Schwestern der Perpetuellen Indulgenz

Schwestern der Perpetuellen Indulgenz
Schwestern der Häuser Berlin, Hamburg und Köln

Die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (S.P.I., engl. „The Sisters of Perpetual Indulgence“, frz. "Les Soeurs de la Perpetuelle Indulgence") sind eine weltweit agierende Gemeinschaft von Menschen aller sexuellen Orientierungen, Identifikationen und Geschlechter, die sich selbst als Orden bezeichnet und die sich der Verbreitung von Freude, Spiritualität, Bewusstsein und Toleranz sowie der AIDS-Prävention und dem Sammeln von Geldern für schwule, lesbische und transgeschlechtliche Projekte und Gruppen sowie für HIV- und AIDS-Projekte verschrieben hat. Einige Häuser der Schwestern bezeichnen sich auch als Orden der Perpetuellen Indulgenz (O.P.I., engl. „Order of Perpetual Indulgence“), Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (O.S.P.I.) oder Missionary Order of Perpetual Indulgence (M.O.P.I.). In Südamerika ist die Bezeichnung Hermanas oder Hermanitas de la Perpetua Indulgencia (H.P.I.) gebräuchlich.

Der englischsprachige Ausdruck Perpetual Indulgence, welcher bei der Gründung in den Vereinigten Staaten gewählt wurde, lässt sich als Immerwährender Ablass, aber auch als Andauernde Frönung oder Ewige Duldung übersetzen. Deutschsprachige Schwestern übersetzen den Begriff gerne auch als Immerwährende Loslösung, Andauernde Lebensfreude oder Ewige Ausschweifung.

Die Schwestern sind seit Karsamstag 1979 in der Öffentlichkeit aktiv. Durch ihr prägnantes Erscheinungsbild wird die Gemeinschaft weit über die LGBT-Community hinaus wahrgenommen, aus der heraus sie entstanden ist. Im Lauf der Jahrzehnte entstand ein über viele Länder verbreitetes Netzwerk unabhängiger Häuser und Orden, welche sich alle als Bestandteil der Internationalen Gemeinschaft von Schwestern der Perpetuellen Indulgenz betrachten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Logo der Schwestern aus dem Jahre 1999

Die Wurzeln der heutigen Schwestern der Perpetuellen Indulgenz reichen bis in das Jahr 1979 zurück: Am Karsamstag traten in San Francisco die ersten „Sisters“ in Erscheinung. Schon zu dieser Zeit wurden den Mitgliedern Spendengelder gesammelt, das sie dann sozial schwachen Menschen der Queer Community zur Verfügung stellten, um ihnen zum Beispiel die Finanzierung von Arztbesuchen oder das Aufsuchen von Rechtsbeistand zu ermöglichen.[1][2][3] Diese kleine Gruppe schwuler, maßgeblich von den Radical Faeries inspirierter Männer hatte sich bis ins Jahr 1981 einen Namen in der schwulen Gemeinschaft in San Francisco erarbeitet. Sie veranstalteten ungewöhnliche Aktionen und waren auch politisch aktiv, indem sie an Protestmärschen und Demonstrationen teilnahmen. Die Kostüme stammten von einem Theaterfundus für eine Aufführung des Musicals The Sound of Music 1977 im US-Bundesstaat Iowa, an welchem eine der vier Gründerschwestern mitgewirkt hatte.[4][5]

Vor dem Hintergrund erster Fälle der damals noch neuen, unbekannten Krankheit AIDS brachten im Jahre 1982 die Sisters of Perpetual Indulgence in San Francisco unter Leitung der ausgebildeten Krankenpfleger Sr. Florence Nightmare und Sr. Roz Erection die weltweit erste Safer Sex-Broschüre mit dem Namen Play Fair heraus. Darin benutzen sie sexuell-positive Sprache, gaben praktische Ratschläge zur Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten und Safer-Sex-Praktiken; sie waren humorvoll, ohne dabei den „moralischen Zeigefinger“ zu erheben.[3][5] Die auf AIDS, HIV und Safer Sex konzentrierte Arbeit begann sich als ein Schwerpunkt der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz herauszukristallisieren. Gleichfalls waren sie mit die ersten, die ein Benefiz (unter der Schirmherrschaft der Schauspielerin Shirley MacLaine) zugunsten der von HIV und AIDS Betroffenen veranstaltet haben.

