Papamobil

Papamobil
Johannes Paul II. auf einem offenen Papamobil der Marke Fiat mit dem berühmten Kennzeichen der Papst-Fahrzeuge SCV 1
(aufgenommen am 29. September 2004, Petersplatz, Vatikan)

Als Papamobil (Auto des Papstes) (verkürzt aus ital. papa „Papst“ und (auto)mobile „Auto“) - seltener Papstmobil - werden die Kraftfahrzeuge bezeichnet, die der Papst bei seinen öffentlichen Auftritten benutzt.

Erstmals wurde der Begriff bei Johannes Paul II. populär, dessen Amtszeit geprägt war von einer verstärkten Wahrnehmung der repräsentativen Aspekte des Papstamtes. Im Rahmen seiner ausgedehnten Reisetätigkeit (er unternahm während seiner Amtszeit mehr Auslandsreisen als alle früheren Päpste zusammen) kamen daher besonders häufig Papamobile verschiedener Marken zum Einsatz, die durch drei Merkmale gekennzeichnet waren:

  • erhöhter Platz des Papstes, der seit dem Attentat von 1981 meist mit Panzerglas gesichert ist
  • ein Spezialgetriebe für Fahrten in Schrittgeschwindigkeit oder Automatikgetriebe sowie
  • ein besonderer Stuhl, auf dem Papst Johannes Paul II. sogar in das Papamobil getragen werden konnte. [1]

Inzwischen wird der Begriff nun aber auch für die Kraftfahrzeuge dessen Nachfolgers Papst Benedikt XVI. wie selbstverständlich benutzt. Letzterer bezeichnete sein Gefährt während des Abschlussgottesdienstes des Weltjugendtages 2005 selbst als „mein Papa-Auto“, mit dem er gerne „kreuz und quer“ durch die Menge gefahren wäre, um mehr Gläubigen nahe zu sein.

Derzeit (2006) gibt es etwa 60 Papamobile. Bei Auslandsreisen werden mehrere Fahrzeuge mitgeführt. Meist sitzen im Fahrzeug der Ortsbischof und der päpstliche Privatsekretär.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Papamobile sind eine Neuerung unter dem Pontifikat von Johannes Paul II. Seine Amtsvorgänger hatten bei weitem nicht seinen Kontakt zur Öffentlichkeit und machten auch kaum weltweite Reisen. Wenn sie sich in der Öffentlichkeit zeigten, dann in der traditionellen Sedia gestatoria, einer Art tragbarem Thron, obzwar auch sie schon seit Pius XI. Autos besaßen, die aber nicht die typische Bauform hatten, nicht sonderlich bekannt waren und auch nicht Papamobil hießen, sondern lediglich typische Staatskarossen waren.

Die bei den 104 offiziellen Auslandsreisen des Papstes Johannes Paul II. benutzten Papamobile verblieben meistens im Reisezielland und wurden bei einem erneuten Besuch wieder benutzt. Das mexikanische Papamobil wurde beispielsweise anlässlich der Beerdigung des Papstes reaktiviert und der Öffentlichkeit gezeigt.

Das erste verwendete Papamobil wurde für die Reise nach Polen zwischen dem 2. und 10. Juni 1979 konstruiert und hatte als Basis einen Star 660 (dreiachsiger Gelände-Lkw militärischen Ursprungs mit Allradantrieb) der polnischen Marke Star.

Die Firma Mercedes-Benz hat eine Beziehung mit langer Tradition mit dem Vatikan. Bereits im Jahre 1930 bekam Papst Pius XI. erstmals eine Limousine des Typs Nürburg 460 geschenkt. Im Jahre 1960 erhielt Papst Johannes XXIII. einen sogenannten „Adenauer-Mercedes" mit Sonderausstattung ebenfalls geschenkt.

Allerdings verfügt der Vatikan über einen großen Fuhrpark anderer Hersteller, darunter zum Beispiel Fiat und andere europäische Autofirmen.

