Hermannstein

Hermannstein
Hermannstein
Stadt Wetzlar
Wappen des Ortes Hermannstein: Schild durch einen silbernen Freizinnenschrägbalken geteilt; oben in Blau ein bunter hessischer Löwenkopf, unten in Rot ein silbernes Mühlrad. Das Mühlrad ist Hinweis auf die älteste Geschichte, die Zinnen erinnern an die Burg Hermannstein, der Löwenkopf zeigt die Zugehörigkeit zu Hessen an.
Koordinaten: 50° 35′ N, 8° 29′ O50.5838888888898.4877777777778275Koordinaten: 50° 35′ 2″ N, 8° 29′ 16″ O
Höhe: 275 m ü. NN
Einwohner: 3.614 (30. Juni 2008)
Eingemeindung: 1. Aug. 1979
Postleitzahl: 35586
Vorwahl: 06441
Karte

Lage von Hermannstein in Wetzlar

Hermannstein ist ein Stadtteil der Kreisstadt Wetzlar im Lahn-Dill-Kreis, Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lage

Hermannstein liegt im unteren Dilltal am südwestlichen Hang des Schwarzenbergs.

Gemarkungs- und Landesgrenzen

Bis 1866 waren die Hermannsteiner Gemarkungsgrenzen zum größten Teil auch Landesgrenzen zwischen Solms und Hessen. Bei jährlich stattfindenden Grenzgängen wurden die Grenzsteine kontrolliert. Nachdem Wetzlar und die ehemals solmsischen Nachbargemeinden Niedergirmes, Blasbach und Aßlar 1815 preußisch geworden waren, mussten umfangreiche Protokolle über die Wiederaufrichtung der Grenzsteine geschrieben werden.

Grenzstreitigkeiten gab es häufig mit Niedergirmes, da die Dill, die einen Teil der Grenze bildete, ihr Flussbett nach Osten verlagerte. Nach dem großen Brand in Wetzlar 1643 wurde ein von den Schencken zu Schweinsberg an der Gemarkungsgrenze errichtetes Zollhaus zu einer schweren Belastung für die Wetzlarer, die vor allem die Brandgeschädigten traf.

Nachbargemeinden

Die Nachbargemeinden

Nachbargemeinden des Wetzlarer Stadtteils Hermannstein sind im Uhrzeigersinn: im Norden die Gemeinde Hohenahr, im Osten die Wetzlarer Stadtteile Blasbach und Naunheim, im Süden die Kernstadt Wetzlar selbst (mit den Stadtbezirken Niedergirmes und Dillfeld) und im Westen die Stadt Aßlar.

Geologie

Bergbau

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden für die Hermannsteiner Gemarkung viele Anträge für Schürf- und Mutrechte gestellt. 14 Bergwerke wurden im Berggrundbuch der Gemeinde eingetragen. Die Braun- und Roteisenfunde waren aber nicht so mächtig, dass über Jahrzehnte hätte abgebaut werden können. Sichtbare Zeichen des Hermannsteiner Bergbaus sind nicht erhalten.

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Die ältesten Funde in der Hermannsteiner Gemarkung werden in die Zeit der älteren bis jüngeren Steinzeit datiert. Bei den vier Fundstücken vom Westhang des Galgenbergs handelt es sich um einen Nasenschaber oder Bohrer, einem kleinen Schaber mit deutlicher Retusche, einem kleinen Abspliss (alle aus grauem Kieselschiefer) und einer kleinen Klinge aus hellgrauem, feinem Quarzit.

Im Bereich der 'Dreiherrensteine' befinden sich 14 Hügelgräber, die in die Hallstattzeit zwischen 800 und 450 v. Chr. datiert werden. Die in der Nähe befindlichen Ackerraine weisen ebenfalls auf eine frühe Besiedlung hin.

Mittelalter

Mulenheim

Bevor die Gemeinde unter ihrem heutigen Namen bekannt wurde, hieß der Ort Mulenheim. Über das genaue Alter lassen sich keine Aussagen machen, es dürfte aber eine fränkische Siedlung gewesen sein. Darauf deuten Bodenfunde, die bis in das 6./7. Jahrhundert zurückreichen und das 'heim' im Ortsnamen hin. Im Gegensatz zu einigen Nachbargemeinden wird Mulenheim nicht im Lorscher Codex erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung von Mulenheim stammt aus der Schiffenberger Urkunde von 1150. Zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert wird Mulenheim in den Schreibweisen Mulinheim, Mulnheim, Mühlheim, Molnheym, Molinheim und Molenheim in zahlreichen Urkunden erwähnt.

Der Ort dürfte innerhalb der heutigen Gemarkungsgrenzen gelegen haben. Die in den Urkunden erwähnten Mulenheimer Flurbezeichnungen sind mit den Hermannsteiner Flurnamen identisch.

In Mulenheim waren unter anderem das Kloster Schiffenberg, das Wetzlarer Marienstift, das Kloster Altenberg, das Rittergeschlecht Lesch von Mühlheim, die Wetzlarer Patrizierfamilie von Driedorf und etliche Wetzlarer Bürger begütert.

Nach dem Bau der Burg Hermannstein errichteten die Mulenheimer Bürger wahrscheinlich unterhalb der Burg neue Häuser, um in den unruhigen Zeiten schnell Schutz zu finden. Eine Reihe alter Gehöfte wird zunächst weiterbestanden haben. In einer Urkunde aus dem Jahr 1399 wird von Ackerland gesprochen, das bei dem Hermannstein, um das Dorf Molenheim gelegen ist. 1404 wird bereits ein Rule von Hirmansteyn erwähnt. Man kann also nicht von einem Untergang des Ortes Mulenheim sondern einer Verlagerung und Umbenennung ausgehen.

