Samothráke

Samothráke
Gemeinde Samothraki
Δήμος Σαμοθράκης
Samothraki (Griechenland)
DEC
Basisdaten
Staat: Griechenland
Verwaltungsregion: Ostmakedonien und Thrakien
Präfektur: Evros
Geographische Koordinaten: 40° 29′ N, 25° 31′ O40.47777777777825.5219444444447Koordinaten: 40° 29′ N, 25° 31′ O
Höhe ü. d. M.: 0 bis 1624 m
(Oros Fengari)
Fläche: 177,977 km²
Einwohner: 2.723 (2001[1])
Bevölkerungsdichte: 15,3 Ew./km²
Sitz: Samothraki
LAU-1-Code-Nr.: 710800
Gemeindegliederung: 1 Gemeindebezirk
Website: www.samothraki.gr
Lage in der Präfektur Evros
Bild:Dimos Samothrakis.png

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Samothraki (griechisch Σαμoθράκη (f. sg.), „thrakisches Samos“), ist eine gebirgige und wasserreiche griechische Insel im Thrakischen Meer der nördlichen Ägäis, nordöstlich der Insel Limnos, etwa 40 km von der thrakischen Küste entfernt. Geographisch zählt sie zur Region Thrakien, politisch ist sie der Präfektur (Nomos) Evros zugeordnet. Samothraki ist 22,3 km lang, 13,3 km breit und hat eine Fläche von 178 km² sowie rund 2.700 dauerhafte Bewohner (Zählung 2001).

Der Hauptort der Insel heißt wie die Insel Samothraki (auch: Chora), der Haupthafen ist in Kamariotissa.

Samothraki - Blick auf das Saos-Gebirge Samothraki, Juli 2007

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Antike

Das antike Samothráke liegt (wie auch Troja) seit alters an einem für Nautik und Fernhandel bedeutenden Punkt: Da eine ständige Meeresströmung aus den Dardanellen in die Ägäis läuft, sammelten sich hier die Segelschiffe, die einen günstigen Wind für die Durchfahrt ins Schwarze Meer abzuwarten hatten, eine leichte Beute für Piraten.

Samothrake soll nach Herodot von Pelasgern, nach anderen Quellen vom Thrakischen Stamm der Kabeiroi oder durch Dardanos mit Arkadiern und Troern kolonisiert worden sein. Historisch gesichert ist eine Kolonisierung durch Aioler aus Lesbos um 700 v. Chr., die auf Samothrake einen Stadtstaat (Polis) begründeten.

Auch die Argonauten kamen auf ihrem sagenhaften Zug zum Goldenen Vlies am Kaukasus an Samothrake vorbei.

Als der Abendstern sich senkte, da landeten sie auf des Orestes Rat an Elektras Insel, der Atlastochter,
damit sie dort in milder Weihe geheime Gesetze erführen und dann rettungsgewiss die schaurige Meeresflut durchkreuzten.

Apollonios von Rhodos, Argonautika

In der Schlacht bei Salamis (480 v. Chr., dritter Perserkrieg) kämpften die Bewohner von Samothrake auf Seiten der Perser, danach wurden sie (tributpflichtige) Bundesgenossen der siegreichen Athener, bis zu deren Niederlage im Peloponnesischen Krieg gegen Sparta.

Nach der Eroberung des Perserreiches durch Alexander den Großen, im Hellenismus, war Samothrake ein bedeutendes Heiligtum für die (die Seefahrt beschützenden) Dioskuren, das von den (daran geostrategisch interessierten) ägyptischen Pharaonen aus dem Haus der Ptolemaier reich ausgestattet wurde; es war also auch zugleich ein bedeutender Handelsplatz (vgl. Delos). Mit dem Ende der Diadochen-Reiche geriet die Insel unter römische Herrschaft. Im ersten vorchristlichen Jahrhundert, nach den marianischen Bürgerkriegen, wurde der an Weihgeschenken reiche Tempelbezirk von Seeräubern geplündert.

Mittelalter und Neuzeit

Samothraki stand nach dem Untergang des Römischen Reiches unter byzantinischer, venezianischer und genuesischer Herrschaft. Ab 1457 gehörte die Insel zum Osmanischen Reich und bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zum Wilajet Dschesair, der türkische Name der Insel ist Semadirek. Infolge der Balkankriege fiel Samothraki 1912 an Griechenland, und stand 1941 bis 1945 unter bulgarischer Oberhoheit. Gemäß dem Vertrag von Lausanne und dem Vertrag von Montreux ist die Insel demilitarisiert.

Seit Ende der 1950er Jahre arbeiteten viele Samothraker als Gastarbeiter unter anderem bei Mercedes, und ein schwäbischer Einfluss ist auch jetzt noch an Einzelzügen der Ortschaften bemerkbar. Im Raum Stuttgart und Waiblingen leben und arbeiten mehr Samothraker als anderswo in Deutschland.

Archäologie

Berühmtheit erlangte Samothraki durch seinen Mysterienkult und das Mysterienheiligtum der Großen Götter, den Kabiren (Kabeiroi), welcher in die ältesten Zeiten zurückreicht und dem eleusinischen an Ansehen gleichstand. Verehrt wurden im Heiligtum der Großen Götter (Kabirenheiligtum) neben den Kabiren selbst auch die thrakische Muttergottheit Axieros als Herrin der Natur, die Unterweltgottheiten Axiersos und Axiersa sowie der Vegetationsgott Kadmilos.

