MK-58

MK-58
Ohrid
Охрид
Ohri
Wappen von Ohrid
Ohrid (Mazedonien)
DEC
Basisdaten
Staat: Mazedonien
Koordinaten: 41° 7′ N, 20° 48′ O41.11702777777820.801702777778700Koordinaten: 41° 7′ 1″ N, 20° 48′ 6″ O
Höhe: 700 m ü. A.
Fläche: 392 km²
Einwohner: 55.749 (2002)
Bevölkerungsdichte: 142 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+389) 046
Postleitzahl: 6000
Kfz-Kennzeichen: OH
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindeart: Stadt
Gliederung: keine
Bürgermeister: Aleksander Petreski (parteilos)
Postanschrift: Dimitar Vlahov 57
6000 Ohrid
Webpräsenz:
Sonstiges
Stadtfest: 12.7 - 20.8 (Ohrid-Summer-Festival)
Ohrid um 1900
Antikes Theater im Stadtteil Stari Grad
Blick über die Altstadt
Typisches Haus in der Altstadt
Rundes Wappen von Ohrid


Ohrid (kyrill. Охрид, albanisch Ohri resp. Ohër, griechisch Αχρίδα Achrida) ist eine Stadt und eine Gemeinde im Südwesten Mazedoniens, am östlichen Ufer des Ohridsees gelegen.

Inhaltsverzeichnis

Bevölkerung

Ohrid hat 55.749 Einwohner (2002), davon 85 % oder 47.386 Mazedonier, 5 % oder 2.787 Albaner und 4 % oder 2.229 Türken.[1]

Religion

Das orthodoxe Christentum hat in der Stadt 47.386 Anhänger und der Islam 5.016 Anhänger.

Sprachen

In den Schulen Ohrids wird heute Mazedonisch als Hauptsprache gelernt und, je nach Nationalität, die eigene Muttersprache Albanisch oder Türkisch. Daneben bieten die schulischen Einrichtungen noch Englisch und Französisch als Fremdsprache an.

Die Albaner in Ohrid sind nach Dialekt geteilt. Es gibt gegische und toskische Albaner, die vor allem aus der Region Struga eingewandert sind. Außerdem beherrschen viele Ohrid-Albaner auch die türkische Sprache und Ohrid-Türken die albanische, dies vor allem wegen der gemeinsamen Religion. Die Roma und Ashkali fühlen sich entweder als Albaner oder Mazedonier und sprechen somit die jeweilige Sprache.

Geschichte

Kurzüberblick der Geschichte
Zeitraum Geschehnisse
8. - 7. Jahrhundert v. Chr. Encheläer besiedeln die Region, Gründung von Lychnidos
zwischen dem 7. und 5. Jahrhundert v. Chr. Dassareten besiedeln die Region vom Süden her, Vermischung mit der bestehenden Bevölkerung
5. und 4. Jahrhundert v. Chr. Dassareten stehen um die Region mit den antiken Makedonen im Krieg
355 v. Chr. Eroberung und Entreissung der Stadt durch Philipp II. von den Dassareten, doch diese konnten sich in der Region weiter etabilieren
148 v. Chr. die Römer erobern die Stadt, Verwaltungszentrum der Region Dassaretia
ca. 5. Jahrhundert nach Christus Archäologische Funde bezeugen die frühe Annahme des Christentums.
526 Erdbeben zerstört antikes Lychnidos
842 Die Stadt gerät unter die Hoheit der bulgarischen Zaren. Bau Ohrids auf Lychnidos' Mauern
992-1018 Hauptstadt des bulgarischen Reiches
1385 - 1408 Osmanen erobern die Stadt
1462 Skanderbeg erobert die Stadt und verleibt sie der Liga von Lezha ein; einige Jahre später erobern die Osmanen die Stadt zurück
1912-1913 Nach den Balkankriegen gerät Ohrid an Serbien
1944 kurze Zeit Teil des albanischen Staates (Grossalbanien)
1939-1945 Deutsche und Italienische Armeen durchqueren die Region Richtung Durrës und Thessaloniki
1980 Ohrid und Ohridsee werden in das UNESCO-Programm aufgenommen
1991 Nach dem Zerfall Jugoslawiens Teil der nun neuen Republik Mazedonien
13. August 2001 Rahmenabkommen von Ohrid wird nach schweren Unruhen zwischen den Mazedoniern und den Albanern unterzeichnet.

