Ringelheim

Ringelheim
Ringelheim
Ortswappen von Salzgitter-Ringelheim
Koordinaten: 52° 2′ N, 10° 18′ O52.03580555555610.307611111111Koordinaten: 52° 2′ 9″ N, 10° 18′ 27″ O
Fläche: 7,22 km²
Einwohner: 1.868 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Apr. 1942
Postleitzahl: 38259
Vorwahl: 05341
Karte

Lage von Ringelheim in Salzgitter

Salzgitter-Ringelheim ist der sechstgrößte von insgesamt 31 Stadtteilen der kreisfreien Stadt Salzgitter in Niedersachsen. Ringelheim liegt im äußersten Südwesten des Stadtgebietes an der Innerste und zählt zur Ortschaft Süd. Ringelheim gehörte bis zum 31. März 1942 zum Landkreis Goslar und wurde durch Verwaltungsakt am 1. April 1942 Teil der Großstadt Watenstedt–Salzgitter, dem heutigen Salzgitter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zeittafel: Ringelheim

Ringelheim entstand in vorfränkischer Zeit an der Kreuzung zweier Heeres- und Handelsstraßen (Braunschweig, Goslar, Hildesheim). Es hatte die Gerichtsbarkeit im Salzgau des heutigen Salzgitteraner Südens. Wahrscheinlich in der von 919–936 dauernden Regierungszeit des ostfränkischen Königs Heinrich I. und seiner Frau Mathilde die Heilige (aus dem Geschlecht der Immedinger) wurde ein königliches Jungfrauenstift an der Innerste errichtet; möglicherweise geschah dies auch erst 940 durch Graf Immat aus dem Geschlecht der Immedinger.

1152 wurde die Abtei in ein Benediktinerkloster für Männer umgewandelt und dem Bistum Hildesheim unterstellt. 1523 beendete der Quedlinburger Rezess die Hildesheimer Stiftsfehde und teilte mit dem Großen Stift auch Ringelheim dem Herzogtum Braunschweig zu. In der Folge wurde ab 1568 Ringelheim protestantisch. 1578 brach die Pest aus, so auch im Badehaus in Ringelheim. Im Dreißigjährigen Krieg versuchten die Kaiserlichen, das Große Stift für Hildesheim zurückzuerobern. 1626 lag Ringelheim zwischen den Heeren Tillys (Oelber am weißen Wege), Wallensteins (Liebenburg) und Christians IV. von Dänemark (Wolfenbüttel). In der Schlacht bei Lutter am Barenberge unterlag Christian und wurde im Kloster Ringelheim gesund gepflegt. Nach der Schlacht bei Thiede 1641 schlossen die Herzöge Frieden mit dem Kaiser und stimmten im Goslarer Akkord der Rückgabe des Großen Stifts und damit auch Ringelheims an Hildesheim zu. Das Kloster wurde den Benediktinern zurückgegeben.

Bei einem großen Feuer 1711 wurden fast alle Häuser Ringelheims zerstört. Die meisten Höfe sind erst nach dem Brand errichtet worden; das älteste Wohnhaus, das noch heute steht, stammt von 1703/04. Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 wurde das Kloster säkularisiert und 1817 von Graf Friedrich von der Decken gekauft, der es in ein Schloss umwandelte. 1847 legte sein Sohn Adolf den weitläufigen englischen Schlosspark mit dem verzweigten Seesystem an.

1856 wurde Ringelheim an das Eisenbahnnetz angeschlossen („Braunschweigische Südbahn“ Braunschweig–Wolfenbüttel–BörßumSalzgitter–Ringelheim (Harz)–SeesenKreiensen). 1875 folgte eine zweite Strecke (Hannover–Hildesheim–Derneburg–Ringelheim (Harz)–Goslar) und ein Bahnhofsgebäude, das lt. Salzgitter Zeitung vom 30. Mai 1995 im Jahr 1990 abgerissen wurde.

Mit dem Eisenbahnanschluss bot Ringelheim gute Voraussetzungen für die Ansiedlung mehrerer kleiner Betriebe sowie einer Konservenfabrik (1868), einer Zuckerfabrik (1870/71), einem Elektrizitätswerk (1896) und dem pharmazeutischen Unternehmen Schaper & Brümmer (1923); von diesen existiert heute (2007) nur noch das letztgenannte. Der 1939 – 1941 geteufte Schacht Johannes wurde 1965 stillgelegt, 1977 wurde der Schacht verfüllt und der Förderturm abgerissen.[1]

Ringelheim gehörte seit 1885 zum Landkreis Goslar. 1942 wurde es zusammen mit Salzgitter, Gitter, Hohenrode und Groß Mahner der neu gegründeten Stadt Watenstedt-Salzgitter eingemeindet. Diese inzwischen fünf Stadtteile bildeten 1951 die Ortschaft Süd.

