- Malerei der Renaissance
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Die Malerei der Renaissance setzte um 1420 in Florenz ein (Frührenaissance 1420-1500), erreichte ihren Höhepunkt zu Anfang des 16. Jahrhundert (Hochrenaissance, 1500-1520) und wirkte in ihrer Spätzeit neben dem um 1520/30 aufkommenden Manierismus fort. Seit der Wende zum 16. Jahrhundert wurden Formen der Renaissance von allen europäischen Ländern aufgenommen und ihren Überlieferungen entsprechend abgewandelt.
Künstlerische Malerei findet sich hauptsächlich als Ausmalung von Kirchen und Klöstern sowie deren Altarbildern. Porträt, Landschaften, Alltagsszenen und Stillleben kamen im Mittelalter und Renaissance als Kunstgemälde erst sehr spät hinzu.
Die Malerei der Renaissance ist der ästhetische Inbegriff von Anmut und Form, auf dem ein Großteil der Normen der Moderne beruht. Ihr Einfluss auf die Malerei späterer Generationen war überwältigend, vielleicht sogar entkräftend. Die hauptsächlichen Arbeitstechniken wie auch die übliche Auswahl der Themen und ihre Darstellungsweise reiften und wurden im damaligen Zeitalter entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge
Italien
Die Malerei der Renaissance hat ihren Ursprung in den Arbeiten einiger ungewöhnlich begabter Vorläufer im Italien des späten 13. Jahrhunderts (ital.: Duecento). Nach dem legendären Florentiner Cimabue führte sein Mitbürger Giotto di Bondone revolutionäre dreidimensionale, der Wirklichkeit entsprechende Elemente und eine kühne Ausdrucksform der menschlichen Figur ein. Er brach mit der priesterlichen Symbolik des Mittelalters und ließ die Kunst des Freskos neu aufleben. Das Fresko trat an die Stelle des Mosaiks und wurde zur bevorzugten Ausdrucksform der monumentalen Gemälde der Renaissance. Sein Zeitgenosse Duccio di Buoninsegna in Siena hielt noch immer an byzantinischen Stilformen fest, wie es auch Simone Martini noch in beträchtlichem Maße tat. Letzterer stellte zudem das erste nichtreligiöse Gemälde her, das einen berittenen Condottiere zum Thema hatte. Der junge Ambrogio Lorenzetti, auch aus Siena, malte Allegorien des bürgerlichen Lebens und bediente sich eines realistischen Stils.
Giottos Art der Malerei wurde im 14. Jahrhundert (ital.: Trecento) von seinen florentinischen Anhängern weitergeführt, zu denen Taddeo Gaddi, Gaddo Gaddi und Maso di Banco gehörten. Orcagna kehrte jedoch im dritten Teil des Jahrhunderts zu einem streng byzantinischen Stil zurück. Der Wechsel war nicht nur auf Italien beschränkt. Die stilisierte Eleganz der weiche Stil (Internationale Gotik), aristokratisch und grotesk zugleich, verbreitete sich damals in Westeuropa und hatte auf die Buchmalerei eine ganz besondere Wirkung. Ihr hervorragendster Anhänger in Italien war Gentile da Fabriano, gefolgt von weniger einflussreichen Künstlern wie Stefano da Verona und ihrem gemeinsamen Schüler Antonio Pisanello.
Flandern
Es ist kein chronologischer Zufall, dass die Reaktion des Realismus auf die Internationale Gotik sowohl in Italien als auch in Flandern um 1425 eintrat. In Brügge verband Jan van Eyck eine neue Technik der Ölmalerei mit Elementen der Perspektive und einem durchdringenden Blick für den menschlichen Gesichtsausdruck. Er brachte eine einflussreiche neue Schule in Gang. Als sein begabtester Nachfolger gilt Rogier van der Weyden; weiter ragen Dierick Bouts, Hugo van der Goes und Hans Memling hervor. Die neuen von ihnen eingeführten Formen der Malerei wirkten fruchtbar bis hin nach Spanien, Portugal und selbst auf die Italiener. In Deutschland machte sich ihr Einfluss auf Maler des 15. Jahrhunderts wie Konrad Witz, Lukas Moser und Hans Multscher bemerkbar.
Frankreich
In Frankreich war die Lage allerdings etwas verwickelter, da dort gleichzeitig eine starke Tendenz zur Fortführung der Internationalen Gotik und zur Aufnahme äußerer Einflüsse vorhanden war. Diese mehr konservative Tendenz ist besonders in den Buchmalereien der Brüder von Limburg und später bei Jean Bourdichon bemerkbar. Die bekannte Pietà eines unbekannten Künstlers der Avignon-Schule (um 1450) ist ein Meisterwerk, das Feinfühligkeit mit Realismus verbindet. Die Arbeiten von Jean Fouquet und Enguerrand Charonton sind mit denen Flanderns und Italiens verwandt. Nichtsdestoweniger wurde die Zukunft der europäischen Malerei in Italien vorbereitet.
