Neue Mitte Oberhausen

Neue Mitte Oberhausen
Neue Mitte Oberhausen, Gesamtansicht (2004). Vordergrund links: Freizeitpark CentrO PARK, Bildmitte: Einkaufszentrum CentrO, Hintergrund links: Multiplex-Kino, dahinter Metronom-Theater (grünes Dach), Hintergrund Mitte: das inzwischen abgerissene ehemalige Elektro-Stahlwerk

Als die Neue Mitte Oberhausen wird ein ehemaliges Industriegelände bezeichnet, das heute als Freizeit- und Einkaufszentrum sowie als Standort für weitere gewerbliche, sportliche und kulturelle Angebote genutzt wird.

Die Neue Mitte Oberhausen fußt auf einem Stadtentwicklungskonzept der frühen 1990er Jahre. Nach diesem Konzept soll die Neue Mitte Oberhausen den Komplex der Gutehoffnungshütte als den alten industriellen Kern der Stadt durch ein neues Stadtzentrum ersetzen. So soll die alte wirtschaftliche Monostruktur dauerhaft überwunden und die gewachsenen Stadt- und Stadtteilzentren in neuer Weise miteinander verbunden werden. Außerdem soll die Neue Mitte Oberhausen der Stadt eine neue wirtschaftliche Grundausrichtung als Einkaufs-, Freizeit- und Tourismusziel sowie als nachhaltiger Gewerbestandort verleihen.

Die Neue Mitte Oberhausen gilt mit dem Herzstück CentrO als eines der erfolgreichsten Projekte des Strukturwandels im Ruhrgebiet. Die publikumswirksamen Attraktionen der Neuen Mitte Oberhausen rangieren ganz oben auf der Liste der touristischen Ziele im Ruhrgebiet.

Stimmen im Ruhrgebiet bezeichneten die Neue Mitte als schädlich für den Einzelhandel und die Zentren in Oberhausen und in den Nachbarstädten. Im Jahre 2005 hatte das Oberverwaltungsgericht in Münster im Rahmen von Normenkontrollklagen einiger Nachbarstädte und der Bezirksregierung Düsseldorf zu überprüfen, ob die Planung rücksichtslos ist. Das Gericht hat dies entschieden verneint und die Klagen zurückgewiesen.

Inhaltsverzeichnis

Teilbereiche

Mai 2009: Blick von Nordosten, links das Einkaufszentrum, oben die Arena, rechts der Freizeitpark, unten rechts das Sea Life-Aquarium an der Heinz-Schleußer-Marina

Die Neue Mitte gliedert sich in mehrere Teilbereiche:

Verkehrsanbindung

Es besteht ein direkter Autobahnanschluss an die A 42. Außerdem sind im Umkreis von 2,5 Kilometern zwölf weitere Autobahnanschlüsse vorhanden. Für Pkw stehen 14.000 Parkplätze zur Verfügung.[1]

Für die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln wurde das Liniennetz des Öffentlichen Personennahverkehrs im Oberhausener Stadtgebiet neu gestaltet: Durch Verlängerung einer Mülheimer Straßenbahnstrecke wurde die Straßenbahn in Oberhausen 28 Jahre nach der Stilllegung und ca. 100 Jahre (1897) nachdem die erste kommunale Straßenbahn Deutschlands ihren Betrieb aufnahm, in derselben Stadt wieder eingeführt.

Eine durch das CentrO-Gelände führende ehemalige Güterbahnstrecke wurde zur vom Individualverkehr unabhängigen Nahverkehrstrasse umgebaut. Auf dieser Trasse zwischen Alt-Oberhausen (Hauptbahnhof) und Sterkrade Bf. sind Straßenbahn- und Buslinien so gebündelt, dass sich häufige Verbindungen ergeben (zur Geschäftszeit derzeit etwa alle 2 Minuten). Die Haltestelle zwischen Arena und Einkaufszentrum gilt auch architektonisch als sehenswert.

