Sport Utility Vehicle

Sport Utility Vehicle
 
Mit der Markteinführung des Toyota RAV4 wurde der Begriff SUV auch in Europa bekannt.
 
Chevrolet Tahoe, ein Full-Size SUV
 
Mercedes-Benz M-Klasse, ein "Mittelklasse"-SUV; die größte in Europa gängige Klasse
 
VW Tiguan, ein Kompakt-SUV, wie sie in Europa hauptsächlich verkauft werden
 
Suzuki SX4, ein Crossover nach europäischem Verständnis

Der Begriff Sport Utility Vehicle (abgekürzt SUV) beziehungsweise Geländelimousine bezeichnet einen PKW mit einem ähnlichen Fahrkomfort wie bei einer Limousine, jedoch mit einer erhöhten Geländegängigkeit sowie mit einer Karosserie, die an das Erscheinungsbild von Geländewagen angelehnt ist. Die Geländetauglichkeit ist von Modelltyp zu Modelltyp sehr unterschiedlich; manche SUVs verfügen, da sie vorwiegend für die Nutzung im Straßenverkehr bestimmt sind, auch nicht über Allradantrieb.

Vorläufer dieser Modellgattung war in Deutschland in den 1970er Jahren der Range Rover. Die Verwendung des Begriffs SUV und der weitere Erfolg dieser Fahrzeuggattung begann jedoch erst in den 1990er Jahren mit dem Toyota RAV4 und dem Land Rover Freelander. Besonders in den USA nahmen ab den 1990er Jahren die Neuzulassungen von SUV zu. 1988 wurden in den USA insgesamt 960.852 SUVs und 1997 bereits 2.435.301 SUVs verkauft.[1]

Inhaltsverzeichnis

Begriffe

Im US-amerikanischen Sprachgebrauch bezeichnet Sport Utility Vehicle (Sportnutzfahrzeug) Geländewagen aller Art. Synonym spricht man auch von off-roaders (etwa Geländetaugliche). Die Unterklasse der Komfort-Geländewagen, wie sie im Sinne der deutschsprachigen Bedeutung von Sport Utility Vehicles gemeint sind, heißen im englischen Sprachraum crossover SUV (im Sinne von gekreuzt mit einem PKW) und salopp soft-roaders (etwa Weichgängige).

Ist in Nordamerika von einem Full-Size SUV die Rede, so bezeichnet dies Fahrzeuge wie etwa den Cadillac Escalade, wobei diese nach deutschem Verständnis Geländewagen sind, da sie auf LKW-Chassis aufbauen. Von diesen bereits in ihrer Grundform über 5 Meter langen Fahrzeugen existieren Langversionen mit etwa 5,6 Metern Länge.

Modelle der Größe etwa eines BMW X5 oder eines Lexus RX heißen dort Mid-Size Crossover SUV.

Einige Automobilhersteller bezeichnen Komfort-Geländewagen auch als Sport Activity Vehicles (SAV, Sportaktivitätsfahrzeug), um sie von den klassischen Geländewagen zu unterscheiden und um der Assoziation mit einem betrieblichen Nutzfahrzeug vorzubeugen (in Australien versteht man unter Utility Vehicle z. B. speziell einen Pritschenwagen).

Abgrenzung zum Geländewagen

SUVs ähneln technisch üblicherweise normalen Pkw, verfügen aber häufig über einen Allradantrieb. Der karosserietechnische Aufbau des Fahrzeuges ist hinsichtlich der Proportionen an die von Geländewagen angelehnt. Typische technische Unterschiede sind:

  • Das Getriebe eines Geländewagens verfügt über gesonderte, besonders kurz übersetzte Geländegänge oder (häufiger) über eine allen Schaltstufen nachgeschaltete Getriebereduktion (auch Geländegang oder Low-Range bezeichnet), das eines SUVs nicht immer. Eine hohe Gesamtuntersetzung ist in schwerem Gelände oder zum Ziehen schwerer Anhänger vorteilhaft, denn sie ermöglicht hohe Vortriebskräfte bei niedrigen Geschwindigkeiten.
  • Die maximale Wattiefe eines SUV liegt in der Regel deutlich unter der eines Geländewagens.
  • Klassische Geländewagen verfügen über Starrachsen und einen getrennten Leiterrahmen, SUVs meist über eine Einzelradaufhängung und ein selbsttragendes Chassis.
  • Geländewagen verfügen – zumindest als Option – über Differentialsperren, die die Geländetauglichkeit deutlich verbessern.
  • Rampen- und Böschungswinkel, Steigfähigkeit, Bauch- und Bodenfreiheit sowie Verschränkung sind bei Geländewagen deutlich größer als bei SUVs.

