- Theesen
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Theesen Stadt BielefeldKoordinaten: 52° 4′ N, 8° 31′ O52.0666666666678.516666666666784Koordinaten: 52° 4′ 0″ N, 8° 31′ 0″ O Höhe: 84–135 m ü. NN Fläche: 4,90 km² Einwohner: 3.936 (31. Dez. 2008) Eingemeindung: 1. Jan. 1973 Postleitzahl: 33739 Vorwahlen: 05206, 0521 Lage von Theesen in Bielefeld
Theesen ist ein Ortsteil der kreisfreien Stadt Bielefeld in Nordrhein-Westfalen. Der Ortsteil gehört zum Stadtbezirk Jöllenbeck. Sein Motto lautet: „Stadtnah im Grünen“.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Stadt Bielefeld ist unterhalb der zehn Bezirke nicht weiter in administrative oder politische Einheiten gegliedert. Stadtteile sind in Bielefeld daher nur informelle Teilgebiete, deren Abgrenzung sich meist auf das Gebiet einer Altgemeinde bezieht. Zu statistischen Zwecken ist Bielefeld jedoch in 92 „statistische Bezirke“ eingeteilt. Die Altgemeinde Theesen entspricht dabei in etwa dem statistischen Bezirk Theesen, der heute in etwa die Grenzen des informellen Stadtteils Theesen definiert.
Theesen liegt am südlichen Rand des Ravensberger Hügellands. Seine sanft wellige Oberflächenform verdankt das Ravensberger Hügelland einer nicht mehr als meterdicken Lößlehmschicht der Weichselkaltzeit, die auf wasserundurchlässigen Lias- und Keupertonen aufliegt. Die durch Bäche und Quell-Rinnsale hervorgerufenen Kerbtäler wurden seit dem Mittelalter durch "Wiskenmaker" in breitere und für Weidezwecke zugänglichere Trog- und Kastentäler, sogenannte Sieke, umgestaltet. Sieke sind auch für Theesen landschaftsprägend.
Ein im Vergleich zur Ackerfläche kleineres Waldstück, das Köcker Holz, findet sich im Westen von Theesen. Dort war die Lößlehmschicht für intensiven Ackerbau nicht ausreichend. Auf dem Hof Schröder (früher Kralemann) am Ende der Straße "Im Teilholz" bestand zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Ziegelei, in der der dort vorhandene Liaston zu Ziegelsteinen verarbeitet wurde.
Der Ortskern von Theesen liegt sechs Kilometer nördlich vom Stadtzentrum Bielefeld und drei Kilometer südlich von Jöllenbeck. Theesen grenzt an die Bielefelder Stadtteile Vilsendorf, Schildesche, Babenhausen und Jöllenbeck. Die südliche Grenze des Stadtteils bildet der Johannisbach. Die Grenze zu Vilsendorf im Osten bildet der Moorbach und zu Babenhausen im Westen der Beckendorfer Mühlenbach sowie der Johannisbach.
Geschichte
Theesen wurde erstmals 1151 urkundlich erwähnt als Tihedengusen. Namensdeutung: Ti-heden-gusen: Ti = „Thing“, „Versammlungsort“; -hede(n)=„Heide“; -gusen= mundartlich -chusen = -„hausen“. Tihedengusen: „Ort an der Tiheide“. Urnenfunde aus dem Jahre 1970 auf dem Sportplatz weisen auf frühe Besiedlung in der Eisenzeit (800 bis 300 v. Chr.) hin. Um 1200 werden neun Bauernhöfe in einer Urkunde erwähnt, davon liegen vier Höfe im Drubbel, dem früheren Ortskern, und fünf sind Einzelhöfe. Die meisten Höfe befinden sich noch heute an der ursprünglichen Stelle. Über Jahrhunderte hinweg hatte die Bauerschaft Theesen etwa 150 bis 200 Einwohner, die von den Erträgen der Landwirtschaft lebten. Seit dem Mittelalter wurde für den Eigenbedarf auch Flachs als Grundstoff für die Leinenherstellung angebaut. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde in Heimarbeit auch für den Verkauf gearbeitet. Viele Kotten zeigen noch heute durch mehrere, nebeneinander liegende Fenster, dass in ihnen Flachs verarbeitet wurde.
