Adolf Drude abgerissen und neu gebaut. Das neue Gebäude wurde am 25. Januar 1824 eingeweiht, die Baukosten hatten 5619 Taler betragen. Der Innenausbau des Gebäudes wurde erst 1892 fertiggestellt, da die Gemeinde bis dahin nicht über die notwendigen Mittel verfügte. Die Orgel wurde 1853 vom Orgelmeister Breust aus Goslar gebaut und 1995 generalüberholt.

Im 18. Jahrhundert erhielt der Glockenturm drei Glocken, von denen die größte 15 Zentner wog − diese war 1750 von Joh. Peter Grete in Braunschweig gegossen worden. In den Weltkriegen wurden die beiden größeren Glocken konfisziert und vermutlich eingeschmolzen. Lediglich die kleinste Taufglocke blieb erhalten. 1951 erhielt der Turm zwei weitere Glocken. Eine der Glocken war in Bockenem neu gegossen worden, die andere hatte ursprünglich in der Kirche zu Klein Jerutten im ehemaligen Landkreis Ortelsburg in Ostpreußen gehangen. Beide Glocken wurden am 3. Advent des Jahres 1951 eingeholt und geweiht.

Heute (im Jahr 2007) gehört Lobmachtersen zur Propstei Salzgitter-Bad und bildet zusammen mit Beinum, Barum und Cramme den Pfarrverband Barum-Lobmachtersen.

Einzelnachweise

  1. Dorfgeschichte Lobmachtersen, S. 20–22
  2. Casemir, Ortsnamen, S. 235–238
  3. Wiswe, Flurnamen, S. 471
  4. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Braunschweiger Zeitungsverlag, 2003, ISBN 3-926701-59-5, S. 38,39.
  5. Dorfgeschichte Lobmachtersen, S. 285
  6. Dorfgeschichte Lobmachtersen, S. 109,293
  7. Referat für Wirtschaft und Statistik: Statistisches Jahrbuch 2009. Stadt Salzgitter, 11. November 2010, S. 31–108, abgerufen am 25. November 2010 (Gesamtzahl Wohnberechtigter (Haupt- und Nebenwohnsitz) © Stadt Salzgitter).
  8. Referat für Wirtschaft und Statistik: Statistische Monatsberichte der Stadt Salzgitter. Stadt Salzgitter, 2006 ff., abgerufen am 21. Januar 2010 (Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung © Stadt Salzgitter).
  9. Salzgitter 1942–1992, S. 591
  10. Ortsheimatpflege Salzgitter, S. 72

Literatur

  • Archiv der Stadt Salzgitter, Redaktion: Reinhard Försterling, Sigrid Lux und Peter Stübig (Hrsg.): Lobmachtersen. Geschichte eines braunschweigischen Dorfes. braunschweig-druck gmbh, Salzgitter 2007, DNB 985988258.
  • Jörg Leuschner; Stadtarchiv Salzgitter (Hrsg.): Ortschaft Südost: Beinum, Ohlendorf, Flachstöckheim, Lobmachtersen und Barum in alten Bildern. Band 9 der Beiträge zur Stadtgeschichte, Archiv der Stadt Salzgitter, Salzgitter 1992, S. 276.
  • Archiv der Stadt Salzgitter (Hrsg.): Ortsheimatpflege in der Stadt Salzgitter. 1992, S. 71–75.
  • Wolfgang Benz (Hrsg.): Salzgitter. Geschichte und Gegenwart einer deutschen Stadt 1942–1992. C.H. Beck, München 1992, ISBN 3-406-35573-0.
  • Kirstin Casemir: Die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter. Verlag für Regionalgeschichte, 2003, ISBN 3-89534-483-4, S. 235–238.
  • Mechthild Wiswe: Die Flurnamen des Salzgittergebietes. Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins, 1970, S. 471.

Weblinks


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