Monna Lisa

Monna Lisa
 
Mona Lisa
Leonardo da Vinci, 1503–1505
Öl auf Pappelholz, 76,8 cm × 53 cm
Louvre

Die Mona Lisa (it.: La Gioconda; frz.: La Joconde) ist ein weltberühmtes Ölgemälde von Leonardo da Vinci auf dünnem Pappelholz.

Das Bild ist 76,8 cm × 53 cm groß und entstand wahrscheinlich vom Frühjahr 1503 bis zum Sommer 1505; andere Forschungsergebnisse[1] gehen von einem Entstehungszeitraum zwischen 1502 und 1503 aus. Ob das Bild an beiden Seiten beschnitten wurde (vgl. die links und rechts gemalten Säulen) ist umstritten: Die Tafel ist sehr dünn und weist rundum einen vollständigen Malrand auf, was der Behauptung widerspricht.[2]

Das Gemälde hängt heute im Louvre in Paris.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Bild ist mit 77 auf 53 Zentimetern relativ klein und lässt sich folgendermaßen beschreiben:

Die junge Frau [Lisa war etwa 24 im Jahr 1503] auf dem Bild sitzt in einem Stuhl auf einem Balkon vor einer fremdartigen Landschaft. Die Armlehne des Stuhls ist ebenso wie ihr Torso parallel zur Bildebene positioniert. Das Gesicht ist dem Betrachter zugewandt, die nach links gerichteten Augen blicken ihn scheinbar an [sehr ungewöhnlich für die damalige Darstellungsweise]. Sie hat volle Wangen, eine breite Stirn und keine (!) Augenbrauen. Der linke Mundwinkel des geschlossenen Mundes deutet ein Lächeln an. Die linke Hand umgreift die linke Armlehne, und die schlanken Finger der Rechten ruhen anmutig auf der Linken. Auf ihrem Haar liegt ein feiner, durchsichtiger Schleier, ihr Kleid fällt in schlichten Falten, den Mantel hat sie sich über die linke Schulter gelegt. [3]

Identifizierung des Modells

Die traditionelle Identifizierung des unsignierten und nicht datierten Porträts als das der Lisa del Giocondo geht auf Giorgio Vasari zurück, den ersten Biografen der neuzeitlichen Kunstgeschichte aus dem 16. Jahrhundert. Dieser hielt fest, dass Leonardo nach seiner Rückkehr nach Florenz, also in den Jahren zwischen 1500 und 1506, ein Porträt der Lisa del Giocondo, der dritten Gemahlin des Florentiner Kaufmanns und Seidenhändlers Francesco di Bartolomeo di Zanobi del Giocondo, gemalt habe. Ferner stellte der Biograf fest, dass Leonardo das Porträt selbst nach vier Jahren immer noch nicht vollendet hatte. Leonardo hatte das noch unfertige Bild auch nicht an seinen Auftraggeber Francesco del Giocondo übergeben, sondern für sich behalten.

Da nur Vasari den Namen Mona Lisa (Mona oder Monna, Abk. für it. Madonna = „Frau“) erwähnt, haben zahlreiche Historiker dessen Richtigkeit angezweifelt und nach anderen Fährten gesucht. So wird zum Beispiel behauptet, es könnte sich um die Favoritin von Giuliano I. de Medici handeln, eine gewisse Pacificia Brandano oder um eine der Mätressen von Charles d’Amboise, oder auch um Isabella d’Este, die Marquise von Mantua. Einige Forscher nehmen an, dass es überhaupt kein Modell gegeben, sondern Leonardo eine ideale Frau gemalt habe. Mancher merkt auch an, dass die Mona Lisa dem Selbstportrait ihres Schöpfers ähnlich sieht, er sich also selbst gemalt hat. Viel wahrscheinlicher wäre in diesem Zusammenhang allerdings, dass Leonardo seine Mutter porträtiert hat.

Eine weitere sehr verbreitete Theorie besagt, dass es sich bei der Frau auf dem Bild um die Herzogin Isabella von Aragonien handelt. Sie war die Enkelin des Königs von Neapel und Witwe des Herzogs von Mailand. Beide (Leonardo und Isabella) lebten gegen Ende des 15. Jahrhunderts am Hofe von Mailand.

