- Rudolf Kehrer
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Rudolf Kehrer (* 10. Juli 1923 in Tiflis, Georgien) ist ein russlanddeutscher klassischer Pianist und Klavierpädagoge.
Kehrer (russ. Kerer) wurde 1923 in einer Familie von Klavierbauern geboren, die aus Schwaben, Deutschland ausgewandert waren. Seine Begabung wurde früh erkannt, und ein Vorspiel in Moskau bei Heinrich Neuhaus, dem Lehrer u. a. von Emil Gilels und Svjatoslav Richter, war bereits vereinbart, als 1941 die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion überfiel. Rudolf Kehrer, sein Bruder und seine Mutter wurden als Deutsche nach Südkasachstan in ein kleines Dorf verbannt; Kehrer konnte dreizehn Jahre lang nicht Klavier spielen. 1938 waren bereits zwei Onkel verhaftet und in Stalinsche Straflager gebracht worden; einer kehrte nicht zurück, der andere starb kurz nach der Entlassung an Entkräftung. Der Vater war 1939 verhaftet und zu zehn Jahren Lager verhaftet worden, wo er 1943 starb.
Erst 1954 nach Stalins Tod konnte Rudolf Kehrer das Klavierstudium in Taschkent (Usbekistan) fortsetzen; er schloss es 1957 mit Auszeichnung ab und erhielt eine Berufung auf einen Lehrstuhl des Taschkenter Konservatoriums. Mit Sondergenehmigung (wegen seines Alters) durfte er 1961 am Allunionswettbewerb der Musikinterpreten in Moskau teilnehmen, den er mit der höchstmöglichen Punktzahl gewann.
Noch im gleichen Jahr wurde er auf einen Lehrstuhl des Moskauer Tschaikowski-Konservatoriums berufen, eine Tätigkeit, die er bis zu seiner Berufung als Gastprofessor an die Wiener Musikhochschule im Jahre 1990 innehatte, und Solopianist der Moskauer Philharmoniker.
1961 begann Kehrer eine intensive Konzerttätigkeit mit insgesamt über 2000 Konzerten in mehr als 330 Städten. Im Gegensatz zu z. B. Svjatoslav Richter musste er - von wenigen Ausnahmen abgesehen - bis zur Perestroika seine Tätigkeit auf osteuropäische Staaten einschließlich der DDR beschränken und wurde im Westen nur Kennern bekannt, die seine zahlreichen Schallplatten für das sowjetische Staatsunternehmen „Melodija“ erwerben konnten, die teilweise in der DDR unter dem Label „Eterna“, in Westeuropa unter dem Label „Eurodisc“ erhältlich waren.
Da in Kehrers Klavierausbildung eine Lücke von entscheidenden 13 Jahren war, war sein Repertoire - z. B. im Vergleich mit dem von Richter und Gilels - eher klein, ist aber in Studioproduktionen und Live-Mitschnitten gut dokumentiert. Neben den Mitschnitten von Konzerten in der DDR, die sich im DRA Berlin befinden, ist das Band eines Moskauer Konzertes im Archiv des SWR archiviert; weitere Mitschnitte bzw. Studioproduktionen finden sich u. a. beim WDR Köln, beim Bayerischen Rundfunk und beim Österreichischen Rundfunk. Ein Konzert in Moskau 1998 ist derzeit die einzige im Handel erhältliche CD (Telos).
Eine ausführliche Sammlung seiner Aufnahmen wird im Rudolf-Kehrer-Archiv in Overath aufbewahrt.
Kehrer lebt jetzt überwiegend in Zürich, Schweiz.
Weblinks
Georg Eismann, Hans Storck, Annerose Schmidt (1964) | Karl Laux, Lore Fischer (1965) | Daniel Shitomirski, Dieter Zechlin (1966) | Olivier Alain (1967) | Swjatoslaw Richter (1968) | Peter Schreier, Herbert Schulze (1969) | Dmitri Baschkirow, Martin Schoppe (1970) | Günther Leib, Tatjana Nikolajewa (1971) | Ekkehard Otto, Maria Maxakowa (1972) | Emil Gilels, Elisabeth Breul (1973) | Amadeus Webersinke, Nelly Akopjan (1974) | Sara Dolukhanova, Hélène Boschi (1975) | Sigrid Kehl, Elisso Wirsaladse (1976) | Rudolf Kehrer, Herbert Kaliga (1977) | Gertraud Geißler, Hans Joachim Köhler (1978) | Hanne-Lore Kuhse, Frantisek Rauch (1979) | Theo Adam, Miklós Forrai (1980) | Kurt Masur, Halina Czerny-Stefanska (1981) | Mitsuko Shirai, Peter Rösel (1982) | Rudolf Fischer, Eva Fleischer (1983) | Gustáv Papp, Dezső Ránki (1984) | Pawel Lisizian, Jacob Lateiner (1985) | Jörg Demus, Gerd Nauhaus (1986) | Dietrich Fischer-Dieskau (1987) | Albrecht Hofmann (1988) | Pavel Egorov, Bernard Ringeissen (1989) | Hartmut Höll, Günther Müller (1990) | Joan Chissell (1991) | Abegg Trio, Gisela Schäfer (1992) | Jozef De Beenhouwer (1993) | Wolfgang Sawallisch (1994) | Hansheinz Schneeberger, Dieter-Gerhardt Worm (1995) | Nancy B. Reich, Bernhard R. Appel (1996) | Nikolaus Harnoncourt (1997) | Linda Correll Roesner, Olaf Bär (1998) | Altenberg Trio, Ernst Burger (1999) | Olga Loseva, Steven Isserlis (2000) | John Eliot Gardiner (2001) | Alfred Brendel (2002) | Joachim Draheim, Juliane Banse (2003) | Daniel Barenboim (2005) | Margit L. McCorkle, Anton Kuerti (2007) | Reinhard Kapp, Michael Struck (2009)
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