Vom Grundkonzept her werden auf Geländewagen basierende Fahrzeuge heute der Kategorie SUV zugeordnet (siehe Liste unten). Bislang fehlt aber eine allgemeingültige, klare Abgrenzung innerhalb dieser Einordnung in geländegängige und nur geländegängig aussehende SUVs. Für den Laien ist daher oft nicht erkennbar, dass beispielsweise ein BMW X5 im Gegensatz zu einem Mitsubishi Pajero wegen der nicht vorhandenen Getriebeuntersetzung, der eher für die normale Straße ausgelegten Motoren- und Getriebekonzeption und dem hinsichtlich Abstimmung und Belastbarkeit eher auf bestmögliche Straßenfahreigenschaften abgestimmten Fahrwerk nur bedingt tauglich für Geländeeinsätze ist, obwohl beide Fahrzeuge technische Merkmale wie eine selbsttragende Karosserie oder eine Einzelradaufhängung aufweisen.

Softroader

Als Softroader oder Crossover werden umgangssprachlich kleine Sports Utility Vehicles (Außenmaße wie bei Pkw der unteren Mittelklasse) bezeichnet, die zwar optische Stilelemente von Geländewagen aufweisen, aber nur sehr eingeschränkt geländetauglich sind. Der Ausdruck ist eine Wortkonstruktion aus den englischen Begriffen „soft“ (weich) und „Offroader“ (Geländewagen). Technisch sind diese Fahrzeuge meist keine eigenständigen Entwicklungen, sondern basieren auf Pkw-Plattformen, die im Gegensatz zu einer Limousine lediglich mit einer höher liegenden Karosserie und einem Allradantrieb versehen wurden. Die für einen schwereren Geländeeinsatz notwendigen technischen Hilfsmittel wie mechanische Differenzialsperren und Getriebereduktionen werden für diese Fahrzeuge meistens nicht angeboten. Im Vordergrund stehen bei diesen Fahrzeugen der Imagefaktor und die optische Erscheinung; als rationale Kaufargumente werden von den Käufern die gegenüber PKWs bequemere, weil höhere Sitzposition und die sich daraus ergebende bessere Zugänglichkeit sowie eine bessere Übersicht über den Verkehr angeführt. Die bei Geländewagen gegenüber PKW ausgeprägten Nachteile wie der höhere Kraftstoffverbrauch, die schlechteren Fahrleistungen oder das schwerfälligere Fahrverhalten fallen in dieser Fahrzeugklasse vergleichbar weniger ins Gewicht.

Bis in die späten 90er Jahre des 20. Jahrhunderts boten vor allem japanische und koreanische Automobilhersteller Fahrzeuge dieser Kategorie auf dem deutschen Markt an; der Toyota RAV4 gilt als Begründer dieser Fahrzeuggattung. Auch deutsche (VW, Opel, BMW, Ford) und andere europäische (Land Rover, Fiat, Citroen, Peugeot, Alfa Romeo, Seat, Škoda) Hersteller sind jedoch inzwischen (Stand März 2008) in diesem Marktsegment vertreten oder werden innerhalb der nächsten Jahre (bis 2010) dazukommen (Mercedes-Benz, Audi, Renault). „Crossover“-Fahrzeuge im engeren Sinne sind z. B. der Audi allroad quattro, Volvo XC70, Seat Altea Freetrack, Alfa Romeo Crosswagon Q4, Mitsubishi ASX, Škoda Octavia Scout oder Saab 9-3X.

Kritik

SUVs, insbesondere der Oberklasse, stehen aus vielerlei Gründen öffentlich in der Kritik. Durch das grundsätzlich höhere Gewicht und den oftmals höheren Luftwiderstand haben SUVs einen höheren Kraftstoffverbrauch als Limousinen mit vergleichbaren Fahrleistungen.

Eine Analyse von Anprallereignissen an Fahrzeugrückhaltesystemen aus Stahl und Beton haben gezeigt, dass SUVs im Vergleich zu herkömmlichen Pkws und Pickups ein achtfaches Risiko für einen Fahrzeug-Überschlag (Rollover) im Falle eines Anpralls mit sich bringen.[2] Im Zuge der Untersuchung wurden 955 solcher Unfälle analysiert.

Außerdem stellen SUVs ein erhöhtes Unfallrisiko für andere Verkehrsteilnehmer dar: Für Fußgänger, insbesondere Kinder, wird das Verletzungsrisiko durch die hohe Fahrzeugfront gesteigert,[3] besonders durch Fahrzeuge mit Frontschutzbügeln. Bei Kollisionen mit anderen PKW wird dabei das leichtere Fahrzeug stärker in Mitleidenschaft gezogen. Crashtests haben überdies bewiesen, dass die Knautschzonen nur bedingt kompatibel sind.[4]

Auch für Motorradfahrer sind die höher aufbauenden Fahrzeuge gefährlicher, da sie insbesondere beim Seitenaufprall nicht über das Fahrzeugdach hinweg gleiten, sondern auf das Fahrzeug prallen oder in das Fahrzeuginnere eindringen.[5]