Eine weniger verbreitete Identifizierung steht vor dem Hintergrund der mutmaßlich homosexuellen Orientierung Leonardos. Bereits 1476 wurde ihm vorgeworfen, sich an dem 17jährigen Jacopo Saltarelli vergangen zu haben, was jedoch nicht eindeutig geklärt worden ist. Leonardo soll 1490 derartig Gefallen an dem zehnjährigen männlichen Nacktmodell Gian Giacomo de Caprotti alias Andrea Salaino Florentine (1480 - 1524) gefunden haben, dass er diesen adoptiert und insgesamt 20 Jahre bis zu seinem Tod 1519 mit ihm zusammengelebt hat[4]. Wegen der Gewohnheiten Caprottis, zu lügen und zu stehlen, änderte Leonardo seinen Spitznamen von „Salaino“ auf „il Salai“ (= die Ausgeburt/Brut des Teufels) oder auf Französisch „mon Salai“.[5] Selbst wenn Giorgio Vasari mit seinem Begriff „Mona Lisa“ eine Buchstabenumstellung für „mon Salai“ gewählt hat, um indirekt die auf dem Bild dargestellte Person mit Caprotti zu identifizieren, so bleibt doch festzuhalten, dass dieses nur die Ansicht Vasaris wiedergeben würde, der Leonardo nicht persönlich kennengelernt hatte.

Randbemerkung in der Heidelberger Inkunabel, die 2008 Aufsehen erregte

Derzeit geht man davon aus, dass die „Mona Lisa“ im Frühjahr 1503 von Francesco del Giocondo anlässlich des Kaufs eines neuen Hauses und der komplikationslosen Geburt eines Kindes in Auftrag gegeben wurde. Lisa del Giocondo wurde 1479 als Tochter von Antonio Maria di Noldo Gheradini geboren und heiratete Francesco am 5. März 1495. Bei der Katalogisierung eines Frühdrucks der Universitätsbibliothek Heidelberg (Signatur D 7620 qt. INC) wurde der handschriftliche Eintrag des florentinischen Kanzleibeamten Agostino Vespucci von Oktober 1503 gefunden, der u.a. davon berichtet, dass Leonard da Vinci ein Portrait der Lisa del Giocondo anfertigte. [6]

Geschichte

Andrang vor der Mona Lisa im Louvre in Paris

Von Franz I. bis Napoleon

Leonardo verkaufte das Bild kurz vor seinem Tod an König Franz I., der es im Schloss Amboise aufbewahrte. In der folgenden Zeit kam das Gemälde nach Fontainebleau, Paris und schließlich nach Versailles in die Sammlung von Ludwig XIV.

Nach der französischen Revolution bekam das Bild eine neue Heimat im Louvre. Napoleon nahm es von dort mit und hängte es in sein Schlafzimmer. Nach der Verbannung Napoleons kam die Mona Lisa zurück in den Louvre.

Diebstahl

Camille Corots Frau mit einer Perle nahm vorübergehend den Platz der Mona Lisa ein.

Am 21. August 1911 wurde das Bild von dem 31-jährigen italienischen Anstreicher Vincenzo Peruggia aus dem Louvre gestohlen. Dieser hatte sich in einem Schrank versteckt, das Bild aus dem Rahmen gelöst und unter seinem Mantel versteckt aus dem Museum geschmuggelt.

Bevor der Dieb gefasst wurde, gerieten der Dichter Guillaume Apollinaire und der Maler Pablo Picasso in den Verdacht, die Mona Lisa gestohlen zu haben. Bei den Untersuchungen war man auf einen Mann namens Gery Pieret gestoßen, der zugegeben hatte, im Magazin des Museums Kunstwerke gestohlen zu haben. Zwei dieser Kunstwerke fanden sich bei Picasso und Apollinaire. Sie wurden verhaftet, beteuerten vor dem Richter ihre Unschuld und wurden schließlich wieder freigelassen.[7]

Der Diebstahl bedeutete einen Riesenskandal für den Louvre. Die Regierung entließ den Museumsdirektor und drei Wochen lang beherrrschte die Geschichte die Titelseiten der Zeitungen. Viele Bürger gingen in den Louvre, um sich die leere Stelle an der Wand anzusehen und vor dem Louvre verkauften fliegende Händler Postkarten und Reproduktionen der Mona Lisa.