Seit 1984 breitete sich die Idee der Sisters of Perpetual Indulgence dann auch weltweit aus. Neben dem Internationalen Mutterhaus in San Francisco gibt es heute in den USA Häuser unter anderem in Los Angeles (1999), Seattle (1986/1997), New York (1987/2004), Russian River (2001), Philadelphia (2002). Das erste Ordenshaus außerhalb der USA wurde in Sydney (1984) als Order of Perpetual Indulgence (O.P.I.) gegründet. Von hier aus folgten weitere australisch orientierte O.P.I.-Häuser in Australien, Neuseeland, Thailand und Indonesien, die mit Ausnahme der australischen Häuser in Sydney, Melbourne und Perth inzwischen jedoch allesamt wieder aufgelöst sind.

Les Soeurs de la Perpétuelle Indulgence—Couvent de Paris, 2011.

Auch in Europa entstanden neue Häuser von S.P.I. und O.P.I., so in Großbritannien (London 1987, Manchester 1996, Edinburgh 1999), Deutschland (Heidelberg 1991, Berlin 1993, Hamburg 1996, Köln 1997), Frankreich (Paris 1992 & 1996, Bordeaux 1994, Lille 1998), der Schweiz (Zürich 2005) und Österreich (Wien 2008).

In Lateinamerika entstanden ein Ordenshaus in Kolumbien (1998) und eines in Uruguay (2002), obwohl es in diesen streng katholischen Ländern mit oftmals sehr traditionellem Verständnis von Geschlechterrollen äußerst gefährlich sein kann, als Mann in der Öffentlichkeit Frauenkleidung – oder gar Schwesterngewandung – zu tragen.

Im Laufe der Jahre wurden durch die Gemeinschaft weltweit mehrere Millionen US-Dollar für HIV- und AIDS-Projekte gesammelt, es wurden unzählige Informationsbroschüren und Kondomen verteilt. Heute gibt es weltweit rund 1.500 Schwestern, die sich dem Kampf gegen AIDS – und auch alle anderen sexuell übertragbaren Krankheiten – verschrieben haben. Die Gemeinschaft hat sich mittlerweile auch für heterosexuelle und weibliche Mitglieder geöffnet.[1][2][6]

Geschichte im deutschsprachigen Europa

Die deutschsprachigen Häuser der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz gehen zurück auf die am 21. September 1991 zu ehemals Sankt Michael auf dem Heiligenberg in Heidelberg von Erzäbtissin Johanna Indulgentia Tara Maria Benedicta Benuva, Mutter der Perpetuellen Indulgenz gegründete Erzabtei Sancta Magnesia Avuncula zu Heidelberg. Von Heidelberg aus wurden die Häuser der S.P.I. in Berlin, Hamburg und Köln begründet. Aus dem 1993 gegründeten S.P.I. Berlin heraus kam es zu verschiedene Abspaltungen und Neugründungen aus denen der O.P.I. Berlin (2003) sowie das Haus der F.S.P.I. Berlin (2004) und schließlich der LLLL Berlin (2005) hervorgingen. Die Häuser S.P.I. Berlin und O.P.I. Berlin haben sich im September 2007 unter der Bezeichnung O.S.P.I. Berlin wieder miteinander vereinigt, der LLLL Berlin hat sich 2008 aufgelöst. Ebenso gründeten sich 2008 der O.P.I. Köln und 2011 der O.S.P.I. im Tempel der nordischen Freude (sog. Nordhaus).

