- SA-10A Grumble
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SA-10 Grumble SA-10 GrumbleGrunddaten Funktion Boden-Luft-Lenkwaffensystem Hersteller Almaz-Antey Entwicklung 1960er Weitere Leistungsmerkmale Triebwerk Feststoffrakete Gefechtsgewicht 1.325 kg Länge 7,25 m Durchmesser 448 mm Spannweite 1.124 mm Geschwindigkeit Mach 5,5 (2.000 m/s) Reichweite 92 km Service ceiling 27.000 m Gefechtskopf 133 kg Splittergefechtskopf Zielerkennung halbaktive Radarzielsuche (SARH) mit TVM S-300P, NATO-Bezeichnung SA-10 Grumble, ist ein modernes russisches Langstrecken-Boden-Luft-Lenkwaffensystems. Das System S-300P ist nicht mit dem System S-300V zu verwechseln.
Es kann mobil eingesetzt werden, ist allwetterfähig und kann neben Kampfflugzeugen in allen Flughöhen auch tieffliegende Ziele mit kleinem Radarquerschnitt, wie Marschflugkörper, bekämpfen. Mit der Ausführung S-300PS können zudem taktische ballistische Kurzstreckenraketen abgefangen werden. Der westliche Pendant zum S-300P-Komplex ist das amerikanische MIM-104 Patriot-System.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Die Entwicklung der S-300P im Konstruktionsbüro Almaz NPO begann 1967. Das neue System sollte anfangs der 1980er Jahre die veralteten SA-1 Guild Systeme, und später die Systeme SA-2 Guideline und SA-3 Goa ersetzen. Das System wurde 1978 in der Sowjetunion in Dienst gestellt und seitdem permanent weiter entwickelt; die letzte Version S-300PM-2 wurde 1999 eingeführt. neuere Systeme der S-300P Serie, die S-300PM-1 und S-300PM-2, unterscheiden sich wesentlich von ihren Vorgängermodellen und bekamen im Jahr 2003 von der NATO die Bezeichnung SA-20 Gargoyle. Mit dem Nachfolgesystem S-400 steht ein noch leistungsfähigeres Nachfolgesystem bereit.
Varianten
- SA-10A Grumble: (S-300PT) 1. Serienversion, halbstationäres System, eingeführt 1978.
- SA-10B Grumble: (S-300PS) Verbessertes mobiles System eingeführt 1983.
- SA-10C Grumble: (S-300PM) Umfassend modernisierte Ausführung. Eingeführt 1989.
- SA-N-6 Grumble: (S-300F) Marineversion auf den Kreuzern der Slawa und Kirow-Klasse.
- SA-N-20 GARGOYLE: (S-300FM Rif-M) Verbesserte Marineversion
Technik
Das SA-10 System benutzt zwei spezialisierte Radar-Systeme, eines zur Überwachung des Luftraums (Surveillance) und eines zur Zielverfolgung (Target tracking). Das Suchradar ist vom Typ 64N6 Big Bird und arbeitet im F-Band oder ein 64N6E/E2 Big Bird im C-Band System mit Freund-Feind-Erkennung (IFF) und einer Reichweite von 300 km. Das Feuerleitradar ist vom Typ 5N63 Flap Lid A oder 30N6/30N6E Flap Lid B, arbeitet im I/J Band nach dem phased-array Prinzip und hat eine Reichweite von 200 km. Schiffs-Versionen der SA-10 nutzen wiederum andere Radarsysteme. Wahlweise kann ein stärkeres Radar vom Typ 36D6 oder ST-68UM mit einer Leistung von 350 kW bis 1,23 MW eingesetzt werden. Damit kann auch ein kleines Ziel, etwa mit dem Querschnitt einer Rakete, in einer Höhe zwischen 60 m und 30 km und einer Entfernung bis zu 175 km verfolgt werden.
Als Transporter und Startfahrzeug werden die geländegängigen MAZ-7910 8×8-Lkws eingesetzt, die im Wesentlichen eine Variante des MAZ-543M darstellen. Sie tragen je vier Raketen, die in einem geschlossenen, wartungsfreien Container transportiert werden. Nur fünf Minuten nach einem Halt ist die gesamte Batterie einsatzbereit. Die Fahrzeuge benutzen dann zur Datenübertragung untereinander ausfahrbare Antennen. Das mobile Kontrollzentrum verwendet redundante Echtzeit-Computersysteme, kann 24 Ziele gleichzeitig verfolgen und vier Lenkraketen parallel steuern (Flap Lid A), oder zwei Raketen pro Ziel und sechs Ziele gleichzeitig (Flap Lid B). Es kann bis zu 12 Starterfahrzeuge koordiniert steuern und dann alle drei Sekunden einen der 48 Flugkörper starten.
