- Alfred Brendel
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Alfred Brendel, KBE (* 5. Januar 1931 in Wiesenberg, Nordmähren, Olomoucký kraj) ist ein österreichischer Pianist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
In Brendels drittem Lebensjahr zog die Familie nach Jugoslawien, wo die Eltern eine Pension auf der Adriainsel Krk unterhielten. Er besuchte die Schule in Zagreb und erhielt dort im Alter von sechs Jahren Klavierunterricht bei Sofija Dezelic. Nach der Übersiedlung nach Graz im Jahre 1943 studierte er am dortigen Konservatorium Klavier und Komposition. Seine Klavierstudien beschloss er bei Paul Baumgartner und vor allem bei Edwin Fischer. 1947 legte er extern an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien die Staatsprüfung im Fach Klavier ab. 1949 begründete er seine internationale Karriere als Preisträger beim Busoni-Wettbewerb in Bozen. 1950 zog er nach Wien, Anfang der 70er Jahre nach London, Hampstead.
Brendel ist in zweiter Ehe verheiratet. Seine erste Ehe führte er von 1960 bis 1972 mit Iris Heymann-Gonzala, ihr entstammt die Tochter Doris. 1975 heiratete er Irene Semler und hat mit ihr drei Kinder, den Sohn Adrian und zwei Töchter, Katharina und Sophie.
Musik
Brendel ist vor allem durch seine Interpretationen der Klavierwerke von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Liszt bekannt. Er ist der erste Pianist, der Beethovens Klavierwerke komplett aufnahm. Auch als Liedbegleiter hat er sich einen Namen gemacht (u. a. mit Dietrich Fischer-Dieskau). Joachim Kaiser hält Brendel für den bedeutendsten Schubert-Interpreten der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.
In seinen letzten Konzertjahren nahm er mit seinem Sohn, dem Cellisten Adrian Brendel, die Cellosonaten von Beethoven auf.
Am 18. Dezember 2008 verabschiedete sich Brendel vom Konzertleben mit dem Jenamy-Klavierkonzert von Mozart; es spielten die Wiener Philharmoniker unter Charles Mackerras im Musikverein.[1]
Literatur
Er ist nicht nur Pianist, sondern auch ein Essayist, dessen Aufsätze zu musikalischen Themen in mehreren Sammelbänden vorliegen. In dem Band „Nachdenken über Musik“ beschäftigt er sich mit Beethoven, Schubert, Liszt, Busoni und Fragen der Interpretation. Er vergleicht Schuberts Sonaten mit denen Beethovens und versucht, Schuberts Eigenständigkeit gegenüber dem großen Vorbild herauszuarbeiten. Anders als der „Architekt“ Beethoven „komponierte Schubert wie ein Schlafwandler“. Während Beethoven seine Musik in einen festen Rahmen spanne, setze Schubert mehr Vertrauen in die Direktheit der Emotionen. Die „Last der Form“ solle bei Schubert so leicht wie möglich wiegen.
Brendel schreibt auch skurril-groteske Gedichte (bisher vier Sammlungen).
Schriften (Auswahl)
- Nach dem Schlussakkord – Fragen und Antworten. Carl Hanser Verlag, München 2010, ISBN 978-3-446-23482-6
- Über Musik. Sämtliche Essays und Reden. Piper, München 2007, ISBN 978-3-492-24939-3
- Ausgerechnet ich. Gespräche mit Martin Meyer. Piper, München 2006, ISBN 978-3-492-24479-4
- Über Musik. Gesammelte Essays, Vorträge und Reden. Piper, München 2005, ISBN 978-3-492-04783-8 (mit zahlreichen Abbildungen und Notenbeispielen)
- Musik beim Wort genommen. Über Musik, Musiker und das Metier des Pianisten. Piper, München, Neuausgabe 1995, ISBN 3-492-18334-4
- Spiegelbild und schwarzer Spuk. Gedichte. Mit Illustrationen von Max Neumann, Luis Murschetz, Oskar Pastior. Hanser, München 2003, ISBN 978-3-446-20349-5
Auszeichnungen und Ehrungen
- Alfred Brendel ist Ehrendoktor u. a. der Universitäten von London, Oxford und Yale.
- Für seine Aufnahmen bekam Brendel mehrfach den Deutschen Schallplattenpreis.
- 1980 Träger des nach dem Komponisten Joseph Marx benannten Joseph-Marx-Musikpreises des Landes Steiermark
- 1981 Ehrenmitglied der Hochschule (heute: Universität) für Musik und darstellende Kunst in Graz
- 1989 wurde ihm eine „Honorary KBE“ verliehen.
- 1984 Frankfurter Musikpreis
- 1991 Aufnahme in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste
- 1992 Hans von Bülow-Medaille der Berliner Philharmoniker
- 1998 Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker
- 2001 wurde sein Lebenswerk bei den MIDEM Classical Awards in Cannes sowie bei den Edison Awards in Holland ausgezeichnet.
- 2002 Léonie-Sonning-Musikpreis, Robert-Schumann-Preis
- 2004 Ernst von Siemens Musikpreis verliehen
- 2005 Ehrenbürger seines tschechischen Heimatortes Loučná nad Desnou
- 2008 Herbert-von-Karajan-Musikpreis
- 2009 Musikpreis der Stadt Duisburg[2]
- 2009 Ehrendoktor der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
- 2009 Praemium Imperiale
- 2009 Aufnahme als ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
- 2010 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
Weblinks
- Werke von und über Alfred Brendel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Webseite von Alfred Brendel
- Gemischte Doppel – Alfred Brendel und Adrian Brendel, klassikAkzente.de, 15. Oktober 2004
Belege
- ↑ „Ich sehe das Ende klar und tränenlos“, Die Zeit, 1. Mai 2008, Nr. 19, Interview
- ↑ Rheinische Post (Hrsg.): Alfred Brendel bekommt Duisburger Musikpreis. 23. April 2009, S. A7 (Zeitungsartikel).
Siemens Musikpreis – HauptpreisträgerBenjamin Britten (1974) | Olivier Messiaen (1975) | Mstislaw Rostropowitsch (1976) | Herbert von Karajan (1977) | Rudolf Serkin (1978) | Pierre Boulez (1979) | Dietrich Fischer-Dieskau (1980) | Elliott Carter (1981) | Gidon Kremer (1982) | Witold Lutosławski (1983) | Yehudi Menuhin (1984) | Andrés Segovia (1985) | Karlheinz Stockhausen (1986) | Leonard Bernstein (1987) | Peter Schreier (1988) | Luciano Berio (1989) | Hans Werner Henze (1990) | Heinz Holliger (1991) | H. C. Robbins Landon (1992) | György Ligeti (1993) | Claudio Abbado (1994) | Sir Harrison Birtwistle (1995) | Maurizio Pollini (1996) | Helmut Lachenmann (1997) | György Kurtág (1998) | Arditti Quartet (1999) | Mauricio Kagel (2000) | Reinhold Brinkmann (2001) | Nikolaus Harnoncourt (2002) | Wolfgang Rihm (2003) | Alfred Brendel (2004) | Henri Dutilleux (2005) | Daniel Barenboim (2006) | Brian Ferneyhough (2007) | Anne-Sophie Mutter (2008) | Klaus Huber (2009) | Michael Gielen (2010) | Aribert Reimann (2011)
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