Kfz-Kennzeichen des Papstes

SCV 1

Eine weitere Besonderheit stellen die Kennzeichen der Kraftfahrzeuge des Vatikans dar. Alle staatlich genutzten Fahrzeuge des Vatikans tragen Kennzeichen, die mit SCV beginnen. Die zivilen Wagen führen lediglich ein CV. Die Buchstaben SCV stehen für Stato della Città del Vaticano (italienisch) oder Status Civitatis Vaticanae (lateinisch) (deutsche Übersetzung: Vatikanstadt-Staat - resp. wörtlich: Staat 'Stadt des Vatikans'). Im Volksmund haben sich weitere Bedeutungen eingeschlichen; das bekannteste Backronym ist "se cristo vedesse" (wenn Christus das sehen würde; gemeint ist der ganze Pomp und die hierarchische Struktur etc.).

Meist wird das Kennzeichen SCV 1 für das vom Papst benutzte Fahrzeug verwendet. Bestimmten Wagen, wie dem historischen Mercedes Nürburg von 1930 (SCV 4) sowie den beiden Mercedes-Benz G-Modellen (SCV 6 und 7), sind feste Nummern zugeteilt, ein durchgehendes System ist jedoch nicht zu erkennen.

Dabei kann es sowohl ein „Papamobil“ als auch eine klassische „Staatskarosse“ sein. Letztere sind im Fuhrpark des Vatikan noch vorhanden, werden aber (insbesondere seit der Zeit von Johannes Paul II.) nur selten zu den Generalaudienzen, sondern häufiger für Fahrten innerhalb der Vatikanstadt und innerhalb der Stadt Rom eingesetzt.

Verwendete Marken

Cadillac

1999 hatte Cadillac für den Mexiko-Besuch von Papst Johannes Paul II auf der Basis eines DeVille einen Wagen hergestellt.

Fiat

Benedikt XVI. übernahm von Johannes Paul II. einen Fiat Campagnola mit Allradantrieb.

Land Rover

1982 fuhr der Papst bei seinem Englandbesuch in einem umgebauten Range Rover.

Mercedes Benz

Seit 1930 baut Mercedes-Benz für den Vatikan verschiedene umgebaute Limousinen, Landaulets und Geländewagen in Sonderausführung als Fahrzeuge des Papstes.

1930 – Mercedes-Benz Typ Nürburg 460

Mercedes-Benz Typ Nürburg 460
Mercedes-Benz Typ Nürburg 460

Die Basis des Papstautomobil für Papst Pius XI. war der 1928 vorgestellte Mercedes-Benz Typ Nürburg 460. Die Limousine der Baureihe W08 war mit einem Reihenachtzylindermotor von 4622 Kubikzentimeter Hubraum ausgestattet. Das Aggregat leistete bei 3400 Umdrehungen in der Minute 80 PS und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Im Gegensatz zu den ersten Modellen des Jahres 1928 mit Hochrahmen hatte das für den „Rom-Wagen“ (so die interne Bezeichnung des Projekts) ausgewählte Fahrgestell einen modernen Niederrahmen. Fahrgestell, Motor und Karosserie wurden für den Papstwagen kaum verändert.

Umso gründlicher erfolgte allerdings der Umbau im Innern der Pullman-Limousine. Der Typ Nürburg wurde im Werk Mannheim produziert und im Werk Sindelfingen umgebaut. Die Sitze für Chauffeur und Beifahrer wurden mit schwarzem Leder gepolstert, für den Papst entstand ein mit Luftkissen gepolsterter Thronsessel im Fond des Nürburg, bezogen mit feinem Seidenbrokat. Von besonderer künstlerischer Qualität war die innere Bespannung des Wagendaches: Das Motiv – der Heilige Geist, symbolisiert durch eine Taube – wurde von Pater Cornelius entworfen, dem Kunstsachverständigen für Paramentstickereien des Benediktinerordens im Kloster Beuron. Die Entwürfe setzten Stickerinnen eines Benediktinerinnenklosters auf feinsten Materialien um. Passend zur Stickerei wählten die Konstrukteure edle Hölzer und Metalle für die Ausstattung des Papstwagens aus.

Für die Fenster wurde splitterfreies Glas der Kölner Firma Kinon mit einer Tönung gegen Sonneneinstrahlung verwendet. Das „Kinonglas" war eine frühe Form der Verbundglasscheibe, bestehend aus zwei Glasflächen mit einer dazwischen eingefügten Folie.

Auf dem aktuellen Stand der Technik war auch eine Signaleinrichtung für den Passagier: über ein Steuerpult konnte der Papst seinem Chauffeur Anweisungen zu Geschwindigkeit und Fahrtziel geben.

