Departement der Oker

Departement der Oker
Departement der Oker
Okerdepartement
Département de l´Oker
Lage 1809
Basisdaten (1810)
Bestehen: 1. Dezember 1807 bis 1813
Königreich: Westphalen
Präfektur: Braunschweig
Einwohner: 273.105 (Dezember 1810)
Distrikte: Braunschweig
Helmstedt
Hildesheim
Goslar
Präfekt: Friedrich Henneberg
1812 Rittmeister von Reimann
Mit Postrouten
1807 k-dept-Oker.JPG

Das Departement der Oker (frz. Département de l'Ocker, kurz Oker-Departement oder Okerdepartement) war Teil des in der Zeit der französischen Besetzung zwischen 1807 und 1813 existierenden Königreiches Westphalen. Seinen Namen erhielt es vom Flüsschen Oker, das den größten Teil des Departements durchzieht. Am 1. September 1810 kam es zu kleinen Grenzanpassungen. Hauptstadt des Departements war Braunschweig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als Folge der gegen die Truppen Napoléons I. verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt im Oktober 1806 nahm Frankreich das Land Braunschweig durch zwei Proklamationen vom 28. und 30. Oktober 1806 in Besitz. Es folgte der Frieden von Tilsit am 7. Juli 1807, wodurch am 9. Juli 1807 das Königreich Westphalen entstand, welches bis ca. Ende Oktober 1813 bestand. König war Jérôme Bonaparte, ein Bruder Napoléons.

Das Departement der Oker wurde gebildet aus fast den ganzen Fürstentümern Wolfenbüttel und Hildesheim, der Stadt Goslar und ihrem Gebiete und einige aus dem Gebiet von Magdeburg bzw. Halberstadt abgetrennter Dörfer. Bei seiner Gründung zum 1. Dezember 1807 hatte es geschätzte 267.878 Einwohner.

Am 1. September 1810 ergaben sich, in Folge der Annexion der norddeutschen Küstenländer durch Frankreich und der Bildung des französischen Hanseatischen Departements, Grenzveränderung durch die Bildung des Departements der Aller. Zum Oker-Departement kam der zwischen den Flüssen Aller und Oker liegende Bezirk des Herzogtums Lüneburg.

Zum 1. Januar 1811 ergaben sich für das Oker-Departement folgende Veränderungen. Der Kanton Röttgesbüttel kam zum Distrikt Braunschweig, der Kanton Fallersleben zum Distrtikt Helmstedt. Der Distrikt Hildesheim verlor Elze links der Leine, Sarstedt und Algermissen an das Aller-Departement. Hinzu kam der Kanton Burgstemmen. Im Distrikt Goslar wurde die Stadt Goslar in zwei Kantone, (Stadt und Land) geteilt, der Kanton Langelsheim, ebenfalls aus dem Kanton Goslar, fiel weg.

Zustand 1811

Das Oker-Departement umfasste etwa 92,5 Quadratmeilen, oder 257 Lieues (franz.Wegstunde), oder 2.037.690 Braunschweigische Morgen. Rechnet man die Quadratmeilen zu 55 km² so kommt man auf eine Gesamtfläche von 5087,5 km². Die Einwohnerzahl wurde zum 31. Dezember 1810 mit 275.654 gezählt. Sie leben in 14 Städten, 11 Marktflecken, 12 Vororten, 572 Dörfern, 79 Weilern und 130 Einzelgebäuden mit insgesamt 37.381 Feuerstellen. Den 87.437 Stadtbewohnern standen 188.181 Landbewohner gegenüber. Das Departement bestand aus 4 Distrikten, 56 Kantonen, 559 Gemeinden, 48 Kantonmairien und 58 Friedensgerichten. Das Appelationsgericht befand sich in Cassel. (Für die Departements Aller, Elbe und Oker wurde am 1. September 1811 in Celle ein weiteres Appelationsgericht eingerichtet). Die Hauptstadt des Departements war Braunschweig.