Gerichtszugehörigkeit

Mulenheim gehörte mit Bechlingen, Aßlar, Kleinaltenstädten und Niedergirmes zum Cent- und Gerichtsbezirk Lohe. Gerichtsherren waren zunächst nur die Grafen von Solms. 1359 verpfändete aber Graf Heinrich von Solms-Braunfels seinen Anteil an den Dillcenten Dillheim, Lohe und Blasbach an den Grafen Johann von Nassau-Weilburg. Dieser überließ wenig später seine Rechte an den Dillcenten dem Landgrafen von Hessen, sodass sich fortan Solms und Hessen die Gerichtsbarkeit an der Dill teilten. Die Richtstätte des Loher Gerichts befand sich auf einer Anhöhe zwischen Aßlar und Hermannstein, dem Galgenberg, der heute noch diesen Namen trägt. Das älteste erhaltene Protokollbuch des Loher Gerichts, in dem die Gerichtsgrenzen beschrieben werden, wurde 1512 begonnen. Hermannstein gehörte vermutlich bis 1629 zum Loher Gericht. Trotz der niederen Gerichtsbarkeit, die die Freiherren Schenck besaßen, wurden alle Grundstücksangelegenheiten der Hermannsteiner Bewohner am Loher Gericht verhandelt.

Kirche und Kloster

Mulenheim besaß eine Kirche, die zum Archipresbyterat Wetzlar und damit zum Erzbistum Trier gehörte. Der erste urkundlich erwähnte Pfarrer ist Gottfried von Driedorf, der 1279 sein ganzes Eigentum dem Stift zu Wetzlar übereignete. Aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind vier weitere Pfarrer bekannt: Hartmann, genannt Gönse (bis 1365), Wygand von Girmes (1365 bis 1383), Johann Schreiber (ab 1383) und der Wetzlarer Kleriker Konrad (ab 1388).

Im 15. Jahrhundert waren das Deutschordenshaus und die Familie Schenck zu Schweinsberg Patrone der Kirche. 1427 präsentierten die Brüder Schenck zu Schweinsberg Valentin von Lotich aus Hadamar als Pfarrer der Kirche St. Paulini zu Hermannstein. Bei dieser Kirche könnte es sich einerseits um die alte Mulenheimer Kirche handeln, die nach der Umsiedlung der Mulenheimer Bevölkerung dem Paulini geweiht worden sein könnte. Andererseits könnte sie auch eine Vorläuferkirche der heutigen Hermannsteiner Paulskirche sein, die diese Bezeichnung aber in früheren Zeiten nicht trug.

Außerdem besaß Mulenheim wie das spätere Hermannstein ein Beginen-Kloster, welches 1255 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird.

Hermannstein

Der Ort geht zurück auf die Burg Hermannstein, die der hessische Landgraf Hermann II. im 14. Jahrhundert als Schutz gegen marodierende Ritterbünde und zur Sicherung der Gebietsansprüche seines Hauses im Raum Wetzlar und im Lahntal gegenüber Graf Johann von Dillenburg erbauen ließ. Begonnen wurde der Bau 1373 noch unter der Herrschaft von Heinrich II., der 1367 Hermann II. bereits eine Mitregentschaft gestattet hatte. 1379 konnte die Burg auf dem Schwarzenberg vollendet werden.

In der Folge beendete Johann von Dillenburg die Auseinandersetzung mit Hermann II., beide vereinbarten den Aufbau eines gemeinsamen Ortes am Fuße der Burg. Somit fällt die Gründung Hermannsteins in die Zeit nach 1380. In den folgenden Jahren wechselten die Burg und der Ort Hermannstein mehrfach den Besitzer, Hermanns Nachfolger Ludwig I. führte kostspielige Kriege gegen den Mainzer Erzbischof und musste Teile seiner Besitzungen verpfänden.

Im späten 15. Jahrhundert gingen sie schließlich in den Besitz von Johann Schenk zu Schweinsberg über, dessen Nachfahren sich später nach der Burg als Hermannsteiner Linie bezeichneten. Unter der Herrschaft von Johann Schenk zu Schweinsberg wurden 1491 bis 1492 die noch heute erhaltene örtliche Kirche, nach der Reformation Paulskirche genannt, sowie ein Kloster erbaut.

Die Freiherren von Schenck und die Grafen von Solms

Zwischen den Freiherren von Schenck und den Grafen von Solms kam es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zum Streit über die Besitzverhältnisse in Hermannstein. 1610 reichte Graf Wilhelm zu Solms gegen die Herren Schenck zu Schweinsberg am Reichskammergericht Klage ein. In 130 Punkten legte er seine Auffassung über die Besitzverhältnisse dar. Dabei kam er zu dem Schluss, dass die Mulenheimer Mark und das Loher Gericht, also auch der Ort Hermannstein, solmsischer Besitz seien, weil Solms und Hessen seit 1350 gemeinsam Herren der Mulenheimer Zent gewesen, der hessische Landgraf aber 1468 die Solmser mit seiner Hälfte belehnt hätte. Seiner Ansicht nach gehörten den Landgrafen von Hessen nur die Burg und der Berg, auf dem sie erbaut war. Folglich verstießen die Schencken gegen geltendes Recht, wenn sie sich in der Mulenheimer Zent der Obrigkeit anmaßten. Erst 1637 kam es zu einem außergerichtlichen Vergleich, in dem den Schencken die Zivilgerichtbarkeit und die damit verbundene Obrigkeit über Hermannstein zuerkannt wurden. Den Schencken wurden auch die hohen und niederen Jagden im Hermannsteiner Wald zugesprochen, außerdem das Fischereirecht in der Dill, dies allerdings wie von alters her gegen einen namhaften Zins. Da Caspar Magnus Schenck zu Schweinsberg, der mit 25% am Hermannsteiner Lehen beteiligt war, am Dreißigjährigen Krieg teilnahm, konnte er den Abmachungen dieses Vergleichs nicht zustimmen.