Nach einer Laufleistung von rund 40.000 Kilometern wurde der Mercedes-Benz Nürburg aus dem aktiven Dienst des Fuhrparks genommen und zusammen mit anderen Fahrzeugen der Päpste im Museum des Vatikanstaates gezeigt. Während Rahmen und Bleche des Wagens nach seinem jahrelangen Einsatz noch in gutem Zustand waren, verlangten Holzteile und Inneneinrichtung 50 Jahre nach dem Bau eine Aufarbeitung, um das einmalige Fahrzeug in seinem Originalzustand zu erhalten. 1983 kam der Typ Nürburg deshalb zurück nach Stuttgart. Papst Johannes Paul II. nahm den Mercedes-Benz im Herbst 1984 im Vatikan entgegen. Seither wird der Papstwagen wieder im historischen Museum Museo delle Carrozze des Vatikans gezeigt.

1960 – Mercedes-Benz Typ 300 d Landaulet

Mercedes-Benz 300 d Landaulet
Mercedes-Benz 300 d Landaulet

Der Mercedes-Benz der Baureihe W189 für Papst Johannes XXIII. entstammte der laufenden Produktion; hatte jedoch einen um 45 cm verlängerten Radstand. Im Gegensatz zur Limousine von 1930 war dieser zweite Mercedes-Benz des Vatikans als Landaulet ausgeführt. Diese Form des Aufbaus – mit einem festen Dach über den Vordersitzen und einem Verdeck über dem Fond – war die klassische Wahl für repräsentative Fahrzeuge mit Chauffeur. Durch den längeren Radstand wuchs die Gesamtlänge des Wagens auf 5,64 Meter. Gegenüber den Serienfahrzeugen war der Mercedes auch etwas höher.

Der Wagen hatte ein 3-Gang-Automatikgetriebe und den serienmäßigen Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum und 160 PS. Bei Bedarf schaffte der Papstwagen eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Meist wurde das Fahrzeug aber in gemäßigtem Tempo bei offiziellen Anlässen eingesetzt. Zu diesen Gelegenheiten konnten die Seitenscheiben im Fond bei geöffnetem Verdeck komplett herausgenommen und in eigens im Kofferraum eingebauten Halterungen verwahrt werden. Im Gegensatz zu diesen hinteren Steckfenstern waren die Trennscheibe zwischen Fond und Vordersitzen sowie die vorderen Fenster mit elektrischen Antrieben ausgestattet und konnten versenkt werden. Die Verschlüsse für den Verdeckmechanismus waren vom Fahrersitz aus zu erreichen, das Verdeck selbst ließ sich innerhalb weniger Sekunden öffnen und schließen. Beim Öffnen der hinteren Türen fuhren automatisch Trittbretter aus dem Wagenboden, um dem Papst das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Die Anordnung der Sitze im Fond des Fahrzeugs entsprach dem Aufbau des „Rom-Wagens" von 1930 mit dem Thronsessel des Pontifex Maximus in Fahrtrichtung und zwei Klappsitzen für Begleiter des Papstes an der Trennwand zu den Vordersitzen.

Der Sitz des Papstes hatte eine elektrische Längsverstellung, eine ebensolche Verstellmöglichkeit der Sitzlehne und war mit Bedienelementen für Klimaanlage, Sprechfunk und weiteren Funktionen versehen. Stabile Griffe an der Zwischenwand des 300 d gaben dem Papst Halt, wenn er während der Fahrt stehend den Segen erteilte.

1965 – Mercedes-Benz 600 Pullman Landaulet

Mercedes-Benz Typ 600 Pullman Landaulet
Mercedes-Benz 600 Pullman

Die Sonderanfertigung des Mercedes-Benz 600 Pullman-Landaulet war in Zusammenarbeit von Versuchsabteilung und Produktion in Sindelfingen entstanden. Der Wagen für Papst Paul VI. basierte auf dem Mercedes-Benz 600 der Baureihe W100 mit langem Radstand (3900 Millimeter). Gegenüber der Serie hatte sich allerdings die Ausstattung verändert. So waren die Fondtüren um 256 Millimeter verbreitert und schlossen direkt an die vorderen Türen an. Auch erhielten die hinteren Türen neue Bedienelemente. So waren sie vom mittig im Fond angeordneten Einzelsitz des Papstes leichter zu erreichen. Das Dach des Pullman-Landaulets wurde um 70 Millimeter erhöht, um eine ausreichende Kopffreiheit zu ermöglichen. Der Boden des Fahrzeugs war im Fond eben ausgeführt, der Kardantunnel verschwand unter einer planen Fläche. Zur weiteren Sonderausstattung des Fahrzeugs gehörten unter anderem eine Kühlanlage, die Gegensprecheinrichtung für den Kontakt zum Fahrer sowie der in mehreren Richtungen verschiebbare Einzelsessel im Fond. Für die Begleiter des Papstes gab es dagegen weiterhin nur Klappsitze entgegen der Fahrtrichtung.