Die Stadt wurde in der Antike vom illyrischen Stamm der Encheläer, welche in der Region des Ohridsees siedelten, als Lychnidos gegründet. Sie lag auf einem Hügel, auf dem heute die Festung steht, an der Via Egnatia, die den Adriahafen Dyrrachion (heute Durrës) mit Byzanz (heute Istanbul) verband. Sie war stark umkämpft zwischen den einheimischen Encheläern und den antiken Makedonen. Schließlich wurde sie vom Heer der Makedonen eingenommen. Die illyrische Bevölkerung verließ teilweise die Stadt und siedelte in den Nordwesten um. Lychnidos wurde später von den Griechen und dann von den Römern erobert. Die Bevölkerung war ein Schmelztiegel von Illyrern, Makedonen, Griechen und Römern. Archäologische Funde (z. B. die Polyconhous Basilica aus dem fünften Jahrhundert) bezeugen die frühe Annahme des Christentums. Illyrische Bischöfe aus Lychnidos waren auf mehreren ökumenischen Konzilien zugegen. 526 wurde Lychnidos durch ein Erdbeben zerstört. Es wurde wohl erst drei Jahrhunderte später auf den Mauern Lychnidos als slawische Stadt Ohrid von den Bulgaren neu gegründet.

Vermutlich 842 geriet Ohrid unter bulgarische Herrschaft[2]. Seit dem Vierten Konzil von Konstantinopel (879/880) ist der Name Ohrid als Bischofsresidenz belegt. Nach der Christianisierung der Bulgaren 863, wurde Ohrid neben Preslaw zu zweites kulturelles und religiöses Zentrum des bulgarischen Reichs ausgebaut. In dieser Zeit entstand die Sophienkirche[3]. Um die erste Jahrtausendwende war Ohrid kurze Zeit die Hauptstadt des bulgarischen Reiches. Über der heutige Stadt thront die Ruine der Festung des Zaren Samuil. Als Bischofsstadt war Ohrid im Mittelalter ein bedeutendes kulturelles Zentrum nicht nur des Bulgarischen Reiches, wovon noch heute zahlreiche Kirchen- und Klostergebäude zeugen. In den Klöstern um Ohrid entstanden seit dem neunten Jahrhundert zahlreiche religiöse Handschriften. Sie stehen am Beginn der altkirchenslawischen Schriftkultur.

Wann genau die Stadt von den Osmanen erobert wurde (zwischen 1385 und 1408), ist nicht bekannt[2]. Während der Osmanenherrschaft bis ins 18. Jahrhundert war das Erzbistum Ohrid dem Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel untergestellt und zuständig für einen Großteil der orthodoxen Christen im Westen der Balkanhalbinsel.

Neben den gut erhaltenen orthodoxen Kirchen und Klöstern mit ihrer Architektur und ihren Kunstschätzen prägen die Bürgerhäuser mit ihrer typischen Balkanarchitektur das Stadtbild (in vergleichbar typischer Weise findet sich diese Architektur in den Stadtbildern der albanischen Städte Berat - Stadt der tausend Fenster - und Gjirokastra). Aber auch ist der Islam, der erst mit der Eroberung durch die Osmanen kam, nicht zu übersehen. Es gibt einige Moscheen, die mit den kunstvollen orientalischen Ornamenten (Arabeske) verziert sind.

Ohrid und der Ohridsee wurden im Jahr 1980 in das Weltkulturerbe-Programm der UNESCO aufgenommen[4].

Am 13. August 2001 wurde in der Stadt das Rahmenabkommen von Ohrid von den beiden größten mazedonischen und den beiden größten albanischen Parteien Mazedoniens unterzeichnet, welches eine angemessene Repräsentation der albanischen Minderheit in Politik und Verwaltung sichern soll.

Stadtbild

Moschee am alten Marktplatz

Die Altstadtviertel Stari Grad oberhalb, Drvara unterhalb und Voska nordwestlich des Festungshügels werden von typisch-balkanischen Gebäuden geprägt. Nordöstlich außerhalb der Festungsmauern befindet sich das ehemalige osmanische Viertel Korzo mit dem alten Marktplatz im Zentrum der Stadt, in dessen Nähe die Ali-Pascha-Moschee aus dem 16. Jahrhundert und die Zeynel-Abedin-Moschee (um 1500) liegen. Weiter stadtauswärts Richtung Nordosten an der Straße zum neuen Busbahnhof steht die Haxhi-Durgut-Moschee von 1466 im Stadtteil Tumba, die renovationsbedürftig ist.