Um die leere Stelle aufzufüllen, wurde Raffaels Bild Baldassare Castiglione, ein stark von der Mona Lisa beeinflusstes Werk, an ihren Platz gehängt. Im März 1912 erwarb der Louvre Camille Corots Frau mit einer Perle, die bekannteste moderne Hommage an da Vincis Mona Lisa. Im Jahr 1913 wurde die Mona Lisa nicht mehr im Katalog des Louvre geführt.

Vincenzo Peruggia wollte Mona Lisa „heim“ nach Italien bringen. Zwei Jahre lang versteckte er das Bild in einem Loch in der Wand nahe bei seinem Ofen. Am 12. Dezember 1913 versuchte er es in Florenz an den Kunsthändler Alfredo Geri zu verkaufen. Geri erhielt einen mit „Leonardo“ unterzeichneten Brief, in dem der Schreiber behauptete, das Gemälde an Italien „zurückgeben“ zu wollen, und 500.000 Lire zur Deckung seiner „Unkosten“ verlangte. Geri informierte Giovanni Poggi, den Direktor der Uffizien und bekundete sein Interesse. Peruggia kam nach Florenz und zeigte das Bild in seinem Hotelzimmer. Geri und Poggi untersuchten es und fanden auf der Rückseite die korrekte Inventarnummer des Louvre. Später verglichen sie mit Hilfe einer Fotografie des Originals die Risse und waren sich nun sicher, dass sie das Original vor sich hatten. Sie überredeten Peruggia, in seinem Hotel auf das Geld zu warten und riefen die Polizei. Die Reaktion der Öffentlichkeit war heftig. Italienische Nationalisten verlangten, dass „ihre“ Mona Lisa „zu Hause“ bleiben solle. Die italienische Regierung versicherte jedoch, dass sie Mona Lisa an den Louvre zurückerstatten werde. Zuerst aber ging sie auf Tournee und wurde in Florenz, Rom und Mailand ausgestellt. Sie reiste in einer eigens angefertigten, gepolsterten Kiste und mit Ehrenwache. Anschließend kehrte die Mona Lisa mit einer großen Staatszeremonie wieder nach Paris zurück.

Der Prozess gegen Peruggia war eine Enttäuschung für die sensationsgierige Öffentlichkeit, denn dieser war ein Gelegenheitskrimineller und kein gebildeter Kunstdieb. Weil er keinerlei verbrecherische Absichten bei seiner Tat hatte, wurde Peruggia zu einer Haftstrafe von sieben Monaten verurteilt.

Die öffentliche Aufregung hatte der Mona Lisa einen hohen Wiedererkennungswert beschert, so dass sie jeder in Europa kannte. Das Bild war schon vor dem Diebstahl bekannt gewesen, durch das Verschwinden aber wurde es berühmt.

Zweiter Weltkrieg

Nach der Einnahme Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Juni 1940 befürchteten die Kuratoren des Louvre, dass der von Hitler beauftragte Kunsthistoriker Herrmann Voss mit Unterstützung von Hermann Göring ausgewählte Kunstwerke für das geplante Museum bei Linz konfiszieren könnte. So wurden schon vor der Besetzung von Paris die wertvollsten Kunstwerke des Louvre in Sicherheit gebracht. Die Mona Lisa wurde zunächst wie zahlreiche andere Werke des Louvre 1938 auf das Schloss Chambord gebracht, danach während des Sitzkrieges in einem versiegelten Lieferwagen in ein Schloss bei Souvigny nahe Le Mans, und am 5. Juni 1940 weiter südlich in die Abtei Loc-Dieu bei Villefranche-de-Rouergue im Midi.[8] Nachdem im August 1944 Paris befreit worden war, konnte die Mona Lisa in den Louvre zurückkehren. Zuvor wurde sie aber noch ausgewählten Gästen gezeigt, wie zum Beispiel den chinesischen Delegierten der Pariser Friedenskonferenz. Ihren Platz im Louvre konnte die Mona Lisa erst im Oktober 1947 wieder einnehmen, ein Ereignis, das in den Medien gebührend gefeiert wurde.