Archetypus Ordensfrau

Aus den ursprünglich „vier schwulen Tunten im Nonnenfummel“ des Jahres 1979 entstand im Laufe der Jahre ein weltweiter Orden von schwulen, lesbischen und transgeschlechtlichen Menschen und das heute weltweit erkennbare Erscheinungsbild der Schwestern. Das wohl augenscheinlichste gemeinsame Merkmal der Mitglieder ist das weiß grundierte und farbig geschminkte Gesicht („Whiteface“), welches durch die damals revolutionäre Schminktechnik der Radical-Faerie-Künstlertruppe "The Cocettes" aus dem San Francisco der 1970er Jahre inspiriert wurde. Bis auf wenige regionale Ausnahmen sind alle Schwestern der Perpetuellen Indulgenz weltweit daran sofort zu erkennen. Das weiß grundierte Gesicht symbolisiert den Tod, welchem aber durch die jeweils individuellen farbigen Akzente symbolisch das Leben und die Freude entgegengesetzt wird.[7] Außerdem treten die Schwestern in der Öffentlichkeit in voller Ordenstracht, dem Habit auf. Die so entstehende außergewöhnliche Erscheinung macht die Schwestern eindeutig erkennbar und zeigt ihre Bereitschaft an, mit den Menschen in Kontakt zu treten und sich mit ihnen zu befassen. Dieses Erscheinungsbild hat einen nachhaltigen Wiedererkennungswert, wodurch nicht nur immer wieder neue Menschen an die ideellen Vorstellungen und die praktische Arbeit der Schwestern herangeführt werden, sondern auch eine wiederholte Begleitung dieser Menschen ermöglicht wird.

Das Leitbild der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz stellt der Archetypus der klassischen Ordensschwester christlicher Ordenshäuser als ein Sinnbild für den Dienst an der Menschheit dar. In Zeiten der großen Epidemien und der Pest pflegten sie die Betroffenen, in Hungersnöten speisten sie die Armen, und immer nahmen sie Bedürftige in ihre Obhut. Auch wenn die Schwestern, die sich selber teilweise auch als Nonnen des 21. Jahrhunderts („21st century nuns“) bezeichnen,[1] zwar etwas anders aussehen und sich nicht ganz so fromm verhalten wie ihre Vorbilder, verfolgen sie ihre Ziele mit durchaus vergleichbarer Konsequenz. Auch sie versuchen die Nöte ihrer Mitmenschen zu lindern und leisten Aufklärungsarbeit zu den Krankheiten des 21. Jahrhunderts.

Die Gemeinschaft wendet sich mit ihrer Erscheinung nach eigenen Angaben ausdrücklich nicht gegen christliche Nonnen und Schwestern. Sie nutzten bewusst gewisse Ordensstrukturen, um einen Dienst an der Gemeinschaft zu leisten – ebenso, wie es richtige Ordensfrauen seit Jahrhunderten tun. Die internationale Schwesternschaft (The International Order of The Sisters Of Perpetual Indulgence) verfolgt dabei jedoch keine religiösen Ziele oder Anschauungen. Die Arbeit, welche von den Schwestern geleistet wird, ist rein altruistisch und wird ausschließlich privat finanziert. Ein persönlicher Vorteil wird von der Gemeinschaft nicht angestrebt. So werden Beispielsweise die Safer-Sex-Utensilien, die von den Aktivisten während ihrer Aktionen verschenkt werden, oder die Speisen und Getränke bei ihren „Abendmahl“ genannten Volksküchen für sozial schwache Mitglieder der „Queer Community“ den Ordenshäusern von Sponsoren zur Verfügung gestellt.

