Ludwig von Borstell

Ludwig von Borstell

Karl Leopold Heinrich[1] Ludwig von Borstell (* 30. Dezember 1773 in Tangermünde; † 9. Mai 1844 in Berlin) war ein preußischer General der Kavallerie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ludwig von Borstell war der dritte von vier Söhnen des preußischen Generals Hans Friedrich Heinrich von Borstell (1730–1804) und der Charlotte von Ingersleben (1749–1815), Tochter des preußischen Generals Johann Ludwig von Ingersleben (1703–1757).

1788 trat Borstell in ein Kürassierregiment ein und wurde später Adjutant seines Vaters, der zu dieser Zeit Generalmajor war. 1793 nahm er am Feldzug in der Pfalz teil und tat sich dort besonders bei Pirmasens und Kaiserslautern hervor. Als Major der Garde du Corps hielt er 1806 auf dem Rückzug von Jena den nachdrängenden Ney auf geschickte Weise zurück und schlug sich dann zu Blücher durch.

Nach dem Friedensschluss von Tilsit 1807 wurde er Mitglied in der für die Reorganisation des Heers niedergesetzten Kommission. Borstell wurde 1809 zum Oberst befördert und 1811 Kommandeur der pommerschen Brigade. Eifrig und energisch trat er im Februar 1813 eigenmächtig den Vormarsch nach der Oder an. Er kommandierte als Generalmajor unter Bülow und nahm an dem Treffen bei Möckern (5. April) ruhmvollen Anteil. Borstell entschied auch durch sein rechtzeitiges Eingreifen die Siege von Großbeeren und Dennewitz.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig, wo er den Sturm auf die Grimmaische Vorstadt befehligte, zum Generalleutnant befördert, blockierte er Wesel und rückte Anfang 1814 in Belgien ein. Hier wirkte er wesentlich zum günstigen Ausgang des Gefechts bei Hoogstraten mit und deckte, nachdem er bei Courtrai mitgefochten hatte, die Belagerung von Antwerpen.

1815 erhielt er das Kommando des II. preußischen Armeekorps. Noch während er mit der Organisation desselben beschäftigt war, rief der Befehl, die sächsischen Truppen gemäß der Teilung Sachsens zu trennen, den Aufstand der Mannschaften dreier sächsischer Bataillone in Lüttich hervor. Blücher befahl, die Fahne des aufständischen Regiments verbrennen und sieben Rädelsführer erschießen zu lassen. Borstell hatte aber eigenmächtig versprochen, die Fahne nicht zu verbrennen, und erklärte, Blüchers Order nicht befolgen zu können. Er wurde daher von Blücher am 8. Mai 1815 seines Kommandos enthoben und nach einem Kriegsgericht im November 1815 wegen Insubordination zu halbjähriger Festungsstrafe verurteilt, die er im Dezember 1815 antrat. Doch schon im Januar 1816 wurde er auf Bitte Blüchers von König Friedrich Wilhelm III. begnadigt und zum Kommandanten von Magdeburg ernannt. Im selben Jahr wurde er Kommandierender General des I. Armee-Korps in Königsberg (Preußen). 1825 wurde er zum KG des VIII. Armee-Korps in Koblenz und zum General der Kavallerie ernannt.

1840 nahm Borstell seinen Abschied. Kurz vor seinem Tod, am 6. September 1843, dem 30. Jahrestag der Schlacht bei Dennewitz, wurde ihm von den Berliner Kommunalbehörden die Ehrenbürgerwürde der preußischen Hauptstadt verleihen. Sein nicht mehr erhaltenes Grab befand sich auf dem Alten Garnisonfriedhof in Berlin.

Nach ihm wurde die Borstellstraße im Berliner Stadtteil Steglitz benannt.[2]

Literatur

  • Richard von Meerheimb: Borstell, Karl Heinrich Ludwig von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 181–183.
  • Ernst Demmler: Borstell, Ludwig von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 478.
  • Gerhard Kunze: Die Saxen sind Besien. Die Erschießung von sieben sächsischen Grenadieren bei Lüttich am 6. Mai 1815. Berlin: BWV, Berliner Wiss.-Verl.: 2004. ISBN: 3-8305-0595-7
  • Wilfried Rogge: Lebensbild des Carl Heinrich Leopold Ludwig von Borstell - Preußischer General der Kavallerie (Ein Altmärker zwischen Held und Befehlsverweigerer), Schinne 2009.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die NDB gibt als Vornamen Karl Leopold Georg Ludwig an.
  2. Borstellstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)

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