Attentate

Im Jahr 1956 hatte das Bild zwei Attacken zu überstehen. Im ersten Fall schüttete ein Unbekannter Säure auf das Porträt. Dabei wurde die untere Hälfte des Bildes schwer beschädigt.

Am 30. Dezember 1956 warf ein obdachloser bolivianischer Tourist namens Ugo Villegas einen Stein auf das Porträt, nachdem er es stundenlang angestarrt hatte, und zertrümmerte dabei die Glasplatte und die Malschicht am linken Ellbogen bis auf die Grundierung.[9] Die Stelle wurde vom Restaurator Jean Gabriel Goulinat mit Wasserfarben ausgebessert. Seitdem wird das Bild hinter Panzerglas ausgestellt.

Tourneen

1961 besuchten US-Präsident John F. Kennedy und seine Gattin Jacqueline Charles de Gaulle, um die amerikanisch-französischen Beziehungen zu verbessern. Jacqueline Kennedys fließendes Französisch und ihre Kenntnisse der französischen Kultur nahmen de Gaulle so für sich ein, dass er dem Vorschlag, die Mona Lisa in den USA auszustellen, zustimmte. Die Kuratoren des Louvre waren entsetzt, doch die französische Regierung ließ sich diese symbolische Geste nicht mehr ausreden. Eine Motorradeskorte begleitete das Bild nach Le Havre. An Bord des Luxusliners SS France wurde die Mona Lisa in eine eigens vorbereitete Kabine der ersten Klasse gebracht und in einer unsinkbaren Kiste verstaut.

Am 8. Januar 1963 wurde das Bild im Rahmen einer Party in Washingtons National Gallery of Art in Empfang genommen. Außer in Washington wurde es auch im New Yorker Metropolitan Museum of Art ausgestellt. Die Zeitschrift The New Yorker rechnete aus, dass jeder der 1,6 Millionen Besucher das Porträt im Durchschnitt vier Sekunden lang anschauen konnte und dafür stundenlange Wartezeit in Kauf nehmen musste.[10]

Zehn Jahre später, 1973, ging das Bild ebenfalls gegen den Widerstand der Kuratoren nach Japan. Während der ersten Woche in Tokio kamen täglich 18.000 Menschen, um das berühmte Kunstwerk mit eigenen Augen zu sehen. Ein wesentlicher Unterschied zu der USA-Tournee war, dass die Mona Lisa in Japan auch intensiv in der Werbung genutzt wurde. Auch nach ihrer Rückkehr hielt diese Verwendung in der Werbung an. Aber auch Künstler beschäftigten sich mit dem berühmten europäischen Bild. Es gab sogar Künstler, deren Gesamtwerk aus nichts anderem als aus Variationen über das Thema Mona Lisa bestand. [11]

Von Tokio ging die Mona Lisa auf Wunsch der französischen Regierung nach Moskau, um eine Entspannung der Beziehungen zur Sowjetunion zu fördern.

Gegenwart

Als die Mona Lisa wieder in Frankreich war, wurde das Gemälde mit kugelsicherem Panzerglas versehen. Außerdem wurden Schilder aufgestellt, die Besuchern den kürzesten Weg durch den Louvre zur Mona Lisa wiesen.

Maltechnik

Wie in vielen anderen seiner Arbeiten, wandte Leonardo auch in diesem Bild die von ihm perfektionierte Sfumato-Technik sowohl beim Hintergrund als auch bei Gesichtsdetails an. Durch Sfumato, was aus dem Italienischen übersetzt „neblig“ oder „verschwommen“ bedeutet, wirkt der Hintergrund wie durch einen Dunst oder Rauchschleier wiedergegeben. Im Antlitz wird diese Technik in den sehr weichen, fast verschwimmenden Hell-Dunkel-Übergängen an den Rundungen des Kopfes, an den Augenwinkeln und dem rechten Mundwinkel (aus der Sicht des Betrachters) deutlich.

