Neu-Breisach

Neu-Breisach
Neuf-Brisach
Wappen von Neuf-Brisach
Neuf-Brisach (Frankreich)
DEC
Neuf-Brisach
Region Elsass
Département Haut-Rhin
Arrondissement Colmar
Kanton Neuf-Brisach (Hauptort)
Koordinaten 48° 1′ N, 7° 32′ O48.0188888888897.5291666666667197Koordinaten: 48° 1′ N, 7° 32′ O
Höhe 194 bis 198 m
Fläche 1,33 km²
Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte
(2006)
2.185 Einwohner
1.643 Einw./km²
Postleitzahl 68600
INSEE-Code 68231
Website http://www.neuf-brisach.fr

Neuf-Brisach (deutsch Neubreisach, elsässisch (Neu-)Brisach) ist eine Gemeinde im gleichnamigen Kanton im Département Haut-Rhin in Frankreich. Die Stadt liegt etwa drei Kilometer westlich des Rheinseitenkanals und des Rheins, der hier die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland ist, gegenüber der Stadt Breisach in Deutschland. Die Entfernung zum westlich gelegenen Colmar beträgt etwa 15 km. Das Stadtgebiet ist fast vollständig umgeben vom Gemeindegebiet Volgelsheims, im Westen grenzt der Ort Wolfgantzen an Neuf-Brisach. Östlich der Festungsanlagen verlief der alte Rhein-Rhone-Kanal, der auf diesem Streckenabschnitt durch den Rheinseitenkanal seine Bedeutung verloren hat.

Erbaut wurde die Stadt vom Festungsbauer Vauban, der sie als Planstadt im Form eines Achtecks mit zentralem Exerzierplatz, der heute als Marktplatz genutzt wird und einem schachbrettförmig angelegten Straßennetz, als Idealform einer Festungsstadt anlegte. In der Stadt gab es Unterkünfte für die Soldaten und Offiziere, Versorgungseinrichtungen, eine Kirche, Häuser für nicht-militärische Einwohner der verschiedenen Stände sowie eine beeindruckende Anlage aus Mauern, Gräben und Toren um die Stadt.

Da die Stadt in der Ebene angelegt wurde, war es möglich, die Idealform des Festungsbaus umzusetzen. Damit war die Stadtanlage repräsentativ für die Militärarchitektur des Barock, als unter Ludwig XIV. viele befestigte Städte an den französischen Grenzen angelegt wurden (siehe auch Saarlouis).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Festung Neuf-Brisach gilt als eines der Meisterwerke Vaubans

Nachdem das stark befestigte „Alt“- Breisach wie das benachbarte Elsass im 17. Jahrhundert französisch geworden war, musste es 1697 nach dem Frieden von Rijswijk wieder an Österreich zurückgegeben werden. So wurde für Frankreich eine neue Grenzbefestigung am Rhein notwendig. Also beauftragte Ludwig XIV., der Sonnenkönig, seinen Festungsarchitekten Vauban mit dem Bau einer Gegenfestung zu Breisach. Dieser errichtete 1699–1703 die damals größte Befestigungsanlage nach dem Muster einer barocken Reißbrettsiedlung. Die Kirche wurde allerdings erst 1736, das Rathaus 1758 erbaut, nachdem ein provisorischer Bau abgerissen worden war.

1743 widerstand die Festung einem Angriff der Österreicher. Außer diesem Ereignis spielte die Stadt nie eine Rolle in der europäischen Geschichte, nicht einmal in der regionalen Geschichte. Gegen Ende des Jahres 1870 wurde Neuf-Brisach, in dem 5.500 Soldaten stationiert waren, von deutschen Truppen belagert. Dabei wurde sie stark zerstört und eingenommen, später jedoch wieder aufgebaut, die Anlage aber blieb militärisch bedeutungslos. Man brach eine Bahnlinie durch den Festungswall. Die Stadt hatte aber durch Festungsanlagen und die Garnison mit ihren Kasernenbauten keine Entwicklungsmöglichkeiten. Sie ist heute zwar Hauptstadt eines Kantons (15.000 Einwohner), die Entwicklung findet aber in den benachbarten Gemeinden Biesheim und Volgelsheim statt. Seit der Auflösung der Garnison 1992 ist Neuf-Brisach fast reine Wohngemeinde für Pendler nach Colmar und in den Breisgau.

