Sigi Schwab

Sigi Schwab
Sigi Schwab auf dem Tollwood-Festival

Sigi Schwab (eigentlich Siegfried Schwab; * 5. August 1940 in Ludwigshafen am Rhein) ist ein deutscher Gitarrist und Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Schon während seines Gitarren- und Kontrabassstudiums an der Musikhochschule Mannheim war Sigi Schwab in verschiedenen lokalen Musikszenen aktiv, etwa in der noch jungen Rockszene (gemeinsam mit seinem Schüler Hans Reffert) und in der Mannheim-Heidelberger Jazzszene (gemeinsam mit dem Bassisten Wolfgang Wagner, dem Drummer Horst Seidelmann und dem Pianisten und Komponisten Wolfgang Lauth). 1965 wurde Schwab von der RIAS Big Band Berlin als Gitarrist engagiert; im selben Jahr begann er, als Studiomusiker zu arbeiten, zunächst in Berlin, später in ganz Deutschland. Im Verlauf seiner zwanzigjährigen Studiophase spielte er über 15.000 Einzeltitel ein. Schwab wirkte auch als Gast in den Bands von Erwin Lehn (SWF), Kurt Edelhagen (WDR) und Peter Herbolzheimer mit. Weitere Musizierpartner in dieser Phase waren George Shearing, The Singers Unlimited, Benny Bailey, Art Farmer, Charlie Mariano, Claus Ogerman, Nelson Riddle, Eddie Gomez, Michael Gibbs, Astor Piazzolla und Luiz Bonfá sowie die klassischen Sänger Hermann Prey, Bernd Weikl und Felicia Weathers. Von Robert Stolz lernte er, wie man den Wiener Walzer richtig begleitet. Um die Präzisionsarbeit des Studiomusikers mit spontaneren künstlerischen Tätigkeiten auszutarieren, suchte er ab 1969 zunehmend den Kontakt zu Musikern wie Wolfgang Dauner und Eberhard Weber, später zur Band Embryo, zu Chris Hinze und Peter Trunk.

Daneben komponierte Sigi Schwab Fernseh-, Film- und Bühnenmusiken. Seine zusammen mit Manfred Hübler im Berlin der späten 1960er Jahre produzierten LPs Psychedelic Dance Party und Sexadelic dienten 1971 als Musik der Jesus-Franco-Filme Der Teufel kam aus Akasava, Vampyros Lesbos – Erbin des Dracula und Sie tötete in Ekstase. 1995 wurden die beiden Platten auf einer CD zusammengeführt; 1997 fand der Titel „The Lions & The Cucumber“ in Quentin Tarantinos Film Jackie Brown Verwendung; 2006 wurde die Mehrzahl der Tracks auf Vampyros Lesbos – Sexadelic Dance Party wiederveröffentlicht. Originalmusiken schrieb Schwab u. a. für den Kinofilm Ein Wintermärchen (1971), den Fernsehfilm Das Fräulein von Scuderi (1976), den Tatort Das Mädchen am Klavier (1977) und den Fernsehfilm Tränen im Kakao (1982), für die ZDF-Weihnachtsserie über die Balletttänzerin Anna (1987), für deren Kino-Fortsetzung Anna – Der Film (1988) und für zwei weitere ZDF-Weihnachtsserien: Laura und Luis (1989) und Clara (1993). Der 1987 komponierte, von Guillermo Marchena gesungenene Titel „My Love Is a Tango“ aus der Fernsehserie Anna entwickelte sich zu einem Nummer-eins-Hit; von den Tantiemen richtete Schwab sich ein eigenes Tonstudio ein, das es ihm ermöglichte, sich von jeglichen Produktionszwängen der Industrie unabhängig zu machen. Bekannt wurde der Musiker auch durch zwei einstündige ZDF-Portraits mit live Beiträgen im Duo mit Chris Hinze,Peter Horton, Marcio Montarroyos, im Quartett mit Charly Mariano,Eberhard Weber und John Marshall sowie zwei Folgen der SF-Sendereihe Jazz-In mit Márcio Montarroyos (Trompete/Flügelhorn) Mark Egan (Bass) Freddie Santiago (Perc) und Guillermo Marchena (Vocal und Perc) . Der NDR produzierte mit ihm sechs Improvisations-Workshops, der BR sechs Blues-Workshops.

Ab 1980 folgten verstärkt Konzerte im Diabelli Trio (Wiener Klassik), im Duo Guitarissimo (mit dem Gitarristen Peter Horton) und mit der Percussion Academia (Guillermo Marchena und Freddie Santiago). Nach dem frühen Tode Marchenas bildete Schwab gemeinsam mit Andreas Keller und Ramesh Shotham das Percussion Project; in jüngerer Zeit führen Schwab und Shotham einen interkulturellen Dialog im Duo Mandala. Aktuell arbeitet Schwab mit zahlreichen namhaften Schauspielern in literarisch-musikalischen Live-Acts zusammen, darunter Cornelia Froboess, Nicole Heesters, Rosemarie Fendel, Suzanne von Borsody, Johanna von Koczian, Michaela May, Thekla Carola Wied, Charles Brauer, Christian Wolff, Ernst Stankowski, Werner Schneyder, Christian Quadflieg, Mario Freivogel, Peter Fricke und Jochen Striebeck.