Besonderheiten

Augen

Augen

Eine besondere Wirkung bekommt das Bild durch einen Trick Leonardos. Er malte das Bild mit zwei verschiedenen Fluchtpunkten (Perspektiven) – einen für den Hintergrund und einen für die Figur. Dem Betrachter fällt das nicht sofort auf; er hat nur das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmt.

Revolutionär war seinerzeit die Darstellung des Silberblicks, also den nicht exakt gleich gemalten Augen, die dem Betrachter das Gefühl vermitteln, die Person auf dem Bild würde ihn direkt anschauen (und zwar unabhängig davon, ob man direkt vor dem Bild steht, oder etwas seitlich davon).

Beim Abdecken der jeweiligen Gesichtshälfte ist festzustellen, dass die linke Seite die passive ist (kein Lächeln, kaum Schatten, schwammiger Hintergrund), die rechte Gesichtshälfte somit die aktive ist (Lächeln, Schatten, aktiver Blick, klarer Hintergrund mit Mensch, Brücke und Haus).

Befremdlich ist für den heutigen Betrachter auch, dass Mona Lisa keine Augenbrauen hat. Es entsprach aber dem damaligen Schönheitsideal, wenn Frauen sich die Augenbrauen rasierten. Der französische Forscher Pascal Cotte entdeckte jedoch auf hochaufgelösten Scans, dass die Pigmente der Augenbrauen und Wimpern im Laufe der Zeit verblassten.[12]

Lächeln

Mund

Das geheimnisvolle Lächeln der Mona Lisa irritiert viele Menschen. Während einige Untersuchungen auf eine Bell-Parese als mögliche Ursache hinweisen, stellt Borkowski 1992 fest, dass zuweilen manche Menschen ähnlich lächeln, die ihre Schneidezähne verloren haben.[13]

Der Schriftsteller Theophile Gautier machte die Mona Lisa zu einer romantischen Ikone des Weiblichen, indem er um 1858 über sie schrieb:

… aber ihr Ausdruck, weise, tief, samtig und voller Versprechungen, zieht euch unwiderstehlich an und vergiftet euch, während der sinnliche, schlangenhafte [...] Mund euch mit soviel Süße, Anmut und Überlegenheit verspottet, daß man sich ganz schüchtern fühlt, wie ein Schuljunge vor einer Herzogin.[14]

Eine ähnlich Vision formulierte einige Jahre später der englische Essayist Walter Pater in der wohl bekanntesten Beschreibung des Gemäldes:

Die Gestalt, die hier so seltsam neben den Wassern auftaucht, drückt die Erfüllung eines tausendjährigen Begehrens des Mannes aus. Es ist eine Schönheit […], in welche die Seele mit all ihrem kranken Sinnenleide hineingeflossen ist! […] Gleich dem Vampyr hat sie schon viele Male sterben müssen und kennt die Geheimnisse des Grabes; sie tauchte hinunter in die See und trägt der Tiefe verfallenen Tag in ihrem Gemüt.[14]

Im September 2006 haben französische und kanadische Kunstwissenschaftler einen möglichen weiteren Grund für das Lächeln der Mona Lisa gefunden. Mit Hilfe spezieller Infrarot- und 3D-Technologien durchleuchteten sie die Farbschichten. Dabei fiel den Forschern auf, dass das Kleid der Mona Lisa von einem dünnen, transparenten Schleier umhüllt ist, der mit bloßem Auge nicht zu erkennen war. Bruno Mottin vom französischen Zentrum für Forschung und Restauration hat diese Information auf einer Pressekonferenz im kanadischen Ottawa bekannt gegeben. Gemäß seiner Erklärung ist diese Art von Schleier typisch für jene Frauen, die im frühen 16. Jahrhundert in Italien schwanger waren oder gerade erst ein Kind zur Welt gebracht hatten.[15]. 2008 konnten Mady Elias und Pascal Cotte die Verwendung mehrerer Malschichten nachweisen: mehrere Schichten mit Umbra und eine Grundierung mit Bleiweiß und ein Prozent Zinnober.[16].