Arbeit und Ziele

Schwestern der Perpetuellen Indulgenz auf dem CSD in Fulda 1993

Als ein primäres Ziel ihrer Arbeit betrachten die Schwestern das „Verbreiten universeller Freude“, das „Tilgen stigmatisierender Schuld“, die Beförderung von Spiritualität und Bewusstsein sowie das Verteilen von Safer-Sex-Materialien (Primäre Prävention) zum Schutz vor HIV, AIDS und sexuell übertragbare Erkrankungen (STD). Außerdem haben die Schwestern sich dem Sammeln von Geldern für Community- und HIV- und AIDS-Projekte verschrieben, um diese zusätzlich zu staatlicher Förderung unterstützen zu können. Hierzu organisieren und leiten sie Veranstaltungen zugunsten dieser Projekte oder veranstalten Fundraising-Events wie zum Beispiel Bingopartys und Bowlingabende. Des Weiteren bieten sie Safer-Sex-Workshops an und nehmen an Demonstrationen zu verschiedenen Gelegenheiten wie Gay-Pride-Veranstaltungen und Trauermärschen teil. Darüber hinaus nehmen sie Weihe- und Segnungsrituale vor oder gestalten gleichgeschlechtliche Segnungszeremonien und halten Trauerreden. Diese Arbeit wird meist „ambulant“ ausgeübt: Die Schwestern besuchen verschiedene Veranstaltungen wie die oben genannten, aber auch Partys, Gruppentreffen und kulturelle Veranstaltungen oder erscheinen in „Szene“-Lokalen, um dort zu arbeiten, wo sich die Zielgruppen am besten ansprechen lassen.[7][8]

Die Häuser der Schwestern in Deutschland und der Schweiz haben zumeist eingetragene Vereine gegründet, die als gemeinnützig und mildtätig wie auch als besonders förderungswürdig anerkannt sind. Sie fördern Zwecke wie die öffentliche Gesundheitspflege (Primäre Prävention) sowie kulturelle und ethische Ziele.

Zeremonien und Rituale

Die Zeremonien und Rituale der Schwester wirken sowohl nach innen als auch nach außen. Ordensintern verdeutlichen sie die Bedeutung, die ordensrelevanten Ereignisse zugeordnet wird, fördern den respektvollen Umgang miteinander sowie mit den Zielen, Idealen und den Ordensregeln der Schwesternschaft und unterstützen das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schwestern. In der Außenwirkung unterstreichen sie die Wahrnehmung des Ordens der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz als Gemeinschaft und sind ein Zeugnis für die Besonderheit der Schwesternschaft. Darüber hinaus geben sie Außenstehenden einen Einblick in die Ernsthaftigkeit sowohl des Selbstverständnisses der Schwestern, als auch ihrer Arbeit und Zielsetzung.

Selbstverständnis

Die Schwestern verstehen sich selbst als einen Gegenentwurf zu den derzeit herrschenden patriarchalen gesellschaftlichen Strukturen, in denen es vorrangig gilt, als Einzelkämpfer seine eigenen Ziele zu verfolgen und nicht unbedingt die Ziele einer Gemeinschaft. Die Schwesternschaft bedeutet in diesem Sinne also auch, mehr zu sein als eine „Arbeitsgruppe“, da die Mitglieder nicht nur gemeinsam Ziele verwirklichen wollen, sondern auch der Gemeinschaft eine große Bedeutung beimessen. Auf diesem Wege entsteht nicht nur ein Gruppenzusammenhalt der seine Grundlage in der gemeinsamen Arbeit hat, sondern auch auf der emotionalen und sozialen Bindung an die anderen Mitglieder. Im Gegensatz zu einem so genannten Geheimbund versucht die Schwesternschaft dieses Familiengefühl auch nach außen zu transportieren und lässt Andere gerne daran teilhaben. Sie möchte dadurch ein Beispiel dafür setzen, dass es im Gegensatz zu egoistischer Lebensauffassung eine altruistische Alternative gibt, deren Form des Zusammenseins die gewöhnlichen Strukturen überwindet.

