Prenzlauer Allee

Prenzlauer Allee
Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee

Die Prenzlauer Allee ist eine Straße im Ortsteil Prenzlauer Berg des Berliner Bezirks Pankow. Sie ist benannt nach der Stadt Prenzlau in der Uckermark.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Die Straße beginnt am Prenzlauer Tor, wo sie sich als Verlängerung der Karl-Liebknecht-Straße mit der Mollstraße und der Torstraße trifft. Von dort aus verläuft sie nordnordöstlich in Richtung Heinersdorf, kreuzt dabei in ihrem Lauf die Danziger Straße und endet schließlich an der Kreuzung Ostsee- und Wisbyer Straße. Im weiteren Verlauf heißt die Straße Prenzlauer Promenade.

Lage im Stadtraum

Die Prenzlauer Allee ist eine der sieben nach Norden und Osten führenden radialen Ausfallstraßen, die vom historischen Zentrum der Stadt, also im Wesentlichen vom Alexanderplatz, ausgehen. Diese sind, im Uhrzeigersinn:

Geschichte

Die Straße wurde bereits früh als Fernhandelsweg nach Prenzlau genutzt, daher auch der spätere Name. Bis etwa 1824 hieß sie Heinersdorfer Weg; Heinersdorf war die erste Ortschaft an der Straße außerhalb Berlins. Ab 1824 wurde sie Prenzlauer Chaussee genannt und ab 1878 schließlich zur Allee hochgestuft.

Wichtige Gebäude

Karte der südlichen Prenzlauer Allee
Soho House Berlin, das ehemalige Kaufhaus Jonaß
Backfabrik
Bötzow-Brauerei um 1900
Ehemalige Doppelschule

Am Prenzlauer Tor befindet sich das ehemalige Kaufhaus Jonaß des jüdischen Kaufmanns Herrmann Golluber. In dem 1928/1929 im Stil der Neuen Sachlichkeit von den Architekten Bauer und Friedländer errichteten Gebäude befand sich von 1946 bis 1959 die Zentrale der SED. Danach wurde es vom Institut für Marxismus-Leninismus genutzt. Seit 1995 stand das Gebäude leer. Nach der Rückübertragung an eine jüdische Erbengemeinschaft wurde es 2007 von einer britischen Investorengruppe gekauft und 2010 als Soho House Berlin wiedereröffnet, ein exklusiver Privatclub für Künstler, Medien- und Geschäftsleute aus aller Welt.[1]

Unmittelbar nördlich davon befinden sich die Anfang 2000 renovierten Gebäude der ehemaligen Backfabrik. Auf dem Gelände errichteten die Gebrüder Aschinger Ende des 19. Jahrhunderts ihre Hauptverwaltung und belieferten von hier aus ihre über die ganze Stadt verteilten Eckkneipen und Stehbierhallen mit Erbsensuppe und Schrippen. Mitte der 1920er Jahre kam eine große Anzahl von Werkstätten und Lebensmittelproduktionen hinzu, um zusätzlich Hotels und Restaurants des Aschinger-Imperiums versorgen zu können. 4000 Menschen arbeiteten damals an diesem Standort, wöchentlich wurden 1,1 Millionen Brötchen gebacken. Aschinger war zu dieser Zeit Europas größter Gastronomiebetrieb und gilt als Vorläufer der Fastfood-Ketten.

Ab 1947 nutzten zuerst der Betrieb Aktivist und später das Backwarenkombinat Berlin (VEB BAKO) das Gelände, um Schrippen, Brot – und auch das Moskauer Sahneeis – für ganz Ost-Berlin zu produzieren. 1990/91 übernahm der Berliner Unternehmer Horst Schiesser den Betrieb. Er führte die Großbäckerei bis 1997 unter dem Namen Cityback weiter.[2] Seit 2002 ist die Backfabrik ein Dienstleistungszentrum, in dem derzeit u. a. die Fa. VZnet Netzwerke ihren Sitz hat, die Online-Communitys wie studiVZ, schülerVZ und meinVZ betreibt.

Etwas weiter nördlich, zwischen Saarbrücker und Metzer Straße, liegen die nur teilweise erhaltenen Gebäude der Bötzow-Brauerei. Die ehemals größte Berliner Privatbrauerei bestand von 1864 bis 1945. Im angeschlossenen Biergarten fanden einst 6000 Besucher Platz. Im Zusammenhang mit dem Spartakus- oder Januaraufstand des Jahres 1919 tagte hier der Revolutionsausschuss unter Leitung von Karl Liebknecht. Daran erinnert seit 1959 ein Gedenkstein des Bildhauers Otto Maercker am damaligen Aufgang zum Gartenlokal (Saarbrücker Straße Ecke Prenzlauer Allee).

Ab 1995 plante die Metro AG auf dem Brauerei-Gelände einen Komplex aus Einkaufszentrum, Büros, Restaurants und Wohnungen, der nie realisiert wurde. 2010 kaufte der Unternehmer Hans Georg Näder das Gelände und kündigte Pläne für eine gemischte Gewerbe- und Wohnnutzung an.[3]

Zwischen der Raabe- und der Immanuelkirchstraße steht die von 1891 bis 1893 im neoromanischen Stil erbaute Immanuelkirche. An ihrer Einweihung am 21. Oktober 1893 nahm auch das Kaiserpaar Wilhelm II. und Auguste Viktoria teil. Heute finden dort neben den Gottesdiensten der Immanuelgemeinde Konzerte unterschiedlichen Inhalts statt.