1718 nahm dies der Graf zu Solms zum Anlass, den Vergleich für nichtig zu erklären und die Schencken und ihre Bediensteten vor allem an der Ausübung der Jagd zu hindern.

Ein weiteres Streitobjekt zwischen Solms und den Schencken war der Niedergirmeser Wald, der auf hessischem Gebiet lag. Die Hermannsteiner besaßen das Recht, gemeinsam mit den Niedergirmesern in diesem Wald ihr Vieh zu hüten. Im Siebenjährigen Krieg war der Baumbestand durch die in der Nähe stationierten Truppen stark dezimiert worden. Solms bat die Schencken im Namen der Gemeinde Niedergirmes, den Wald zu schonen, diese waren aber nur zur Schonung eines Teilstückes bereit. Diese Uneinigkeit machten sich die Hermannsteiner zunutze. Sie hüteten nach wie vor ihr Vieh im Wald und schlugen dort auch Holz.

Die Freiherren von Schenck und die Hermannsteiner

Über das Verhältnis zwischen den neuen Herren auf Burg Hermannstein und den Bewohnern des Ortes liegen aus dem 16. Jahrhundert keine Berichte vor. Die Hermannsteiner waren zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet, während die Freiherren Schenck ihrerseits die Dorfbewohner mit Holz versorgen mussten. Wegen dieser Dienste kam es zu Auseinandersetzungen, die 1612 durch einen Vergleich beigelegt wurden. 1819 wurden die Verpflichtungen der Dorfbewohner gegenüber den Freiherren erneut genau festgelegt.

Die Schencken besaßen die Patrimonialgerichtsbarkeit über Hermannstein, sie waren also auf unterster Ebene die Gerichtsherren. 1707 erstellten sie eine Gerichtsordnung, in der Straftaten und entsprechende Bußen geregelt wurden. 1822 traten die Schencken ihre Rechte an den hessischen Staat ab.

Wegen der unklaren Besitz- und Rechtsverhältnisse zwischen den Herren von Schenck und den Hermannsteiner Bürgern kam es immer wieder zu Rechtsstreiten.

1710 stritten sich Gemeinde und Schencken um den Galgenberg. Eine Prüfungskommission wurde eingerichtet, die die alten Ortsbürger befragte. Um 1750 wurde ein Prozess um das Weiderecht der Gemeinde auf Schenckschem Grund geführt.

Christian Caspar Schenck wollte 1771 eine Straße durch seinen Wald bauen lassen. Grund dafür war der angerichtete Schaden, der entstanden war, weil die Bauern neben dem schlechten Fahrweg durch den Wald fuhren. Obwohl der Bau der Straße bereits genehmigt war, legte die Gemeinde gegen dieses Vorhaben Beschwerde ein. Christian Caspar Schenck wandte sich daraufhin an Landgraf Ludwig IX. Die Einwendungen der Gemeinde wurden seitens der Regierung verworfen und Christian Caspar Schenck das Recht eingeräumt, den schon genehmigten Weg zu bauen.

1778 drangen die Ortsbürger in den Wald ein und schlugen eigenmächtig Holz. Der Freiherr von Schenck verklagte sie daraufhin, und die Gemeinde wurde zur Zahlung von 148 Gulden verurteilt. 1796 fuhren die Ortsbürger das an Aßlarer und Niedergirmeser Bürger verkaufte Holz ins Dorf. Dabei beriefen sie sich auf ein von ihnen wenige Jahre zuvor erwirktes Urteil, nachdem der Freiherr nur Holz aus seinem Wald verkaufen konnte, wenn zuvor durch eine Kommission festgestellt wurde, dass seine Waldungen einen Holzverkauf nach außen zuließen. Am 24. März 1796 fand die Verhandlung dieser gesetzwidrigen Tat statt. Die Gemeinde musste das weggenommene Holz bezahlen und alle Kosten tragen.

1816 schlossen die beiden Parteien einen Vergleich, um "alte Irrungen" zu beseitigen, bei denen es um die Besitzverhältnisse zweier Grundstücke ging. 1851 stellte der Herr von Schenck den Antrag auf Teilung dieser Grundstücke.

Die Abhängigkeit der Gemeinde von den Freiherren von Schenck in Bezug auf die Holzzuteilung wurde 1852 aufgehoben. Die Gemeinde erhielt 413 Morgen Wald von den Schencken und verzichtete dafür auf die Berechtigung der Losholzzuteilung. Die Ablösung des den Schencken zu zahlenden Anteils am großen Zehnten folgte 1853. Mit der Ablösung der Jagdberechtigung im Jahr 1860 dürfte sich die Gemeinde aller Zehnt- und Frondverpflichtungen entledigt haben.

Neuzeit

Hermannstein ca. 1630. Kupferstich aus dem Thesaurus philopoliticus.

Durch die Teilung der Landgrafschaft Hessen in die Landgrafschaften Kassel, Marburg, Rheinfels und Darmstadt kam Hermannstein 1567 zu Hessen-Marburg. Als dessen Regent 1604 kinderlos verstarb, wurde die Landgrafschaft Marburg zwischen Kassel und Darmstadt aufgeteilt. Hermannstein fiel mit dem Hinterland an Hessen-Kassel und 1623 an Hessen-Darmstadt. Streitigkeiten zwischen Solms und Hessen blieben bedingt durch die gemeinsame Verwaltung nicht aus. Sie führten zu einem Vergleich, der am 30. Oktober 1629 die Trennung besiegelte. Hessen-Darmstadt erhielt das Amt Königsberg mit den Gemeinden Hermannstein, Naunheim, Waldgirmes, Frankenbach, Ober- und Niederweidbach, Roßbach und Wißbach. An Solms fiel das Amt Hohensolms, zu dem die Orte Altenkirchen, Altenstädten, Blasbach, Oberlemp, Bermoll, Erda, Ahrdt und Mudersbach zählten.