Frührenaissance
Masaccio ließ Giottos realistischen Stil in seinen Fresken der Brancacci-Kapelle (1425-27) von Santa Maria del Carmine in Florenz wieder aufblühen. Er lernte von Filippo Brunelleschi die Prinzipien der exakten Perspektive und übernahm von Donatello das Interesse an klassischen Formen und am Akt. Die Abstufung von Licht und Schatten, die seinen Gemälden eine neue dreidimensionale plastische Gestaltung gab, war ganz und gar sein eigenes Werk. Sein Beitrag zur Kunst war nur teilweise in den eleganten religiösen Werken Fra Angelicos bemerkbar, aber er bezauberte Paolo Uccello und wurde von Andrea del Castagno nachgeahmt. Außerhalb von Florenz waren Piero della Francesca und Andrea Mantegna die zwei einflussreichsten Meister in dieser Art der Malerei. Mantegna leistete auch, ebenso wie Antonello da Messina, einen wichtigen Beitrag zum Aufstieg der venezianischen Schule.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren florentinische Maler mit ihrer Betonung feiner Skizzenarbeit und Linienform weiterhin durch die Qualität ihrer Arbeiten in Italien führend. Sie begannen, sich für mythologische Themen zu interessieren, deren erste Beispiele die monumentalen Werke von Sandro Botticelli waren. Sie entwickelten aber auch eine bessere Kenntnis der menschlichen Anatomie, wie aus den Arbeiten von Antonio Pollaiuolo und Luca Signorelli ersichtlich ist. Ihre Madonnen in der Art von Filippo Lippi stellten Weiblichkeit und Mutterschaft dar. Porträtmalerei wurde zunehmend beliebt und auffallend naturalistisch wie in den Arbeiten von Domenico Ghirlandaio und zeigte Versuche psychologischer Darstellung.
Hochrenaissance
Die italienische Malerei der Hochrenaissance nahm eine verhältnismäßig kurze Zeitspanne während des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts ein, war aber reichhaltig und fruchtbar. Die Leistungen von Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael zusammengenommen verkörpern einen Stil klassischer Schönheit, Harmonie und Grazie, der im Laufe der Zeit als endgültige Erfüllung universeller künstlerischer Ideale angesehen wurde. Im Hinblick auf die Technik überflügelten sie alle ihre Vorgänger, wie besonders ein Blick auf ihre Zeichnungen bestätigt. Zusätzlich leistete jeder von ihnen einen spezifischen persönlichen Beitrag - Leonardo da Vinci mit seiner erfinderischen Formgebung, Michelangelo mit seinen heroischen Skulpturen und Raffael mit der ausgeglichenen Gelassenheit seiner Kompositionen.
Es gab einen Überfluss kleinerer Genies: Andrea del Sarto aus Florenz, der Meister der sanften Körperhaltung, und Antonio da Correggio aus Parma, dessen ekstatische religiösen Gemälde und sinnestäuschende Freskengewölbe die Maler des späten 16. Jahrhunderts inspirierten. Die wahren Erben des ausgeglichenen Stils der Hochrenaissance waren die Venezianer. Im späten 15. Jahrhundert gründete Giovanni Bellini eine Malerschule, die Landschaft, Licht und Farbe betonte. Ihm folgten Giorgione, Meister der ländlichen Atmosphäre, und Tizian, dessen Arbeiten die venezianische Malerei zu Höhen der Vollkommenheit brachten, die ihr die Bewunderung ganz Europas gewann. Die erregte Art von Jacopo Tintorettos Arbeiten machte ihn zu einer Ausnahme unter seinen großen Zeitgenossen. Jedoch war es Paolo Veronese, der die venezianische Tradition der stillen dekorativen Pracht zu ihrer höchsten Vollendung brachte.
Manierismus
Italien
Gleichzeitig entwickelte die Generation, die auf die Meister der Hochrenaissance folgte, in Florenz und Rom individuelle Tendenzen, die später als Manierismus bezeichnet wurden. Das Abrücken von dem Ideal der Harmonie in den Arbeiten von Jacopo da Pontormo, Rosso Fiorentino, Giulio Romano, Parmigianino ist zum Teil Ausdruck ihres künstlerischen Interesses unter anderem an der ästhetischen Wirkung. Agnolo Bronzino, ein Meister der losgelösten analytischen Porträtmalerei, sowie der Maler und Kunsthistoriker Giorgio Vasari gehörten zu den führenden Exponenten des späten italienischen Manierismus. Der italienische Stil begann die nordeuropäischen Maler bereits ganz am Anfang des 16. Jahrhunderts zu beeinflussen.
