- Stralauer Viertel
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Die Stralauer Vorstadt (auch Stralauer Viertel genannt) ist ein historischer Stadtteil von Berlin, der in den Ortsteilen Mitte und Friedrichshain aufgegangen ist.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Stralauer Vorstadt in ihrer größten Ausdehnung wurde 1920 begrenzt
- im Westen durch Alt-Berlin
- im Norden durch die Königsstadt
- im Osten durch die Ringbahn bzw. die Grenze zu Boxhagen
- im Süden durch die Spree
Geschichte
Die Stralauer Vorstadt entstand am Ende des 17. Jahrhunderts vor dem Stralauer Tor der Berliner Festungsmauer. Sie wurde im 18. Jahrhundert mit dem Bau der Berliner Zollmauer ins Berliner Stadtgebiet einbezogen und seitdem überwiegend Stralauer Viertel genannt. Die Zollmauer verlief anfänglich entlang des heutigen Straßenzuges Friedenstraße-Marchlewskistraße-Warschauer Straße bis zum Oberbaum an der Spree. Im 19. Jahrhundert wurden weitere außerhalb der Zollmauer gelegene Gebiete nach Berlin eingemeindet, sodass die Stralauer Vorstadt sich schließlich nach Osten bis zur Berliner Ringbahn ausdehnte. Lediglich die innerhalb der Ringbahn gelegenen Teile von Boxhagen und Friedrichsberg wurden erst 1920 nach Berlin eingemeindet.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stralauer Vorstadt zu einem Industrie- und Arbeiterbezirk mit dichter Mietskasernenbebauung. Die Einwohnerzahl des Stadtteils Stralauer Viertel (so der amtliche Name der Stralauer Vorstadt im 19. Jahrhundert) stieg von 80.391 im Jahre 1867 bis auf den Höchststand von 302.208 im Jahre 1910.[1]
Bei der Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 ging die Stralauer Vorstadt zum größten Teil in den neuen Bezirk Friedrichshain auf. Das Gebiet westlich der heutigen Lichtenberger Straße kam zum Bezirk Mitte. Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile der Stralauer Vorstadt flächendeckend zerstört. Beim Wiederaufbau wurde das gesamte alte Straßenraster westlich der Koppenstraße überbaut und neu gestaltet. Besonders markant ist die Neubebauung der Karl-Marx-Allee von Anfang der 1950er-Jahre mit großen, heute denkmalgeschützten Wohngebäuden im Stil des Sozialistischen Klassizismus.
Die Bezeichnung Stralauer Vorstadt ist heute weitgehend aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden; lediglich ein statistischer Bezirk im Ortsteil Mitte trägt noch diesen Namen.
Historische Orte und Gebäude
Plätze
- Strausberger Platz, 1863 erstmals angelegt, beim Wiederaufbau in den 1950er-Jahren um 50 Meter nach Westen verschoben und neu angelegt
- Landsberger Platz, am Ort des ehemaligen Landsberger Tors, ab 1950 Leninplatz, seit 1992 Platz der Vereinten Nationen
- Baltenplatz, seit 1948 Bersarinplatz
- Andreasplatz, heute nicht mehr als Platz erkennbar
- Forckenbeckplatz, in den 1890er-Jahren im Samariterviertel angelegt
- Petersburger Platz, in den 1890er-Jahren angelegt
Straßen
- Große Frankfurter Straße, um 1701 angelegt; von 1949 bis 1961 Stalinallee, seit 1961 Karl-Marx-Allee
- Frankfurter Allee, 1708 als Heerweg nach Frankfurt (Oder) angelegt, beginnend am damaligen Frankfurter Tor
- Holzmarktstraße-Mühlenstraße-Stralauer Allee, die Ausfallstraße Richtung Stralau und Treptow
- Warschauer Straße, in den 1870er-Jahren als Teil der inneren Gürtelstraße des Hobrechtplans angelegt
Kirchen
- St.-Markus-Kirche, 1855 als erste Kirche der Stralauer Vorstadt in der Weberstraße errichtet, 1944 zerstört, Ruine 1957 abgeräumt
- St.-Andreas-Kirche, 1856 in der Andreasstraße errichtet, 1944 ausgebrannt, Ruine 1949 gesprengt und abgeräumt
- Samariterkirche, 1894 am Samariterplatz errichtet
- St.-Pius-Kirche, 1895 in der Palisadenstraße errichtet
- Auferstehungskirche, 1895 in der Friedensstraße errichtet
- St.-Antonius-Kirche, 1895 in der Rüdersdorfer Straße errichtet
- Lazaruskirche, 1905 in der Grünberger Straße errichtet, 1945 ausgebrannt, Ruine 1949 gesprengt und abgeräumt
- Zwinglikirche, 1908 am Rudolfplatz errichtet
Handel und Verkehr
- Schlesischer Bahnhof, 1842 als Kopfbahnhof eröffnet, 1882 zu einem Durchgangsbahnhof umgebaut, heute Ostbahnhof
- Alter Ostbahnhof, 1867 als Kopfbahnhof der Preußischen Ostbahn eröffnet, 1882 für den Personenverkehr geschlossen, Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört
- U-Bahnhof Stralauer Tor, 1902 eröffnet, 1924 in Osthafen umbenannt, im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wiederaufgebaut
- Stadtbahnviadukt, 1882 fertiggestellt, teilweise auf dem ehemaligen Festungsgraben angelegt, bildet zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke die Grenze zwischen der Stralauer Vorstadt und Alt-Berlin
- Osthafen, 1913 am nördlichen Spreeufer eröffnet, Hafenbetrieb 2005 eingestellt
- Zentralvieh- und Schlachthof, 1881 auf einem 1878 eingemeindeten Gelände eröffnet, 1991 Betrieb eingestellt
Spreebrücken
- Jannowitzbrücke, Name von insgesamt vier Brücken am gleichen Ort, die 1822, 1883, 1930 und 1954 errichtet wurden
- Michaelbrücke, 1878 errichtet, 1995 durch Neubau ersetzt
- Schillingbrücke, 1874 errichtet
- Brommybrücke, 1909 errichtet anstelle einer Eisenbahn-Drehbrücke der Verbindungsbahn von 1851, im Zweiten Weltkrieg zerstört, ein Wiederaufbau wird diskutiert
- Oberbaumbrücke, 1896 anstelle einer Holzbrücke von 1732 errichtet, 1902 für die Berliner U-Bahn ausgebaut
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Leyden: Groß-Berlin. Geographie der Weltstadt. Hirt, Breslau 1933 (darin: Entwicklung der Bevölkerungszahl in den historischen Stadtteilen von Alt-Berlin, S. 206)
52.51768330555613.4295845Koordinaten: 52° 31′ 4″ N, 13° 25′ 47″ O
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