Ludwigsgymnasium (München)

Ludwigsgymnasium (München)
Ludwigsgymnasium München
Schulform Humanistisches und neusprachliches Gymnasium
Gründung 1824
Ort München
Land Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 7′ 20″ N, 11° 30′ 13″ O48.12222222222211.503611111111Koordinaten: 48° 7′ 20″ N, 11° 30′ 13″ O
Schüler 886 (Schuljahr 2010/11)[1]
Website www.ludwigsgymnasium-muenchen.de

Das Ludwigsgymnasium München (kurz: LG) ist das zweitälteste Gymnasium in München und liegt im Stadtteil Sendling-Westpark.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ludwigsgymnasium 1824

Die Schule wurde als zweites Münchener Gymnasium 1824 gegründet. Zur Unterscheidung etablierte sich die Bezeichnung „Neues Gymnasium“, während das Wilhelmsgymnasium als „Altes Gymnasium“ bezeichnet wurde. Die beiden ursprünglichen Gebäude des Ludwigsgymnasiums befanden sich in der Münchener Innenstadt in der Nähe der Michaelskirche, im ehemaligen Karmelitenkloster in der Maxburgstraße. Nachdem 1849 das Maximiliansgymnasium als dritte Münchener Bildungsanstalt gegründet wurde, wurde das „Alte Gymnasium“ in Wilhelmsgymnasium und das „Neue Gymnasium“ nach Ludwig I. in Ludwigsgymnasium umbenannt. 1958 bezog das humanistische Ludwigsgymnasium gemeinsam mit der ehemaligen Ludwigs-Oberrealschule, dem heutigen Erasmus-Grasser-Gymnasium, die großzügig gestaltete, von den Architekten Fred Angerer und Adolf Schnierle entworfene Schulanlage an der Fürstenrieder Straße, die am 24. Februar 1978 wegen des entstandenen Raumproblems von den gleichen Architekten einen 1973 entworfenen Erweiterungsbau, unter anderem mit einer Turmsternwarte, einer Bibliothek, Auditorium und Mensa sowie einer in 2 Kleinhallen unterteilbaren Sporthalle erhielt.[2]

Schulleiter

[3] [4] [5]