Heute besteht zwischen Breisach und Neuf-Brisach eine Rheinbrücke für den Straßenverkehr, die 1878 als Eisenbahnbrücke in Betrieb genommen worden war. Im Jahr 2007 lebten etwa 2.400 Menschen in der Stadt, der noch heute das Erbe von Vauban anzusehen ist.

Einwohnerentwicklung
(Quelle: INSEE[1])
1790 1851 1905 1936 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2004 2007
1667 3893 3522 2150 2127 2580 2579 2205 2092 2197 2237 2397
Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz

Stadtgestalt

Luftbild von Neuf-Brisach
Stadtplan Neuf-Brisach
Eindruck von den Festungsanlagen heute

Die Festungsstadt Neuf-Brisach ist geometrisch angelegt. Jeder Punkt der Befestigung muss von mindestens einem eigenen Geschütz bestrichen werden können, deswegen ergaben sich die typischen Bastionen, die eine Sternform bildeten. Neuf-Brisach wurde als Achteck angelegt, das an jeder Ecke einen bastionierten Turm besitzt. Vor diesen und durch einen Graben getrennt befinden sich Bastionen und Poternen. Die moderne Festung ist niedrig, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Sie beginnt feindseitig mit einem sanft ansteigenden Glacis, gefolgt von einem gedeckten Weg und einem Graben. Dahinter erhebt sich, kaum höher als der Kamm des Glacis, der Wall. Schießt die Artillerie zu tief, bleibt die Kugel im Erdreich des Glacis stecken. Zielt sie zu hoch, saust die Kugel über den Wall hinweg, ohne Schaden anzurichten. Im Gegensatz zu mittelalterlichen Burgen, die oft auf schwer zugänglichen Höhen errichtet wurden, platzierte man die modernen Festungen an den Haupteinfallsstraßen. Die Infanterie konnte die Festungen wohl umgehen, nicht aber ihr Tross. Eine schwere Kanone wog immerhin an die zwei Tonnen. Eine Batterie von zehn 24-Pfündern verschoss an einem Tag zwölf Tonnen Kugeln und sechs Tonnen Pulver. Für den Transport dieses Kriegsgerätes waren feste Straßen erforderlich.

Die Straßen sind um ein Quadrat rechtwinklig angeordnet. Die Häuserblöcke (50 x 50 m) sind gleich groß, ein zentraler Platz von 2 x 2 Blocks ist als Exerzierplatz freigelassen. Alles in dieser Kleinstadt, selbst die Kirche, ist der militärischen Absicht untergeordnet. Der Marktplatz mit Rathaus befindet sich in Randlage zur Place d´Armes. Vier Tore liegen an den vier von der Place d´Armes wegführenden Straßen. Die Kasernen befanden sich rund um die Stadt hinter den Wällen.

Sehenswürdigkeiten

Die Befestigungsanlagen gehören seit 2008 zusammen mit anderen Werken in ganz Frankreich zum UNESCO-WeltkulturerbeFestungsanlagen von Vauban“.

Neben den Befestigungsanlagen und der erhaltenen Stadtstruktur gibt es ein Vauban-Museum im Belfort-Tor, das über die Stadtbaugeschichte informiert.

Luftbild der Befestigungsanlage von Neuf-Brisach

Partnerschaft

Seit dem Jahr 2000 gibt es eine sehr lebendige Partnerschaft mit der benachbarten deutschen Schwesterstadt Breisach am Rhein.

Kurioserweise nehmen dabei beide Partnerstädte den Namen Br(e)isach für sich in Beschlag. So bezeichnen die Elsässer Neuf-Brisach in der Regel nur als Brisach im Unterschied zu Vieux Brisach (bzw. elsässisch/alemannisch Altbrisach), während die deutsche Seite es mit der Unterscheidung Breisach/Neubreisach genau umgekehrt hält.

Bekannte Personen

Nachweise

  1. Neuf-Brisach bei INSEE

Weblinks


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