Panoramablick auf das Hieron im Kabirenheiligtum in Samothraki, August 2001

Die alte Stadt Samothrake lag an der Nordküste; landeinwärts davon nach Süden (in typischer Fluchtlage vor Seeräubern) lag der spätere Hauptort Kastro. Die Ausgrabungen von Alexander Conze im ausgehenden 19. Jahrhundert haben in der alten Stadt namentlich die Reste eines dorischen Marmortempels und eines Rundbaues aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. sowie weitere Prachtbauten aufgedeckt. Der bedeutendste Fund war die 1863 durch Charles Champoiseau entdeckte „Nike von Samothrake“ (um 190 v. Chr.; heute im Louvre in Paris; ein Fuß in Wien; Originalabguss in der TU Berlin (Lichthof des Hauptgebäudes)).

Die Nike von Samothrake, die Göttin des Sieges, war später oft das Vorbild für Nachbildungen der Nike und der römischen Victoria (zum Beispiel: Siegessäule und Brandenburger Tor in Berlin).

Im Umfeld des Kabirenheiligtums wurde das Anáktoron, das Arsinóeion, das Témenos, der Neue Tempel, die Halle der Weihgeschenke, das Propylon des Ptolemäos, die Stoa sowie das Theater und eine bedeutende Nekropole durch Archäologen freigelegt.

Funde vom Ausgrabungsgebiet sind im Museum von Palaiopolis in der Nähe des Heiligtums untergebracht; neben Vasen, Inschriften und Skulpturen findet sich dort auch eine Nachbildung der berühmten Nike.

Mythologie

Vom Berg Fengari aus (auch „Sáos“ genannt) soll der griechische Meeresgott Poseidon laut Homer die Schlacht um Troja beobachtet haben (vgl. Ilias); tatsächlich kann man vom Gipfel aus bei guter Sicht bis weit nach Kleinasien hinein sehen.

Natur

Die Oberfläche der Insel besteht im zentralen Bereich überwiegend aus vulkanischen Gesteinen (Granit, Basalt), im Bereich der Küste aus Geröllen und jüngeren vulkanischen Gesteinen (Aschen). Die höchste Erhebung ist der 1.624 Meter hohe Gipfel Fengari („Mondberg“; früher: Saoke). Die Südostküste der Insel besteht aus bis zu 800 m hohen Felswänden und ist nicht durch Straßen erschlossen. Im Norden sind ab 800 m Höhe noch Flaumeichen-Wälder vorhanden (Quercus pubescens, zum Teil primär), im Süden sind Bestände der Zerreiche (Quercus cerris) zu finden. An den im Norden der Insel ganzjährig fließenden Bächen wächst die Morgenländische Platane (Platanus orientalis). Manche Exemplare weisen durch eine jahrhundertelange Schneitelung sehr eigenartige Wuchsformen auf. Angeblich sind noch Bestände der Ur-Haus-Ziege in der südöstlichen Bergregion vorhanden (Bezoar-Ziege).

Datei:Samothrake Flaumeiche.jpg
Flaumeichenwald im Norden (1982)
Datei:Samothrake platane.jpg
Alte geschneitelte Platane (1985)

Dörfer und Siedlungen

  • Alonia
  • Ano Kariotes
  • Dafnes
  • Isomata
  • Kamariotissa
  • Kasteli
  • Kato Kariotes
  • Kerasia
  • Koitada
  • Lakoma
  • Makrilies
  • Mnimata
  • Paleopoli
  • Perasmata Samothrake
  • Profitis Ilias
  • Rempoutsadika
  • Samothraki, volkstümlich Chora
  • Therma
  • Xiropotamos

Einzelnachweise

  1. Angaben des griechischen Innenministeriums

Literatur

Archäologie

  • Alexander Conze und andere: Archäologische Untersuchungen auf Samothrake. Gerold, Wien 1875 (zwei Bände). 
  • Karl Lehmann-Hartleben: Samothrace. A guide to the excavations and the museum. Institute of fine arts, Thessaloniki 1998. 
  • Hartmuth Ehrhardt: Samothrake. Heiligtümer in ihrer Landschaft und Geschichte als Zeugen antiken Geisteslebens. Urachhaus, Stuttgart 1985, ISBN 3-87838-408-4. 
  • Heiner Knell: Die Nike von Samothrake. Typus, Form, Bedeutung und Wirkungsgeschichte eines rhodischen Sieges-Anathems im Kabirenheiligtum von Samothrake. Theiss, Stuttgart 1997, ISBN 3-8062-1320-8. 

Geologie

  • Institute of Graduate Studies and Research (Thessaloniki) (Hrsg.): Geological map of Samothrake. 1972 (gefunden in der Staatsbibliothek Berlin). 

Reiseführer

  • Antje Schwab, Günther Schwab: Thassos – Samothraki. Verlag M. Müller, Erlangen 2005, ISBN 3-932410-30-0. 

Weblinks


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