St. Maria ad Ortum

St. Maria ad Ortum
Kapelle St. Maria ad Ortum

Maria ad Ortum (hortus sanctae Mariae) war eine dreischiffige spätromanische Kirche des Zisterzienserinnenordens „zo sent Marie garden“, Mariengarten, zu Köln, die in der Franzosenzeit aufgehoben und niedergelegt wurde. An sie erinnern heute noch ein Straßenname und eine ihren alten lateinischen Namen tragende Kapelle.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Römische Nordmauer, Reste des Lysolphturmes

Kirche und Klostergebäude standen auf dem innerhalb der römischen Stadtmauer liegenden Areal unweit eines Wehrturmes der Nordmauer, welcher „Lysolphturm“ genannt wurde. Der von Baumgärten umstandene Konvent der Ordensschwestern lag zwischen den auch heute noch stillen Straßen „Margardengassen“, der heutigen Mariengartengasse, und der im 12. Jahrhundert „urbis murus“ später „up der burchmure“ genannten heutigen Burgmauer. [1]

Mit dem im Nordwesten am damaligen Rand der Stadt gelegenen Areal fanden sie, der Tradition des Ordens folgend, einen Ort der Stille. Dennoch gelangten die Ordensschwestern bei Bedarf schnell in das sich entwickelnde Zentrum der Stadt entlang der Hohen Straße und zu den zentralen Märkten Alter Markt oder dem Heumarkt. Auch die Kathedrale, der Kölner Dom, war nicht weit entfernt.

Spätromanische Kirche

Maria ad Ortum von Südosten, Zeichnung von Justus Vinkenbooms 1664/65

Maria ad Ortum war eine dreischiffige spätromanische Kirche mit halbrundem Chor und typischem Dachreiter. Sie wurde zwischen den Jahren 1244 und 1260 anstelle einer kleinen Klosterkapelle erbaut. Die Kirche bestand bis zur Aufhebung des Klosters im Zusammenhang mit der Säkularisation 1802 und wurde im Jahr 1805 abgebrochen. [2]

Nach der Aufhebung der Kirche gelangten wertvolle Ausstattungsstücke in die „Alte Pinakothek“ in München und in das „Germanische Nationalmuseum“ nach Nürnberg. Allein die Memorientafel der Stifterfamilie, der Grafen von Neuenahr. verblieb in Köln und gelangte in das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud.

Mäzene der Kirche

Förderer des Kirchenbaues waren die Grafen von Neuenahr, ihr Hofgut stand an der Ecke Lang- und Schwalbengasse, sie wählten die Kirche auch als Begräbnisstätte ihrer Familie. Ein Mitglied derselben, Hermann von Neuenahr, wurde später Dompropst (1524) und war damit zugleich Kanzler der alten Kölner Universität. In dieser Position unterstanden ihm die offizielle Verleihung der akademischen Grade sowie die kirchliche Lehraufsicht. [3]

Ordensgründung

Der Name des Ordens erscheint erstmals als „conventus de Rile“ (Riehl?) in den Schreinsbüchern des Jahres 1220. Durch den Kölner Erzbischof Engelbert I, einem ersten „Gönner“ des Ordens, wurde den Ordensschwestern eine Um- und Ansiedlung auf erzbischöflichem Grund und Boden in Köln ermöglicht. [4] Um das Jahr 1233 konstituierte sich am „Mariengarten“, der späteren „Mariengartengasse“ in der Kölner Innenstadt, ein Kloster der Zisterzienserinnen. Der Frauenorden orientierte sich mit seinen Regeln nach dem Ursprungskloster in Cîteaux (Cistercium). Das Kölner Kloster war in den Orden inkorporiert, es unterstand damit einem vom Generalkapitel ernannten Vaterabt und genoss sonst die gleichen Privilegien wie ein Männerorden. Eine der für die spätere Zeit überlieferten Abteien, die den Vaterabt stellten, war die Abtei des Klosters Kamp im heutigen Kamp-Lintfort. Der Abt hatte den Kölner Konvent jährlich zu visitieren und die Anzahl der Mitglieder festzulegen. Er hatte eine eventuell neugewählte Äbtissin zu bestätigen und bestimmte den Beichtvater des Klosters. Wie bei vielen zu dieser Zeit entstehenden Frauenorden entstammte auch im Kloster „Mariengarten“ ein hoher Anteil der Ordensfrauen aus den Häusern des örtlichen Adels und der Patrizierfamilien. Dies hatte zur Folge, dass aufgrund des eingebrachten „als vorgezogenes Erbe “ oder Schenkungen der Familien der Nonnen der Konvent rasch zu Wohlstand und umfangreichem Besitztum gelangte. Der Andrang ins klösterliche Leben war so groß, dass schon im Jahr 1236 einunddreißig Jungfrauen aus dem Kölner Kloster Mariengarten in die in der Nähe liegende Neugründung der Zisterzienserinnen Kloster Marienborn Hürth-Burbach übersiedelten. [5] .[6]

