Areva

Areva
AREVA-Gruppe
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Rechtsform S.A.
ISIN FR0004275832
Gründung 2001
Sitz Paris
Leitung Luc Oursel (CEO), Alain-Pierre Raynaud (CFO), Gérard Arbola (COO)
Mitarbeiter 48.000
Umsatz 10,863 Milliarden EUR
Branche Kraftwerkstechnik
Website www.areva.com

Die AREVA-Gruppe ist ein französischer Industrie-Konzern, der auf dem Gebiet der Herstellung, des Verkaufs usw. von Energieerzeugungsanlagen tätig ist. Sein bei weitem größtes Geschäftsfeld ist dabei die Nukleartechnik. Hier ist der Konzern Weltmarktführer.
Der Konzern ist im Besitz des französischen Staates: 79% der Anteile gehören dem Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives (dt. Kommissariat für Kernenergie und alternative Energien), 8,4 % direkt dem französischen Staat, 3,6% der Caisse des Dépôts et Consignations (CDC, staatliches französisches Finanzinstitut).

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Das Unternehmen Areva entstand 2001 durch die Fusion mehrerer Firmen. Den neuen Namen AREVA wählte die Gründerin Anne Lauvergeon zufällig aus einer Liste spanischer Klöster. Der Zusammenschluss der CEA-Industrie, Cogema, Framatome ANP und FCI, die zusammen AREVA bildeten, wurde am 30. November 2000 öffentlich gemacht.
Cogema betrieb die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague (F) und war im nuklearen Brennstoffkreislauf in den Bereichen Herstellung, Transport, Wiederaufarbeitung und Entsorgung tätig; sie besaß zudem Anteile an Goldbergwerken in Australien und der Elfenbeinküste. Diese Aktivitäten wurden nun im AREVA-Konzern vereint.

Am 3. November 2005 wurde im Zuge einer Fokussierung auf das Nukleargeschäft der Verkauf der Firmentochter FCI an den Finanzinvestor Bain Capital bekannt gegeben.

Zur Stärkung ihres Angebotes im Bereich der CO2-freien Energieerzeugung erwarb AREVA ab September 2005 zunächst 21 % der Anteile am Windanlagenhersteller REpower Systems[1] und versuchte ab Januar 2007 bei einem Anteil von 30,14 % durch ein Übernahmeangebot in den Besitz von mindestens 50 % der Aktien des Windanlagenherstellers zu kommen. Dies scheiterte wegen höherer Gegenangebote der indischen Suzlon-Gruppe und es kam zunächst zu einer Kooperationsvereinbarung: Areva behielt seine Anteile und unterstützte REpower weiterhin und wurde im Gegenzug zu dessen bevorzugtem Anbieter im Bereich Stromverteilung und -übertragung. Im Juni 2008 verkaufte Areva jedoch seine REpower-Anteile an Suzlon. Im Jahr 2010 konnte Areva stattdessen den deutschen Windanlagenhersteller Multibrid vollständig erwerben und gliederte diesen als Areva Wind in seine Konzernstruktur ein.

Bis 2010 gehörte auch ein Bereich T&D (Transmission and Distribution, dt. Übertragung und Verteilung) zur Areva-Gruppe, so dass die Kette von Angeboten von der Stromerzeugung bis zum Endverbraucher geschlossen war. Im Bereich T&D arbeiteten weltweit 22.000 Personen. Er musste auf Betreiben der französischen Regierung verkauft werden. Die Firmen Alstom und Schneider Electric erwarben gemeinsam die Areva T&D. Alstom übernahm anschließend die ca. 2/3 des Kaufs umfassende Sparte Energieübertragung als Bereich Alstom Grid, Schneider Electric die Sparte Energieverteilung zunächst noch unter dem Namen Areva D.