Organisationsstrukturen

Die Strukturen innerhalb der Schwestern sind in vielen Aspekten denen geistlicher Ordenshäuser angelehnt, nicht zuletzt da dies auch als die Gemeinschaft bestärkend und dem disziplinierten Umgang mit den Zielen förderlich erachtet wird. Weltweit betrachten sich die einzelnen Häuser der Schwestern zwar als eigenständige Organisationen, verstehen sich aber gleichzeitig auch als Teil der Internationalen Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (S.P.I., engl. The Sisters of Perpetual Indulgence), innerhalb dessen sie ihren gemeinschaftlichen Ursprung auf den – als „Internationales Mutterhaus“ bezeichneten – Orden in San Francisco zurückführen. Das Internationale Mutterhaus nimmt dabei jedoch gegenüber den anderen Häusern und Orden eine gleichberechtigte Rolle ein.

Haus

Als Haus wird international im Allgemeinen eine Gruppe von Schwestern benannt, die sich in einer Gemeinschaft zusammengefunden haben. Im deutschsprachigen Europa wurde aus rechtlichen Gründen hierbei oft die Rechtsform des Vereins nach der jeweiligen staatlichen Gesetzgebung als Grundlage der Arbeit gewählt. Nach der Gründung wählen die Schwestern dann einen Namen für ihr Haus, mit dem die Mitglieder des Hauses Bezug auf bestimmte historische Zusammenhänge oder Persönlichkeiten nehmen, die für die ideelle Ausrichtung des Hauses von Relevanz sind oder als Vorbild dienen sollen.

Wohnt ein Mitglied eines Hauses dauerhaft an einem anderen Ort und vertritt auch dort die Schwestern, oder hat eine kleinere Gruppe von Schwestern kein eigenes Haus an ihrem Ort gegründet, so spricht man von einer Mission.

Struktur der Mitglieder

Innerhalb eines Hauses verteilen sich Zuständigkeiten und Verantwortung oftmals anhand der Stufen, die ein Mitglied innerhalb des Hauses erklommen hat. Potentielle Mitglieder begleiten die Arbeit der Schwestern in der Öffentlichkeit zunächst als Aspirantin. Soll anschließend eine Aufnahme in das Haus erfolgen, folgt das Postulat, an das sich eine weitere Ausbildungszeit, das Noviziat, anschließt. Am Ende eines erfolgreichen Noviziats steht schließlich die Weihe zur Schwester. Das typische „Whiteface“ wird meist erst mit Erreichen des Noviziats angelegt, die Bekleidung während des Noviziats ist in den meisten Häusern auch streng eingeschränkt. Die Weihe zur Schwester ist mit einem weiteren Wandel im Erscheinungsbild des Mitglieds verbunden.

Die aus der Mitte der Mitglieder gewählte Vorsitzende eines Hauses trägt üblicherweise den Titel Mutter und wird im Normalfall von der Erzäbtissin für die Zeit ihres Amtes zur Äbtissin ernannt. Des Weiteren gehören einigen der Häusern auch Gardisten und Engel an. Sie werden von den Schwestern ausgebildet und stehen oft in der Hierarchie des Hauses unter diesen. Die Gardisten beschützen die Mitglieder ihres Ordens bei deren Arbeit in der Öffentlichkeit, während die Engel den Schwestern in ihrer Arbeit assistieren. Darüber hinaus haben viele der Häuser Ehrenmitglieder, die nach den Regeln des jeweiligen Hauses ernannt werden. Hierfür gebräuchliche Bezeichnungen sind zum Beispiel Seliger oder Ordensdame. Einige der Häuser ernennen darüber hinaus gelegentlich auch Personen zu Heiligen. Die Voraussetzungen für diese Ehrungen sind von Haus zu Haus unterschiedlich, die Schwestern entscheiden wen sie so für ihre Verdienste in besonderer Weise ehren wollen.[2]

Internationales Konklave

Regelmäßig findet ein internationales Treffen der Schwesternschaft statt. Das so genannte Welt-Konklave (World-Conclave) ist als Welt-AIDS-Präventionskongress aller Ordenshäuser zu verstehen und wurde bisher in London (1992), Paris (1997), San Francisco (1999), Sydney (2002), Berlin (2004) und zuletzt im Juni 2006 in Los Angeles ausgerichtet. Im Sommer 2007 fand ein kleineres Konzil auf eher europäischer Ebene in Edinburgh statt. 2009 fand das internationale Konklave anlässlich der 30-Jahr-Feier der Internationalen Schwesternschaft im Juni in Seattle statt, ein weiteres Treffen in kleinerem Rahmen wurde zuvor zu Ostern 2009 in San Francisco abgehalten.