  1. Franz von Paula Hocheder (Rektor 1824–1842, 1842 o. Prof. für Philologie und Ästhetik an der Universität München, * 1783, † 1844)
    Für das von Herzog Albrecht V. 1574 gegründete Seminar für arme Studenten (Domus Gregoriana, später in Hollandeum und schließlich Albertinum umbenannt) wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach und nach ein eigener Schulbetrieb ausgebaut, der 1817 zur Errichtung des Insitutsgymasiums führt. 1824 wird diese Schule auch für externe Schüler geöffnet und damit zum öffentlichen Gymnasium. Bedingt durch ständige Änderungen der Lehrpläne, hohe Fluktuation von Lehrern, Unterrichtsausfall und Seuchen (u.a. Cholera) gestaltet sich der Beginn des Neuen Gymnasiums zunächst holprig. Auch seinerzeit gibt es schon von Seiten der Eltern, Schüler und Personen des öffentlichen Lebens erhebliche Widerstände gegen den humanistischen Fächerkanon, dessen Nützlichkeit „für das Fortkommen in der Welt“ bestritten wird. Hocheder schafft es jedoch mit Tatkraft und Idealismus die Schule zu stabilisieren.
  2. P. Benno Müller O.S.B. (Rektor 1842–1847), † 1860)
    Auf ausdrücklichen Wunsch des Königs übernehmen 1842 zuerst die Benediktiner aus Metten und später aus St.Bonifaz die Leitung und die Lehre an der Schule.
  3. P. Gregor Höfer O.S.B. (Rektor 1848–1875, † 1875)
    Bis dato der am längsten amtierende Schulleiter. Er übernimmt die Leitung im unruhigen Revolutionsjahr 1848, das Maximiliansgymnasium wird ein Jahr später als drittes Münchner Gymnasium von Altem und Neuem Gymnasium abgespalten. Die Schule erhält ihren heutigen Namen. 1870 erfolgt die Integration der Kgl. Lateinschule mit dem LG und das Maxgymnasium zieht in ein eigenes Gebäude. Pater Höfer stirbt 1875 im Amt. Der Chronist vermerkt „die Trauer über diesen einmaligen Mann, der in Metten begraben liegt, war allgemein und aufrichtig“.
  4. Emil Kurz (Rektor 1875–1891)
    Das LG geht wieder in weltliche Hände über. 1885 zählt das LG 24 Klassen. Wie bereits die Schulleiter vor ihm kämpft Kurz mit der Überfüllung. Erst 1887 bringt die Gründung des Luitpoldgymnasiums Entlastung.
  5. Johann Fesenmair (Rektor 1891–1898, Kgl. Hofrat, † 1904)
  6. Friedrich Ohlenschlager (Rektor 1898–1909, Kgl. OStR, † 1916)
    Ohlenschlager, vom Typus her eher Wissenschaftler, kümmert sich dennoch auch um bauliche Verbesserungen und sorgt u.a. mit größeren Fenstern dafür, dass „das in München stadtbekannt finstere Loch, dem soviele der alten Ludovicianer ihre schlechten Augen zuschreiben, verschwindet und München um eine „Sehenswürdigkeit“ ärmer wird“.
  7. Josef Degenhart (Rektor 1909–1919, Kgl. OStR, † 1933)
    Degenhart führt das Gymnasium von der ausklingenden Prinzregentenzeit durch den ersten Weltkrieg und die Revolution bis in die Weimarer Republik. Im Krieg muss das Gebäude wieder mit dem Maxgymnasium geteilt werden. Der Unterricht muss daher auch nachmittags stattfinden. 51 Lehrer und Schüler kostet der Krieg das Leben. Aus den Tagen der Münchner Räterepublik zeichnet Josef Hofmiller - damals Französischlehrer am LG - in seinem Revolutionstagebuch die Schüler des LG als bemerkenswert wenig radikalisierbar und überliefert einen damals gängigen Scherz über die Münchner Gymnasien: „Wilhelmsgymnasium = Aristokratie, Ludwigsgymnasium = Demokratie, Maxgymnasium = Plutokratie, Luitpoldgymnasium = Ochlokratie
  8. Josef Flierle (OStD 1919–1924, † 1929)
    Die düstere Lage des Gymnasiums in der Innenstadt und seine schlechte Ausstattung im Vergleich zu neueren Schulen führen zu einem stetigen Rückgang der Schülerzahlen. Flierle kann zwar an den äußeren Verhältnissen wenig ändern, setzt aber inhaltliche Reformen durch (durch Einflussnahme auf die Lehrplangestaltung, Einführung des Notenausgleichs bei einseitiger Begabung, weniger Einsatz von Schulstrafen als Erziehungsmittel). Eine in diesen Jahren einreißende Spaltung in der Schülerschaft aufgrund politischer Lagerbildung sucht er einigermaßen erfolgreich durch das Verbot des Tragens von Abzeichen zu unterbinden. Die Vorverlegung des Schuljahresbeginns 1921/22 von Herbst auf Ostern bekämpft er vergeblich.
  9. Georg Lurz (OStD 1924–1928, † 1946)