1966 – Mercedes-Benz 300 SEL Landaulet

Mercedes-Benz 300 SEL Landaulet
Mercedes-Benz 300 SEL Pullman

Bereits ein Jahr nach der Übergabe des Mercedes-Benz 600 an den Heiligen Stuhl wurde ein weiteres Landaulet-Fahrzeug geliefert. Basis des Wagens war diesmal die Baureihe W109. Aus einer Limousine Mercedes-Benz 300 SEL mit normalem Radstand (2850 Millimeter) entstand der Papstwagen mit einem Einzelsitz, der nach rechts verschoben werden konnte, um einem Beifahrer auf dem Klappsitz an der Zwischenwand Raum zu schaffen.

Der Wagen war lange Zeit parallel zum größeren Wagen der Baureihe W 100 im Einsatz. Zwar erhielt der 300 SEL keine ganz so luxuriöse Ausstattung wie der Mercedes-Benz 600, beispielsweise kam das kurze Landaulet ohne Klimaanlage aus. Dafür wurde das Fahrzeug aber 1981 nachträglich gepanzert.

1967 – Mercedes-Benz 300 SEL lang

Um jeweils 650 Millimeter waren die beiden Limousinen der Baureihe W109 verlängert, die Mercedes-Benz im Frühjahr 1967 an den Vatikan lieferte. Die Pullman-Limousinen des Typs 300 SEL hatten verbreiterte Türen im Fond sowie Notsitze in Fahrtrichtung. Im Gegensatz zu den Landaulets dienten die beiden sechssitzigen Wagen mit einem Radstand von 3500 Millimeter allerdings nicht für offizielle Repräsentationsfahrten. Sie wurden vor allem eingesetzt, um hochrangige Gäste des Vatikans zu chauffieren.

1980 – Mercedes-Benz 230 G mit Sonderaufbau

Alle bisherigen Papstfahrzeuge waren Reiselimousinen, die vor allem Repräsentativität und Komfort auf langen Strecken bieten sollten. Unter Johannes Paul II. dagegen entstand ein völlig neues „Lastenheft“; gefordert war möglichst enger Kontakt mit den Menschenmassen bei öffentlichen Auftritten:

  • der Papst sollte für die Gläubigen vor allem gut zu sehen sein (=erhöhte Sitz- oder Standposition, starke Innenbeleuchtung),
  • möglichst enger Kontakt zum Händeschütteln oder Segnen (=kein Thron in der Fahrzeugmitte)
  • Einsatzmöglichkeit auch abseits befestigter Straßen (=Geländefahrwerk, Allradantrieb)
  • konstantes Tempo auch unter Schrittgeschwindigkeit; das Spezialgetriebe sorgt für eine konstant langsame Fahrgeschwindigkeit von 3 km/h (=entsprechende Getriebeabstufungen)
  • schlichte Eleganz (=Wagenfarbe Weiß)
  • Langstreckentauglichkeit war von diesen Fahrzeugen nicht mehr gefordert.
Mercedes-Benz 230 G mit Sonderaufbau
Mercedes-Benz 230 G mit Sonderaufbau

Viele Jahre war dieses Fahrzeug der Papstwagen schlechthin: Der im Farbton Perlmutt lackierte Geländewagen Mercedes-Benz 230 G begleitete Papst Johannes Paul II. auf zahlreichen Reisen in aller Welt. Mercedes-Benz stellte dem Papst das Fahrzeug erstmals für dessen Deutschlandbesuch im Spätherbst 1980 zu Verfügung – zunächst leihweise.

