- Oberst Redl (1985)
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Filmdaten Deutscher Titel Oberst Redl Originaltitel Redl ezredes Produktionsland Ungarn, Österreich, Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1985 Länge 144 Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie István Szabó Drehbuch Peter Dobai, István Szabó Produktion József Marx Musik Zdenko Tamássy Kamera Lajos Koltai Schnitt Zsuzsa Csákány Besetzung - Klaus Maria Brandauer: Oberst Alfred Redl
- Hans Christian Blech: Oberst, später General von Roden
- Armin Mueller-Stahl: Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand
- Gudrun Landgrebe: Katalin Kubinyi
- Jan Niklas: Kristof Kubinyi
- László Mensáros: Oberst Ruzitska
- András Bálint: Dr. Gustav Sonnenschein
- László Gálffi: Alfredo Velocchio
- Dorottya Udvaros: Clarissa
- Károly Eperjes: Leutnant Jaromil Schorm
- Róbert Rátonyi: Baron Ullmann
Oberst Redl ist ein Film von István Szabó aus dem Jahr 1985, der in deutsch-österreichisch-ungarischer Koproduktion entstand. Der Film, der vom Leben des Oberst Alfred Redl aus Österreich-Ungarn handelt, feierte seine Premiere am 20. Februar 1985 in Ungarn und in Deutschland am 29. März desselben Jahres. Die Produktion erhielt auf internationaler Ebene gute Kritiken und war für einen Oscar und einen Golden Globe jeweils in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film nominiert.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Alfred Redl stammt aus ärmlichen Verhältnissen, schafft es aber aufgrund seines Fleißes, in die Militärschule der k.u.k. Monarchie aufgenommen zu werden. Dort findet er schnell Freunde: Baron Kristof Kubinyi und dessen Schwester Katalin. Voller Ehrgeiz will Redl auch in diese Oberschicht aufgenommen werden und macht als Offizier Karriere. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs ist er als Hauptmann an der österreich-ungarischen Grenze stationiert. Unterstützung erfährt er durch seinen Vorgesetzten Oberst von Roden. Wieder in Wien angekommen, wird Katalin zu seiner Geliebten, die die einzige ist, der er anzuvertrauen wagt, dass aus ihrer Beziehung nichts werden kann, da er sich in ihren Bruder verliebt hat.
Das Kaiserreich steht kurz vor dem Untergang, und Redl will sich beweisen. In seinem Ehrgeiz schafft er unliebsame Gegner beiseite, gewinnt aber neue hinzu. Nachdem er schließlich zum Oberst befördert worden ist, wähnt er sich am Ziel seiner Träume, doch seine Feinde intrigieren gegen ihn.
Der Film ist allerdings keine authentische Darstellung der Person Redls bzw. der historischen Geschehnisse. Dies wird im Vorspann ausdrücklich klargestellt, wo es heißt:
„Wir erzählen Oberst Redls Geschichte nicht nach authentischen Dokumenten. Alle Handlungen der Personen sind frei erfunden. Unsere Arbeit wurde von John Osbornes Stück A Patriot for Me und von den historischen Ereignissen unseres Jahrhunderts inspiriert.“
Kritiken
Laut Lexikon des Internationalen Films dient der „Modellfall einer fiktiven politischen Biografie [...] zu einem vielschichtigen filmischen Diskurs über politische Moral, Karrieresucht, Macht, Identitätsverlust, Untertanengeist, Vertrauen und Verrat unter den Bedingungen militärischer Hierarchien und autoritärer Systeme.“ Zugleich bildet Oberst Redl nach Mephisto und vor Hanussen „das Mittelstück einer Trilogie, in der Regisseur István Szabó verwandte Themen aus der europäischen Geschichte behandelt. In allen drei Filmen beeindruckt Klaus Maria Brandauer in der Hauptrolle.“[1]
Filmkritiker Wolfram Schütte nennt István Szabó einen „brillanten Traditionalisten des klassischen europäischen Erzählkinos“, der auch hier „den Charme des alten Kinos und seines Historienzaubers [...] mit Eleganz und liebevollem Faible für atmosphärische Wirkungen zu handhaben weiß.“[2] Wie schon in Mephisto gehe es dem Regisseur dabei nicht um die historische Figur und deren Wirklichkeit, sondern jenen „Typus, der in politischen Zwangssystemen Karriere macht und mit deren inhumanem Preis konfrontiert wird.“ Dabei besteche nicht nur sein souveräner Erzählduktus, sondern die „sensitive Aufmerksamkeit für die feinsten Nuancen der Macht, für Struktur und Zeichensystem eines verklemmten, weil ungelösten männlichen Universums der gegenseitigen Gewaltanwendung.“[2] Basierend auf Selbstverleugnung, Anpassung und Loyalität gegenüber der Macht, fördern Abstufungen eines paternalistischen Divide et impera einen Ehrgeiz zutage, „der über Leichen geht und sie massenhaft produziert.“ Mit erkennbaren Anleihen bei Joseph Roths literarischem Abgesang Radetzkymarsch breite der Regisseur in seinem Film „das historische Ambiente, die Riten von Militär und Bürokratie, das Klassen-, Rassen- und Kastendenken in der k. u. k. Monarchie“ aus, und gebe dabei im historischen Modell „die Physiognomie gesellschaftlicher Mechanismen“ zu erkennen, die mit der Doppelmonarchie keineswegs untergegangen sind, schreibt Schütte in der Frankfurter Rundschau.
Auszeichnungen
- Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1985 wurde István Szabó mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Zusätzlich lief der Film im Wettbewerb um die Goldene Palme.
- Beim Deutschen Filmpreis wurde dem Film 1985 das Filmband in Gold als Bester Spielfilm verliehen. Außerdem erhielt Klaus Maria Brandauer eine Auszeichnung als Bester Hauptdarsteller.
- 1986 gewann István Szabó einen BAFTA Award als Bester nicht-englischsprachiger Film.
- Oberst Redl war im gleichen Jahr als Bester fremdsprachiger Film für einen Golden Globe und einen Oscar nominiert, unterlag aber jeweils Luis Puenzos Die offizielle Geschichte.
Weblinks
- Oberst Redl in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Oberst Redl bei filmportal.de
- Sammlung von Kritiken zu Oberst Redl bei Rotten Tomatoes (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Oberst Redl im Lexikon des Internationalen Films
- ↑ a b Wolfram Schütte: Die Erpressungen einer Karriere, Frankfurter Rundschau vom 3. April 1985
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