1612 lebten in Hermannstein mehr als 160 Personen, 1662 nur noch 69. Diese starke Reduzierung der Bevölkerung kann mit dem Dreißigjährigen Krieg und seinen Folgen erklärt werden.

Während des Siebenjährigen Krieges wurde Hermannstein 1759 zum Kriegsschauplatz. Von September bis Dezember lagen sich die Heere der Franzosen und der Verbündeten der Preußen auf beiden Seiten der Lahn gegenüber. Dabei wurden deutsche Offiziere im Hofgut, im Pfarrhaus und einigen anderen Häusern einquartiert.

1796 wurden Aßlar, Hermannstein, Kleinaltenstädten und weitere Nachbargemeinden im Zuge der Koalitionskriege ausgeplündert und besetzt. Die Bevölkerung musste die Wohnungen verlassen, ihr Vieh wurde abgeschlachtet, das Mobiliar aus den Häusern weggeschleppt oder zerstört. Die Gemeinde musste 1797 ein Darlehen von 1400 Gulden zur Bestreitung der Kriegskosten und 1798 ein weiteres Darlehen von 500 Gulden "zur Zahlung drückender Kriegslasten" aufnehmen. Aus dem Jahr 1796 stammt der "Österreicher Graben", ein Dillkanal an der Grenze zwischen Hermannstein und Niedergirmes. Dieser verhinderte Überflutungen der für Truppenverschiebungen wichtigen Straße zwischen Wetzlar und Herborn.

Am 2. Juli 1803 fiel das halbe Dorf beim größten Brand in Hermannstein den Flammen zum Opfer.

Während der Befreiungskriege 1813 bis 1815 litt Hermannstein erneut stark unter der Einquartierung und Verpflegung durchziehender Truppen.

Am 24./25. Juli 1844 richtete ein großer Brand abermals hohen Schaden in Hermannstein an.

Während des preußisch-österreichischen Krieges 1866 kämpfte das Großherzogtum Hessen-Darmstadt auf der Seite Österreichs gegen Preußen und damit auf der Seite der Verlierer. Hessen-Darmstadt musste einige hessische Gebiete an Preußen abtreten, darunter auch Hermannstein. Auch in diesem Krieg wurden preußische Truppen in Hermannstein einquartiert und verpflegt. 15 Hermannsteiner nahmen aktiv am Krieg teil, von denen einer nicht zurückkehrte und als vermisst gemeldet wurde.

Mit der 1867 erfolgten Bildung des Hinterlandkreises (am 12. August 1867 wieder in Kreis Biedenkopf umbenannt) wurde das bisherige Kreisgebiet um die Orte Fellingshausen, Frankenbach, Hermannstein, Königsberg, Krumbach, Naunheim, Rodheim und Waldgirmes erweitert, die vorher zum Kreis Gießen gehörten.

Am Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 nahmen 13 Hermannsteiner Bürger teil, darunter auch zwei jüdische Gemeindeglieder. Nach Kriegsende konnten alle nach Hermannstein zurückkehren.

20. Jahrhundert

1904 brannten in der Blasbacher Straße ein Wohnhaus und drei Scheunen ab. 1910 ereignete sich in der Dillstraße der nächste größere Brand und 1926 brannten im Hofgut die offene Halle und das benachbarte Mühlengebäude nieder.

1907 erhielt Hermannstein Gasanschluss. Am Abend des 12. Oktober waren die Straßen durch zehn Gaslaternen erstmals beleuchtet.

Im Ersten Weltkrieg standen schon zu Ende des Jahres 1914 77 Hermannsteiner an der Front. In vielen landwirtschaftlichen Betrieben musste die Arbeit nun von Frauen erledigt werden. Dass dies gelang war dem Pächter des Hofgutes mitzuverdanken, der bereitwillig seine Gespanne zur Verfügung stellte. 44 Hermannsteiner ließen in diesem Krieg ihr Leben.

1924 wurde Hermannstein an das elektrische Stromnetz angeschlossen. Im gleichen Jahr begann die Konsolidierung des landwirtschaftlichen Grundbesitzes. Durch die Realteilung war die Größe der einzelnen Felder so reduziert, dass kaum Maschinen zur Bearbeitung eingesetzt werden konnten. Im Interesse der Landwirtschaft wurde eine Zusammenlegung durchgeführt.

Bis 1930 wurde das Wasser aus Brunnen gepumpt. Neben etlichen privaten Brunnen gab es acht öffentliche. Mit der Erbauung eines Hochbehälters erhielt das Dorf 1930 eine Wasserleitung.

1932 führte Preußen eine Gebietsneuordnung durch, bei der der Kreis Biedenkopf aufgelöst wurde. Dabei wurde der südlichste Teil des Kreises, der umgangssprachlich scherzhaft auch „Pannkuchevertel“ genannt wurde, mit Hermannstein und den anderen sieben oben genannten Gemeinden, dem Kreis Wetzlar zugeschlagen.[1] Dieser gehörte vorher als Exklave zur Rheinprovinz und wurde nun der Provinz Hessen-Nassau zugeteilt.