Die Schwestern im deutschsprachigen Europa

Im deutschsprachigen Europa gibt es sieben eigenständige Häuser von Schwestern der Perpetuellen Indulgenz, die zur Vereinfachung der Arbeit im Laufe der Zeit unter Berücksichtigung der jeweiligen einschlägigen Landesgesetze eingetragene Vereine gegründet haben, welche als gemeinnützig und mildtätig anerkannt sind. Die Eintragungsdaten der jeweiligen Vereine bei den zuständigen Institutionen können mit den Gründungsdaten divergieren, da Häuser vorher als „Projekte“ bei anderen Vereinen angegliedert waren oder aber weil erst zu einem späteren Zeitpunkt deutlich wurde, dass es sinnvoll ist, einen Verein zu gründen, um die Organisation in eine festere Struktur zu bringen. Maßgeblich für die jeweiligen Gründungen sind die ersten Manifestationen unter dem jeweils gewählten Hausnamen. Die Häuser arbeiten eng zusammen und erhalten keinerlei staatliche Förderung oder Zuwendungen der öffentlichen Hand, sondern bestreiten ihre Arbeit aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Sponsoring.

Gegenwärtig existierende Häuser

O.S.P.I. Berlin

Durch Überwindung des Schismas von 2003 haben sich am 21. September 2007, zehn Jahre nach Erhebung der ehemaligen Mission, später (1996) Abtei Berlin (gegr. 1993) zur Erzabtei 1997, die beiden Berliner Häuser S.P.I. und O.P.I. nach dem großen Schisma (2003-2007) unter der Führung von Mutter Katharina Laetitiam Donans S.P.I. und Mutter Daphne Maria Sanguina Mater d'Or O.P.I. unter der Begleitung von Erzäbtissin Johanna Indulgentia Tara Maria Benedicta Benuva zum Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz wiedervereinigt. Das Haus trägt zur Verdeutlichung der seit 1991 ungebrochenen Traditionslinie als Gründungs- und Erzhaus der deutschsprachigen Schwesternschaft den Namen Erzabtei Erzmutterhaus Sankta Melitta Iuvenis zu Ehren der Berliner „Soul-TunteMelitta Sundström. Derzeit amtierende Mutter ist Mutter Latea Monacha Accoglienta O.S.P.I. (seit dem 8. Januar 2011, 1. Amtsperiode).[9]

O.S.P.I. im Tempel der nordischen Freude

Das so genannte Nordhaus entstand im März 2011 als Haus-in-Haus-Gründung aus dem O.S.P.I. Berlin. Es vereint die Missionen aus Norddeutschland, unter anderem aus Kiel, Lübeck, Rostock, Oldenburg in Niedersachsen, Bremen und Oberhausen, unter einer eigenen Verwaltung. Geführt wird es vom dreiköpfigen Kapitel, zur Zeit bestehend aus Gardist Anastasius, Schwester Lea o’Hura Magistra Super’i’or und Schwester Euphoria Flavia di Spensatio ad Acta.[10]

S.P.I. Hamburg

Die S.P.I. in Hamburg arbeiten seit November 1995. Im Jahr 1997 wurde das Haus zu Ehren der Fürstin von Wales, Diana Spencer, in Abtei Notre Dame Sainte Diana umbenannt. Derzeit amtierende Äbtissin ist Mutter Madonna Erotica von Bitch & Virgin S.P.I. (seit 2000).[11]