  • Der Distrikt Braunschweig hatte 105.950 Einwohner und umfasst 1575 km² in 4 Städte, 4 Vororte, 220 Dörfer, 29 Weiler und 32 Einzelgebäude mit insgesamt 13.416 Feuerstellen, oder 19 Kantonen und 206 Gemeinden. Die Distrikthauptstadt ist Braunschweig.
  • Der Distrikt Helmstedt hat 55.577 Einwohner und umfasst 1286,25 km² in 4 Städte, 3 Markflecken, 6 Vororte, 123 Dörfer, 13 Weiler und 34 Einzelgebäude mit insgesamt 7.552 Feuerstellen, oder 12 Kantonen und 121 Gemeinden. Die Distrikthauptstadt ist Helmstedt.
  • Der Distrikt Hildesheim hat 61.161 Einwohner und umfasst 955,25 km² in 3 Städte, 4 Marktflecken, einen Vorort, 136 Dörfer, 12 Weiler und 22 Einzelgebäude mit insgesamt 9.426 Feuerstellen, oder 14 Kantonen und 134 Gemeinden. Die Distrikthauptstadt ist Hildesheim.
  • Der Distrikt Goslar hat 52.966 Einwohner und umfasst 997,5 km² in 3 Städte, 4 Markflecken, einen Vorort, 93 Dörfer, 25 Weiler und 42 Einzelgebäude mit insgesamt 6.987 Feuerstellen, oder 11 Kantonen und 98 Gemeinden. Die Distrikthauptstadt ist Goslar.[1]

Hauptstadt: Braunschweig, Distriktstädte: Braunschweig, Helmstedt, Hildesheim und Goslar.

Ein westphälisches "Departement“ war unterteilt in „Distrikte“, diese wiederum in „Kantone“ und diese schließlich in „Munizipalitäten“.

Distrikt Kantone
Braunschweig Peine Stadt, Peine Land, Groß Lafferde, Bettmar, Lesse, Gebhardshagen, Salder, Wolfenbüttel Stadt, Wolfenbüttel Land (Steterburg), Wolfenbüttel Ost (Salzdahlum), Braunschweig Stadt, Braunschweig Ost (Riddagshausen), Braunschweig West (Vechelde), Wendhausen, Cremlingen, Remlingen, Schöppenstedt und Jerxheim
Helmstedt Königslutter, Schöningen, Warsleben, Hamersleben, Oschersleben, Harbke, Helmstedt Stadt, Helmstedt Land, Weferlingen, Bahrdorf, Vorsfelde, ab 1810 mit Fallersleben.
Hildesheim Netlingen, Hoheneggelsen, Schwichelde, Hohenhameln, Ottbergen, Hildesheim Stadt, Hildesheim Land, Borsum, Algermissen, Sarstedt, Moritzberg, Eltze, Gronau, Alfeld, Salzdetfurth und Bodenburg.

Eltze (der Teil auf dem linken Leineufer), Algermissen und Sarstedt kommen 1810 zum Aller-Departement.

Hildesheim 1811 Nettlingen, Hoheneggelsen, Schwichelde, Hohenhameln, Ottbergen, Hildesheim Stadt, Hildesheim Land, Borsum, Moritzberg, Burgstemmen, Gronau, Alfeld, Salzdetfurth und Bodenburg.
Goslar Vienenburg, Schladen, Goslar Stadt, Goslar Land, Harzburg, Liebenburg, Salzgitter, Lutter, Holle, Bockenem und Lamspringe.

Nachdem die Gegner Napoléons (Preußen, Österreich, Russland und Schweden), Mitte Oktober 1813 die Völkerschlacht bei Leipzig für sich entschieden hatten, zerfiel das Königreich Westfalen schnell und mit ihm das Departement der Oker.

Am 6. November 1813 zog Johann Elias Olfermann mit braunschweigischen Truppen in die Stadt Braunschweig ein und übernahm die Regierungsgeschäfte kommissarisch für Herzog Friedrich Wilhelm, der sie mit seinem Einzug in Braunschweig am 22. Dezember 1813 schließlich selbst wahrnahm. Braunschweig war damit wieder Herzogtum geworden. Endgültig wurden, nach dem Wiener Kongress (1814), in den alten Grenzen als Herzogtum Braunschweig bestätigt.

Präfekturen

Das Königreich Westphalen 1808

Das Departement der Oker hatte seinen Sitz in Braunschweig. Der erste Präfekt des Departements der Oker war der Braunschweiger Friedrich Henneberg (1748-1812), der diese Position bis zu seinem Tode innehatte. Ihm folgte, von Mai 1812 bis ca. November 1813, Georg Johann Gerhard August von Reimann im Amte. Der Prefekt erhielt Unterstützung durch seinen Sekretär Eschenburg. Sie waren gleichzeit auch Chef der Unterpräfekur Braunschweig.

Der Ratsversammlung gehörten an, die Herren: Mahner, von Hantelmann, Lastrop und Gravenhorst, Zur Ratsversammlung der Unterpräfektur Braunschweig gehörten: 1810 von Cramm (Präsident), Behrend-Krause, von Bülow, Campe, Cleve (nur 1810), Denicke, Gerike, Giesecke, Kerl, Lynker, von Löhneisen, Lüntzel, von Münchhausen. von Plessen, Schachtrupp, Schader, Graf von Schulenburg auf Outleben (bis 1811), von Sierstorp und Rittmeister von Wilmerding.