Entwicklung

Im Rahmen des Strukturwandels des Ruhrgebiets wurde in Oberhausen ein 143 ha großes Industriegelände nördlich der Essener Straße, das ehemals dem Thyssen-Konzern gehört hatte, zur Brachfläche. 1968 übernahm die Thyssen AG die Aktienmehrheit der ehemaligen Gutehoffnungshütte. Der Betrieb sollte rationalisiert werden und somit mehr Gewinne ermöglichen. Seit Mitte der 1980er Jahre wurde die Fläche der Neuen Mitte nur noch in geringem Umfang betrieblich genutzt, Ende 1992 begannen die ersten Abrissarbeiten.[2]

Mitte der 1980er Jahre wurden in Oberhausen Überlegungen zur planerischen Aufwertung dieser Areale angestellt. So gab es Bemühungen, auch mit planerischen Mitteln gegen die Krisensicht der Stadtentwicklung vorzugehen und wegweisende Projekte zur Verbesserung der lebensräumlichen Qualität in Angriff zu nehmen – die Konzeption der Grünen Mitte Oberhausen.[3] Diese Konzeption wurde aber schnell wieder verworfen, da sie keine Arbeitsplätze hervorgebracht hätte. Somit suchte die Stadt Oberhausen nun nach Investoren, um die Flächen einer neuen Nutzung zuzuführen.

Bereits Ende der 1980er Jahre gab es erste Pläne zur Bebauung des Gebietes mit einem riesigen Einkaufszentrum. Die kanadische Investmentgesellschaft Triple Five, im Wesentlichen ein Familienunternehmen der Familie Ghermezian, nahm im November 1988 Kontakt mit der Landesregierung in Düsseldorf auf, um ein gigantisch anmutenden Projektvorschlag ins Gespräch zu bringen. Auf jenem von Thyssen bereits weitgehend stillgelegten Industrieareal von etwa 100 ha sollte nach Vorstellung der Investoren ein Freizeit- und Einkaufszentrum von 850.000 m² entstehen. Für dieses Center war ein vielfältiges Nutzungskonzept vorgesehen, das unter anderem zum Inhalt hatte:

  • ein Einkaufszentrum von 250.000 m² mit über 800 Läden
  • ein Freizeitzentrum von 92.000 m² mit Wellenbad, Hallenkirmes, Eisstadion, Meeresattraktion, Kinokomplex, Spielkasino etc.
  • ein Tagungs- und Ausstellungscenter von 33.000 m²
  • eine Marina inkl. Hotelkomplex mit 3.000 Betten
  • ein Bürocenter von 90.000 m², bestehend aus drei oder vier zwölfgeschossigen Bürohäusern[3]

Bedenken der Nachbarstädte und innerhalb der Landesregierung führten dazu, dass diese Pläne ad acta gelegt wurden.

Erst 1991, als die politischen Verhältnisse in Düsseldorf günstig waren und eine englische Investorengruppe den Plan zur Errichtung eines kleineren Einkaufszentrums, eingebunden in ein städtebauliches Konzept mit Anlagen der Freizeit, der Kultur und des Gewerbes, vorstellte, konnte ein Weg zur planerischen Umsetzung beschritten werden (Stadtentwicklungskonzept Neue Mitte Oberhausen). Die englische Investorengruppe erwarb sodann einen Teil des Geländes, um hier mit dem CentrO die Keimzelle für die Neue Mitte Oberhausens zu gestalten. Das Einkaufs- und Freizeitzentrum CentrO hat sich nach der Eröffnung 1996 rasch zu einem Publikumsmagneten mit jährlich vielen Millionen Besuchen entwickelt. Als Urban Entertainment Center spricht es vor allem Familien und jüngere Besucher aus ganz Nordrhein-Westfalen, anderen Bundesländern und dem benachbarten Ausland an.