Seit dem Mittelalter gehörte Theesen zur Vogtei Schildesche in der Grafschaft Ravensberg. Ab 1807 gehörte Theesen zunächst zum Distrikt Bielefeld des Königreichs Westphalen, das von Jérôme, dem Bruder Napoleons regiert wurde. Von Februar 1811 bis Oktober 1813 verlief mitten durch Theesen entlang des Johannisbaches eine Staatsgrenze. Das nördlich des Johannisbachs gelegene Obertheesen gehörte zum Departement der Oberen Ems des Kaiserreichs Frankreich, während das südlich des Johannisbachs gelegene Untertheesen beim Königreich Westphalen verblieb. Diese Jahre galten als Katastrophenjahre für den Leinenhandel und die Herstellung von Leinen.
Nach der Napoleonischen Zeit gehörte das wiedervereinigte Theesen seit 1816 zum Kreis Bielefeld und darin zunächst zur Bürgermeisterei Schildesche, aus der 1843 das Amt Schildesche gebildet wurde.[1] Im Jahr 1930 wurde Untertheesen, der südliche Teil der Gemeinde Theesen, nach Bielefeld eingemeindet. Die Gemeinde verlor dadurch einen beträchtlichen Teil ihrer Einwohner. Gleichzeitig wurde das Amt Schildesche aufgelöst und die restliche Gemeinde kam zum Amt Jöllenbeck.[2]
Im Rahmen der kommunalen Neugliederung des Raums Bielefeld wurde Theesen am 1. Januar 1973 nach Bielefeld eingemeindet[3] und gehört seitdem zum Stadtbezirk Jöllenbeck.
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner 1843 974[4] 1864 864[5] 1910 1.513[6] 1925 1.551[7] 1933 1.288[7] 1966 2.169[8] 2008 3.936[9] In Theesen leben heute überdurchschnittlich viele Familien mit Kindern, vor allem in Ein- und Zweifamilienhäusern. Der Ausländeranteil liegt deutlich unterhalb des Bielefelder Durchschnitts.
Religion
Theesen gehörte ursprünglich zum evangelischen Kirchspiel Schildesche und die Verstorbenen wurden auf dem dortigen Friedhof beerdigt. Erst 1939 wurde der Friedhof in Theesen auf Initiative des Lehrers Eduard Sudbrack errichtet und eingeweiht. Heute ist für die evangelischen Gläubigen die evangelisch-lutherische Auferstehungsgemeinde Theesen zuständig. Hauptamtlicher Pastor ist Hagen Schillig. Die Kirche hat auch einen Förderverein, der u.a. den Großen Saal renovieren ließ und sich für die weitere Entwicklung und finanzielle Unterstützung der Gemeinde einsetzt. Die Theesener Katholiken gehören zur Pfarrei St. Johannes Baptist in Schildesche.
Politik
Wappen
Aus Anlass des Jubiläums „850 Jahre Theesen“ wurde 2001 ein Theesener Wappen entworfen. Es zeigt im unteren Teil die drei Ravensberger Sparren, die auf die frühere Zugehörigkeit Theesens zur Grafschaft Ravensberg Bezug nehmen, sowie im oberen Teil einen Engel und fünf gestreute Sterne im blauen Feld. Engel und Sterne finden sich an vielen Torbögen Ravensbergischer Bauernhöfe. Der Engel im Theesener Wappen geht auf die Darstellung eines Engels auf dem Torbogen des Hauses Theesen Nr. 27 (heute Voltmannstr. 236) zurück. Dieser stammt aus dem Jahr 1789 und ist seit 2001 im Vorraum der Kirche aufgestellt.
Bezirksvertretung
Für Theesen ist die Bezirksvertretung des Stadtbezirks Jöllenbeck zuständig.
Vereine
Zahlreiche kulturelle Einrichtungen und Vereine sind in Theesen tätig. Dazu zählen unter anderem:
- FAKT - Freunde und Förderer der Ev.-Luth. Auferstehungskirchengemeinde Theesen e.V.
- Kinderchor „Theesener Spatzen“
- Landfrauenverein Theesen
- Theesener Flöten-Ensemble
- Verein der Rassegeflügelzüchter Theesen
- Pfadfinderstamm Arminius
- Freiwillige Feuerwehr Theesen
- Verein „850 Jahre Theesen“ e. V.
- Ravensberger LichtLandschaften
- Jungschar im Gemeindehaus
Sport
Der 1949 gegründete VfL Theesen ist der Sportverein von Theesen. Seit 1972 besteht das dazugehörige Sportheim. Danach folgten weitere Anbauten.
