- Berliner Nordbahn
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Die Berliner Nordbahn ist eine 223 Kilometer lange elektrifizierte Hauptbahn von Berlin über Neustrelitz und Neubrandenburg nach Stralsund. Zwischen Oranienburg und Neustrelitz ist die Strecke zweigleisig, nördlich davon eingleisig. Von Hohen Neuendorf bis Oranienburg liegen vier Gleise, von denen zwei von der S-Bahn genutzt werden. In Berlin dient die Strecke nur dem S-Bahn-Verkehr, der übrige Verkehr in Richtung Berlin wird bei Hohen Neuendorf auf den Berliner Außenring geführt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Jahr 1844 schlossen sich Stralsunder Kaufleute und Unternehmer im „Verein zur Erlangung einer Eisenbahn von Berlin über Neu-Strelitz nach Stralsund“ zusammen und brachten eine Denkschrift zu einer Berlin-Stralsunder Eisenbahn heraus.[1] Der Verein sammelte dazu auch große finanzielle Mittel an. Diese Bemühungen scheiterten zunächst am zuständigen preußischen Ministerium, das das Vorhaben in den 1840er und 1850er Jahren noch ablehnte. Im Jahre 1863 wurde zunächst mit der Angermünde-Stralsunder Eisenbahn eine Nebenstrecke der Berlin-Stettiner Eisenbahn über Prenzlau, Anklam und Greifswald bis Stralsund geführt, wo am 26. Oktober 1863 der erste aus Angermünde kommende Zug im neu errichteten Bahnhof eintraf.
Danach bemühten sich die Stralsunder mit einer inzwischen neu gegründeten Berliner Nord-Eisenbahn-Gesellschaft weiterhin um eine direkte Verbindung mit Berlin und legten 1869 Entwürfe zu einer Bahnlinie Berlin – Neustrelitz – Stralsund – Arkona vor. Im Jahre 1870 wurden dafür schließlich die Konzessionen der Staaten Preußen und Mecklenburg-Strelitz erteilt. Am 1. Januar 1878 konnte dann der Betrieb auf der neuen Berliner Nordbahn mit Stralsund als Endstation aufgenommen werden.
Aus finanziellen Gründen musste sich diese Gesellschaft am 15. Dezember 1875 auflösen. Der preußische Staat erwarb die unvollendete Bahn und übertrug die weiteren Baumaßnahmen der Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn.
Die Strecke wurde in drei Etappen eröffnet:
- 10. Juli 1877: Berlin – Oranienburg – Neustrelitz – Neubrandenburg (134 km)
- 1. Dezember 1877: Neubrandenburg – Demmin (42 km)
- 1. Januar 1878: Demmin – Stralsund (47 km)
In den ersten Monaten wurde der Verkehr vom Bahnhof Gesundbrunnen zunächst über die Ringbahn weiter zum Güterbahnhof der Niederschlesisch-Märkischen Bahn geführt. Ab 1. Oktober 1877 ging für den Güterverkehr dann der damalige Nordbahnhof an der Bernauer Straße Ecke Schwedter Straße im Bereich des heutigen Mauerparks in Betrieb. Für den Personenverkehr konnte ab 1. Dezember 1877 nach einem Vertrag mit der Berlin-Stettiner Eisenbahn der Stettiner Bahnhof (1950 in Nordbahnhof umbenannt) an der Invalidenstraße genutzt werden.[2]
Der Bau der Nordbahn hatte bedeutende Auswirkungen auf die Dörfer im Einzugsbereich der Bahnstrecke: Teilweise vervielfachte sich deren Einwohnerzahl in den folgenden Jahrzehnten. Nordbahn wurde Bestandteil von Ortsnamen (Glienicke/Nordbahn) und gab Zeitungen ihren Namen (Nordbahn-Nachrichten).