Gegenüber befindet sich der Gebäudekomplex der 1886 fertiggestellten ehemaligen Gemeindedoppelschule, als Knaben- und Mädchenschule errichtet durch Stadtbaurat Hermann Blankenstein. In diesem Gebäude wuchs Sebastian Haffner auf, da sein Vater hier als Direktor eine Wohnung hatte. Jetzt befindet sich in den Gebäuden der Schule das Bildungszentrum am Wasserturm mit Volkshochschule, Bibliothek und Prenzlauer Berg Museum.

Zwischen Fröbelstraße und Stargarder Straße ist das Gebäudeensemble des ehemaligen städtischen Obdach-, Hospital- und Siechenhaus relativ gut erhalten. Es wurde 1886–1889 nach dem Entwurf und unter der Oberleitung von Stadtbaurat Hermann Blankenstein errichtet. Heute wird es vom Bezirksamt Pankow (Teil Prenzlauer Berg) und von verschiedenen bezirklichen Einrichtungen genutzt. Das parallel zur Prenzlauer Allee liegende sogenannte „Haus 3“ fällt heute dadurch auf, dass das gesamte Gebäude im oberen Abschluss des Gebäudesockels von einem Textband (weiße Texte auf schwarz-glänzendem Grund) eingefasst ist. Die hierauf zu lesenden Texte gehören zum künstlerischen Denkzeichen Fragen der Künstlerin Karla Sachse, das auf die Existenz eines Haftortes des sowjetischen NKWD und später des MfS in diesem Gebäude erinnern soll. Das Denkzeichen geht auf einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung und das Engagement einer Bürgerinitiative zurück und wurde im Oktober 2005 eingeweiht. Es erinnert insbesondere an die unmenschlichen Haftbedingungen und die vielen unschuldig Inhaftierten in diesem Gebäude in den Jahren 1945 bis 1956.

Unmittelbar nördlich an das heutige Bezirksamt anschließend und unweit des S-Bahnhofs befindet sich das Zeiss-Großplanetarium Berlin. Hier grenzt die Prenzlauer Allee an den Ernst-Thälmann-Park.

Friedhöfe

Zwischen der Mollstraße und der Straße Prenzlauer Berg befindet sich der St.-Marien- und St.-Nikolai-Friedhof I (auch Alter Friedhof der St.-Nikolai- und St.-Marien-Gemeinde). Er wurde von den Gemeinden der Marienkirche und der Nikolaikirche am 27. Juli 1802 eröffnet und 1814 und 1847 erweitert. Das Gelände lag unmittelbar an der eigens verschobenen Akzisemauer zwischen Prenzlauer Tor und Bernauer Tor (ab April 1810 Königstor) innerhalb des damaligen Berliner Stadtgebietes. Heute ist der Friedhof ein Gartendenkmal.[4]

Nördlich davon und außerhalb der Akzisemauer (heute zwischen der Straße Prenzlauer Berg und der Heinrich-Roller-Straße) kauften die Marien- und Nikolaigemeinde 1858 ein neues Grundstück an der damaligen Prenzlauer Chaussee. Hier entstand der Neue bzw. der St. Marien- und St. Nikolai-Friedhof II. Der Eingang befindet sich in einer Häuserlücke zwischen den Gebäuden der Prenzlauer Allee Nr. 6 und Nr. 8. In östlicher Richtung bis zur Greifswalder Straße schließt sich der Friedhof I der Georgen-Parochialgemeinde, ehemals Georgenfriedhof, an. Er wurde 1814 vor dem Königstor angelegt.

Öffentlicher Verkehr

Eingangsgebäude des S-Bahnhofs Prenzlauer Allee

Als Pferdebahn zwischen dem Alexanderplatz und der Gustav-Adolf-Straße in Weißensee nahm die Neue Berliner Pferdebahn 1895 den Streckenbetrieb durch die Prenzlauer Allee auf.[5] 1901 wurde die Linie durch die Große Berliner Straßenbahn elektrifiziert. Heute wird die Prenzlauer Allee auf gesamter Länge von der Straßenbahnlinie M2 befahren. Diese verbindet Heinersdorf mit dem Stadtzentrum und endet am Alexanderplatz. Zudem kreuzen die Straßenbahnlinien M10 entlang der Danziger Straße sowie die 12 und M13 am nördlichen Ende (Wisbyer Straße/Prenzlauer Promenade, Weißenseer Spitze) die Allee.

Etwa auf halber Strecke zwischen Wisbyer Straße/Ostseestraße und Danziger Straße befindet sich der S-Bahnhof Prenzlauer Allee mit einem markanten, 1891/1892 in Klinkerbauweise erbauten Eingangsgebäude. Hier verkehren die Ringbahnlinien S41 und S42 sowie die Linien S8, S85 und S9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stephan Lebert: Das geheime Wohnzimmer, Zeit.de vom 26. August 2010
  2. Internetseite der Backfabrik, Rubrik History, eingesehen am 5. August 2011.
  3. Näders Pläne für Duderstadt, Wien und Berlin. In: Göttinger Tageblatt vom 11. Juni 2010.
  4. Denkmal-Datenbank der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
  5. Vorort – Bauen und Wohnen in Prenzlauer Berg, eingesehen am 18. Mai 2010.
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