Als im Zweiten Weltkrieg die Bombardierungen der Städte Frankfurt, Gießen und Wetzlar zunahmen, suchten viele Hermannsteiner Schutz im Stollen des Kalksteinbruchs an der Blasbacher Straße, da im Ort kein bombensicherer Keller existierte. Vom 11. bis 30. September 1939 mussten 196 bayrische Soldaten in Privatquartieren aufgenommen werden. Ihnen folgten Österreicher, die fast das ganze Winterhalbjahr 1939/40 hier ihr Quartier bezogen. Am 18. März 1944 ging im Dillfeld eine Luftmine nieder, die in fast allen Wohnungen des Dorfes die Fensterscheiben zerstörte und an vielen Dächern Schaden anrichtete. Am 28. Mai 1944 entstanden durch Bombenabwürfe große Flurschäden. Bei einem Angriff auf Wetzlar am 21. November 1944 kam ein Hermannsteiner Bürger ums Leben. Am 28. März 1945 wurden in Hermannstein drei Soldaten durch einen amerikanischen Artillerieangriff getötet. In den letzten Tagen des Krieges hatte sich ein junger Leutnant mit einigen Soldaten am Ortsrand nach Aßlar eingegraben, um die Amerikaner mit Panzerfäusten aufzuhalten. Einigen älteren Männern aus der Aßlarer Straße gelang es, sie von der Unsinnigkeit ihres Vorhabens zu überzeugen. In der Nacht vor dem Eintreffen der Amerikaner zogen sie ab. Am Morgen des 29. März (Gründonnerstag) zogen die Amerikaner durch Hermannstein. 141 Kriegsopfer (einschließlich der gefallenen Angehörigen der Heimatvertriebenen) musste die Gemeinde beklagen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden viele Heimatvertriebene in Hermannstein eine neue Bleibe. Aus Jugoslawien kamen drei Familien mit 28 Personen, aus Ungarn vier Familien mit 25 Personen. Die größte Vertriebenengruppe, 57 Familien mit 150 Personen, kam aus dem Sudetenland, vorwiegend aus dem Kreis Mährisch Schönberg. Sie wurden am 25. Juli 1946 in Hermannstein einquartiert. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 226 Flüchtlinge und Vertriebene aus anderen Gebieten aufgenommen. Dazu kamen Ausgebombte aus Wetzlar, Gießen, Frankfurt und Köln.

Am 16. Oktober 1945 wurde die Gründung des Staates Groß-Hessen vollzogen. Mit der Verfassung vom 1. Dezember 1946 wurde der Name in Hessen abgeändert.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein war Hermannstein vorwiegend landwirtschaftlich geprägt. 1890 waren von 169 Wahlberechtigten 60 Landwirte, 41 Hüttenarbeiter und 16 Handwerker. 1928 lebten noch 38 Familien von der Landwirtschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Hermannstein zu einem bevorzugten Wohnstandort, insbesondere für die Arbeiter der Buderus-Werke im nahen Wetzlarer Dillfeld.

Das Wirtschaftswunder begünstigte die enorme Vergrößerung des Ortes. Im Ringtausch zwischen der Erbengemeinschaft Freiherr Schenck zu Schweinsberg, der Firmengruppe Buderus und der Gemeinde Hermannstein wechselten 1961/62 etwa 80 ha Land den Besitzer. Dies war die Voraussetzung für die Erschließung neuer Baugebiete. Allein im Bereich Schäfersheck wurden 208 Wohnungen errichtet. Der erhöhte Wasserbedarf erforderte den Bau von zwei Tiefbrunnen und eines Hochbehälters. Ab 1963 konnten sogar die Edelstahlwerke Buderus ausreichend mit Wasser beliefert werden.

In dieser Zeit wurden auch die Philipp-Schubert-Schule, ein Kindergarten, das Rathaus mit Schwesternstation, der Feuerwehrstützpunkt, die Friedhofskapelle, zwei Sportplätze mit Nebenanlagen und mehrere Kinderspielplätze gebaut. Außerdem wurde der Ortskern saniert und Hermannstein beteiligte sich am Bau des Schwimmbads in Aßlar.

Bis 1970 wurden in Hermannstein 303 neue Wohnhäuser errichtet, bis 1976 waren es rund 400. Zusätzlich baute die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft große Mehrfamilienhäuser.

Historische Straßen und Wege

Hermannstein lag an der Hohen Straße, die in diesem Bereich vom Siechhof über den Linsenberg und dann durch die Falltorstraße dillaufwärts ins Biedenkopfer Land und weiter nach Westfalen führte.

Die Straße zwischen Aßlar und Wetzlar

Die Talstraße (heute Aßlarer und Wetzlarer Straße) wurde erst im 19. Jahrhundert angelegt. Sie war Teil der Fernstraße von Dillenburg über Herborn und Aßlar nach Wetzlar, die nach dem Siebenjährigen Krieg zu einer breiten Chaussee ausgebaut werden sollte. Erst 1784 einigte man sich auf eine Straßenführung am Mühlberg bei Sinn den linken Dillhang entlang durch Hermannstein und am Siechhof vorbei. 1789 wurde der Streckenabschnitt im nassauischen Gebiet beendet. Für den hessischen Abschnitt war ein Dillkanal zwischen Hermannstein und Wetzlar notwendig, für dessen Bau der Landgraf Ludwig IX. erst 1781 seine Einwilligung gab. Der Bau an dem etwa einen Kilometer langen Graben, an dem sich die Stadt Wetzlar, Solms und Hessen zu je einem Drittel beteiligten, begann noch im November 1781. Im Mai 1782 stellten die Hessen die noch unvollendeten Arbeiten wieder ein. Bis 1796 tat sich nichts mehr, bis dann die Österreicher den Grabenbau vollendeten. Es dauerte aber noch mehr als 30 Jahre, bis der Abschnitt zwischen Wetzlar und der Hermannsteiner Grenze errichtet wurde. 1830 wurde das Hermannsteiner Chausseestück zwischen Wetzlarer und Aßlarer Grenze fertig gestellt.

Die Straße nach Blasbach

1846 wurde von Preußen der Bau einer Straße von Hohensolms über Blasbach nach Hermannstein angeregt. Da Hermannstein die Kosten für den Straßenbau zunächst nicht aufbringen wollte, wurde erst 1866 damit begonnen. Die Unterhaltung der Blasbacher Straße belastete die Gemeinde stark. Vor allem das untere Ende wurde durch die Kalksteintransporte zwischen den Steinbrüchen am Dorfende und dem Buderusschen Fabrikgelände stark in Mitleidenschaft gezogen.