Medizinische Aspekte

Hände

Auch der belgische Medizinprofessor Jan Dequeker, der es sich zum Hobby gemacht hat, auf Bildern Anzeichen von Krankheiten zu finden, untersuchte das Gemälde. Er erkannte einen gelben Fleck in ihrem linken Augenwinkel als Xanthelasma, eine Anhäufung von Cholesterin unter der Haut, sowie eine Schwellung der rechten Hand als subkutanes Lipom und diagnostizierte Hyperlipidämie, eine erbliche Krankheit, die ein ernster Risikofaktor für eine Herzkrankheit ist und zu einem frühen Tod führt.[17] Da Hyperlipidämie vererbt wird und andere Familienmitglieder deutlich länger lebten als Mona Lisa, gehen andere Quellen davon aus, dass anstelle von Hyperlipidämie eher Hypercholesterinämie in Frage kommt, weil dies mit einer normalen Lebensdauer vereinbar ist. [13]

Rezeption

Das Bild hat einen äußerst hohen Bekanntheitsgrad. So nannten bei einer Umfrage nach dem bekanntesten Bild der Welt 86 Prozent der Befragten die Mona Lisa, die damit sicher das berühmteste Gesicht der Welt hat.[18]

Bis zum 20. Jahrhundert wurde die Mona Lisa bereits unzählige Male gedruckt. Im 20. Jahrhundert befasste sich Sigmund Freud mit dem Bild und erklärte Leonardos Homosexualität mit der frühen Trennung von der Mutter. Dennoch war die Mona Lisa lediglich der kulturellen Elite bekannt. Erst die Fotografie, billigere Bücher und auflagenstarke Tageszeitungen sowie neue Technologien machten die Mona Lisa zu einem Objekt der Massenkultur.

In der bildenden Kunst

Briefmarke (1952) zum 500. Geburtstag von Leonardo da Vinci

Das Gemälde ist eine der Ikonen des 20. Jahrhunderts: Zahlreiche Künstler haben Verfremdungen und Überarbeitungen des Originals kreiert. Dazu gehörten unter anderem:

2001 fand im Museo Ideale Leonardo da Vinci in Vinci /Italien, eine große Ausstellung unter dem Titel Leonardo in Azione e Poesia unter Beteiligung von 75 internationalen Künstler der visuellen und konkreten Poesie statt. Unter anderem waren beteiligt: Julien Blaine, Klaus Peter Dencker, Giovanni Fontana, Pierre Garnier, Eugen Gomringer, Klaus Groh, Allan Kaprow, Jiri Kolar, Ladislav Novak, K.B. Schäuffelen, Daniel Spoerri, Karel Trinkewitz, Ben Vautrier, Emmet Williams. Es erschien ein umfangreicher Großkatalog mit 375 Seiten.

In der Literatur

Durch ihre Berühmtheit wurde die Mona Lisa zum Gegenstand zahlreicher Parodien seitens der künstlerischen Avantgarde und zu einem Massenartikel der populären Kultur. In der Literatur wurde das „Lächeln der Mona Lisa“ zu einem feststehenden Begriff für undurchschaubares Verhalten. Literarisch bearbeitet haben das Bild folgende Schriftsteller:

  • D. H. Lawrence spielt in seiner Kurzgeschichte Reizende alte Dame (The Lovely Lady) auf die Mona Lisa an.
  • Lawrence Durrell tut in Justine das Gleiche.
  • Georg Heym schildert in Der Dieb die Geschichte eines Verrückten, der das Gemälde der Mona Lisa raubt und schließlich zerstört.
  • Mary McCarthy in Die Clique (The Group).
  • In seinen Memoiren Les mots (Die Wörter) verglich Jean-Paul Sartre das Lächeln der Mona Lisa mit dem seiner Großmutter.