Im letzten Jahrzehnt des 19.Jahrhunderts wurden die Bahnanlagen im Bereich Gesundbrunnen umfassend umgebaut. Während dieser Zeit wurde von 1892 bis 1898 der Personenverkehr vom Stettiner Bahnhof abgezogen und der damalige Nordbahnhof für Personenzüge hergerichtet. Für den Umsteigeverkehr zur Ringbahn diente während dieser Zeit eine provisorische Station Gesundbrunnen (Nordbahn) östlich des Bahnhofs Gesundbrunnen.[3]
Bis 1912 wurden von den Ferngleisen getrennte Vorortgleise zwischen Gesundbrunnen und Frohnau gebaut. Gleichzeitig wurde die Strecke auf einen Damm verlegt, um im Straßenniveau liegende Bahnübergänge zu vermeiden. 1926 folgte der Abschnitt Frohnau – Borgsdorf.
1925 wurde die Teilstrecke vom Bahnhof Gesundbrunnen, über den der Vorortverkehr seit der Verlegung lief, bis Oranienburg mit dem Gleichstromsystem der späteren Berliner S-Bahn elektrifiziert. Der so ermöglichte durchgehende elektrische S-Bahn-Betrieb bestand bis zum Mauerbau am 13. August 1961, der die Strecke zwischen Frohnau und Hohen Neuendorf unterbrach. Der Berliner Abschnitt der Nordbahn war aber schon seit 18. Mai 1952 für den Fernverkehr ungenutzt. Da seit 1950 der Name Nordbahnhof für den früheren Stettiner Bahnhof verwendet wurde, musste der frühere Nordbahnhof umbenannt werden. Er lag zwar auf West-Berliner Gebiet im damaligen Bezirk Wedding, wurde aber nach der in Ost-Berlin gelegenen Eberswalder Straße benannt. Er blieb auch weiterhin für den Güterverkehr in Betrieb.
Unmittelbar nach dem Mauerbau gab es mehrere Monate auf Brandenburger Seite zwischen Oranienburg und Hohen Neuendorf einen S-Bahn-Inselbetrieb, der erst mit dem Ausbau und der Elektrifizierung des Berliner Außenrings zwischen Hohen Neuendorf und Blankenburg im November 1961 wieder an das Hauptnetz der S-Bahn angeschlossen wurde. Auf Berliner Gebiet wurde der S-Bahn-Betrieb bis Frohnau bis zur Übergabe der Betriebsrechte der S-Bahn in West-Berlin von der Deutschen Reichsbahn an die BVG am 9. Januar 1984 weitergeführt. Danach wurde er zunächst eingestellt und am 1. Oktober 1984 wieder aufgenommen. Bei Sanierungsarbeiten im Jahr 1985 wurde die S-Bahn-Trasse teilweise so in das Profil der alten Fernbahngleise gelegt, dass ein Wiederaufbau der Fernbahntrasse erschwert ist.
1992 erfolgte der Lückenschluss zwischen Frohnau und Hohen Neuendorf, sodass wieder durchgehender S-Bahn-Betrieb auf der Nordbahn nach Oranienburg möglich ist.
Heutiger Zugbetrieb
Auf dem Berliner Teilstück der Strecke verkehren lediglich die Züge der Berliner S-Bahn. Zwischen Hohen Neuendorf und Oranienburg ist die Nordbahn zudem an den Verkehr des nördlichen Berliner Außenringes mit diversen Regionalbahn- und Regional-Express-Verbindungen nach Berlin Hauptbahnhof, Berlin-Lichtenberg, Lutherstadt Wittenberg, Falkenberg/Elster bzw. Hennigsdorf angeschlossen. Ab Oranienburg nach Norden fahren im Stundentakt die Doppelstock-Züge der Linie RE5, welche im Abschnitt Neustrelitz - Stralsund teilweise von der Ostseeland-Verkehr betrieben werden. Bis Löwenberg nutzen auch die Züge der Regionalbahnlinie 12 (teilweise von der Prignitzer Eisenbahn betrieben) nach Templin die Strecke. Hinzu kommen im Abschnitt Hohen Neuendorf - Neustrelitz ein ICE-Zugpaar und der InterConnex, welche beide nach Rostock verkehren, sowie diverse Güterzüge.