Weil auch Strecken abseits befestigter Straße mit dem Papstwagen bewältigt werden sollten, fiel die Wahl des Basisfahrzeugs auf die Mercedes-Benz G-Klasse (Baureihe W 460) mit langem Radstand. Bei der Konstruktion des Aufbaus gingen die Entwickler von Mercedes-Benz neue Wege. Denn klassische Karosserieformen wie das Landaulet ließen sich kaum mit der Basis des Geländewagens verbinden. So schuf Mercedes-Benz den Papstwagen mit der hohen, transparenten Kuppel aus Kunststoff, unter welcher der Papst stehend oder im Sitzen gefahren wurde. Anfangs war die Kuppel so ausgeführt, dass sie bei schönem Wetter abgenommen werden konnte. Aber nach dem Anschlag auf Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 blieb aus Gründen der Sicherheit die Konstruktion aus Kunststoffglas stets auf dem Wagen.

Eine leistungsstarke Klimaautomatik für den Fond des Papstwagens sorgte im Sommer für angenehme Temperaturen in dem Abteil des Papstes, bei Regenwetter und hoher Luftfeuchtigkeit verhinderte die Anlage, dass die Scheiben beschlugen. Außerdem waren in Seiten, Boden und Dach der Kuppel verschiedene Scheinwerfer eingebaut, mit denen der Papst indirekt und direkt beleuchtet werden konnte, um seine Person auch bei Dunkelheit gut sichtbar zu machen.

Wie schon in den Mercedes-Benz-Landaulets wurde der Boden im Fond erhöht. Wo diese Maßnahme bei den Personenwagen jedoch lediglich den Kardantunnel verdeckte, hoben die Konstrukteure den Boden der G-Klasse gleich um 40 Zentimeter an und schufen so für den Papst und seinen Sitz eine erhabene Plattform. Darunter fanden die Batterien Platz, die das umfangreiche elektrische System des Fahrzeugs unabhängig vom Generator kontinuierlich betrieben. Zu diesen Geräten zählten unter anderem auch elektrische Trittbretter, deren Stufen ausgefahren werden konnten, um dem Pontifex Maximus den Ein- und Ausstieg zu erleichtern.

Die G-Klasse mit ihrem zweistufigen Aufbau aus transparentem Kunststoff war das erste Papst-Automobil mit einer ganz neuen Formensprache. Dazu gehörte neben der Sichtkuppel auch der Einbau einer durchgehenden Sitzbank im Fond statt eines Thronsessels. Papst Johannes Paul II. bestand auf diesem Detail. Aber nicht nur die Karosserie unterschied das neue Papstauto von den etablierten Staatsfahrzeugen des Vatikans: Statt in schwarzem Lack wurde die G-Klasse in den Farben des Papstes, Weiß und Gold, ausgeführt. Den Lack im Farbton Perlmutt ergänzten goldfarben eloxierte Zierteile und Messingprofile. Im Innern wurden weißes Wollvelours und weißes Leder verarbeitet.

Die 1980 gebaute G-Klasse schenkte Mercedes-Benz im Frühjahr 1982 dem Vatikan für den Fuhrpark des Papstes. Außerdem entstand ein zweites, identisches Fahrzeug nach diesem Konzept für den Papst. Der neuere Papstwagen auf Basis Mercedes-Benz 230 GE (Baureihe W 460 GE 23) hatte das Kennzeichen SCV 6, sein zuerst gebauter Zwillingsbruder auf Basis 230 G trug für gewöhnlich das Nummernschild SCV 7.

Aus den Vierzylindermotoren mit 2,3 Liter Hubraum und Automatikgetriebe entwickelten die Fahrzeuge der G-Klasse 100 PS, beziehungsweise 125 PS. Der 4392 mm lange, 1,950  m breite und rund 2,800 m hohe Wagen erhielt eine besonders komfortable Federung, um dem Papst eine Fahrt ohne Erschütterungen auch im Gelände zu sichern. In den Jahren 1983 und 1985 wurde die Ausstattung der G-Klasse von Mercedes-Benz jeweils an höhere Sicherheitsauflagen des Vatikans angepasst.

Verändert wurde beim Österreich-Besuch des Papstes 1983 außerdem ein Detail am Äußeren des Wagens: Statt des Mercedes-Sterns auf dem Kühlergrill wurde das Abzeichen von Puch montiert. Denn unter dieser Marke wurde die G-Klasse, Gemeinschaftsprodukt von Mercedes-Benz und Steyr Daimler Puch, in Österreich vertrieben. Das Konzept des Geländewagens mit transparentem Sicherheitsaufbau übernahmen in den folgenden Jahren auch andere Hersteller von Mercedes-Benz, um dem Papst bei seinen Reisen lokal Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen.

