- Steven Chu
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Steven Chu (chinesisch: 朱棣文; pinyin: Zhū Dìwén; * 28. Februar 1948 in St. Louis, Missouri, USA) ist ein US-amerikanischer Physiker.
Er erhielt 1997 den Nobelpreis für Physik. Sein Hauptgebiet ist die Beeinflussung von Atomen mittels Lasern. Er war Direktor des Lawrence Berkeley National Laboratory bis zu seiner Ernennung zum Energieminister und hält Professuren in Berkeley und Stanford.
Im Kabinett des US-Präsidenten Barack Obama bekleidet Chu das Amt des Energieministers, das er am 20. Januar 2009 übernahm.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Chu stammt aus einer chinesischstämmigen Akademikerfamilie, die 1943 auf dem Umweg über Frankreich in die USA einwanderte. Sein Vater war Chemie-Professor am Brooklyn Polytechnic und Chu wuchs in der Nähe in Garden City auf. Chu studierte anfangs an der University of Rochester, wo er seinen Bachelor machte. Danach wechselte er an die University of California, Berkeley mit der Absicht, sich auf theoretische Physik zu spezialisieren. Stattdessen befasste er sich bei Eugene Commins mit der Messung von Paritätsverletzungen des (in der Quantenelektrodynamik verbotenen) magnetischen Dipolübergangs in Thalliumatomen, die nach der elektroschwachen Theorie im Standardmodell möglich waren (der ursprüngliche Vorschlag für solche Experimente kam von Claude Bouchiat und Marie-Anne Bouchiat in Frankreich 1974) und sich in einer schwachen Asymmetrie der Absorption rechts- und linkspolarisierten Lichts äußerten. Für das Experiment musste sich Chu intensiv mit dem Bau von Lasern beschäftigen. Das Experiment nahm einige Zeit in Anspruch, und während dieser Zeit wurde er 1976 Post-Doc – seine experimentelle Arbeit wurde als ausreichende Qualifikation anerkannt. Erste Ergebnisse publizierte die Gruppe 1979[2], damals waren aber neutrale Ströme schon am SLAC in der Hochenergiephysik nachgewiesen worden.
Ab 1978 arbeitete er bei den Bell Laboratories in Murray Hill (New Jersey), wo er mit Experimenten zum genauen Vermessen der Spektren von Positronium begann, dem „Wasserstoffatom“ der Quantenelektrodynamik, bestehend aus Positron und Elektron. Das Experiment (mit Allen Mills) war erfolgreich, nahm aber ebenfalls mehrere Jahre in Anspruch. Es war damals eines der genauesten Experimente zur Quantenelektrodynamik.[3]
1983 wurde er Leiter der Abteilung für Quantenelektronische Forschung des Bell-Labors in Holmdel. Zu dieser Zeit plante er sich mit Festkörperphysik zu beschäftigen (Pikosekunden-Laserpulse zur Untersuchung von Exzitonen-Anregungen), wurde dann aber (angeregt durch Arbeiten seines Kollegen Arthur Ashkin bei den Bell Labs, der daran schon seit 1970 arbeitete) zur Entwicklung optischer Fallen[4] und ihrer Weiterentwicklung mit Laserkühlungsverfahren zum „Einfangen“ von Atomen geführt, was ihm schließlich den Nobelpreis einbrachte.[5]
1987 wurde er als Nachfolger von Theodor Hänsch Professor für Physik und Angewandte Physik an der Stanford University. Dort leitete er von 1990 bis 1993 und 1999 bis 2001 die Physikabteilung und wandte sich auch biophysikalischen Forschungen zu.
2004 wurde er Direktor des Lawrence Berkeley National Laboratory und nahm dazu auch eine Professur in Berkeley an. In Stanford wird er jedoch noch als Lehrkraft geführt, mit dem Status on extended leave (längerfristig abwesend).
Heute ist er Professor an der University of California, Berkeley. Seit 2009 ist er Secretary of Energy (Energieminister) in der Obama-Regierung.
Wirken
Chu entwickelte zahlreiche Verfahren und Geräte für optische und atomphysikalische Messungen. So maß er mithilfe stabilisierter Laser die Paritätsverletzung in Thalliumatomen und mit der Dopplerfreien Zwei-Photonen-Spektroskopie untersuchte er Positronium und Myonium (mit Mills maß er 1982 die Differenz des 1s und 2s Niveaus des Positroniums mit einer Genauigkeit von ein paar Teilen zu einer Milliarde).Seine wichtigste Leistung ist wohl ab Mitte der 1980er Jahre die Laserkühlung von Atomen, mit der er Atomfallen baute, die sehr genaue atomspektroskopische Messungen erlaubten.[6]
Später arbeitete Chu an der Verfeinerung dieser Methoden, Atomfallen und Atomuhren, insbesondere dem Fontänenprinzip (Atomic Fountain Clock), und Bose-Einstein-Kondensaten. Er beteiligte sich an hochgenauen Messungen der Gravitationskonstante und Feinstrukturkonstante und verwendete einige seiner optischen Methoden bei biophysikalischen Untersuchungen, etwa der Manipulation einzelner DNA-Moleküle mit optischen Pinzetten (Optical Tweezers, 1989) oder in der Polymerdynamik.