Im ersten Halbjahr 2010 machte der Konzern mehr als 840 Mio. Euro Gewinn.[2]

Inmitten einer der schwersten Krisen der Atombranche im Gefolge der Nuklearkatastrophe von Fukushima wird die Chefin und Gründerin des staatlichen Konzerns, Frau Lauvergeon, auch Atomic Anne genannt, zum 30. Juni 2011 abgelöst.[3] Die französische Regierung teilte mit, dass der Bergbauingenieur Luc Oursel (Kung Fu Panda) an ihre Stelle treten solle, obwohl Gewerkschaftsvertreter und Abgeordnete sich intensiv für eine dritte Amtszeit der über Jahre sehr erfolgreichen Physikerin und Managerin einsetzten. Als Hintergrund wird ein Konflikt von Frau Lauvergeon mit dem EdF-Direktor (Électricité de France, französischer Staats-Energiekonzern) und Vertrauten des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, Henri Proglio, im Jahre 2010 vermutet, in dem sie eine Zerschlagung von AREVA und die Übernahme der Führung über die französische Atomwirtschaft durch die EdF verhindert hatte.[4]

Presseberichten im Herbst 2011 zufolge will der Konzern im Zuge drastischer Sparmassnahmen an dreien seiner Standorte in Deutschland (Lingen, Offenbach, Erlangen) 800 Arbeitsplätze streichen, außerdem eine Fabrik in Dessel (Belgien) schließen sowie den Bau einer Brennelementeanreicherungs-Fabrik in Eagle Rock (USA) sowie Projekte zur Urangewinnung in Niger und Namibia verschieben bzw. aufgeben.[5] In diesem Zusammenhang erklärte auch der bisherige Deutschland-Chef Ulrich Gräber seinen Rücktritt.[6]

Geschäftsfelder

Areva teilt seine Aktivitäten derzeit in fünf Geschäftsbereiche: von diesen sind vier dem Bereich Nukleartechnik zuzuordnen, der fünfte dem der erneuerbaren Energien.

Nukleartechnologie

Auf die Geschäftsbereiche der Nukleartechnik entfielen im Jahr 2009 98 Prozent des Konzernumsatzes.

Deutschland

Arevas Atompartner war der Siemens-Konzern, mit dem seit 2002 beim Bau von Kernkraftwerken im Gemeinschaftsunternehmen Areva NP zusammengearbeitet wurde. Den vorzeitigen Ausstieg aus einem Vertrag und das vorgesehene Geschäft mit dem russischen Konzern Rosatom wollte Areva nicht hinnehmen, daher verklagte die Firma Siemens wegen Vertragsbruches. Das Urteil des daraufhin angerufenen Schiedsgerichts der Internationalen Handelskammer lautete darauf, dass der Konzern 648 Mio. Euro zuzüglich Zinsen an Areva überweisen musste - insgesamt über 700 Mio. Euro. Der Vorwurf an Siemens lautete auf Verletzung der Verträge des Joint Ventures und des darin enthaltenen Wettbewerbsverbots.[7]

Indien

Im indischen Jaitapur will der französische Konzern Areva mitten im Erdbebengebiet das weltgrößte AKW bauen, berichtete die Zeitung le monde diplomatique. Gegner des Projekts würden schikaniert und verfolgt. Im Hinterland von Jaitapur im Bundesstaat Maharashtra, innerhalb eines "Biodiversitätszentrums", das zu den zehn wichtigsten der Welt zähle, sollen demnächst sechs 1 650-Megawatt-Reaktoren von Areva stehen. Die staatliche Nuclear Power Corporation of India (NPC) habe beschlossen, dass ihr französischer Partner Areva in Jaitapur die größte Atomkraftanlage der Welt errichten solle. Auch wenn das die Entwurzelung von ca. 40 000 Menschen bedeute, deren Lebensunterhalt auf den natürlichen Ressourcen und Produkten des Ökosystems beruhe: Reis, Hirse, Linsen, Gemüse, Kräuter, Fische und Früchte. Die Regierung des Bundesstaats Maharashtra unterstütze das Projekt, Ministerpräsident Prithviraj Chavan sei bis vor kurzem als Staatsminister in der indischen Zentralregierung für Nukleartechnologie zuständig gewesen und sitze nach wie vor in der indischen Atomenergiekommission, die auch die politische Aufsichtsinstanz der NPC ist.[8]

Am 27. Februar reiste Chavan nach Jaitapur, um auf einer öffentlichen Versammlung die Vorzüge des Projekts anzupreisen. Kurz nach Chavans Besuch habe die Polizei 22 Aktivisten verhaftet, denen verschiedene Straftaten - bis hin zu versuchtem Mord - angelastet würden. Le monde diplomatique berichtet von friedlichen Protesten, die Festnahmen hätten allein den Zweck, die Aktivisten einzuschüchtern und durch langwierige juristische Prozeduren von ihrer regulären Arbeit abzuhalten. Die Zeitung berichtet weiterhin, dass mehr als 95 Prozent der Leute, deren Land die Regierung mit Hilfe des aus der Kolonialzeit stammenden Enteignungsgesetzes übernommen hat, die angebotene Entschädigung ablehnten. Von denen, die das Geld annahmen, wohnten die meisten nicht in der Gegend.[9]