In der Schweiz gibt es unter anderem aus diesen Gründen seit Februar 2007 eine Initiative der Jungen Grünen, SUV-Fahrzeugen die Neuzulassung zu verwehren und die Fahrtgeschwindigkeit bereits zugelassener SUVs auf 100 km/h zu beschränken.[6]

Steuerliche Besonderheiten

Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 2,8 Tonnen konnten in Deutschland früher wie LKW oder andere Nicht-Pkw (z. B. Wohnmobile, Bürofahrzeuge oder andere Sonder-Kfz) nach Gewicht besteuert werden. Darunter fielen auch viele SUV, die wie PKW genutzt wurden. Die Kraftfahrzeugsteuer betrug dann vielfach nur die Hälfte dessen, was für die Fahrzeuge im Fall einer Hubraumbesteuerung zu entrichten gewesen wäre. Diese Regelung wurde zum 1. Mai 2005 durch eine Änderung der Straßenverkehrszulassungsordnung abgeschafft. Seither werden alle Fahrzeuge ungeachtet des zulässigen Gesamtgewichts gemäß der vorrangig vorgesehenen Verwendung nach Hubraum oder Gewicht besteuert. Die vorrangig vorgesehene Verwendung unterscheidet zwischen Personen- und Güterbeförderung anhand der für den jeweils zur Verwendung stehenden Nutzflächen des Fahrzeuges sowie weiterer baulicher Merkmale (Abtrennung, Scheiben, Befestigungsmöglichkeiten für Sitze und Gurte etc.). Die endgültige Entscheidung fällt das zuständige Finanzamt jedoch unabhängig von der Typzuordnung gemäß den technischen Papieren des Fahrzeuges (Briefeintrag Pkw oder Lkw).

Modelle

Neuzulassungen in Deutschland

Neuzulassungen 2010[7]
Fahrzeugmodellreihe Anzahl
1 VW Tiguan 38.687
2 BMW X1 26.634
3 Audi Q5 23.148
4 Ford Kuga 14.056
5 Skoda Yeti 13.817
6 Mercedes-Benz GLK-Klasse 12.588
7 Dacia Duster 11.396
8 BMW X5 10.830
9 Hyundai ix35 10.703
10 BMW X3 10.440

Aktuelle Marktlage

"SUVs liegen auf der Internationalen Automobil-Ausstellung 2011 voll im Trend. Weltweit gibt es derzeit kein anderes Segment, das derart nachhaltig wächst. Doch eigentlich kann man schon längst von keinem Trend mehr sprechen - zu viele Jahre drücken die zunehmend urbaner werdenden Geländewagen der Automobilindustrie ihren Stempel auf. Kaum ein Autohersteller kann es sich noch erlauben, auf diese Fahrzeugklasse zu verzichten." "Selbst Porsche, weltweit führende Sportwagenmarke, hat ihr finanzielles Seelenheil nicht zuletzt der Erfindung des Luxus-SUVs namens Cayenne zu verdanken."[8]

Inzwischen bieten Volumenhersteller (zum Beispiel Renault, Nissan oder Mitsubishi) und auch Premiumfirmen wie Audi oder BMW mehrere SUV-Modellreihen an. Die Lieferzeiten sind lang (Stand August 2011); zum Beispiel warten auf den Kia Sportage 60.000 Besteller.

Von den drei deutschen Premiumherstellern liegen die BMW-Crossover-Absatzzahlen vorn. BMW X3 und BMW X1 sind in der SUV-Zulassungsstatistik weit vorne. Der Audi Q5 verkauft sich ebenfalls gut.

Sich mit einem SUV von der Masse abzuheben, wird zunehmend schwerer. Fahrzeuge wie der BMW X6 zeigen, dass es beim Kauf eines SUVs nicht unbedingt um Praktikabilität gehen muss. Der X6 bietet deutlich weniger Nutzen als der X5 - gleichwohl kommt sein Coupédesign an. Mercedes und Audi planen eine Symbiose aus luxuriösem Crossover und Coupé.[9]

Einzelnachweise

  1. The World Almanac and Book of Facts 1999, Seite 707, ISBN 0886878330
  2. GABAUER, GABLER, 2009: Differential Rollover Risk in Vehicle-to-Traffic Barrier Collisions
  3. Spiegel Online: Neue ADAC-Studie: Geländewagen sind so gefährlich wie fahrende Mauern
  4. Focus Online: David gegen Goliath: SUV trifft Golf
  5. AXA Winterthur: Hohe Fahrzeuge – hohe Risiken
  6. Spiegel Online: Kampagne gegen Offroader: Schweizer Grüne wollen Monster-Geländewagen verbieten
  7. http://www.auto-motor-und-sport.de/news/gelaendewagen-zulassungszahlen-2010-die-tops-und-flops-bei-den-suvs-3289890.html
  8. capital.de: [1]
  9. ftd.de: [2]

Weblinks

 Commons: Sport Utility Vehicle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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