S.P.I. Köln

Die Abtei Sancta Maria Penetrantia zum Dreiheiligen Köln (vormals Missionshaus Rheinland zur Friedlichen und Besinnlichen Einkehr) wurde im Jahre 1997 von Schwester Maria Penetrantia S.P.I. (†1998) als Mission des ehemaligen Hauses Mannheim in Bonn gegründet. Anerkennung und Aufnahme der Mission in den Orden und Erhebung zur Abtei durch das Erzmutterhaus Berlin im Jahre 1998. Derzeit amtierende Äbtissin ist Schwester Suffragette S.P.I. (seit 2008).[12]

F.S.P.I. Berlin

Aus dem damaligen S.P.I Haus Berlin, gingen 2005 die Freien Schwestern der Perpetuellen Indulgenz mit dem Deutschen Mutterhaus St. Olaf zu Berlin hervor. Derzeit amtierende Mutter ist die Hochehrwürdige Mutter Jenny Fair von Bene Gesserit F.S.P.I.[13]

O.P.I. Zürich

Das Haus Zürich (Orden der Perpetuellen Indulgenz Schweiz) wurde am 1. Dezember 2005 vom O.P.I. Berlin aus begründet. Derzeit amtierender Hausvorstand ist Mutter Pandora Ejaculata Controllata O.P.I. (seit 2005).[14]

O.S.P.I. Wien

Das Haus Wien wurde am 6. Juni 2008 durch die erste Manifestation von Mutter Maxima Heiter Weiter O.S.P.I. begründet und trägt den Hausnamen Mutterhaus Sankta Eligia zu Wien. Derzeit amtierender Hausvorstand ist Mutter Maxima Heiter Weiter O.S.P.I. (seit 2008).

O.P.I. Köln

Durch das erste Kölner Schisma gründete sich im Oktober 2008 der O.P.I. in Köln unter der Führung von Mutter Agnetha Rabiata im Seidengewande der Ewigen Wolllust O.P.I..

S.P.I. Westfalen

Aus der Mission zu Westfalen der Abtei Notre Dame Sainte Diana zur Freien und Hansestadt Hamburg, entstanden am 16. Februar 2009 Die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz – Erzabtei zum Westfälischen Frieden unter Führung der Trinität Erzäbtissin Inari Edna Mana Glamour S.P.I., Prior Gardist Kitsune und Subprior Engel White Noize[15]

Aufgegangene Häuser

S.P.I. Heidelberg

Die S.P.I. in Heidelberg waren das erste Haus im deutschsprachigen Europa und wurden 1991 begründet. Das Haus trug deshalb die Bezeichnung "Erzabtei" (Sancta Magnesia Avuncula), kurz auch "Erzmutterhaus". Das Haus wurde am 21. September 1997 durch Erlass der Erzäbtissin nach Berlin transferiert und ist weiterhin, in Hausunion mit der S.P.I.-Abtei Sancta Melitta Iuvenis zu Berlin, das Erzmutterhaus, die "Erzabtei Sancta Melitta Iuvenis zu Berlin".

S.P.I. Berlin

Die S.P.I. in Berlin wählten als Hausnamen Abtei Sankta Melitta Iuvenis zu Ehren der Berliner „Soul-Tunte“ Melitta Sundström. Gegründet wurde dieses Haus am 15. Mai 1993 von Schwester Sugarpie de Santo di Sancta Clarissima O.S.P.I. als Mission des Erzabtei zu Heidelberg. Erhebung zur Erzabtei durch Erzäbtissin Johanna Indulgentia Tara Maria Bendicta Benuva O.S.P.I. am 21. September 1997 vermittels der Transferierung der Heidelberger Erzabtei, des Gründungs- und Erzmutterhauses nach Berlin. Wiedervereinigung mit dem O.P.I. Berlin durch Überwindung des Schismas von 2003 zum Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz - Erzmutterhaus Sankta Melitta Iuvenis (O.S.P.I. Berlin).

