- Aus einem deutschen Leben
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Filmdaten Originaltitel Aus einem deutschen Leben Produktionsland Bundesrepublik Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1977 Länge 145 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie Theodor Kotulla Drehbuch Theodor Kotulla
nach einem Roman von Robert MerleProduktion Volker Canaris
Nils NilsonMusik Eberhard Weber Kamera Dieter Naujeck Schnitt Wolfgang Richter Besetzung - Kai Taschner: Franz Lang als Jugendlicher
- Götz George: Franz Lang als Erwachsener
- Elisabeth Schwarz: Else
- Hans Korte: Heinrich Himmler
- Kurt Hübner: Oberst von Jeseritz
- Walter Czaschke: Adolf Eichmann
- Claus-Dieter Reents: Obersturmführer Setzler
- Matthias Fuchs: Sturmbannführer Kellner
- Sigurd Fitzek: Hauptmann Günther
- Werner Schwuchow: Obersturmführer
- Peter Franke: Schrader
- Peter Petran: Karl
Aus einem deutschen Leben ist ein (west-)deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1977 nach dem Drehbuch und unter der Regie von Theodor Kotulla, mit Götz George in der Hauptrolle. Die Umsetzung des Skripts beruht auf dem 1952 erschienen französischen Roman La mort est mon métier (ins Deutsche übersetzte Ausgabe: Der Tod ist mein Beruf) von Robert Merle.
Wie der Roman basiert der Film auf Verhörprotokollen des Prozesses gegen Rudolf Höß, SS-Offizier und Kommandant des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, sowie auf dessen autobiographischen Aufzeichnungen, die er in britischer und nach seiner Auslieferung in polnischer Haft im Jahr 1946/47 geschrieben hatte, bevor er als verurteilter Kriegsverbrecher hingerichtet wurde. Statt dem Namen Rudolf Höß, an dessen Lebenslauf sich die Handlung orientiert, wird im Film − einer verallgemeinernden/anonymisierenden Intention folgend − das Pseudonym Franz Lang verwendet. Der reale Rudolf Höß war unter diesem (falschen) Namen nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als vermeintlicher Bootsmaat untergetaucht, bis er 1946 enttarnt und verhaftet worden war.
Der Film ist in 14 voneinander abgetrennte Einzelepisoden aufgeteilt, die fragmentarisch prägnante Stationen des Lebens des Protagonisten Franz Lang (eigentlich Rudolf Höß) nachzeichnen.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Franz Lang, geboren im Jahr 1900, versucht als Jugendlicher (als solcher im ersten Abschnitt des Films dargestellt von Kai Taschner) während des Ersten Weltkriegs mehrmals − zunächst vergeblich − an die Front zu kommen. Schließlich meldet er sich als Freiwilliger in einem Lazarett. Dort lernt er den verwundeten Hauptmann Günther kennen, der ihm erklärt, dass es nur eine Sünde gebe: kein „guter Deutscher“ zu sein; für Lang ein sein weiteres Leben prägender Schlüsselsatz. Über diesen Offizier gelingt es ihm als Angehöriger dessen Einheit, doch an die Front zu kommen, wo er 1917 aufgrund eines erfolgreichen Kampfeinsatzes zum Unteroffizier befördert wird.
Auch nach dem Krieg behält Lang (nun dargestellt von Götz George) während der Weimarer Republik seine Gesinnung, die durch eine einschlägige Auffassung von Pflichterfüllung und Autoritätsgläubigkeit geprägt ist, bei. Mit Hilfe eines Kriegskameraden findet er 1919 Arbeit in einer Maschinenfabrik, aus der er aber schon bald – nach einem Konflikt mit einem älteren Kollegen, der vom Arbeitstempo Langs überfordert ist – auf Druck der Belegschaft und des Arbeiterrats (vergleichbar mit der Bedeutung eines heutigen Betriebsrats) entlassen wird. Er gerät in völkisch-nationalistische Kreise und schließt sich 1920 dem rechtsextremen Freikorps Roßbach an, das unter anderem beim Ruhraufstand gegen linksrevolutionäre Arbeiter eingesetzt wird. Dabei erkennt er in einer Gruppe gefangener Aufständischer einen ehemaligen Kriegskameraden, für dessen Freilassung sich Lang beim Kommandanten zunächst einsetzt, indem er ihn auf dessen Fronteinsatz aufmerksam macht. Unter dem Hinweis, dass es sich um einen Kommunisten handele, wird die Freilassung nicht gewährt, womit sich Lang zufrieden gibt. Nur wenig später erschießt er denselben Gefangenen, als dieser zu fliehen versucht.
