Siemens Desiro ML

Siemens Desiro ML
Desiro ML
Desiro ML auf Personalschulungsfahrt in Bonn Hbf
Anzahl: Baureihe 460: 17 Dreiteiler
ÖBB: bis zu 200 Dreiteiler
Hersteller: Siemens Mobility
Baujahr(e): trans regio: 2007–2008
ÖBB: ab 2011
Achsformel: Dreiteiler: Bo'Bo'+2'2'+Bo'Bo'
Spurweite: 1.435 mm
Länge über Kupplung: 70.930 mm
Leermasse: 132 t
Radsatzfahrmasse: <17 t
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Stundenleistung: 2.600 kW
Beschleunigung: 1,1 m/s²
Stromsystem:
15 kV AC/16,7 Hz
Stromübertragung: Oberleitung
Sitzplätze: trans regio: 252
ÖBB: 217
Stehplätze: 261
Fußbodenhöhe: BR 460: 800 mm ü. SoK

Der Desiro MainLine ist ein Einzelwagentriebzug aus dem von Siemens Mobility entwickelten Fahrzeugkonzept Desiro. Heute fahren 17 dreiteilige, elektrische Einheiten für die MittelrheinBahn (Baureihe 460). Weitere 305 dreiteilige, elektrische Triebzüge der Baureihe AM 08 für die Belgische Staatsbahn NMBS/SNCB befinden sich seit Herbst 2009 in Produktion. Die Fertigung der Triebzüge für Russland hat im April 2011 begonnen.

Inhaltsverzeichnis

Fahrzeug

Innenraum Baureihe 460, 2. Klasse

Durch seine modulare Bauweise kann der Desiro ML auf verschiedene Bedürfnisse im Regionalverkehr angepasst werden. Ein zwei- bis vierteiliger Triebzug kann dabei zwischen 120 und 384 Sitzplätze haben. Insbesondere können die Züge an Bahnsteighöhen von 600, 800 oder 1.000 Millimetern angepasst werden. Die Fahrzeuge besitzen Niederflureinstiege mit einer Breite von 1,3 Metern, ebenfalls befinden sich alle Sitzplätze niederflurig, wobei der größere Teil stufenlos erreichbar ist. Die Triebfahrzeuge können sowohl als S-Bahn als auch als Regionalbahn eingesetzt werden. Weitere Variabilität betrifft unter anderem die Innenausstattung mit Platzanzahl und -abständen sowie die Zuglänge, die zwischen 49 und 282 Metern (in Mehrfachtraktion) variiert werden kann, wobei barrierefreie Zustiege und Wagendurchgänge vorgesehen sind. Konventionelle Drehgestelle des Typs SF6500 sollen zur kostengünstigen Instandhaltung beitragen. Sie besitzen unter anderem bewährte Schwingenführungen, Schraubenfedern und eine sekundäre Luftfederung und sind damit eine direkte Weiterentwicklung der Drehgestelle des Typs SF6000, die im Sprinter Lighttrain zum Einsatz kommen. Die Befahrbarkeit von engen Gleisradien bis zu 80 Metern wird möglich.

Der Wagen verfügt über acht Sitzplätze in der 1. Klasse, davon zwei mit Steckdosen für Laptops.[1] Neben dem Mehrzweckabteil liegt die barrierefreie Bordtoilette, die auch über einen Wickeltisch verfügt. Papierhandtücher wurden zugunsten eines Heißluftgebläses weggelassen. Es ist eine Videoüberwachung vorhanden, der Innenraum ist klimatisiert.[2] Die Türen schließen zehn Sekunden nach dem letzten Fahrgastkontakt und geben dabei ein optisches und aktustisches Signal aus.

Desiro ML auf der Linie RB32 in Bingen (Rhein) Hbf

Die zunächst nur für deutschen Einsatz konzipierten Züge sollen mit diversen technischen Änderungen auch im Ausland einsetzbar werden. Außerdem erfüllen die Triebzüge bereits Crash-Normen, die künftig von der EU zu erwarten sind. Ebenfalls kann eine diesel-elektrische Variante (DMU – diesel multiple unit) angeboten werden. Auch andere Spurweiten sind möglich.

Hersteller

Hersteller ist Siemens Mobility – ein Geschäftsbereich der Siemens AG. Die Produktion der Baureihe 460 fand in dessen Werk in Krefeld-Uerdingen statt. Die Inbetriebsetzung und Kundenabnahme erfolgte im Prüfcenter Wegberg-Wildenrath. Die belgischen Züge werden teils in Krefeld und teils vor Ort bei Bombardier Transportation produziert. 38 Züge der russischen Variante werden ebenfalls in Krefeld gebaut, ab dem 39. Zug soll zunächst in Teilen und später komplett vor Ort in Russland gefertigt werden.

Betreiber und Strecken

Desiro ML der SNCB

Belgien

Hauptartikel: NMBS/SNCB-Reihe AM 08

305 dreiteilige Desiro ML werden, nach Auslieferungen in den Jahren 2011 bis 2016[3], im RER-Netz in Brüssel in Betrieb gehen.