Jaitapur liegt in einer seismologisch kritischen Zone der Kategorie IV. Das bedeutet, dass hier Erdbeben bis Stärke 7 auf der Richterskala für möglich gehalten werden. "Allein in den letzten zwanzig Jahren wurde die Region von drei Erdbeben der Stärke 5 und darüber erschüttert", schreibt die Umweltorganisation Greenpeace. "1993 gab es hier ein Erdbeben der Stärke 6,3, bei dem etwa 9 000 Menschen ums Leben kamen. Und 2009 stürzte bei einem Erdbeben die Brücke vor Jaitapur ein. Diese Umstände wurden bei der Standortwahl überhaupt nicht berücksichtigt."[10] Die Times of India berichtet, dass in dem Gebiet um Jaitapur zwischen den Jahren 1985 und 2005 92 mal die Erde gebebt hat. Das stärkste Beben im Jahr 1993 erreichte demnach 6,2 auf der Richterskala.[11]

Bei einer Demonstration gegen das geplante Kraftwerk wurde ein Demonstrant erschossen. Der Innenminister des Bundesstaats Maharashtra, R.R. Patil, sagte vor dem Regionalparlament, der Mann sei getötet worden, als 600 bis 700 Demonstranten eine örtliche Polizeiwache gestürmt hätten. Die Menge habe die Wache geplündert und Polizeifahrzeuge in Brand gesteckt. Da sie sich trotz Schüssen in die Luft nicht zerstreute, seien die Beamten gezwungen gewesen, mit scharfer Munition in die Menge zu feuern.[12]

Japan

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, hat Areva eine vorgesehene Lieferung von Kernbrennstoff in den havarierten japanischen Atommeiler Fukushima verschoben. Die Chefin des französischen Unternehmens, Anne Lauvergeon, begründete dies mit der Naturkatastrophe in Japan. Wie schon 2010 hätte Areva im April eine Ladung MOX-Brennelemente per Schiff an den dortigen AKW-Betreiber Tepco schicken sollen. Das Gemisch aus Plutonium und Uran kommt in 21 französischen und zehn deutschen Reaktoren, aber auch in Japan zum Einsatz. Es ist energiereicher als normaler Kernbrennstoff, setzt jedoch bei einem Unfall mehr radioaktive Gase frei und verlangt wegen der großen Hitzeentfaltung mehr Kühlwasser. Das Japan-Geschäft beträgt sieben Prozent des Umsatzes von insgesamt 11 Milliarden Euro (Stand 2011).[13]

Uranbergbau

Die Exploration sowie der Abbau von Uranerz, dessen Verarbeitung zu Uranoxid und anderen Produkten sowie die Rekultivierung der Abbaufelder hatten 2009 einen Anteil von zehn Prozent am Konzernumsatz.

Afrika
Westafrika

AREVA erkundet und betreibt Uranabbau in Namibia und Südafrika. Der Hauptsitz für das südliche Afrika wurde Anfang 2011 von Johannesburg nach Swakopmund verlagert.[14]

Niger

Im Norden des westafrikanischen Niger, dem ärmsten Land der Welt nach der Armutsskala der Vereinten Nationen, fördern AREVA NC (AREVA Niger) und ihre Tochterfirmen COMINAK (früher COGEMA) und SOMAIR seit 1968 mehr als 100.000 Tonnen Uran. Der Konzern ist der größte Arbeitgeber im Land, die Uranmine die größte weltweit. Rund um die Städte Arlit und Akokan sollen sich mittlerweile ca. 35 Mio. Tonnen Abraum türmen, jährlich sollen einige 100.000 nach Angaben AREVAs unbedenkliche Tonnen hinzukommen.[15] Kritiker werfen AREVA vor, bei der Urangewinnung in Arlit die Gesundheit der Minenarbeiter zu gefährden und die Umgebung radioaktiv zu kontaminieren und zu belasten.[16][17]

