Georg von Orterer

Georg von Orterer
Georg von Orterer

Georg Ritter von Orterer (* 30. Oktober 1849 in Wörth bei Erding als Georg Orterer; † 5. Oktober 1916 in München) war ein bayerischer Gymnasialdirektor und Politiker der Zentrumspartei (MdR und MdL). Er war Präsident der Kammer der Abgeordneten im Bayerischen Landtag.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde 1849 als Sohn des Lehrers Phillip Orterer und seiner Gattin Therese Orterer, geb. Bartel, in Wörth geboren. Nach dem Besuch der Volksschule besuchte er ab 1861 die Studienanstalt in Scheyern. 1868 legte er in Freising die Gymnasialprüfung mit Auszeichnung ab. Anschließend studierte er Altphilologie an der Universität München und der Universität Leipzig. 1873 wurde er an der Universität Leipzig zum Dr. phil. promoviert. 1873 und 1875 legte er seine beiden Lehramtsprüfungen ab. Zur Hochzeit des Kulturkampfs kam die von Orterer angestrebte Habilitation aufgrund seiner katholischen Konfession nicht zustande.

1875 war er zunächst am Gymnasium in Schweinfurt tätig, von 1876 bis 1886 am Königlichen Ludwigsgymnasium in München. 1886 wurde er Gymnasialprofessor in Freising, 1892 erfolgte seine Ernennung zum Gymnasialrektor in Eichstätt. 1896 wurde er Mitglied des Obersten Schulrats in München. Ab 1902 war er wieder an der Königlichen Ludwigsgymnasium in München tätig, 1904 erfolgte die Ernennung zum Königlichen Oberstudienrat.

Georg von Orterer war von 1876 bis 1913 mit Rosalie Entres, der Tochter des Münchner Künstlers Joseph Otto Entres, verheiratet; aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1915 Hildegard Roth. Georg von Orterer verstarb 1916 in seiner Münchner Wohnung. Begraben wurde er am 8. Oktober 1916 auf dem Münchner Ostfriedhof.

Georg von Orterer war im KV Mitglied des Katholischen Studentenvereins Ottonia München und wurde dort 1877 Alter Herr, ferner war er in mehreren Vereinen des KV Ehrenphilister. Weiterhin war er Mitglied der katholischen bayerischen Studentenverbindung K.B.St.V. Rhaetia München.

Politik

Seine politische Laufbahn beginnt im Jahre 1881 mit der Nominierung Münchner katholischer Parteikreise in den oberbayerischen Landrat. 1883 wurde er erstmalig Abgeordneter der Bayerischen Patriotenpartei des Wahlkreises München. 1887 war er Mitbegründer der „Bayerischen Zentrumspartei“, die aus der „Patriotenpartei“ hervorgegangen war. 1888/90 war er zusammen mit Balthasar Ritter von Daller (1835–1911) an der Verdrängung der aristokratischen Führer aus der Zentrumsspitze beteiligt.

Von 1884 bis 1893 war er Mitglied des Reichstag (Zentrumspartei). Hier kritisierte er wiederholt das Verhalten Preußens im sog. Kulturkampf und verwahrte sich gegen den Ausschluss der Katholiken vom akademischen Lehrberuf.

1893 wurde er Vorsitzender des Finanzausschusses im bayerischen Landtag. 1899 wurde Georg von Orterer Präsident des Bayrischen Abgeordnetenkammer, mit Wiederwahl in den Jahren 1905, 1907, 1912.

Bereits 1894 forderte er, einen Großschifffahrtsweg zwischen Rhein und Donau zu bauen.

1894 und 1903 war Georg von Orterer Vorsitzender des Deutschen Katholikentages.

Orterer war ein Politiker, der „durch seine ungewöhnlichen Kenntnisse, durch seine überragende didaktische Gewandheit und Schlagfertigkeit die allgemeine Aufmerksamkeit bei Freund und Feind auf sich zog“, wie es in einem Nachruf in der Allgemeinen Rundschau 1916 hieß. Als führender Kopf der Mehrheitspartei in Bayern und einflussreicher Parlamentarier galt er als „ungekrönter König Bayerns“, wurde aber auch zur Zielscheibe der liberalen Presse.

Als Präsident der Abgeordnetenkammer wurde er wegen seiner Unparteilichkeit gerühmt und hatte das Vertrauen des gesamten Parlaments.

1959 wurde am alten Schulhaus in Wörth eine Gedenktafel angebracht. Die 1961/62 errichtete Grund- und Hauptschule trägt seinen Namen.

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Joseph Kürschner: Der Bayerische Landtag 1893–1899. Manz, München 1893 (Nachdruck: Schlittmeier, Landshut 1989, ISBN 3-9801794-7-8 (Aus Bayerns Vergangenheit 1)).
  • Robert Jauch: Orterer, Georg von. In: Siegfried Koß u. a. (Hrsg.): Biographisches Lexikon des KV. Band 6. SH-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-89498-097-4, S. 78ff. mit weiteren Nachweisen (Revocatio historiae 7).

Weblinks


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