    Ab 1924 (bis 1935) dürfen auf Weisung des Ministeriums keine protestantischen Schüler mehr am LG aufgenommen werden, was einen zusätzlichen Rückgang der Schülerzahlen zur Folge hat. In den sechs unteren Klassen dürfen damit auch keine Parallelklassen mehr gebildet werden. Lurz gilt als Freund und Förderer des Lichtbildwesens und führt in jedem Klassenzimmer die entsprechenden Projektions- und Verdunkelungsmöglichkeiten ein. Zur Finanzierung lässt er wertvolle lateinische und griechische Bücher aus der Bibliothek veräußern.
  10. Andreas Wahler (OStD 1928–1930)
  11. Peter Huber (OStD 1930–1936)
    Die Weltwirtschaftskrise wirkt sich auch auf das LG aus. Die schlechte wirtschaftliche Lage sorgt dafür, dass sich bedürftige Schüler das Gymnasium nicht mehr leisten können. 1934 nehmen von 30 Abiturienten nur noch 14 ein Hochschulstudium auf. Der aufkommende Nationalsozialismus nistet sich auch am LG ein. Der stellvertretende Direktor Georg Stang - hauptamtlich damals Präsident des Bayerischen Landtages - wird 1933 in „Schutzhaft“ genommen, kommt später ins KZ Dachau.
  12. Franz Schalk (OStD 1937–1945)
    1938 schaffen die Nationalsozialisten des humanistische Gymnasium weitgehend ab, das LG wird zur „Oberschule“. Die Texte der griechischen Schriftsteller waren Gift für die herrschende Ideologie. Während des Krieges wird ein regulärer Unterricht dann zunehmend schwieriger. 1942 wird Schalk ans Kultusministerium abgeordnet, die faktische Leitung der Schule geht an OStR Hermann Poschenrieder über. 1944 wird die Schule bei Luftangriffen auf München mehrmals von Bomben getroffen und brennt schließlich völlig aus. Dabei werden alle Unterlagen vernichtet. Über die Zeit während des NS-Regimes gibt es daher so gut wie keine Akten.
  13. Franz Thalreiter (OStD 1945–1948, † 1957)
    Wiederaufnahme des Schulbetriebes nach dem Krieg in chaotischen Verhältnissen. Der von anfangs nur 3 Lehrern erteilte Unterricht findet im Gebäude des Theresiengymnasiums statt. Das LG wird 1945 wieder zum humanistischen Gymnasium. 1946 legen gerade einmal 3 Schüler das Abitur ab. 1947 muss das heimatlose LG wieder umziehen, diesmal als Untermieter ins Wittelsbacher-Gymnasium.
  14. Heinrich Heck (OStD 1948–1951 † 1971)
    Wegen der katastrophalen räumlichen Situation beabsichtigt das Kultusministerium das LG zusammen mit dem Albertinum nach Tegernsee zu verlegen. Heck und der Elternbeirat leisten erfolgreichen Widerstand gegen den Plan.
  15. Siegfried Häfner (OStD 1951–1955)
    Erneuter Umzug. Das LG hospitiert nun in der Rupprechtoberrealschule. Im Kultusministerium werden Pläne geschmiedet, das LG aufzulösen und die Schüler auf andere Gymnasien zu verteilen. Häfner gibt entnervt auf und lässt sich ans Wilhelmsgymnasium versetzen.
  16. Karl Mayr (OStD 1955–1972, * 1907, † 1986)
    Mit Mayr's Namen ist die Renaissance des LG verbunden. 1955 wird ein altphilologisches Seminar eingerichtet. Als trotziges Zeichen des Überlebenswillens lässt er die Abschlussfeier 1956 erstmals im Herkulessaal der Residenz stattfinden. Der Neubau in München-Neufriedenheim wird 1957 begonnen und kann 1959 bezogen werden. 1964 kehrt das Albertinum aus Tegernsee zurück und bezieht einen Neubau auf dem Nachbargelände. 1968 folgt ein Erweiterungsbau, für den Mayr auch hemmungslos die Geldbörsen der Schülereltern anzapft. Unermüdlich wirbt er für die Idee des humanistischen Gymnasiums und bekämpft noch nach seiner Pensionierung vehement die zeitweise Umbenennung durch die deutsche Kultusbürokratie in „altsprachliches“ Gymnasium, was er für eine groteske Fehldeutung des humanistischen Gedankens hält.
    Die Zahl der Schüler verdoppelt sich während seines Direktorats auf knapp 1000.
    Als er 1986 stirbt - so behauptet Albert von Schirnding in einem launig-lyrischen Nachruf in der Süddeutschen Zeitung (Titel: „Der Oberstudiendirektor“) - seien in seiner Schule ohne äußere Einwirkung alle Uhren stehen geblieben. Si non è vero è ben trovato...
  17. Gerhard Schwab (OStD 1972–1997)
    Die Angliederung eines neusprachlichen Zweiges und 1975 dann die Einführung der Kollegstufe führen zu einer Auflösung des traditionellen humanistischen Gymnasiums.
  18. Ulrike Fleißner (OStD 1997–2007)
  19. Anton Bauer (OStD 2007–)