Gradska Plaža, Daljan, Turistička, Leskaica, Ost-Ohrid, Biljani Izvori und Prestanište sind Neubaugebiete am Stadtrand (im Uhrzeigersinn drehend von Nordwesten), welche in kommunistischer Zeit gebaut und durch breite Straßen erschlossen wurden. In heutiger Zeit entstehen dort auch neue Wohngebiete. Seit 2007 werden in Ohrid wegen katastrophalen Bedingungen alle Straßen fleißig erneuert und ausgebaut, inzwischen sind alle Hauptstraßen und ein paar Seitenstraßen total saniert.

Stadtbezirke

  • Stari Grad (Altstadt von Ohrid mit typisch-balkanischen Gebäuden)
  • Drvara (Enges Gassenviertel mit typisch-balkanischen Gebäuden, einst Toreingang zur Stadt)
  • Voska (Albanisches und Türkisches Wohnviertel mit typisch-balkanischen Gebäuden)
  • Korzo (Flaniermeile Ohrids in der Altstadt mit typisch-balkanischen Gebäuden, ehemaliges Osmanen-Viertel)
  • Tumba (weiterer Altstadt-Teil von Ohrid mit typisch-balkanischen Gebäuden, ehemaliges Osmanen-Viertel)
  • Gradska Plaža (Alter Stadtstrand aus kommunistischer Ära, Roma-Slum)
  • Daljan (Wohngebiet mit Hochhäusern)
  • Turistička (Boulevard-Viertel mit Pflanzen und Bäumen verschönert, mehrheitlich Hochhäuser)
  • Leskaica (Wohngebiet mit Einfamilienhäusern)
  • Ost-Ohrid (Sehr großes Wohngebiet mit vielen Einfamilienhäusern)
  • Biljani Izvori (Vergnügungsviertel am Seeufer mit Fußballstadion, Tennisplatz, Vergnügungspark, Restaurants, einer Wasserquelle, Konzerthalle und auch vielen Wohnhäusern)
  • Prestanište (Vergnügungsviertel mit Hotels, Restaurants, Hochhäusern, Apartments, einer Flaniermeile am Seeufer, grünen Pärken und vielen kulturellen Einrichtungen)

Baudenkmäler und Museen

Im alten Gebäude der Schule Kliment Ohridski wurde im Rahmen des Museumskomplexes nahe der Kirche Sveti Kliment von dem Institut für Denkmalpflege und dem Volksmuseum von Ohrid im Jahre 1985 die ständige Ausstellung der slawischen Schreibkunde geöffnet. Etwa 500 Exponate sind ausgestellt, darunter diverse Fotos, Kopien und Originale alter Handschriften der Stadt. Die Sammlung der slawischen Schreibkunde in Ohrid wurde anlässlich des 1100 Jahresjubiläums des Todestages von Method von Saloniki und seinem Bruder Kyrill von Saloniki veröffentlicht, deren Werk den Slawen in der Kulturgemeinschaft der europäischen Völker eine würdige Stelle ermöglichte.

Kirche des Hl. Johannes von Kaneo
  • Kathedrale Hl. Sophie (9./10. Jahrhundert)
  • Kirche des Hl. Klement (Hl. Pantelejmon) (10. Jahrhundert)
  • Kirche des Hl. Johannes von Kaneo (13. Jahrhundert)
  • Kirche des Hl. Nikolaus vom Spital (Sv. Nikola Bolnicki)
  • Kirche Hl. Gottesmutter vom Spital (Sv. Bogorodica Bolnicka)
  • Kirche Hl. Demetrius (Sv. Dimitrije)
  • Kirche Hl. Konstantin und Helena (Sv. Konstantin i Elena)
  • Kirche Hl. Kosmas und Damian (Sv. Kuzman i Damjan)
  • Festung des Zaren Samuil (10./11. Jahrhundert)
  • Museum der slawischen Schriftkultur
  • Ali-Pasha-Moschee (16. Jahrhundert)
  • Zeynel-Abedin-Moschee (um 1500)
  • Haci-Durgut-Moschee (1466)