Zukunft

Für den Bereich eines ehemaligen Elektrostahlwerks südöstlich der Osterfelder Straße gab es zunächst die Zielsetzung, zur Erweiterung der Neuen Mitte Oberhausen unter dem Projektnamen „Zukunftspark O.VISION“ einen neuartigen Gewerbepark mit einer breiten Mischung von Anlagen der Gesundheitswirtschaft zu errichten. Bereits im Jahre 2005 zeichnete sich aber ab, dass das Land Nordrhein-Westfalen es der überschuldeten Stadt aus Gründen der Kommunal- und Haushaltsaufsicht untersagen könnte, eigene Gelder in das Projekt zu stecken. Als die Landesregierung im Januar 2006 mitteilte, dass sie das auf öffentliche Fördergelder angewiesene Projekt nicht unterstützen wolle, erklärten die Planungsbeteiligten, dass sie ein anderes Nutzungskonzept zur Entwicklung der Neuen Mitte Oberhausen in diesem Bereich suchen. Der im Jahre 2006 erfolgte Verkauf der Grundstücke von einer städtischen Entwicklungsgesellschaft an einen nordirischen Investor, der bislang aber nicht durch städtebauliche Entwicklungen sondern durch die Versteigerung von Baufahrzeugen in Erscheinung getreten ist, und die inzwischen erfolgte Errichtung einer Filiale einer Discounter-Kette in unmittelbarer Nachbarschaft von Fraunhofer UMSICHT deuten darauf hin, dass eine „große“ Lösung nicht mehr zu erwarten steht. Im Mai 2010 wurde der Plan für die Errichtung einer Skihalle auf der verbliebenen Brachfläche publik gemacht.[5] Der Bebauungsplan Nr. 465, der das Baurecht auf den Flächen des ehemaligen Elektrostahlwerks regelt und 2003 Rechtskraft erlangte, wurde im Jahre 2008 geändert, um das Maß der baulichen Nutzung und die Bebauungsstruktur an die Zielsetzung einer breiteren Vermarktung der Flächen anzupassen. Die Zulässigkeit des Einzelhandels wurde dabei aber nicht angetastet; großflächiger Einzelhandel mit relevanten Auswirkungen auf Zentren und Versorgungsstrukturen ist somit baurechtlich unverändert ausgeschlossen. Auf den Baufeldern entlang der Osterfelder Straße räumt der geänderte Bebauungsplan allerdings die Möglichkeit ein, bestimmte Vergnügungsstätten – zum Beispiel Spielhallen – zu errichten. Bekannt wurde, dass ein Investor dort – mit Blick auf das Einkaufszentrum CentrO – eine Großspielhalle in einer spektakulären architektonischen Großform ansiedeln will.

Für den Bereich zwischen Rhein-Herne-Kanal, Marina, Güterbahnlinie und Osterfelder Straße hatte es noch in den 1990er Jahren im Rahmen der Planungen für die Neue Mitte Oberhausen das Konzept einer Fertighaus-Ausstellung mit angeschlossenem Bauherrenzentrum gegeben. Da der damalige Grundstückseigentümer und Vorhabenträger nicht in der Lage war, dieses Projekt zu verwirklichen, mussten die Planer auch hier ein neues Nutzungskonzept entwickeln. Im Sommer 2006 hat sich die Stadt Oberhausen entschieden, die Fläche für die Entwicklung eines Allwetter- und Familienbades sowie für weitere Freizeit- und Gewerbeanlagen zu nutzen. Die Planung des Allwetter- und Familienbades wurde eingebunden in ein städtisches Bäderkonzept, das zu einer Neuordnung der städtischen Bäderlandschaft unter Schließung mehrerer Frei- und Hallenbäder führte. Der so genannte „Aquapark“ konnte im April 2009 Richtfest feiern und wurde im Dezember des Jahres eröffnet.

Weblinks

 Commons: Neue Mitte Oberhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.centro.de/services/services-von-a-z.html#c159
  2. http://www.sendfeld.de/staatsarbeit/oberthemen/neuemitteoberhausen/o4.htm
  3. a b Basten, Ludger Hg. Die Neue Mitte Oberhausen; Ein Grossprojekt der Stadtentwicklung im Spannungsfeld von Politik und Planung: 1998
  4. Kanalschiff
  5. Große Pläne für Oberhausener Alpin-Center, derwesten.de, 27. Mai 2010
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