Schülerzahlen

Schuljahresende Zahl der Schüler Zahl der Klassen
1919 538 16
1929 322 9
1939 270 8
1949 393 14
1959 625
1969 860 30
1980 1615 41 + Kollegstufe
1990 1041 28 + Kollegstufe
2000 804 24 + Kollegstufe
2008 800 24 + Kollegstufe
2010 887
2011 819

Bis Ende der 1960er Jahre war das LG eine Bubenschule, in die Mädchen nur ausnahmsweise aufgenommen wurden (z.B. wenn schon ein Bruder an der Schule war). Von den 860 Schülern Ende 1969 waren daher nur 37 Mädchen. Nach der allgemeinen Öffnung für Mädchen stieg deren Anteil dann steil an (1970 25% der Neueinschreibungen). Seit der Angliederung des neusprachlichen Zweiges 1971 (dort >60% Mädchen) hat sich das Verhältnis der Geschlechter mehr als ausgeglichen.

Lage

Das heute gemeinsam mit dem Erasmus-Grasser-Gymnasium in einer Anlage westlich angrenzend am Westpark gelegene Ludwigsgymnasium ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Besonderheiten

Seminarschule

Das Ludwigsgymnasium ist Seminarschule für Studienreferendare in den Fächern Deutsch, Altgriechisch, Latein, Englisch, Geschichte und katholische Religionslehre.

Unterrichtsangebot

  • Sprachangebot: Es besteht die Möglichkeit, zusätzlich zu Latein, Englisch und Französisch (angeboten seit 1827) oder Griechisch die neue „spätbeginnend“ Spanisch zu erlernen. Für die 5. Jahrgangsstufe wird als Wahlfach Englisch für Lateiner angeboten.
  • Wahlkurse: Chöre, Orchester, Computerkurs, Instrumentalunterricht, Theatergruppe, Philosophie, Keramik, Schulsanitätsdienst, Schülerzeitung LOUIS', Rhetorikseminar
  • Sport: Stützpunktschule Leichtathletik

Infrastruktur

Sonstiges

Für die Nachmittagsbetreuung steht das angeschlossene Tagesheim Studienseminar Albertinum zur Verfügung.

In Vorbereitung auf das spätere Berufsleben absolvieren alle Schüler der neunten Klassen ein einwöchiges Berufspraktikum und alle zwei Jahre geben Eltern und Ehemalige der Studiengenossenschaft Ludoviciana den Schülern in Form eines Berufsinformationsabends Einblicke ins Berufsleben.

Partner- und Patenschaften

Das Gymnasium hat eine Patenschaft für zwei Schulen in Südafrika:

  • Majika Primary School, Hazyview
  • Mantopi Primary School, nördlich von Burgersfort, Provinz Limpopo

Ferner gibt es Partnerschaften mit

Bekannte Angehörige

Schulleitung und Kollegium

Schüler

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Überblick über die Schülerzahlen der Gymnasien auf der Seite des RatsInformationsSystems der Stadt München; Abgerufen am 13. September 2011
  2. Dr. Hubert Freilinger: Benennungen und Strukturen einer realistischen Schule
  3. Rupert Hirschenauer, Überblick über die Geschichte des Ludwigsgymnasiums München in: Festschrift zur Jubiläumsfeier des Ludwigsgymnasiums München, 1949
  4. Jahresberichte des Ludwigsgymnasiums München
  5. Bosl's Bayerische Biographie, Regensburg 1983, ISBN 3-7917-1162-8

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