In der Musik

  • Max von Schillings komponierte die 1915 uraufgeführte Oper Mona Lisa. Das Libretto von Beatrice Dovsky entstand anlässlich der Wiederauffindung des Gemäldes.
  • In einem Liedtext zieht Cole Porter in You're the Top die Mona Lisa als Vergleich heran: „You are the top... You are the tower of Pisa, you are the Smile on the Mona Lisa..
  • Nat King Cole hatte 1950 mit Mona Lisa einen Hit. Der Song stammt von Ray Evans (Lyrics) und Jay Livingston (Musik), die dafür 1951 einen ihrer Oscars bekamen. Er wird im Film Captain Carey, U.S.A. (1950) von Mitchell Leisen mit Alan Ladd verwendet und diente dort als Erkennungsmelodie von Partisanen im Kampf gegen deutsche Truppen im Italien des Zweiten Weltkriegs. Evans wollte ihn erst Prima Donna nennen, aber seine kunstsinnige Frau Wyn schlug Mona Lisa vor. „Mona Lisa, Mona Lisa haben Männer dich genannt, / Du ähnelst so sehr der Dame mit dem verzauberten Lächeln. /..../ Lächelst du, um zu verführen, Mona Lisa? Oder versteckst du so dein gebrochenes Herz?[23]
  • Bob Dylan bezeichnet im Jahr 1966 die Mona Lisa als „das berühmteste Stück Pappelholz der Welt“.
  • Britney Spears veröffentlichte 2005 auf einer Bonus-CD zur DVD Britney & Kevin: Chaotic einen Track mit dem Titel Mona Lisa, angereichert mit Anspielungen auf sich selbst und Madonna, sowie ein Musikvideo mit dem berühmten Gemälde zur Single Someday (I Will Understand)
  • Auf dem Debütalbum der Berliner Rock-Band Jennifer Rostock "Ins offene Messer" wurde ein Song Mona Lisa benannt.

Literatur

  • Thomas David: Leonardo da Vinci: Mona Lisa. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1997, ISBN 3-499-20840-7
  • Jean-Pierre Mohan, Michel Menu, Bruno Mottin (Hrsg.): Im Herzen der Mona Lisa – Dekodierung eines Meisterwerks. Eine wissenschaftliche Expedition in die Werkstatt des Leonardo da Vinci in Zusammenarbeit mit dem Centre de Recherche et de Restauration des Musées de France). Schirmer/Mosel, München, 2006, ISBN 3-8296-0233-2
  • Donald Sassoon: Mona Lisa: the history of the world’s most famous painting. Harper Collins, London, 2001, ISBN 0-00-710614-9
  • Donald Sassoon: Da Vinci und das Geheimnis der Mona Lisa. Gustav Lübbe, Bergisch Gladbach, 2006, ISBN 3-7857-2232-X
  • Manfred Wundram: Die berühmtesten Gemälde der Welt. Imprimatur Druck- und Verlagsgesellschaft, Bergisch Gladbach, 1976
  • Frank Zöllner: Leonardos Mona Lisa. Vom Porträt zur Ikone der Freien Welt. Klaus Wagenbach, Berlin, 2006, ISBN 3-8031-2552-9
  • Veit Probst: Zur Entstehungsgeschichte der Mona Lisa: Leonardo da Vinci trifft Niccolò Machiavelli und Agostino Vespucci. Heidelberg, 2008 (Aufsatz im Volltext)

Film

  • Die Reisen der Mona Lisa. Ein Bild begeistert die Massen. Dokumentation, Spanien, Niederlande, Deutschland, Finnland, 2003, 50 Min., Buch: Dolores Genovés, Regie: Tony Hernandez, Produktion: Looks, arte, SWR, Inhaltsangabe von arte
  • In der Komödie Hudson Hawk wird zu Beginn ein unentschlossener Leonardo gezeigt, wie er sich über die Umsetzung des "Lächelns" Gedanken macht, da das Model ("Liesl") schiefe Zähne hat.
  • Beim The Da Vinci Code – Sakrileg ist es das erste Bild, das von Jacques Saunière als Spur für Sophie Neveu und Robert Langdon genutzt wird.
  • Mona Lisas Lächeln (2003) mit Julia Roberts. Eine Kunstdozentin bringt in den 1950-er Jahren den Mädchen einer Elite-Uni (unter anderen Julia Stiles, Kirsten Dunst, Maggie Gyllenhaal) bei, eigenständig zu sein. Die Mona Lisa wird als folgender Vergleich genutzt: ebenso wie die Mona Lisa lächeln die jungen Frauen, aber genauso wenig weiß man, ob sie wirklich glücklich sind.