1985 – Mercedes-Benz 500 SEL

Mercedes-Benz 500 SEL
Mercedes-Benz 500 SEL

Trotz der Medienpräsenz der neuen Papstwagen nutzte Johannes Paul II. auch weiter klassische Limousinen und Landaulets. Das Bild seiner ersten Ausfahrt nach der Wahl zeigte den neuen Papst 1978 im Mercedes-Benz 300 SEL Landaulet der Baureihe W109. Von Sommer 1985 an konnte der Papst dann zwischen Landaulet und Limousine wählen, denn Mercedes-Benz übergab Johannes Paul II. einen Mercedes-Benz 500 SEL der Baureihe V 126 in Sonderschutzausführung.

Die Dimensionen des neuen Wagens, der den Mercedes-Benz 600 aus dem Jahr 1965 als offizielles Fahrzeug des Papstes ablösen sollte, wurden gegenüber der Serie deutlich verändert: Die Limousine erhielt einen um 200 Millimeter verlängerten Radstand und ein um 30 Millimeter höheres Dach. Im Fond bot das Fahrzeug einen Einzelsitz für den Papst, gegenüber zwei Klappsitze. Die Anordnung der Plätze im neuen 500 SEL entsprach also derjenigen im 55 Jahre zuvor übergebenen Mercedes-Benz Nürburg.

Im Gegensatz zu dem Fahrzeug von 1930 bot die Limousine dem Papst allerdings trotz Sonderschutzausführung die Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit zu zeigen. Dazu war vor dem Fondsitz ein um 100 Millimeter verlängertes Schiebedach eingebaut. Unter dem Dachfenster wurden zwei mit Elektromotoren betriebene kleine Plattformen installiert. Diese konnten auf das Niveau des Kardantunnels ausgefahren werden und boten so ein ebenes Podest mit gegenüber dem Boden deutlich vergrößerter Stehhöhe. Zum Schutz des Papstes vor Fahrtwind ließ sich vor dem Dachfenster ein Schild aus sechs Millimeter starkem Polykarbonat ausfahren.

Mit geöffnetem Dach und ausgefahrenem Schild fuhr die Limousine maximal 30 km/h schnell. Geschlossen lief der Wagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über drei Tonnen (Leergewicht 2673 Kilogramm) bis zu 160 km/h.

1997 – Mercedes-Benz S 500 lang Landaulet

Mercedes-Benz S 500 lang Landaulet

Das Landaulet auf Basis einer S-Klasse des Typs S 500 lang (Baureihe 140) wurde dem Vatikan 1997 übergeben.

Auf Basis der S-Klasse mit langem Radstand war ein Landaulet mit elektrohydraulisch betriebenem Verdeck entstanden, das dem Papst in seinem Einzelsitz besonders viel Platz bot. Den älteren Mercedes-Benz-Landaulets des Papstes entsprechend, waren gegenüber dem weißen Polstersessel zwei klappbare Notsitze an der Rückseite der Trennwand zum Fahrerbereich installiert. Der einzelne Sessel des Fahrzeugs war mit einem besonders großen vertikalen Verstellweg von 500 Millimeter ausgerüstet. So konnte der Papst leichter aufstehen. Das Verdeck des Landaulets wurde außerdem so ausgelegt, dass es in geschlossenem Zustand eine rund 50 Millimeter größere Dachhöhe aufwies als die Limousine der Serie. Das S 500 Landaulet hatte einen V8-Motor mit 5 Liter Hubraum, 235 kW (320 PS) und war mit einer Fünfgang-Automatik ausgestattet. Zu den Sonderausstattungen des neuen Papstautomobils gehörten neben dem Landaulet-Aufbau mit Verdeck und Haltegriffen, dem Einzelsitz, der Kommunikationseinrichtung und einer Trennwand auch eine Ikone der Heiligen Maria. Das Bild war vor dem Sessel des Papstes in die Täfelung der Trennwand zum Fahrer eingebaut worden.

2002 – Mercedes-Benz ML 430 mit Sonderaufbau

Mercedes-Benz ML 430 mit Sonderaufbau

Zum Weltjugendtag 2002 in Toronto zeigte sich Papst Johannes Paul II. erstmals in dem neuen Papstwagen auf Basis der Mercedes-Benz M-Klasse.