Weitere Unterpräfekten gab es in

  • Helmstedt: der Präfekt Baron von Weichs mit seinem Sekretär Düring, 1811 Sekretär Werner,
  • Hildesheim: der Präfekt Herr Blum mit seinem Sekretär Heinichen, ab 1812 Präfekt Baron von Hammerstein
  • Goslar: Der Präfekt Herr Kerl mit seinem Sohn als Sekretär. Ab 1811 Sekretär von Boetticher[1]

Ein berühmter französischer Beamter, der zeitweise in Braunschweig seinen Dienst versah, war der Schriftsteller Marie-Henrie Beyle, besser bekannt unter seinem PseudonymStendhal“. Nachdem er Braunschweig und den Staatsdienst wieder verlassen hatte, erschienen sein „Tagebuch in Braunschweig“ recht bald auf dem Markt. Seinen Aufenthalt in Deutschland, insbesondere aber seine positiven Erinnerungen an Braunschweig verarbeitete er später (in z. T. in verschlüsselter Form) in weiteren Romanen.

Postmeister im Departement der Oker

Das Königreich Westphalen hatte die Posthoheit im Lande[2] (siehe Postgeschichte des Königreichs Westphalen)

Braunschweig

  • Braunschweig Direktor 1. Klasse: Cleve (1810-13), - Direktor für die Fahrpost von Hamburg nach Leipzig: Henneberg (1810), Controleur d´Escalonne, (1810), De Berenger (1811-13)
  • Lafferde Expediteur: Böttcher (1810-13)
  • Peine Direktor 2. Klasse: Richelmann (1810-13)
  • Schöppenstedt Direktor Expediteur: Dehn (1810-13),
  • Wolfenbüttel Direktor 3. Klasse: Salzenberg (1810-13)
  • Brüggen Expediteur: Rohrsen (fils), (1811-13)

Helmstedt

  • Bahrdorf Schulze Expediteur: (1810-13)
  • Helmstedt Direktor 2. Klasse: Böcker (1810-13)
  • Königslutter Expediteur: Falke (1810-13)
  • Oschersleben Expediteur: Evers (1810-13)
  • Schöningen Direktor Expediteur: Schultze (1810-11), Sachtleben (1812-13)
  • Vorsfelde Expediteur: Kaulitz (1810-13)
  • Rocklum Expediteur: Schliephacke (1810-13)

Goslar

  • Bockenem Expediteur: Hausdoerffer (1810-13)
  • Goslar Direktor 2. Klasse: Tüngel (1810), De Fauquenont, (1811-13)
  • Lamspringe Expediteur: Meyer (1813)
  • Salzgitter Direktor Expediteur: Sievers (1810-13)
  • Beinum (Salzgitter) Expediteur: Schleisener (1810-13)
  • Immendorf (Salzgitter) Expediteur: Niehoff (1810-13)
  • Schladen Expediteur: Köller (1810-13)

Hildesheim

  • Alfeld Direktor-Expediteur: Künster (1810-13),
  • Hildesheim Direktor 1. Klasse: Metz (1810-13), Controleur Derling (1810-11)
  • Lutter am Barenberge Expedititeur: Südekum (1810-13)

Siehe auch

Literatur

  • 1807 (4) Kgl. Dekret, wodurch die Einteilung des Königreich in acht Départemets angeordnet wird. Cassel, 24. Dezember 1807.
  • 1810 (78) Königliches Dekret vom 19 Julius 1810, welches die Zusammensetzung der drei Départements, die aus dem vormaligen Hannoverschen Provinzen gebildet werden, und die Vereinigung einiger anderer Teile des Königreichs mit jenen verfügt. (79) ..den Zeitpunkt bestimmt... [Zum 1. September 1810]
  • 1808 (Nr. 36) Kgl. Dekret, die Einteilung der Stadt Braunschweig in drei Cantons betreffend. 17. Mai 1808
  • “Almanach royal de Westphalie”, Cassel , 1810 - 1813
  • “Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Westphalen”, Hannover, bei der Gebrüdern Hahn, 1811
  • Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon. Braunschweig 1992
  • Horst-Rüdiger Jarck, Gerhard Schildt (Hrsg.): Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region. Braunschweig 2000

Einzelnachweis

  1. a b “Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Westphalen”,1811
  2. “Almanach royal de Westphalie”, Cassel , 1810 - 1813

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