Der Tuareg Almoustapha Alhacen gründete im Jahr 2001 die Organisation Aghirin Man (dt. Schutz der Seele), als er merkte, dass viele Arbeiter in den Uranminen an rätselhaften Krankheiten starben. Vom AREVA-eigenen Krankenhaus vor Ort wurden u. a. Aids oder Tuberkulose diagnostiziert, jedoch niemals betriebs- oder berufsbedingte Krebserkrankungen. Krebs wurde nur bei Patienten diagnostiziert, die nicht in der Mine arbeiteten. Im Jahr 2009 jedoch starb der Franzose Serge Venel nach der Diagnose eines französischen Arztes an Lungenkrebs. Er hatte sieben Jahre in der Grube gearbeitet.[18]

In einem Fragebogen gaben die meisten ehemaligen Arbeiter an, bei der Arbeit Hemd und Shorts getragen zu haben. Es gab keine Schutzhandschuhe oder etwa ein Dosimeter.[19]

2003 stattete ein Kernphysiker des französischen Strahlenforschungsinstitutes CRIIRAD dem Land erstmals einen Besuch ab: er fand auf den lokalen Märkten radioaktiv verseuchtes Altmetall sowie zum Teil erheblich radioaktiv belastetes Trinkwasser vor.[20]

Im November 2009 nahmen Mitarbeiter von Greenpeace Proben nahe der Uranminen: Eine Sandprobe aus der Nähe der Mine in Akokan enthielt 100-mal mehr radioaktive Stoffe als normaler Sand. In den Straßen von Akokan war die Strahlung 500-mal höher als normal. Von fünf Wasserproben lagen vier über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation für Uran. Diesen Messungen steht die Aussage von AREVA gegenüber, wonach die jährliche Strahlendosis für die Einwohner geringer als bei einer Brust-Röntgenaufnahme sei.[19]

Weil die wahren Gesundheitszustände der Minenarbeiter verschwiegen werden und die Bevölkerung zu wenig über die Gesundheitsrisiken aufgeklärt wird, wurde AREVA 2008 der Negativpreis Public Eye Award gleich zweifach verliehen: in den Kategorien „People“ (Internetwahl) und „Global“.[21] AREVA weist einige der Vorwürfe zurück.[22]

Die Uranförderung sorgt daneben für politische Probleme im Niger: Im Norden leben die Tuareg, im Süden die Haussa. Das Geld, das AREVA an den Staat zahlt, bleibt in der Hauptstadt im Süden. Bei den Tuareg im Norden, wo das Uran abgebaut wird, kommt nichts an. Im Norden besteht darüber hinaus die Gefahr des Uranschmuggels durch Rebellen.

Das einzige, ca. 30 Jahre alte, staatliche Steinkohlekraftwerk Nigers SONICHAR liefert 85% seiner fossilen Energie für die Produktion des so genannten Yellow Cake (Urankuchen): je nach Urangehalt müssen zur Gewinnung von 800 g Uran über 1 t Gestein bearbeitet werden. Das Wasser zur Kühlung, Schmierung, zur Bindung des uranhaltigen, radioaktiven Staubes usw. wird aus fossilen Wasservorkommen gefördert.[23]

Der ehemalige Präsident Nigers Mamadou Tandja drohte einmal, das Uran des Landes an den Iran zu verkaufen;[19] dabei ist der Verkauf des Rohstoffs für das Land selbst aufgrund der hohen Förderkosten eher ein Verlust bringendes Geschäft: Gewinn wirft vor allem das Ergebnis der Weiterverarbeitung und die Einbindung des aufgrund der überhöhten Nachfrage immer teurer werdenden Endprodukts in die Wertschöpfungskette ab: so beträgt der Gewinn der Fa. AREVA im 1. Halbjahr 2010 das fünfeinhalbfache der Einnahmen des Staates Niger im ganzen Jahr 2009 (ohne Entwicklungshilfe).
Entsprechend will AREVA angesichts des sich verändernden Kosten-Nutzen-Verhältnisses 2013 noch eine Uranerz-Tagebau-Mine bei der Stadt Imouraren in Betrieb nehmen.[24]

„Front End“ (Anfang der Herstellungskette)

Uranchemie, Anreicherung (so mit der Fa. Eurodif in der Nuklearanlage Tricastin), Herstellung von Brennelementen: 31 Prozent des Konzernumsatzes (2009)