Der Sonderaufbau des Fahrzeugs (Baureihe W163) orientierte sich an seinen Vorgängern mit Fahrgestellen der G-Klasse. Die Sichtkuppel der M-Klasse war allerdings nicht mehr als kantiger Aufsatz konstruiert. Beim ersten Entwurf eines Automobils für den Papst auf der Basis der G-Klasse bot sich dieser kompakte Kubus aus einem hochmodernen Kunststoff die Kuppel war dadurch bei Bedarf leicht vom Chassis des umgebauten Geländewagens zu trennen. Für die neue M-Klasse kam jedoch ein Einsatz ohne die schützenden Scheiben nicht mehr in Frage. So schufen die Konstrukteure von Mercedes-Benz eine Sonderkarosserie, deren Seiten sich hinter dem Abschluss der Vordertüren weit nach oben ziehen und einen Rahmen für die großen Fenster bilden, die den Sitzplatz des Papstes umgeben. Mit dem V8-Motor von 4,3 Liter Hubraum und einer Leistung von maximal 205 kW (279 PS) war der ML 430 als Basisfahrzeug des neuen Papstwagens angemessen motorisiert. Wie schon die Vorgängerfahrzeuge der G-Klasse wurde die päpstliche M-Klasse in Perlmutt lackiert und innen weiß ausgestattet.

2007 – Mercedes-Benz G 500 (Audienzwagen)

Mercedes-Benz G 500

Papst Benedikt XVI. nutzt seit Ende 2007 einen Mercedes-Benz G 500, um sich bei den öffentlichen Mittwochsaudienzen den Gläubigen zu zeigen. Der in Perlmutt lackierte Wagen ersetzt den bisherigen Fiat Campagnola. Das neue Modell besitzt eine abnehmbare Wetterschutzkuppel.

Seat

Seat Marbella (Einzelstück)

Während seines Spanien-Besuches im Jahr 1982 wurde Johannes Paul II. in einem auf dem Seat Marbella (ähnlich dem Fiat Panda) basierenden Papamobil zur Messe im Stadion des FC Barcelona (Camp Nou) gefahren. Der Wagen war ein Einzelstück und wurde nur ein einziges Mal eingesetzt.

Star

Der polnische Lkw-Hersteller Star produzierte 1979 für Papst Johannes Paul II. ebenfalls ein Papamobil. Es war damit das bisher einzige Automobil aus dem ehemaligen Ostblock für den Vatikan.

Lancia

Lancia Thesis

Johannes Paul II. nutzte u. a. einen Lancia Thesis Jubileo. Dieser wird weiterhin von Benedikt XVI. genutzt.

Weitere

Etwa 60 Papamobile der verschiedensten Hersteller gibt es weltweit. Beispielsweise hatte der philippinische Automobilhersteller Francisco Motors für den Papstbesuch 1995 auf den Philippinen ein Papamobil produziert und dem Papst kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf Madagaskar dagegen wurde ein Karenjy Mazana im Jahre 1989 für einen der päpstlichen Besuche umgebaut.

Kurioses

„Papst-Golf“ bei eBay

Der Papst-Golf

Nach der Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst wurde im April 2005 von einem Zivildienstleistenden ein metallic-grauer VW Golf im Internetauktionshaus eBay als „Papamobil“ angeboten, da Ratzinger als Voreigentümer im Kraftfahrzeugbrief eingetragen war. Dieser ist jedoch bis heute nicht im Besitz eines Führerscheines und hat bislang auch nie ein Auto gefahren. Den Zuschlag erhielt ein Internet-Casino für 188.938,88 Euro.[2] Im April 2007 wurde der Wagen von dem Casino erneut bei eBay angeboten, fand jedoch keinen Käufer.[3]

Schwimmendes Papamobil

Auf Kanadas Seen benutzte Johannes Paul II. wiederholt eine eigens mit dem üblichen Glasaufbau versehene Motorbarke, die man scherzhaft "Bâteau neuf du Pape" (etwa 'Neues Boot des Papstes') taufte. Dies ist ein Wortspiel auf die Residenz der Päpste von Avignon, Châteauneuf-du-Pape.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Papamobil bei kathpedia
  2. Papst-Golf bringt fast 190.000 Euro - und Streit
  3. 151.000 Euro zu wenig für Ratzinger-Golf

Weblinks

 Commons: Papamobil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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