Nach Auflösung der Freikorps findet Lang eine Beschäftigung als Bauarbeiter. Die körperliche Anstrengung überfordert ihn so sehr, dass er vor dem Eindruck, seine Pflicht nicht erfüllen zu können, in Verzweiflung gerät und Selbstmord begehen will. Jedoch wird er von einem Kollegen, der Langs Verantwortung Deutschland gegenüber anmahnt, vom Suizid-Vorhaben abgehalten. Lang wird daraufhin im Jahr 1922 Mitglied der NSDAP und schließt sich deren paramilitärischer Truppe, der SA an. In dieser Funktion folgt er dem Aufruf einiger Gutsbesitzer, die für ihren Großgrundbesitz eine Schutztruppe aus ehemaligen Freikorps-Soldaten aufstellen. Als Mitglied dieser Schutztruppe deckt er während eines abendlichen Kneipenbesuchs bei einem Betrunkenen dessen Identität als Kommunist auf, woraufhin dieser einer Fememordaktion zum Opfer fällt, bei der Lang erneut zum Täter wird. Ein Beteiligter verrät das Verbrechen. Darauf wird Franz Lang 1924 zu zehn Jahren Haft verurteilt, kommt jedoch bereits 1928 in Folge einer Amnestie wieder auf freien Fuß.
Bei seiner sozialen Wiedereingliederung greift die NSDAP Lang unter die Arme, und verhilft ihm zu einer Beschäftigung auf dem landwirtschaftlichen Gut des der Partei nahestehenden ehemaligen Oberst Baron von Jeseritz (dargestellt von Kurt Hübner). Der ist bald sehr angetan von Langs Leistungen und fördert ihn weiter. Er überlässt ihm einen vernachlässigten Bauernhof zur selbständigen Bewirtschaftung und legt ihm die Ehe mit der vom Baron selbst ausgesuchten Else (dargestellt von Elisabeth Schwarz) nahe, die nach der NS-„Rassenlehre“ dem Idealbild einer „arischen“ Frau entspreche. Lang kommt diesem Wunsch nach und heiratet. Bei einem Empfang auf dem Gutshof lernt er Heinrich Himmler (dargestellt von Hans Korte) kennen. In dessen Auftrag baut er eine Reiterstaffel für die SS auf.
Nach dem Ende der Republik bzw. der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Lang, inzwischen zum SS-Unterscharführer befördert, 1934 von Himmler ein Posten im Konzentrationslager Dachau bei München angetragen. Obwohl er und seine Ehefrau lieber in der Landwirtschaft geblieben wären, nimmt Lang dieses Angebot des Reichsführers SS im Sinn einer „Verpflichtung für Partei und Vaterland“ an. Auch in Dachau erfüllt er widerspruchslos die ihm übertragene Tätigkeit und steigt im Lauf der Jahre zum Sturmbannführer auf. Während des zweiten Weltkrieges wird Lang 1941 erneut zu Himmler berufen, der ihn unter Geheimhaltungsauflage über die geplante und von Hitler befohlene „Vernichtung der Juden“ und die zu diesem Zweck gedachten Lager in Polen informiert. Lang übernimmt daraufhin das Vernichtungslager Auschwitz im von den Deutschen besetzten Ostpolen. Von Adolf Eichmann (dargestellt von Walter Czaschke) wird Lang über die verlangten „Vernichtungskapazitäten“ instruiert. Die bis dahin durchgeführten Tötungen seien für die Parteiführung noch zu ineffektiv verlaufen. Wenig später kommt Lang die Idee zum Einsatz des Giftes Zyklon B als hygienisch saubere und effektive Lösung zur massenhaften Vergasung der nach Auschwitz deportierten Gefangenen. Für die Umsetzung dieser Methode wird er 1942 nach einem Besuch Himmlers im Lager zum Obersturmbannführer befördert. Als seine Frau Else das Ausmaß der Vorgänge im Lager durchschaut und ihren Mann zur Rede stellt, beruft dieser sich auf seine Pflicht. Er widerspricht auch nicht der erschrockenen Annahme seiner Frau, dass er auch ihre gemeinsamen Kinder umbrächte, wenn er den Befehl dazu erhielte.