Kirchen in der Region

Die Heilige Mutter Gottes von Zaum befindet sich ca. 20 km von Ohrid entfernt. Sie liegt nahe dem Galičica-Gebirge am Ufer des Ohridsees im Fischerdorf Trpejca. Sie ist unter dem Namen Zaum bekannt, errichtet unter einem Hügel der sich senkrecht bis zur Seeküste herabsenkt. Das Ufer ist zu Fuß kaum erreichbar. Die Kirche wurde vom Zimmermann Grgur und die Malerei des Bischofs Gregorius, einem der einflussreichsten Großwürdenträgers des Ohrider Erzbistums Ende des 14. Jahrhunderts gestiftet. Die Kirche ist in Form eines Kreuzes mit einer Kuppel auf Säulen erbaut, ähnlich den Kirchen des Hl. Kliment von Ohrid und dem Hl. Johannes-Kaneo. Die Vorhalle an der Westseite − der Seeseite − ist eingestürzt. Zaum hat eine akzentuierte Vertikale, was der Kirche ein sehr elegantes Aussehen gibt. Diese Vertikale und die Schmächtigkeit sind die Grundmerkmale der Architektur dieses Denkmals. Dadurch unterscheidet sich diese Kirche im wesentlichen von anderen Baudenkmälern ihrer Zeit. In Zaum sind heute noch gut erhaltenen Fresken zu besichtigen. Diese Freskenmalerei hat besondere Bedeutung für die Erforschung des Kunstschaffens aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Die Kirche und Klosteranlage Sveti Naum rund 25 km südlich der Stadt am Südende des Sees zählt zu den bedeutendsten historischen Denkmälern der Region.

Wirtschaft und Verkehr

Einige Kilometer nordwestlich der Stadt liegt der internationale Flughafen von Ohrid, der jährlich bis zu 800 Flugbewegungen verzeichnet und 30.000 Passagiere abfertigt. Er ist einer von zwei internationalen Flughäfen in Mazedonien.

Verkehrstechnisch ist Ohrid gut verbunden. Die Bundesstraße die von Gostivar kommt, und über Kičevo läuft, verbindet Ohrid mit der Hauptstadt Skopje. Abzweigungen von dieser Straße führen nach Bitola und Struga, weiter zur griechischen Grenze bzw. zur albanischen Grenze. Ein anderer Abzweig führt in die Stadtmitte und nach Pogradec, sie ist schön gestaltet und im Mittelstreifen mit vielen verschiedenen Bäumen verschönert. An dieser Strecke passieren Unfälle, teilweise mit Toten, da die Fahrer keine Rücksicht auf Fussgänger nehmen. Eine Eisenbahnstrecke von Kičevo kommend und weiter nach Struga und Albanien, wird zur Zeit geplant. Auf dem See wird Schifffahrt betrieben, bedeutende Streckenlinien sind: Ohrid-Struga, Ohrid-Park, Ohrid-Gorica und Ohrid-Sv. Naum.

Hotel Dončo im neuen Stadtteil Turistička

Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren während der Sommersaison. Die historische Altstadt, das kulturelle Umland und der große See ziehen nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen aus den Nachbarländer und Durchreisende an. Die Stadt bietet in der Sommersaison ein reges Nachtleben, das durch zahlreiche Cafés, Bars, Kneipen, Restaurants und sehr vielen Boutiquen geprägt ist. Südlich der Stadt befinden sich viele Hotels und schöne Strände, welche im Sommer recht gefüllt sind.

Der Dienstleistungssektor ist ein weiter Wirtschaftsfaktor in der Region. So haben die Bankinstitute Ohridska Banka und Tutunska Banka hier ihren Sitz. In der Industrie zählt die Textilfabrik Ohridski Tekstilni zu den wichtigsten Arbeitgebern. Der Großteil der Bevölkerung verdient heute jedoch ihren Lebensunterhalt im Gewerbe, Detailhandel und Verkauf.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Ohrid Summer Festival (Leten Ohridiski Festival), jährlich von Mitte Juli bis Mitte August stattfindendes Theater- und Musikfest
  • The Balkan Festival of Folk Songs and Dances, jährlich Anfang Juli stattfindendes Folklore- und Tanz-Festival

Mit der Stadt verbundene Personen

Siehe auch

Literatur

  • Ohrid und seine Kunstschatzkammer, hrsg. vom Fonds für Tourismus Ohrid (Deutsche Übersetzung von Ivanka Krecova). Ohrid 1994.
  • Lexikon des Mittelalters (LMA). München 1980ff, S.1378-1379, ISBN 3-423-59057-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Volkszählung in Mazedonien 2002
  2. a b Lexikon des Mittelalters, S. 1378
  3. Bulgarische Kunst in Meyers Konversations-Lexikon, 10. Auflage
  4. Liste der UNESCO Weltkulturerbe

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