1982 zeigte er mit Wong die Möglichkeit der Ausbreitung von Pulsen in absorbierenden Medien mit einer Gruppengeschwindigkeit, die größer als die Lichtgeschwindigkeit im Medium ist.[7]
Er war einer der ersten Unterzeichner der Petition für Project Steve, einer Kampagne, die für die Unterrichtung der herkömmlichen wissenschaftlichen Auffassung über die Evolutionstheorie an Schulen eintritt und wandte sich damit gegen die in den USA populären Alternativkonzepte des Kreationismus und des Intelligent Design.
Engagement im Bereich Energieversorgung und Klimawandel
Chu befürwortet schon lange eine Intensivierung der Forschung im Bereich regenerativer Energien und die Weiterentwicklung der Kernkraft, da er der Meinung ist, dass eine Verlagerung weg von fossilen Brennstoffen unverzichtbar ist, um die globale Erwärmung zu bekämpfen. Er sagte dazu, dass ein durchschnittliches Kohlekraftwerk 100-mal mehr Strahlung emittiere als ein durchschnittliches Kernkraftwerk.[8]
Chu warnte auch, dass die globale Erwärmung die Landwirtschaft im US-Bundesstaat Kalifornien noch innerhalb dieses Jahrhunderts unmöglich machen könnte. Er ist Mitglied des Kopenhagener Klimarates (Copenhagen Climate Council), einer Vereinigung von Wirtschafts- und Wissenschaftsvertretern, die geschaffen wurde, um einen Impuls für die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 geben.
Chu spielte eine wichtige Rolle bei der Erarbeitung der erfolgreichen Bewerbung für das Energy Biosciences Institute, ein von BP mit 500 Millionen Dollar finanziertes gemeinsames Projekt der Universität Berkeley, dem Lawrence Berkeley Lab und der University of Illinois. Dies sorgte in Berkeley für eine Kontroverse mit denen, die befürchten, dass diese Zusammenarbeit das Renommee der Universität für akademische Integrität beschädigen könnte.
Auszeichnungen und Ehrungen
Chu erhielt 1987 den Broida-Preis für Laserspektroskopie der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft, 1993 den König-Faisal-Preis für Naturwissenschaften und 1995 den Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung, von der auch eine Wolfgang-Paul-Vorlesung organisiert wurde, die er 1998 am Physikalischen Institut der Universität Bonn hielt. Er ist Mitglied der National Academy of Sciences.
1997 erhielt Chu zusammen mit William D. Phillips und Claude Cohen-Tannoudji den Physik-Nobelpreis für das Kühlen und Einfangen von Atomen mit Laserlicht.
Weblinks
Commons: Steven Chu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Chus Webseite an der UC Berkeley
- Chus Webseite in Stanford
- Biografie in Stanford, Publikationsverzeichnis
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1997 an Steven Chu (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ „Obama macht Nobelpreisträger zum Energieminister“, 16. Dezember 2008
- ↑ R. Conti, P. Bucksbaum, S. Chu, E. Commins und L. Hunter: Preliminary Observation of Parity Nonconservation in Atomic Thallium. In: Physical Review Letters. Band 42, 1979, S. 343
- ↑ Chu, Mills und John Hall: Measurement of the Positronium 1S-2S Interval by Doppler-Free Two-Photon Spectroscopy. In: Physical Review Letters. Band 52, 1984, S. 1689–1692
- ↑ Ashkin, J. M. Dziedzic, J. E. Bjorkholm und Chu: Observation Of a Single-Beam Gradient Force Optical Trap For Dielectric Particles. In: Optics Letters. Band 11, 1986, S. 288–290
- ↑ S. Chu u.a.: Three-Dimensional Viscous Confinement and Cooling of Atoms by Resonance Radiation Pressure. In: Physical Review Letters. Band 55, 1985, S. 48, siehe Physical Review Landmark Papers, Laser Cooling
- ↑ Chu, J. E.Bjorkholm, Ashkin und A. Cable: Experimental Observation of Optically Trapped Atoms. In: Physical Review Letters. Band 57, 1986, S. 314, E. Raab, M. Prentiss, A. Cable, S. Chu und D. E. Pritchard: Trapping Sodium with Radiation Pressure. In: Physical Review Letters. Band 59, 1987, S. 2631
- ↑ Chu und S. Wong: Linear pulse propagation in an absorbing medium. In: Physical Review Letters. Band 48, 1982, S. 738
- ↑ Interview von Chu 2005
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