Nach Kriegsende taucht Lang auf einem Bauernhof im von Großbritannien besetzten Teil Deutschlands unter. Er wird von britischen Soldaten aufgespürt und inhaftiert. Auf die Frage, ob er die Ausrottung der Juden für richtig gehalten habe, antwortet er: „Was ich glaube, ist unwesentlich. Ich habe nur gehorcht.“ Lang wird an Polen ausgeliefert, dort als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt und in Auschwitz erhängt.
Inhaltliche Intentionen
In dem Film verzichtet Regisseur Theodor Kotulla bewusst weitgehend auf Hintergrundmusik. Auf diese Weise wird der beklemmende, beinahe dokumentarische Charakter der dargestellten Ereignisse untermauert.
Im Abspann des Trailers zum Film wird Lang (Rudolf Höß) und der Film über dessen Leben folgendermaßen beschrieben (Zitat):
- „Dieser Mann war kein Killer. Für das damalige Hitlerregime war er ein „Volksgenosse“, ein guter Deutscher: gehorsam, pflichtbewußt, zuverlässig, ordentlich, arbeitsam, kinderlieb und belastbar. – Der Film 'Aus einem deutschen Leben' zeigt, wie ein Mann dazu kommt, auf Befehl ein Konzentrationslager zu bauen und darin eine Tötungsanlage zu installieren, die so rationell arbeitet wie das Fließband einer Fabrik.“
Aus einem deutschen Leben versucht zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen und des Holocaust beizutragen, indem der Film mit dem Lebenslauf ein Psychogramm des Täters Rudolf Höß liefert. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie ein Mensch dazu gebracht werden kann, zu solch schwerwiegenden Taten wie Völkermord fähig zu sein. Eine Biografie − von Karrieredenken geprägt − die sich in ihrer Normalität und Biederkeit kaum vom Lebenslauf vieler anderer Deutscher unterscheidet. So wird Höß − anonymisiert und verallgemeinert zum Pseudonym Franz Lang − implizit zu einer Identifikationsfigur des Grauens, indem er dem Zuschauer im übertragenen Sinn ein Spiegelbild vorzuhalten versucht.
Auszeichnungen
Der Film wurde 1977 von der Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat besonders wertvoll ausgezeichnet und erhielt 1978 bei der Vergabe des Deutschen Filmpreises das Filmband in Silber in der Kategorie Weitere programmfüllende Spielfilme.
Rezension/Kritik
- „… Die Austauschbarkeit von Kollektivdenken und Feindbild wird durch die emotionslose, auf Kern und Mechanik solcher ‚Bewegung‘ zurückführende psychohistorische Analyse Kotullas erschreckend deutlich. Politisch-moralische Oberflächlichkeit und Gedankenflüchtigkeit eines irrational zum Höchstwert an sich verallgemeinert propagierten Sinnes für ‚Ruhe, Ordnung und vor allem Sauberkeit‘ – unter diesem Vorwand wurden in Auschwitz täglich bis zu 9000 Menschen in den ‚Duschraum‘ geschickt – erscheint in Kotullas Film zu Recht als die Hauptursache des totalitären Machtmißbrauchs, wie er deswegen mit verschiedenen Formen und ideologischen Vorzeichen weiterhin weltweit offen oder versteckt zu funktionieren vermag. Insoweit ist diese an Tatsachen orientierte Fiktion ein Lehrstück, das jeder Pädagoge, erst recht jeder Geschichtslehrer mit der Jugend auseinandersetzen sollte. …“
- Auszug aus einer Rezension von Leo Schönecker für die Zeitschrift film-dienst (Nr.25, Dezember 1977)
Weblinks
- Aus einem deutschen Leben in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Aus einem deutschen Leben bei filmportal.de (u.a. zeitgenössische Rezension, Uraufführungsplakat, Fotos)
- Filmtrailer auf youtube.com (ca. 4 min.)
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