Sehenswürdigkeiten

Schloss und Park

Hauptartikel: Schloss und Park Ringelheim

St. Abdon und Sennen

Gutshof

Barocker Taubenturm auf dem Gutshof

Auf dem Gutshof, der sich westlich an das Schloss und die Kirche anschließt und diese mit dem Marktplatz verbindet, waren die Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude des Klosters untergebracht. Die meisten Bauten stammen aus dem 17. Jahrhundert, so zum Beispiel das Inspektorenhaus, der Schafstall, der Pferdestall (1607) und die Klostermühle (1699), die von 1898 bis 1930 das Elektrizitätswerk beherbergte. Der 1710 errichtete Taubenturm mit einer achtseitigen Haube wurde 1748 um einen Schulanbau ergänzt. Später diente er als Kurzzeitgefängnis bis zur Überstellung des Häftlings an das Amt Liebenburg. 1740 wurde der Gutshof um einen Kuhstall und 1792 um eine weitere Scheune ergänzt. Heute befindet er sich in Privatbesitz.

St. Johannes Baptista

Kirche St. Johannes Baptista

Die Johannes dem Täufer geweihte evangelische Kirche St. Johannes Baptista am Marktplatz wurde als Kirche der Dorfbewohner entgegen der Kirche für die Mönche erbaut. 1050 wird sie erstmals als „Archidiakonatskirche“ erwähnt. Es handelt sich um eine massive Saalkirche, mit einem quaderförmigen wehrhaften Westturm und Chor im Osten. Der ursprüngliche Bau war wahrscheinlich aus Holz; der Turm kam erst um 1200 dazu, der Chor in der Gotik. 1819 wurde eine neue Turmbekrönung in Form einer achtseitig offenen Laterne gebaut, 1868 die kleinen Fenster durch größere ersetzt. An der Nordwand befindet sich das Grabmal des 1621 gestorbenen Pastors Kirchhoff. St. Johannes Baptista besitzt eine romanische Taufschale aus dem Jahr 1487. Die Innenausstattung ist jünger: Bis auf den monolithischen Sandsteinaltar und das Kruzifix von 1300 stammt sie von 1698, die Bemalung der Kirchendecke durch Graf von der Decken von 1883. Möglicherweise war der Künstler, der die Ringelheimer Kirchen ausstattete, derselbe. Die Orgel stammt ebenfalls aus den 1880er Jahren.

Mausoleum

Das Heiligenhäuschen an der Wallmodener Straße

Als am 22. Mai 1840 der Besitzer des Schlosses Graf Friedrich von der Decken starb, plante sein Sohn Adolf ein Mausoleum nordöstlich der Schlosskirche zu errichten. Ein erstes Mausoleum bot nicht genug Platz für nachfolgende Generationen, weshalb von der Decken eine Erweiterung plante, die aber erst nach seinen Tod 1886 umgesetzt wurde. In dem 10×12 m großem Bauwerk wurden bis 1907 mehrere Familienmitglieder beigesetzt. Nach dem Verkauf des Schlosses 1938 und dem Umzug der Grafenfamilie nach Pommern verfiel das Mausoleum, das nach wie vor im Besitz derer von Decken war. Die Ahnen wurden 1976 auf den Friedhof von St. Johannes überführt. 1996 begann der Bürgerverein die Restaurierung der Ruine, die ihm 1998 übereignet wurde.

Wappen

Den goldenen feuerspeienden Ringelwurm findet man in Ringelheim über dem Portal des ehemaligen Klosters und auf einem von etwa 1730 stammenden Tisch in der Kirche. Wahrscheinlich wurde der Drache wegen seiner volkstümlichen Bezeichnung Ringelwurm als Wappentier gewählt. Die drei silbernen Wellenbänder im Schildfuß verweisen auf den Fluss Innerste, an dem Ringelheim liegt.