Die Rakete hat ein Startgewicht von 1.450, später 1.800 kg. Der Start erfolgt stets senkrecht durch ein integriertes Katapult. Erst dann wird der Raketenmotor gezündet, der via Schubvektorsteuerung die Rakete auf das Ziel ausrichtet, die dann mit bis zu 100 g beschleunigt. Die ersten Ausführungen erreichten Mach 5 und konnten Ziele bis Mach 2,5 angreifen, die letzten Modelle erreichen Mach 8,5.
Die Lenkwaffen brauchen eine minimale Flugphase von 5 km, um scharf zu werden. Ab dieser Distanz können Ziele bis in einer Entfernung von 47 km und einer Flughöhe von minimal 25 Meter bis maximal 30.000 Meter abgefangen werden. Die ab 1985 eingesetzte Rakete des Typs 5K55R hatte eine erhöhte Reichweite von 90 km. In der Annäherungsphase setzt sie weiterhin ein eigenes Radar ein. Das ab 1997 verfügbare SA-20 System benutzt die neue 48N6E2 Rakete mit einer Reichweite bis zu 195 km.
Die Flugkörper werden nach dem Start ferngesteuert und können so wechselnde Ziele ansteuern. Die Steuerung erfolgt durch das Zusammenspiel von Steuerflächen und der Schubvektorsteuerung des Triebwerks und erreicht damit eine sehr hohe Manövrierbarkeit. Der Sprengkopf hat ein Gewicht von anfangs 100 kg, später 133 kg und 143 kg und kann somit sein Ziel auch ohne direkten Kontakt zerstören. Die Zündung erfolgt durch einen Näherungszünder und ggf. den zusätzlichen Berührungszünder.
Das System erreicht schließlich eine Trefferwahrscheinlichkeit (kill probability) von 0,7 für ballistische Raketen und 0,9 für Flugzeuge.
Strategische Bedeutung
Das SA-10 System wurde zuletzt in der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit dem iranischen Atomprogramm erwähnt, als Russland den Verkauf dieser Systeme an Iran in Aussicht stellte. Die amerikanische Luftüberlegenheit wäre damit gebrochen und die US-Strategie, beliebige Ziele stets durch Präzisionsbomben zerstören zu können, wäre ausgehebelt, da die Kampfflugzeuge vor dem Einsatz ihrer Lenkwaffen mit hoher Wahrscheinlichkeit abgefangen werden könnten. Selbst ein B-2 Tarnkappenbomber wäre vor dem leistungsstarken Radar der neueren S-300 Modelle nicht sicher. Ein Angriff auf ein durch SA-10 und SA-15 geschütztes Punktziel (z. B. eine Atomforschungsanlage) wäre so erheblich verkompliziert worden.
Nach amerikanischen Protesten erklärte die russische Regierung im Frühjahr 2006, SA-10 würden in der aktuellen Lage nicht an Iran geliefert; wenn auch ein Zwischenhandel über Weißrussland weiter möglich erscheint. Es wurden aber kleinere SA-15 Gauntlet "Tor" Systeme bereits im Dezember 2005 an Iran verkauft. Diese sind für Ziele nur bis zu 6 km Höhe ausgelegt und könnten daher hochfliegende Bomber nicht erreichen. Mit einer Reichweite von 12 km und einer Reaktionszeit von nur 5 bis 8 Sekunden sind sie aber geeignet, die anfliegenden Lenkwaffen selbst zu bekämpfen.