Die Dillbrücke

Vor 1860 gab es in Hermannstein keine befahrbare Brücke über die Dill sondern nur einen Holzsteg. Fuhrwerke mussten die Dill in einer Furt durchqueren. Infolge des Baues der Deutz-Gießener Eisenbahn wurde das Dillbett 1860 verlegt, wobei die Furt verschwand. Die nun erforderliche Fahrbrücke, eine Holzkonstruktion, entstand 1861/62 als Gemeinschaftsanlage der Eisenbahngesellschaft und der Gemeinde. 1888 musste die baufällig gewordene Brücke repariert werden. 1905 wurde direkt unterhalb der hölzernen Brücke eine neue Brücke aus Grünstein errichtet. 1946 wurde die Brücke stark beschädigt, als zwei amerikanische Panzer mit einer Panzerbrücke auf die andere Dillseite fuhren. 1988 war eine grundlegende Erneuerung des 60 m langen Bauwerkes erforderlich, um es für den Schwerverkehr befahrbar zu machen.

Eingemeindungen

Am 31. Dezember 1971 wurde Blasbach auf freiwilliger Basis Ortsteil von Hermannstein.

Am 1. Januar 1977 entstand im Zuge der hessischen Gebietsreform aus den beiden Städten Gießen und Wetzlar und 21 Umlandgemeinden die Stadt Lahn. Bei deren Auflösung am 31. Juli 1979 wurden Hermannstein und Blasbach Stadtteile von Wetzlar.[2]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner [3]
1612 mehr als 160
1662 69
1742 77 Haushaltungen
1823 122 Ortsbürger
1824 508
1825 510
1840 570
1857 728
1861 728
1872 697
1939 1.636
1950 2.195
1961 2.650
1970 3.625
1976 3.777
30. Juni 2008 3.614

Religionen

Christentum

Die Evangelische Kirchengemeinde Hermannstein ist die größte religiöse Vereinigung im Ort. Sie hält ihre Gottesdienste jeden Sonntag in der Paulskirche in der Wetzlarer Straße ab. Hermannstein und Naunheim gehören, im Gegensatz zu allen anderen Stadtteilen und der Kernstadt Wetzlars, welche zur Evangelischen Kirche im Rheinland gehören, zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Innerhalb dieser Landeskirche gehört Hermannstein der Propstei Nord-Nassau und dort dem Dekanat Gladenbach an.

Die katholischen Christen in Hermannstein gehören zur Pfarrei St. Walburgis in Wetzlar-Niedergirmes. Diese liegt im Pastoralen Raum Wetzlar-Stadt im Kirchenbezirk Wetzlar, der wiederum zum Bistum Limburg gehört.

Judentum

Die erste Nachricht über Juden in Hermannstein stammt aus dem Jahr 1668. 1826 wird von elf hier ansässigen jüdischen Familien berichtet. Zwischen 1823 und 1838 werden in Urkunden 16 jüdische Wohnungen angegeben. Von 1838 bis 1874 wurden 59 Geburten, elf Heiraten und 32 Sterbefälle in einem Register aufgeführt. 1853 waren 56 Juden in Hermannstein gemeldet. Die Zahl der Wohnungen stieg bis 1874 auf 25 an.

Bevor 1842 der heute noch erhaltene jüdische Friedhof gegenüber dem evangelischen Friedhof in der Friedenstraße angelegt wurde, besaß die jüdische Gemeinde eine Begräbnisstätte an der Dill im Bereich der heutigen Huthstraße.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts schrumpfte die jüdische Gemeinde stark zusammen. Obwohl 1880 noch eine Thora-Einweihung stattfand, schlossen sich die Hermannsteiner Juden 1892 der jüdischen Gemeinde in Aßlar an. Sie begründeten dies mit der geringen Mitgliederzahl, die auf sechs zurückgegangen war.

1920 verließen zehn Juden, vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen, Hermannstein. 1933 lebten nur noch Berta Goldschmidt, die ein Lebensmittelgeschäft betrieb und zwei weitere jüdische Familien hier, deren Häuser 1939 enteignet wurden. Berta Goldschmidt zog zu ihrer Schwester nach Ehringshausen, wo sie verstarb. David Simon wanderte mit seiner Familie im April 1940 in die USA aus. Sigmund und Sabine Isaak zogen im September 1941 zu ihrer Tochter nach Brasilien. Der Sohn Leo Isaak hatte bereits 1937 eine Bleibe in England gefunden.

Weitere Religionen

Der Saal der Jehovas Zeugen Versammlung Wetzlar e.V. befindet sich in der Ludwigstraße 9.

Politik

Ortsbeirat

Bei der Wahl zum Ortsbeirat am 27. März 2011 ergab sich folgende Sitzverteilung: [4]

Gemeindewahl in
Hermannstein 2011
 %
60
50
40
30
20
10
0
55,9%
23,6%
17,2%
3,3%
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2006
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
+0,3%
+2,9%
-3,2%
± 0,0%
Parteien und Wählergemeinschaften %
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 55,9 5 55,6 5
FW Freie Wähler 23,6 2 20,7 2
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 17,2 2 20,4 2
FDP Freie Demokratische Partei 3,3 0 3,3 0
Gesamt 100,0 9 100,0 9
Wahlbeteiligung in % 40,6

Schultheißen und Bürgermeister

Name Amtszeit Anmerkungen
Conrad Dietrich 1664 Erster namentlich nachgewiesener Bürgermeister
Martin Seipp († 1685) Schultheiß
Johannes Weber 1721 Bürgermeister
Andreas Jost 1726
Johann Jost Lang 1734
Johann Balthasar Vogel 1735
Johann Jakob Eckhard 1759
Fritz Hedderich 1781
Bernhard Daniel 1784
Karl Kahn 1812 Hoheitsschultheiß
Philipp Wagner 1817–1823
Jakob Reuschling 1823–1826 Bürgermeister
Balthasar Jost 1826–1830
Friedrich Scholl († 1840) 1830–1840
Jakob Wagner 1841–1861
Philipp Wagner 1862–1884
Philipp Spory († 20. Mai 1902) 1884–1902
Jakob Hedderich 1902–1921
Heinrich Helm 1921–1929
Philipp Schubert 1930–1933 SPD, ehrenamtlicher Bürgermeister
Wilhelm Lepper 1933–1945
Philipp Schubert 1945–1960 Ab April 1945 ehrenamtlicher, ab 1948 hauptamtlicher Bürgermeister
Karl Kuhlmann 1960–1977 Letzter Bürgermeister vor der Eingemeindung Hermannsteins

Ortsvorsteher

Amtierender Ortsvorsteher ist Waldemar Kleber (SPD). Sein Stellvertreter ist Karl-Heinz Schäfer (SPD).