Das Wappen wurde um 1937 eingeführt.[2]

Bevölkerungsentwicklung

Quellen: Die Bevölkerungszahlen von 1821 bis 2000 basieren auf dem Statistischen Jahrbuch des Referats für Wirtschaft und Statistik der Stadt Salzgitter.[3] Die Bevölkerungsstatistik ab 2001 basiert auf den statistischen Monatsberichten der Stadt Salzgitter (Einwohner mit Hauptwohnsitz) gemäß Melderegister zum Monatsende Dezember.[4]

Wirtschaft

Salzgitter-Ringelheim besitzt einige Einkaufsmöglichkeiten (Supermarkt, Drogerie, Einzelhandel). Hinzu kommen verschiedene Gaststätten und Kioske, eine Sparkasse und eine Volksbank, zwei Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt und eine Apotheke. Ferner befinden sich in Ringelheim die etwas außerhalb gelegene Fachklinik Erlengrund, ein Rehabilitationszentrum für suchtkranke Männer und Frauen, und das Judith-Heim, eine Wohnstätte für Menschen mit seelischer Behinderung.

Die Gleise 1 und 2

Vereinsleben

In Ringelheim gibt es zwölf Vereine, darunter den Sportverein STV Ringelheim. Auch einen traditionellen Schützenverein (Schützengilde Ringelheim e.V. von 1872) gibt es in Ringelheim. Ihm angeschlossen ist der Spielmannszug, der sich aber Spielmannzug nennt und im Jahr 2005 sein 75-jähriges Bestehen feiern konnte. Die Sportstätten befinden sich in der Nähe vom Schlosspark, im so genannten Parkstadion.

Verkehr

Der Bahnhof Salzgitter-Ringelheim hat zwar seit 1990 kein Bahnhofsgebäude, ist aber dennoch der wichtigste Bahnhof auf dem Gebiet der Großstadt Salzgitter. Er liegt am Kreuzungspunkt der Strecken Hildesheim–Goslar sowie Braunschweig–Seesen und verfügt so über direkte Regionalverbindungen. Salzgitter-Ringelheim verfügt außerdem über Busanbindungen nach Baddeckenstedt, Salzgitter-Bad und Seesen.

Literatur

  • Stadtarchiv Salzgitter (Hg.): Ortschaft Süd. Beiträge zur Stadtgeschichte, Band 4, Salzgitter 1989.
  • Joachim Salzwedel: Die ehemalige Klosterkirche zu Salzgitter-Ringelheim (= Große Baudenkmäler, Heft 260), 15 S. München: Deutscher Kunstverlag 1971
  • Monika Tontsch; Dirk Nothoff (Fotos): St. Abdon und Sennen Salzgitter-Ringelheim (= Kunstführer Nr. 2184), 1. Auflage, 19 S. Regensburg: Schnell und Steiner, 1995
  • Hansjürgen Classen: Die hydrogeologischen Verhältnisse der Innerste-Mulde. Unter besonderer Berücksichtigung des Eisenerzbergbaues bei Ringelheim. Universität Bonn, Dissertation vom 19. Dezember 1957
  • Åse: Wie Ringelheim zu seinem Namen gekommen sein könnte. Eine Fabel des Ringelheimer Bildhauers Åse, Bilder von Klaus Bliesener. Sehlde: Illustration & Papierdesign 2006 [Mappenedition auf Büttenpapier]
  • Literatur über Ringelheim Katalog der DNB
  • Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche

Quellen und Weblinks

Einzelnachweise

  1. * Amt für Geschichte, Kultur und Heimatpflege der Stadt Salzgitter, Redaktion: Heinrich Korthöber, Jörg Leuschner, Reinhard Försterling und Sigrid Lux (Hrsg.): Bergbau in Salzgitter. Die Geschichte des Bergbaus und das Leben der Bergleute von den Anfängen bis zur Gegenwart. In: Beiträge zur Stadtgeschichte. Band 13, Appelhans, Salzgitter Jahr=1997, ISBN 3-930292-05-X, S. 224-225.
  2. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Braunschweiger Zeitungsverlag, 2003, ISBN 3-926701-59-5, S. 36.
  3. Referat für Wirtschaft und Statistik: Statistisches Jahrbuch 2009. Stadt Salzgitter, 11. November 2010, S. 31–108, abgerufen am 25. November 2010 (Gesamtzahl Wohnberechtigter (Haupt- und Nebenwohnsitz) © Stadt Salzgitter).
  4. Referat für Wirtschaft und Statistik: Statistische Monatsberichte der Stadt Salzgitter. Stadt Salzgitter, 2006 ff., abgerufen am 21. Januar 2011 (Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung © Stadt Salzgitter).

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