Komponenten
- 64N6E Suchradar-Lkw-Anhänger gezogen von einem MAZ-543-Lkw
- 30N6E Feuerleitradar-Radarfahrzeug mit Passive Electronically Scanned Array-Radar (basierend auf 8×8 Lkw MAZ-7910, Verwendung bei S-300PMU)
- 40V6M/M1/M2 Kommunikationsmasten-Sattelschlepperanhänger für HF und TTR (gezogen von einem MAZ-543 Lkw)
- Baikal-1 Kommandofahrzeug (basierend auf 8×8 Lkw MAZ-7910)
- ChMAP/5P85-1 Sattelschlepperanhänger mit Startvorrichtung für 4 Lenkwaffen-Startbehälter (gezogen von einem KrAZ-260-Lkw, Verwendung bei S-300PT)
- 5P85SU Abschusseinheit mit 4 Lenkwaffen-Startbehälter und Kommandokabine (Verwendung bei S-300PMU)
- 5P85DU Abschusseinheit (basierend auf 8×8 Lkw MAZ-7910) mit 4 Lenkwaffen-Startbehälter (Verwendung bei S-300PMU)
- F-9 Containerwagen für die Radarbediener (Verwendung bei S-300P und PM)
- 5P85T Anhänger (gezogen von einem KRAZ-260-Lkw) mit 4 Lenkwaffen-Startbehälter als Ersatzmunition für die S-300PM
- 1T12-2M Geländeüberwachungssystem (basierend auf GAZ-66 Lastwagen)
- 5T58 Lenkwaffen-Startbehälter-Transport Fahrzeug
- 22T6 Ladefahrzeug mit Kran
Technische Daten
System S-300PT S-300PS S-300PM Lenkwaffe 5V55K 5V55R 5V55RUD Einführungsjahr 1978 1983 1989 Länge 7,11 m 7,11 m 7,25 m Rumpfdurchmesser 448 mm 448 mm 448 mm Flügelspannweite 1.036 mm 1.124 mm 1.124 mm Gewicht 1,425 kg 1.590 kg 1.625 kg Antrieb 1 Stufen Feststoff 1 Stufen Feststoff 1 Stufen Feststoff Sprengkopf 133 kg FRAG-HE 133 kg FRAG-HE 133 kg FRAG-HE Zünder Aufschlags- und Funkmess Näherungszünder Aufschlags- und Radar Näherungszünder Aufschlags- und Radar Näherungszünder Fluggeschwindigkeit 1.336 m/s 1.336 m/s 2.000 m/s Einsatzreichweite 7-47 km 5-75 km 5-92 km Einsatzhöhe 25-20.000 m 25-25.000 m 25-27.000 m Lenksystem Trägheitsnavigation + Funkkommando-Steuerung Trägheitsnavigation + TVM Trägheitsnavigation + TVM Benutzer der SA-10 / S-300
- Armenien
- Bulgarien
- China
- Indien (unbestätigt)
- Kasachstan
- Russland
- Serbien
- Slowakei
- Ukraine
- Kroatien
- Vereinigte Staaten: (eine SA-10B in Weißrussland und eine SA-10C in Kroatien beschafft)
- Weißrussland
Verweise
Interne Verweise
- SA-20 Gargoyle
- SA-21 Growler
- Raketenabwehr
- Anti-Raketen-Rakete
- Boden-Luft-Rakete
- Liste der Boden-Luft-Raketen
Literatur
- Land-Based Air Defence Edition 2005 Jane's Verlag
- Das Boden- Luft Lenkwaffensystem SA-10 GRUMBLE DTIG - Defense Threat Informations Group, Mai 2007
- Moscow's Air-Defense Network Michal Fiszer Nov. 29, 2004
- RUSSIA'S ARMS 2004 CATALOG Military Parade Publishing House
- RUSSIA'S ARMS AND TECHNOLOGIES. THE XXI CENTURY ENCYCLOPEDIA Volume 9 – Air and ballistic missile defense The Publishing House - Arms and Technologies
Weblinks
- Systembeschreibung bei dtig.org
- SA-20 GARGOYLE / S-300PMU-1 / S-300PMU-2 / S-300PM-1 / S-300PM-2 (PDF) auf dtig.org
- S-300PMU/SA-N-6/SA-10 GRUMBLE bei globalsecurity.org (englisch)
- Russische Flugabwehr bei pvo.guns.ru (russisch)
- legion.wplus.net (russisch)
- ausairpower.net (englisch)
- SA-10 im Einsatz in China bei sinodefence.com
- S-300 air defense missiles (NATO- SA-10 Grumble) bei youtube.com
Landgestützt: SA-1 Guild | SA-2 Guideline | SA-3 Goa | SA-4 Ganef | SA-5 Gammon | SA-6 Gainful | SA-7 Grail | SA-8 Gecko | SA-9 Gaskin | SA-10 Grumble | SA-11 Gadfly | SA-12 Gladiator/Giant | SA-13 Gopher | SA-14 Gremlin | SA-15 Gauntlet | SA-16 Gimlet | SA-17 Grizzly | SA-18 Grouse | SA-19 Grison | SA-20 Gargoyle | SA-21 Growler | SA-22 Greyhound | SA-23 Gladiator/Giant | SA-24 Grinch
Seegestützt: SA-N-1 Goa | SA-N-2 Guideline | SA-N-3 Goblet | SA-N-4 Gecko | SA-N-5 Grail | SA-N-6 Grumble | SA-N-7 Gadfly | SA-N-8 Gremlin | SA-N-9 Gauntlet | SA-N-10 Grouse | SA-N-11 Grison | SA-N-12 Grizzly | SA-N-14 Grouse | SA-N-20 Gargoyle
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