„Back End“

Brennstoffaufarbeitung, -anreicherung, Logistik, Rückbau: 19 Prozent des Konzernumsatzes (2009)

Wiederaufbereitung von Nuklearmaterial

Aus der von AREVA betriebenen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague werden über ein viereinhalb Kilometer langes Rohr täglich 400 Kubikmeter radioaktives Abwasser genehmigt in den Ärmelkanal eingeleitet.[25]

Transport, Lagerung radioaktiven Mülls

AREVA betreibt die Castor-Transporte von der französischen Aufbereitungsanlage für radioaktive Stoffe La Hague in das deutsche Atommüllzwischenlager am Standort Gorleben. Im Auftrag der Électricité de France transportiert Areva seit Mitte der 90er Jahre jährlich 108 Tonnen abgereichertes Uran aus Frankreich nach Sibirien. Insgesamt lagern etwa 13 Prozent der französischen Atomabfälle in der für die Öffentlichkeit unzugänglichen sibirischen Stadt Sewersk in Containern unter freiem Himmel.[26][27]

Reaktoren und Dienstleistungen

Konstruktion und Herstellung von Reaktoren, Kraftwerken und Ausrüstungen, Modernisierung, Prüfung, Wartung: 38 Prozent des Konzernumsatzes (2009)

AREVA ist durch ihre Tochter Technicatome im Zuliefergeschäft für Kernkraftwerke sowie in den Bereichen Steuerungs-, Regel-, Mess- und Sicherheitseinrichtungen und dem Bau von nuklear angetriebenen Wasserfahrzeugen engagiert. Mit der Übernahme eines Teils des Kernkraftgeschäftes von Siemens ist AREVA zum größten integrierten Lieferanten für Kernkrafttechnik und -dienstleistungen avanciert. Die französische Regierung plante zweimal, das Unternehmen zu privatisieren. Das Vorhaben wurde aber beide Male zurückgezogen.

Derzeit bietet der Konzern zwei verschiedene Reaktortypen an: Den Druckwasserreaktor EPR (Europäischer Druckwasserreaktor) und den Siedewasserreaktor KERENA. Im Februar 2011 befanden sich vier EPR in Bau (in den Kraftwerken Olkiluoto und Flamanville, zwei Blöcke in Taishan), für KERENA waren keine Bauaufträge eingegangen. Der Bau des EPR in Olkiluoto ist von Problemen begleitet: Der schlüsselfertig vereinbarte Bau wird mindestens 2,3 Milliarden Euro teurer als geplant und die Fertigstellung verzögert sich um mindestens drei Jahre.[28] Areva macht hierfür Auflagen der Aufsichtsbehörde bzw. Anforderungen des Auftraggebers verantwortlich, Rechtsstreitigkeiten sind anhängig.

Inspektion und Wartung

AREVA NDE Solutions (IntelligNDT) untersucht und wartet Kraftwerke im Betrieb. Im Falle der Nuklearkatastrophe von Fukushima wurden Experten und Ausrüstung der AREVA einbezogen [29], ein Hilfsangebot der Regierung Sarkozy war bereits am Tag nach der Katastrophe eingegangen. Areva hatte zur Zeit des Unglücks über 100 Angestellte in Japan, davon 18 Mitarbeiter unter anderem aus Deutschland bei Wartungsarbeiten im unmittelbaren Umfeld des Reaktors 4. Diese wurden erst in Sicherheit gebracht und ausgeflogen oder auf Wunsch in der Region Kyoto untergebracht. [29]

Erneuerbare Energien

Der Geschäftsbereich Erneuerbare Energien beschäftigt weltweit rund 1000 Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2009 rund 2 Prozent des Konzernumsatzes.

Für Offshore-Windanlagen stellt die Konzerntochter Areva Wind die 5-MW-Turbine "Multibrid M5000" her. Anlagen dieses Typs werden derzeit im Windpark alpha ventus eingesetzt, wo sechs von zwölf verbauten Windturbinen von Areva geliefert sind. AREVA Solar mit Sitz im Kalifornischen Mountain View bietet solarthermische Kraftwerke in verschiedenen Leistungsstärken an. Arevas Angebot an Biomasse-Anlagen reicht von 5 MW bis 50 MW elektrischer Leistung. Bei Anwendung von Kraft-Wärme-Kopplung wird eine thermische/elektrische Leistungsabgabe bis zu 200 MW erreicht. Zur Energiespeicherung mittels Wasserstoff werden integrierte Systeme angeboten, welche aus Strom Wasserstoff produzieren, speichern sowie über eine Brennstoffzelle in Strom zurück umwandeln.