Ausbau der Strecke
Der Abschnitt Birkenwerder–Neustrelitz wird im Rahmen von Bestandsnetzinvestitionen zum Ausbau der Verbindung Berlin–Rostock für eine Streckengeschwindigkeit von weitgehend 160 km/h und höhere Radsatzlasten ertüchtigt.[4] Die Realisierung des Gesamtprojektes mit verkehrlich nutzbaren Zwischenschritten ist bis 2013 vorgesehen.[5] Die Gesamtkosten für den Ausbau der insgesamt 198 km langen Strecken wurden 2005 mit 838 Millionen Euro angegeben.[6]
Im November 2007 wurde der erste Ausbauabschnitt Löwenberg–Gransee abgeschlossen.[7] Von März bis November 2009 wurde der Streckenabschnitt Dannenwalde–Fürstenberg ausgebaut. Seit Juli 2011 läuft die vollständige Erneuerung des Abschnitts zwischen Gransee und Dannenwalde. Sie soll bis August 2012 abgeschlossen werden.[8] Die notwendige Sanierung des moorigen Untergrunds zwischen Nassenheide und Löwenberg wird eine siebenmonatige Sperrung der Strecke ab September 2012 erfordern. Gleichzeitig soll auch der Abschnitt zwischen Fürstenberg und Neustrelitz zur Baudurchführung gesperrt werden.[5]
Langfristig ist die Wiederinbetriebnahme des direkten Weges von Berlin nach Birkenwerder vorgesehen. Hierzu sollen die Fernbahngleise der Nordbahn zwischen Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen und Birkenwerder auf einer Streckenlänge von 18,8 Kilometern zweigleisig mit einer Streckengeschwindigkeit von 160 km/h wieder neu aufgebaut werden, einen Termin hierfür gibt es aber noch nicht.[9] Bislang wurde allerdings nur die Prüfung einer Machbarkeitsstudie eines eingleisigen Ausbaus in Aussicht gestellt.[10] Daneben soll der Bahnhof Birkenwerder einen eigenen Regionalbahnsteig erhalten.
Literatur
- Peter Bley: Berliner Nordbahn – 125 Jahre Eisenbahn Berlin–Neustrelitz–Stralsund. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-33-7.
- Kgl. Pr. Minister d. öffentl. Arbeiten (Hrsg.): Berlin und seine Eisenbahnen 1846–1896. Springer, Berlin 1896, Reprint 1982, ISBN 3-88245-106-8, S. 274–282 (Die Berliner Nordbahn).
Weblinks
- Bahnstrecken im Land Brandenburg – Berliner Nordbahn
- Geschichtstafel zu Strecke und Stationen auf Berliner-Bahnen.de
Einzelnachweise
- ↑ “Vorläufige Ansichten über eine Berlin-Stralsunder Eisenbahn“. Stralsund 1844
- ↑ Peter Bley: Berliner Nordbahn – 125 Jahre Eisenbahn Berlin–Neustrelitz–Stralsund. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-33-7, S. 13–16
- ↑ Peter Bley: Berliner Nordbahn – 125 Jahre Eisenbahn Berlin–Neustrelitz–Stralsund. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-33-7, S. 28–33
- ↑ Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Bundesverkehrswegeplan 2003, Juli 2003
- ↑ a b Mecklenburg-Vorpommern und Deutsche Bahn AG über Zeitplan für den Ausbau der Strecke Berlin-Rostock einig, Pressemitteilung Nr. 23/10 des mecklenburgischen Ministeriums für Verkehr, Bau und Landesentwicklung vom 2. Februar 2010.
- ↑ Deutsche Bahn AG (Hrsg.): Projekte zwischen Berlin und Ostsee. Broschüre mit Stand vom 1. Februar 2006, Berlin, S. 16 f.
- ↑ Bauarbeiten zwischen Löwenberg–Gransee beendet, Presseinformation der Deutschen Bahn vom 9. November 2007
- ↑ Bahn ertüchtigt Abschnitt Gransee-Dannenwalde, Pressemitteilung der DB Mobility Logistics AG vom 30. Juni 2011
- ↑ Drucksache 16/3000 des Deutschen Bundestages: Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2006, S. 80: Teilprojekt Nr. 27b (PDF)
- ↑ Berlin–Rostock bald viel schneller?
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