Deutschland, Flandern und Niederlande
Das war besonders in Deutschland bemerkbar, wo Albrecht Dürer als begeisterter Verfechter der Italiener eine große Künstlergeneration vollkommen beherrschte. Lucas Cranachs d. Ä. Aufnahme der neuen Richtung war allerdings weitgehend oberflächlich, aber sie ist in den Porträts von Hans Burgkmair d. Ä. deutlich und auch in den Gemälden von Albrecht Altdorfer und seinen Anhängern, der sogenannten Donauschule, erkennbar. Hans Holbein der Jüngere, dessen herrliche Porträts die Würde und Ruhe der Hochrenaissance entfalten, brachte diese Art der Malerei nach England. Um die gleiche Zeit begannen flämische und niederländische Maler unter der Führung von Jan Mabuse, Quentin Massys und Jan van Scorel, Leonardo da Vinci und Michelangelo mit unterschiedlichem Erfolg nachzuahmen. Dennoch leisteten einige der besten Maler des Nordens dem italienischen Einfluss Widerstand und blieben der gotischen Tradition oder ihrer persönlichen Ausdruckskraft treu. Das gilt vor allem für Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel d. Ä. in den Niederlanden und für Matthias Grünewald in Deutschland. In den Niederlanden waren Frans Floris und Martin van Heemskerck die Führer des Manierismus.
Frankreich und England
Die Maler außerhalb Italiens kamen in der Mitte des 16. Jahrhunderts unter den Einfluss des Manierismus. Francesco Primaticcio und Rosso Fiorentino, maßgebliche Vertreter der Schule von Fontainebleau in Frankreich, halfen bei der Entwicklung eines Stils, der mehr darauf ausging, zu gefallen als zu beeindrucken. Die höfischen Porträts von Jean und François Clouet ergänzten diese Entwicklung. Hans Esworth brachte den manieristischen Stil nach England, und Nicholas Hilliard führte ihn dort mit seinen vorzüglichen Miniaturen fort.
Spätrenaissance
Gegen Ende des Jahrhunderts rief der Bruch mit den harmonischen Konzepten der Hochrenaissance gelegentlich extreme Schöpfungen mit unheimlichen und wunderlichen Themen hervor, die in den Werken von Giuseppe Arcimboldo und Bartholomäus Spranger über den Hof der Habsburger in Prag am besten belegt sind. Man findet jedoch ähnliches in den Arbeiten von El Greco in Spanien, wo unproportionelle Figuren und grünliche Töne ein Gefühl von intensiver angstgequälter Religiosität hervorrufen.
Ende des 16. Jahrhunderts war die europäische Malerei für eine größere Veränderung reif, und der neue Stil, der später als Barock bezeichnet werden sollte, verschmolz Farben und Form zu einer grandiosen Einheit, die darauf abzielte, die Gefühle des Betrachters stark anzusprechen. Die Veränderung begann in Rom mit den Arbeiten von Michelangelo Merisi da Caravaggio in den 1590er Jahren und der Beendigung der Fresken im Palazzo Farnese durch Annibale Carracci (1604). Bedeutende Anhänger Caravaggios und Carraccis waren Giovanni Lanfranco und Domenichino.
Der berühmteste Vertreter des frühen Barock ist jedoch Peter Paul Rubens, der den neuen Stil im Laufe seiner Arbeit in Italien zu meistern lernte. Mit seiner Rückkehr nach Antwerpen (1608) begann sich das Zentrum der europäischen Malerei nach Westen zu verschieben, und es kündigte sich das Auftreten der großen niederländischen, spanischen und französischen Schulen des 17. Jahrhunderts an.
Literatur
- G. Kauffmann: Die Kunst des 16. Jahrhunderts, 1970
- O. Benesch: The Art of the Renaissance in Northern Europe, 1965
- H. Wölfflin: Renaissance und Barock, 1926
- Anna-Carola Krauße: Geschichte der Malerei. Von der Renaissance bis heute; Ullmann/Tandem Verlag
- Herbert Alexander Stützer: Malerei der italienischen Renaissance; DuMont Verlag
- Rolf Toman: Die Kunst der italienischen Renaissance; Könemann Verlag
- Andrew Martindale: Die Renaissance Architektur, Plastik, Malerei, Illustrationen und Zeichnungen; C. Bertelsmann Verlag
- Norbert Huse und Wolfgang Wolters: Venedig - Die Kunst der Renaissance. Architektur, Skulptur und Malerei 1460 - 1590
Weblinks
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- Stilrichtung in der Malerei
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