Sponsoring

Am 17. Juli 2008 gab der 1. FC Nürnberg die Zusammenarbeit mit der Tochtergesellschaft Areva NP mit deutschem Hauptsitz in Erlangen als neuem Haupt- und Trikotsponsor bekannt.[30] Das Energieunternehmen folgte damit auf die Textilmarktkette mister.lady, die ihr Engagement nach der Saison 2007/2008 beendete. Der Vertrag zwischen AREVA und dem „Club“ ist auf drei Jahre angelegt und umfasst vor allem das Trikotsponsoring. AREVA zahlt pro Saison 1,9 Millionen Euro an den 1. FC Nürnberg.[31] Präsidium und Management des 1. FC Nürnberg betonten, AREVA sei deshalb ausgewählt worden, weil man einen starken Partner aus der Region bevorzuge.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. REpower-Pressemitteilung: Areva-Gruppe erwirbt 21 % des Grundkapitals
  2. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die "saubere" Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, S. 15)
  3. Areva-Chefin Lauvergeon muss gehen in: moneycab.com, Int People, International, 17. Juni 2011 (29. Oktober 2011)
  4. badische-zeitung.de, Wirtschaft, 18. Juni 2011, Ansgar Haase (dpa): "Kung Fu Panda" ersetzt "Atomic Anne" (25. Juni 2011)
  5. AFP: Areva kappt 800 Jobs. In: Badische Zeitung, 20. Oktober 2011
  6. AFP: Deutschland-Chef des französischen Atomkonzerns Areva geht in: thueringer-allgemeine.de, 20. Oktober 2011 (29. Oktober 2011)
  7. Die Niederlage von Siemens: Löschers teure Fehlentscheidungen
  8. AKW mit 3.000 Sicherheitsmängeln
  9. AKW mit 3.000 Sicherheitsmängeln
  10. Jaitapur, India: EPR: --a nuclear problem not a energy solution
  11. Protest gegen Mega-AKW
  12. Todesopfer bei Demonstration gegen ein AKW
  13. Areva stoppt Atomlieferung
  14. Eer vir Swakopmund, Die Republikein, 2. Februar 2011
  15. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die "saubere" Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, SS. 1, 8)
  16. Film von Greenpeace: Verlassen im Staub - Uranabbau im Niger
  17. Beitrag in der ARD-Sendung Kontraste: Uranabbau Niger - für AKW's in Deutschland
  18. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die "saubere" Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, SS. 24, 25)
  19. a b c spiegel.de: Uranförderung in Niger - Der gelbe Fluch
  20. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die "saubere" Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, S.11)
  21. Public Eye on Davos 2008
  22. Stellungnahme von Areva (englisch)
  23. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die "saubere" Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, SS. 13, 17)
  24. dradio.de; Deutschlandfunk, Das Feature, 26. Oktober 2010, Bettina Rühl: Die "saubere" Lösung - Vom Niger und deutschen Atomkraftwerken (13. Juni 2011, Manuskript, SS. 12, 13, 15)
  25. taz.de, Leben, Medien, 13. Oktober 2009, Reimar Paul: Dokumentation über Atommüll - Und ständig wächst der Abfallberg - über die TV-Ausstrahlung eines Dokumentarfilms des französischen Journalisten Éric Guéret (6. November 2010)
  26. faz.net, F.A.Z., 12. Oktober 2009: Französischer Atommüll in Sibirien (abgerufen am 26. Oktober 2010)
  27. www.tagesschau.de, 13. Oktober 2009, Siegfried Forster, DLF: Frankreich lädt Atommüll in Russland ab - Strahlendes Sibirien (nicht mehr online verfügbar) (abgerufen am 26. Oktober 2010)
  28. http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,654629,00.html
  29. a b Earthquake and tsunami in Japan, Areva Hilfsleistungen laut der Firmenwebseite
  30. AREVA ist neuer Hauptsponsor des 1. FC Nürnberg
  31. Club: Millionen aus Atomkraft

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