1987 erhielt Sigi Schwab als erster Europäer den Ovation Award – dieser Preis war zuvor an Larry Coryell und Al Di Meola gegangen. 2000 wurde er von der Stadt Ludwigshafen mit der Pfalzsäule ausgezeichnet, 2003 vom Land Rheinland-Pfalz mit der Peter-Cornelius-Plakette. 2008 erhielt er den Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung.

Diskografie

→ Hauptartikel: Sigi Schwab/Diskografie

  • 1967: The Fabulous Guitar (Philips)
  • 1970: Et Cetera (Global)
  • 1978: Guitarissimo (Nature)
  • 1980: Live at the North Sea Festival (Keytone)
  • 1982: Hofkonzert (Melos)
  • 1983: Rondo a tre (Melos)
  • 1995: Mandala (Melos)
  • 2000: Session 2000 (Melos)
  • 2009: On Stage (Melos)

Notenveröffentlichungen

1970er Jahre

  • Solo ad lib. Ein Album für Instrumentalisten, die improvisieren wollen. Heros Musikverlag, Frankfurt am Main 1975.
  • Folk Picking für Finger-Style Guitar (Gitarrenschule in 3 Bänden). Heros Musikverlag, Frankfurt am Main 1976.
  • Guitar Special – Capriccios, Divertimenti, Miniaturen (Bearbeitungen für Gitarre). Melos Musik Verlag, Ludwigshafen 1978.

1980er Jahre

  • Guitar Special – 12 Ländler für Gitarre. Melos Musik Verlag, München 1980.
  • Folk Concerto für Gitarre. Heros Musikverlag, Frankfurt am Main 1981.
  • Guitarissimo (Bearbeitungen und Originalkompositionen für 2 Gitarren). Melos Musik Verlag, München 1981.
  • Sigi Schwab's Workshop Improvisation. Melos Musik Verlag, München 1985.
  • Ladakh für Gitarre. Melos Musik Verlag, München 1986.
  • My Love is a Tango (aus der Fernsehserie Anna) für Gesang, Klavier und Gitarre. Melos Musik Verlag, München 1987.
  • Anna’s Theme (aus der Fernsehserie Anna) für Klavier und Gitarre. Melos Musik Verlag, München 1987.
  • Children of Love (aus der Fernsehserie Laura und Luis) für Gesang, Klavier und Gitarre. Melos Musik Verlag, München 1989.

1990er Jahre

  • Guitar Favourites (Bearbeitungen und Originalkompositionen für Gitarre). Schott Music, Mainz 1992.
  • Barbara Heller: Lalai, bearbeitet für Sprecherin, Flöte, Viola, Gitarre und Percussion. Schott Music, Mainz 1999.

2000er Jahre

  • Joseph Lanner: Aufforderung zum Tanze Op. 7, Trennungswalzer Op. 19, bearbeitet für Flöte, Viola und Gitarre. Universal Edition, Wien 2001.
  • Astor Piazzolla: Amelitango, Isaac Albéniz: Tango, Herman Impertro: Bailando a dos, bearbeitet für Flöte, Viola und Gitarre. Universal Edition, Wien 2001.
  • Scott Joplin: Kismet Rag, bearbeitet für Flöte, Klarinette und Gitarre. Melos Musik Verlag, München 2002.
  • George Gershwin Prelude Nr. 1, bearbeitet für Flöte, Viola und Gitarre. Melos Musik Verlag, München 2002.
  • George Gershwin: Prelude Nr. 3, bearbeitet für Flöte, Viola und Gitarre. Melos Musik Verlag, München 2002.
  • Blue Moments for Gershwin für Altflöte, Viola und Gitarre. Melos Musik Verlag, München 2006.
  • George Gershwin: Prelude Nr. 2, bearbeitet für Flöte, Viola und Gitarre. Melos Musik Verlag, München 2008.
  • Ernesto Nazareth: Confidencias, bearbeitet für Flöte, Klarinette (Viola) und Gitarre. Schott Music, Mainz 2008.
  • Ernesto Nazareth: 3 Tangos, bearbeitet für Flöte, Klarinette (Viola) und Gitarre. Schott Music, Mainz 2008.
  • Wolfgang Amadeus Mozart Divertimento KV 439b Nr. 3, bearbeitet für Flöte, Klarinette (Englischhorn, Viola) und Gitarre. Schott Music, Mainz 2009.

Weblinks


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