Weblinks

Quellennachweis

  1. Frank Zöllner: Leonardo da Vinci, Mona Lisa: das Porträt der Lisa del Giocondo, Legende und Geschichte. Fischer, Frankfurt am Main 1994. ISBN 3-596-11344-X
  2. Hours, 1954
  3. „Buch-Reviews: Da Vinci und das Geheimnis der Mona Lisa (Sassoon, Donald)“, Buchwurm.info, 10. Juni 2006
  4. Krämer, Walter, und Schmidt, Michael. Lexikon der Populären Listen: Gott und die Welt in Daten, Fakten und Zahlen. Zürich - München, 1999, S. 17. Provenzano, Jim, Romantic Notions: Leonardo da Vinci and Salai
  5. „Mona Lisa or Mon Salai? by Louie Parsons“, Ovi magazine, 17. November 2006
  6. "Presseerklärung der UB Heidelberg", "Mona Lisa war eine Kaufmannsgattin", Spiegel Online, 11. Januar 2008. Dieser Fund wurde publiziert in: Die edel kunst der truckerey. Ausgewählte Inkunabeln der Universitätsbibliothek Heidelberg. Bearb. v. Armin Schlechter. Heidelberg 2005, Kat.20, S. 28-29; Armin Schlechter: Vom Hineinschreiben in Bücher. Glossen und Marginalien als Teil der Überlieferung. In: Handschriften des Mittelalters. Die großen Bibliotheken in Baden-Württemberg und ihre Schätze. Hrsg. v. Staatsanzeiger-Verlag. Stuttgart 2007, S. 20-21.
  7. Niklas Maak: Der letzte Schrei. www.faz.net. Abgerufen am 7. Dezember 2008.
  8. Lynn H. Nicholas Der Raub der Europa, Knaur Taschenbuch 1997, S.119, 122
  9. Peter Moritz Pickhaus Kunstzerstörer, Rowohl 1988, auf Webseite allgemein zu Kunstvandalismus
  10. Margaret Leslie Davis Mona Lisa in Camelot: How Jacqueline Kennedy and Da Vinci's Masterpiece Charmed and Captivated a Nation, Da Capo Press 2008
  11. Sassoon: Da Vinci und das Geheimnis der Mona Lisa
  12. „Decke auf Knien der Mona Lisa entdeckt“, Spiegel Online, 24. Oktober 2007
  13. a b Paul Przybylowicz, Lisa Sweet: Art and Disease Lecture. Vorlesungsskript, Evergreen State College, PDF-Datei
  14. a b Zöllner: „Leonardo da Vinci: Mona Lisa
  15. „Mona Lisa war schwanger“, 20 Minuten, 27. September 2006
  16. Mady Elias, Pascal Cotte „Multispectral camera and radiative transfer equation used to depict Leonardo's sfumato in Mona Lisa“, Applied Optics, Band 47, Heft 12, S. 2146-2154
  17. „Mona Lisa war krank“ - Mediziner untersucht Gemälde, Handelsblatt, 11. Oktober 2006
  18. Sassoon: Da Vinci und das Geheimnis der Mona Lisa
  19. „L.H.O.O.Q. or Mona Lisa“, Department of Art History, Binghamton University, New York
  20. „Salvador Dali as Mona Lisa“, flickr
  21. „An array of Mona Lisa Adaptations“, Robert A. Baron
  22. „Sophie Matisse“, artnet.com
  23. Mona lisa, mona lisa, men have named you. Youre so like the lady with the mystic smile. ...Do you smile to tempt a lover, mona lisa? Or is this your way to hide a broken heart?


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