Wappen

Wappen Hermannstein.svg

Blasonierung des Wappens des Ortes Hermannstein: Schild durch einen silbernen Freizinnenschrägbalken geteilt; oben in Blau ein bunter hessischer Löwenkopf, unten in Rot ein silbernes Mühlrad.

Das Wappen wurde am 20. März 1972 verliehen. Das Mühlrad ist Hinweis auf die älteste Geschichte. Der Ort hieß bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts Mühlheim und führte seinen Namen nach einer Mühle. Die Zinnen erinnern an die Burg Hermannstein. Der Löwenkopf zeigt die Zugehörigkeit zu Hessen an.




Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Seit dem Jahr 2002 finden jährlich im Sommer Aufführungen der Wetzlarer Festspiele im Hofgut Hermannstein statt.[5]

Bauwerke

Burg Hermannstein

Die im 14. Jahrhundert errichtete Burg Hermannstein war bis ins 18. Jahrhundert von Angehörigen des Adelsgeschlechts zu Schweinsberg bewohnt. Danach verfiel die Burg, nun unbewohnt, zunehmend. Am 26. Juni 1961 wurde die Burg von der Familie zu Schweinsberg an Buderus verkauft. Bis 1965 wurde das mittelalterliche Gebäude restauriert und teils Wohnungen eingerichtet.

Paulskirche

Die 1491 bis 1492 errichtete, ursprünglich katholische Pfarrkirche wurde im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert in Paulskirche umbenannt. In ihr befindet sich ein wertvolles Sandsteinrelief aus dem Jahr 1492, das die Geburt Christi darstellt.

Pfarrhaus

Das Pfarrhaus wurde 1494 als Klause für Beginen direkt neben der Kirche gebaut.

Hofgut Hermannstein

Das Hofgut Hermannstein stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert und ist damit älter als die benachbarte Burg. Es gehörte zu Mulenheimer Zeit dem Kloster Altenberg.

Rathaus und Backhaus des Oberdorfes

Eine Ratsstube wird erstmals 1823 erwähnt. Sie befand sich auf dem Backhaus des Oberdorfes. Vermutlich 1884 erfolgten der Abbruch des östlichen Stalles und der Anbau eines Treppenhauses. Ab 1885 wurde die Ratsstube tagsüber als Schulsaal genutzt. Von 1930 bis 1940 diente sie als Amtssitz des Bürgermeisters.

Backhaus des Unterdorfes

Das Backhaus in der Dillstraße wurde vor 1664 erbaut. Im Obergeschoss befand sich die Wohnung der Backfrau. Das Backhaus wird heute noch zum Backen genutzt.

Kulturdenkmäler

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Straßenverkehr

Das Wetzlarer Kreuz liegt vollständig auf dem Gebiet des Stadtteils Hermannstein. Es verbindet die Bundesautobahnen A 45 und A 480 und ist das einzige Autobahnkreuz in Deutschland, das vollständig in der aufwändigen „Malteserform“ erbaut ist.

Die Landesstraße 3376 führt als „Hermannsteiner Straße“ Richtung Nord-Westen nach Aßlar. Die Landesstraße 3053 führt als „Blasbacher Straße“ Richtung Nord-Osten nach Blasbach und wiederum als „Hermannsteiner Straße“ Richtung Süd-Osten nach Wetzlar-Niedergirmes.

Bahnverkehr

Durch Hermannstein verläuft die Dillstrecke auf ca. einem Kilometer, es existiert aber keine Haltestelle. Die nächsten Bahnhöfe liegen in Aßlar und Wetzlar.

ÖPNV

Durch Hermannstein führen die Linien 007, 12, 13 und 415 der Wetzlarer Stadtbuslinien nach Wetzlar, Aßlar und Blasbach. Insgesamt gibt es im Ort neun Haltestellen.

Luftverkehr

Die Entfernung zum Flughafen Frankfurt am Main beträgt etwa 75 km, zum Regional-Flughafen Siegerland etwa 50 km.

Bildung

Schulen

Schulsaal im zweiten Stock des Backhauses.
Schule in der Friedenstraße.
Neubau der Philipp-Schubert-Schule.

Hermannstein besaß schon vor dem Dreißigjährigen Krieg eine eigene Schule. Darüber hinaus stand den Hermannsteinern das Recht zu, ihre Kinder nach Wetzlar in die Schule zu schicken. Dieser Rechtsanspruch geht auf die Schenkung eines Stückes Land an die Wetzlarer Schule zurück. Der ganzjährige Schulunterricht wurde 1780 eingeführt. Mehr als 250 Jahre lang wurde die Schule einklassig geführt. 1842 gab es 105 Schüler in Hermannstein, 1858 unterrichtete ein Lehrer alle 142 Schüler in zwei Gruppen. 1885 wurde zur Unterrichtung der 173 Schüler eine zweite Lehrerstelle eingerichtet. Gleichzeitig musste die Gemeinde auf dem ehemaligen Backhaus in der Wetzlarer Straße einen zweiten Schulsaal einrichten. 1897 wurde eine dritte Lehrerstelle eingerichtet.