Deutschland

Siemens Desiro ML der TransRegio auf der Innotrans 2008

Angel Trains Europa, Tochterunternehmen der Leasinggesellschaft Angel Trains, bestellte im März 2007 16 Desiro ML im Gesamtwert von etwa 70 Millionen Euro und vereinbarte zugleich eine Option auf weitere 84 Züge.[4] Dieser Auftrag wurde später auf 17 Züge erhöht.[5] Die 17 Dreiteiler der Baureihe 460 wurden von der trans regio geleast. Seit dem 14. Dezember 2008 wird der Desiro ML auf der Linken Rheinstrecke im planmäßigen Betrieb eingesetzt.[6] Diese sogenannte MittelrheinBahn beinhaltet die beiden Strecken:

Die Endwagen gehören zur Baureihe 0460 und die Mittelwagen zur Baureihe 0860.

Für alle 17 Züge wurde im August 2008 ein Instandhaltungsvertrag mit Siemens über 15 Jahre unterzeichnet. Die Wartung erfolgt in dem dafür errichteten Bahnbetriebswerk Koblenz-Mosel in Koblenz, dessen Errichtung rund 12 Millionen Euro kostete. Planmäßig wird jeder Zug einmal pro Monat standardmäßig gewartet. Hinzu kommt jedes Vierteljahr eine zusätzliche umfangreichere Sicherheitsprüfung. Um den fahrplanmäßigen Betrieb aufrechterhalten zu können, müssen ständig 14 von 17 Zügen betriebsbereit sein.[7] Im Fahrplanjahr 2009 lag die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge bei 99,2 %.[8]

Österreich

Im April 2010 wurde zwischen dem Hersteller und der ÖBB eine Rahmenvereinbarung über die Lieferung von bis zu 200 Garnituren des Typs Desiro ML getroffen. In der Vereinbarung ist auch die Wartung der Triebzüge enthalten, so dass sich ein Gesamtauftragsvolumen von rund einer Milliarde Euro ergibt.[9] Diese sollen bis zum Jahr 2015 bedarfsgerecht abgerufen werden können, um einerseits die alten Garnituren der Baureihe 4020 auf der Wiener Schnellbahn zu ersetzen und andererseits um das möglicherweise zu betreibende Lokalnetz zwischen Salzburg, Kufstein und München bzw. das Gebiet des Werdenfels-Netzes zu verstärken.[10] Mittlerweile ist bekannt, dass die Deutsche Bahn die Ausschreibung für das Werdenfels-Netz gewonnen hat und dieses voraussichtlich mit Fahrzeugen des Typs Bombardier Talent 2 betreiben wird.[11]

Die Triebzüge werden dreiteilig mit 217 Sitzplätzen in der 2. Klasse bestellt.

Russland

Hauptartikel: Lastotschka

Die Lastotschka (russisch ласточка; dt.: Schwalbe) genannten Züge basieren ebenfalls auf dem Desiro ML. Sie werden ab Herbst 2013 im Großraum Sotschi in den Fahrgastbetrieb gehen.

Weblinks

 Commons: Siemens Desiro Mainline – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Innenraum, Website der trans regio Deutsche Regionalbahn GmbH. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
  2. Mobilität mit Zukunft – die Mittelrheinbahn. Information des VRS zur Einführung der Mittelrheinbahn, Dezember 2008 (PDF; 1,5 MB).
  3. Rekordauftrag für Siemens-Division Mobility: Belgische Staatsbahn bestellt Züge im Wert von über 1,4 Mrd. EUR bei Siemens. Pressemitteilung, 15. Mai 2008. Website der Siemens AG. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
  4. Siemens liefert 16 Züge im Wert von rund 70 Millionen Euro an Angel Trains. Pressemitteilung, 15. März 2007. Website der Siemens AG. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
  5. Siemens auf der Innotrans. In: Eurailpress, 24. Juni 2008. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
  6. MittelrheinBahn geht mit brandneuen Zügen an den Start – trans regio nimmt nach europaweiter Ausschreibung zwischen Köln, Koblenz und Mainz den Betrieb auf. Pressemitteilung, 14. Dezember 2008. Website der trans regio Deutsche Regionalbahn GmbH. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
  7. Wartungshalle für MittelrheinBahn, In: Siemens Welt – Wir in Deutschland, Ausgabe Oktober 2009, S. 2.
  8. 1 Jahr MittelrheinBahn, 15. Dezember 2009.
  9. Umweltfreundliche Züge für Österreich: Siemens schließt Rahmenvereinbarung mit ÖBB. Pressemitteilung, 20. April 2010. Website der Siemens AG. Abgerufen am 28. Oktober 2010
  10. Friedhelm Weidelich: ÖBB bestellt Desiro ML bei Siemens. Blog RAILoMOTIVE, 20. April 2010. Abgerufen am 28. Oktober 2011.
  11. Dirk Walter: Werdenfels-Takt: Neues DB-Zeitalter ab 2013, In: merkur-online.de, 28. Juni 2010. Abgerufen am 28. Oktober 2011.

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