Kapelle Maria ad Ortum

Kapelle St. Maria ad Ortum

Auf dem Gelände des ehemaligen Klosters stehen heute Gebäude des Westdeutschen Rundfunks. Die verbliebenen Grundstücke zwischen der Rundfunkanstalt (Straße „An der Rechtschule“) bis zur Straße „Burgmauer“ sind noch heute mit Gärten durchsetzt. Wie in alter Zeit werden auch jetzt noch viele der sich im kirchlichem Besitz befindlichen Häuser von geistlichen Würdenträgern bewohnt. In Anlehnung an die roten Kragen (Kollar) der in diesem „Viertel“ häufig zu sehenden geistlichen Herren, spricht der Volksmund auch vom „Rotkehlchenviertel“.

Die heutige Kapelle Maria ad Ortum wurde zum Gedenken an Kloster und Kirche errichtet. Sie dient in heutiger Zeit als Aufbahrungsstätte verstorbener Mitglieder des Domkapitels vor deren Bestattung. Sie befindet sich an der Ecke der an dieser Stelle erhöht verlaufenden Straßen Burgmauer und Mariengartengasse im Zentrum der Innenstadt oberhalb des Restes eines Wehrturmes der römischen Stadtmauer an der Komödienstraße und damit in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Standort. Die Kapelle liegt im Stadtteil Altstadt-Nord und gehört zum Stadtbezirk Innenstadt von Köln. Diese Andachtsstätte ist, obwohl sie im Zentrum der Stadt liegt, auch heute noch ein Ort der Ruhe.

Siehe auch: Liste der Zisterzienserklöster.

Literatur / Quellen

  • Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 3 Bände A – Z, Greven Verlag, Köln, 9. Auflage 1984, ISBN 3-7743-0155-7
  • Eduard Hegel: St. Kolumba in Köln, eine mittelalterliche Großstadtpfarrei in ihrem Werden und Vergehen, Verlag Franz Schmitt, Siegburg 1996 – ISBN 3-87710-177-1
  • Herman Josef Hüsgen: Zisterzienserinnen in Köln. Die Klöster Mariengarten, Seyen und St. Mechtern, St. Apern, Köln – Wien 1993.
  • Erich Meuthen: Die alte Universität Köln, Köln-Wien 1988
  • Robert Wilhelm Rosellen: Geschichte der Pfarreien des Dekanates Brühl. J. P. Bachem Verlag, Köln 1887 (Aus dem Hauptbuch des Klosters Burbach von 1753 - Archiv Stadt Hürth, Eigene Exzerpte)
  • Carsten Schmalstieg: St. Maria ad Ortum. Kirche des Zisterzienserinnenklosters Mariengarten, Colonia Romanica Kölner Kirchen und ihre Ausstattung in Renaissance und Barock, Bd. 3). Köln (2005).

Einzelnachweise

  1. Adam Wrede, Band II, Seite 179, Band I, Seite 116
  2. Informationen der Stadt Köln
  3. Meuthen, Universität, S. 352
  4. Carsten Schmalstieg, St. Maria ad Ortum
  5. Herman Josef Hüsgen: Zisterzienserinnen in Köln.
  6. Rosellen: Aus dem Hauptbuch des Klosters Burbach von 1753 .

Weblinks

 Commons: St. Maria ad Ortum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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