Am 19. Dezember 1904 konnte das Schulgebäude in der Friedenstraße eingeweiht werden. Es war das vierte Schulgebäude in der Schulgeschichte Hermannsteins und erhielt 1911 einen Erweiterungsbau.

Ab 1906 wurde die Schule vierklassig, aber erst 1911 wurde eine vierte Lehrerstelle geschaffen, die 1936 wegen sinkender Schülerzahlen vorübergehend gestrichen werden musste. 1927 wurde erstmalig eine Lehrerin eingestellt. Die fünfte und sechste Lehrerstelle wurde 1947, die siebte 1949 eingerichtet.

1950 wurden im Dachgeschoss der Schule zwei weitere Klassenräume eingerichtet und 1953 ein neuer Erweiterungsbau seiner Bestimmung übergeben. Für acht Schuljahrgänge standen nun sieben Klassenräume zur Verfügung.

1961 wurde der Schulverband Hermannstein/Blasbach gegründet. Ab 1962 wurden die Blasbacher Oberstufenschüler in Hermannstein unterrichtet. 1963 wurde der Volksschule ein Realschulzweig angeschlossen und 1964 die neuerbaute Volks- und Realschule (Mittelpunktschule Hermannstein-Blasbach, seit 1966 Philipp-Schubert-Schule) eingeweiht. Sie umfasste 17 Klassenräume mit den dazugehörigen Fachräumen, einen Mehrzweckraum, einen Verwaltungstrakt, die Hausmeisterwohnung und eine Turnhalle. Ab 1965 wurden die Blasbacher Untertufenschüler ebenfalls in Hermannstein unterrichtet.

Ab dem Schuljahr 1968/69 führte der Landkreis Wetzlar flächendeckend Gesamtschulen ein. Für Hermannstein bedeutete dies die Umwandlung der bisherigen Volks- und Realschule in eine reine Grundschule. Seit 1. August 1971 ist die Philipp-Schubert-Schule somit eine Grundschule.

Für die Klassen 5 bis 10, die gemeinsam mit den Aßlarer Schülern unterrichtet werden sollten, wurde ein neues Schulgebäude zwischen den Gemeinden Hermannstein und Aßlar gebaut. Die ersten Räume der elften Gesamtschule im Kreis Wetzlar (Alexander-von-Humboldt-Schule) konnten 1972/73 bezogen werden. Zunächst verblieben aber die Klassen 9 und 10 in Hermannstein. Die Philipp-Schubert-Schule trat außerdem zehn Klassenräume an die Sonderschule für Lernbehinderte in Wetzlar ab. 1974 wurde sie eine selbständige Förderschule, die 1979 den Namen Erich-Girolstein-Schule nach dem Begründer des Sonderschulwesens in Wetzlar erhielt.

1977 konnte auch die an der Gesamtschule errichtete Sporthalle eingeweiht werden. Bis zu diesem Zeitpunkt benutzte die Gesamtschule die Turnhalle der Philipp-Schubert-Schule jeweils an zwei Tagen der Woche.

Bei Umbauarbeiten an der Philipp-Schubert-Schule fielen Mängel an der Bausubstanz auf. Daraufhin wurden Betonproben genommen und Untersuchungen in Auftrag gegeben, die eine sofortige Schließung der Gebäude wegen akuter Einsturzgefahr am 16. Mai 2007 zur Folge hatten. Lehrer und Schüler durften mit sofortiger Wirkung ihr Schulgebäude nicht mehr betreten.[6] Die 170 Schüler mussten auf Niedergirmes und Naunheim verteilt werden.

Im November 2009 konnte die neue Turnhalle eingeweiht werden.[7] Am 16. August 2010 wurde die neue Grundschule nach drei Jahren und drei Monaten Bauzeit an die Schüler übergeben. In ihr stehen acht Klassenräume mit Werkraum, eine Aula, ein Computerraum, eine Bibliothek, vier Gruppen- sowie Verwaltungsräume und eine zentrale Pausenhalle zur Verfügung.[8]

Die Schüler der Erich-Girolstein-Schule wurden zunächst in Containern und seit August 2010 zusammen mit den Schülern der Pestalozzi-Schule Wetzlar in deren Gebäude unterrichtet. Der Fusionsprozess der beiden Schulen endete mit der Umbenennung in "Schule an der Brühlsbacher Warte" im Februar 2011.[9]

Kindertagesstätten

Hermannstein verfügt über drei Kindertagesstätten (Regenbogenland, Mullewapp und Panama).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die in Hermannstein gewirkt haben

Literatur

  • Maria Mack: Chronik der Gemeinde Hermannstein - Teil I. Herausgegeben von der Ev. Kirchengemeinde Hermannstein, Hermannstein 1991.
  • Maria Mack: Chronik der Gemeinde Hermannstein - Teil II. Herausgegeben von der Stadt Wetzlar und dem Ortsbeirat Hermannstein, Hermannstein 2000.

Weblinks

 Commons: Hermannstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Biedenkopf, Gemeinde Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9442> (Stand: 4. November 2010)
  2. „Hermannstein, Gemeinde Wetzlar“, in: Historisches Ortslexikon <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/8482> (Stand: 3. Januar 2011)
  3. 1939–1970: „Hermannstein, Gemeinde Wetzlar“, in: Historisches Ortslexikon <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/8482> (Stand: 3. Januar 2011)
  4. Endgültiges Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011, Hermannstein, Stadt Wetzlar. Abgerufen am 7. April 2011.
  5. http://www.wetzlarer-festspiele.de/index.php?id=212
  6. Aktionsbündnis Philipp-Schubert-Schule Abgerufen am 21. November 2011.
  7. www.mittelhessen.de Abgerufen am 21. November 2011.
  8. www.mittelhessen.de Abgerufen am 21. November 2011.
  9. www.schuster-wolfgang.de Abgerufen am 21. November 2011.

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