O.P.I. Berlin

Aus dem Schisma innerhalb der S.P.I. Berlin ging im Mai 2003 der Orden der Perpetuellen Indulgenz (O.P.I.) unter Führung von Mutter Piccolettha Innocentia from the Reuniting Bodies of Berlin O.P.I. hervor. Wiedervereinigung mit dem S.P.I. Berlin durch Überwindung des Schismas von 2003 zum Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (O.S.P.I. Berlin) am 21. September 2007.

Ehemalige Häuser

S.P.I. Mannheim

Aus der durch das Erzmutterhaus Heidelberg im Frühsommer 1992 gegründeten Mission Mannheim ging die Abtei Mannheim hervor, welche sich 1994 vom Orden abspaltete und damit das Erste Schisma auslöste. Die aktiven Mitglieder des Hauses wurden daraufhin am 16. Februar 1995 aus dem Orden ausgeschlossen („exkommuniziert“), das Haus selbst bestand im Schisma weiter und löste sich schließlich im September 1997 auf. Die vier von Mannheim aus begründeten Missionen in Frankfurt am Main, Saarlouis, Tübingen und Münster lösten sich daraufhin ebenfalls auf.

LLLL Berlin

Aus dem damaligen O.P.I Berlin ging im Juni 2005 der Licht, Liebe, Lust & Latex – Schwesternschaft der Perpetuellen Indulgenz unter der Führung von Priorin Schwester Ute d'Hot Cum hervor. Der Verein hat sich im September 2008 aufgelöst.

Dokumentarfilm

Ostern 2009 feierten die Schwestern ihr 30jähriges Bestehen in San Francisco. Dabei kamen hunderte Mitglieder aus der ganzen Welt zusammen. Die Filmemacher Sigrid Smejkal und Manfred Hoschek haben mehrere Schwestern rund um diese Feier in ihrem Dokumentarfilm Die Schwestern porträtiert, darunter Schwester Daphne (Mutter des Ordenshauses in Berlin), Sister Vicious Power Hungry Bitch (eine der vier Gründerschwestern), sowie das Ordenshaus in Uruguay, welches keine Möglichkeit fand, nach San Francisco zu Reisen.

Weblinks

 Commons: Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (international) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Meredith May: Sisters of Perpetual Indulgence have history of charity, activism in San Francisco Chronicle, 17. Oktober 2007. (Abgerufen am 1. Mai 2010)
  2. a b c Susan Henking: Queering Easter: The Sisters of Perpetual Indulgence Redefine Sainthood in Religion Dispatches, 2. April 2010. (Abgerufen am 1. Mai 2010)
  3. a b Aaron Heier: The Gospel According to the Sisters of Perpetual Indulgence in GLTnews, 2. März 2010. (Abgerufen am 1. Mai 2010)
  4. Sisters' 20 years of Perpetual Indulgence in San Francisco Chronicle, 25. März 1999. (Abgerufen am 1. Mai 2010)
  5. a b The Sisters of perpetual Indulgence: Sistory (Abgerufen am 1. Mai 2010)
  6. Die Schwestern der perpetuellen Indulgenz, kreuts.net-Artikel vom 16. August 2007
  7. a b Sirko Salka: Schwester Aura: "Wir haben richtig viel erreicht!" in Siegessäule 12/2009. (Abgerufen am 1. Mai 2010)
  8. O.S.P.I. Berlin: The goal of the Sisters of Perpetual Indulgence (YouTube-Video)
  9. Offizielle Webseite des O.S.P.I Berlin (Abgerufen am 11. Januar 2011)
  10. Offizielle Webseite des O.S.P.I. im Tempel der nordischen Freude
  11. Offizielle Webseite der S.P.I. Hamburg
  12. Offizielle Webseite der S.P.I. Köln (Abgerufen am 21. Mai 2010)
  13. Offizielle Webseite der F.S.P.I. Berlin (Abgerufen am 21. Mai 2010)
  14. Offizielle Webseite des O.P.I. Zürich (Abgerufen am 21. Mai 2010)
  15. Offizielle Webseite der S.P.I. Westfalen (Abgerufen am 21. Mai 2010)

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