Die erste Fußballmannschaft spielt in der Saison 2010/2011 in der Staffel Ost der Landesliga Westfalen. Aushängeschild des Vereins ist die Fußballjugendabteilung. Über 20 Mannschaften, darunter auch eine Mädchenmannschaft, spielen in den verschiedenen westfälischen Spielklassen Die jeweils ersten Teams der Altersklassen A-D-Junioren spielen in der höchsten westfälischen Liga.
Der VfL Theesen veranstaltet jedes Jahr zu Pfingsten ein Internationales Fußball-B-Junioren-Turnier. In den letzten Jahren nehmen neben zwei Bielefelder Klubs jeweils vier Teams von Bundesligisten sowie vier ausländische Mannschaften teil. Auch die B-Junioren-Nationalmannschaften Spaniens, Namibias und der USA waren bereits in Theesen zu Gast.
Der VfL verfügt über eine Zwei-Platz-Tennisanlage und eine Tischtennisabteilung, die in der Sporthalle der Grundschule Theesen trainiert. Neben den genannten Sportmöglichkeiten stehen auch noch Gymnastik-Turnen, Nordic Walking und weitere Sportangebote zur Wahl.
Verkehr
Die wichtigsten Straßen sind die Jöllenbecker Straße (L 783) Richtung Bielefeld Mitte und Jöllenbeck, die Theesener Straße und der Horstheider Weg Richtung Schildesche sowie der Telgenbrink Richtung Vilsendorf.
Durch Theesen verkehren drei Buslinien. Tagsüber fahren mindestens vier Busse pro Stunde ins Bielefelder Stadtzentrum:
- Linie 54 Bielefeld–Babenhausen-Süd–Theesen–Jöllenbeck–Enger(-Bünde)
- Linie 55 Bielefeld–Schildesche–Theesen–Jöllenbeck
- Linie 56 Bielefeld–Babenhausen-Süd–Theesen–Jöllenbeck–Spenge
- Nachtbus N2 Jahnplatz–Gellershagen–Theesen–Jöllenbeck–Theesen–Gellershagen-Jahnplatz
Die Stadtbahnlinie 3 soll von der derzeitigen Endhaltestelle Babenhausen-Süd bis zum Homannsweg in Theesen verlängert werden, sobald entsprechende Fördergelder zur Verfügung stehen. Eine Planung liegt bereits vor. Nach aktuellem Stand ist aufgrund der Haushaltslage und der Einstufung der Strecke im Bedarfsplan des Landes mit einer Verwirklichung nach 2015 zu rechnen. Dennoch setzte sich die örtliche SPD in den Kommunalwahlen 2009 dafür ein, das Vorhaben schon früher in die Tat umzusetzen.
Zwei Kleinbahnstrecken der Bielefelder Kreisbahnen durchquerten von 1902 bis 1956 Theesen. Noch heute ist ein Teil der Trasse der Kleinbahnstrecke Bielefeld–Werther als Straße neben der Westerfeldstraße zwischen dem Horstheider Weg und der Jöllenbecker Straße sichtbar. Auf dem alten Bahndamm der Kleinbahnstrecke Bielefeld–Enger führt heute von Schildesche über den Johannisbach hinweg ein Wanderweg nach Theesen.
Bildung
Mit Einführung der Schulpflicht in Preußen im Jahre 1717 gingen die Kinder aus Theesen vom 5. bis zum 12. Lebensjahr (später 13. Lebensjahr) nach Schildesche zur Schule. Der Schulbesuch war über Jahrzehnte unregelmäßig, weil Schulgeld zu zahlen war und die Kinder besonders im Sommer auf dem Feld und im Haushalt der Eltern mithelfen mussten. Ab 1881 besuchten die Theesener Kinder die neu erbaute Schule in Untertheesen. Sie lag in der Nähe der heutigen Stadtbahnhaltestelle Babenhausen-Süd. Wegen der wachsenden Zahl der Bevölkerung war bald ein Neubau erforderlich. 1909 wurde die Volksschule in Obertheesen bezogen. Bis 1968 diente das Gebäude als örtliche Volksschule. Jetzt ist das Gebäude ein Teil der Grundschule Theesen.
Die Grundschule Theesen verfügte im August 2009 über 11 Lehrkräfte, eine Hausmeisterin, zwei Betreuerinnen und die drei Mitarbeiterinnen der Offenen Ganztagsschule (OGS). Das OGS-Gebäude wurde 2007 auf dem Schulhof erbaut, und bietet seitdem ein Mittags-Angebot und wird zur zusätzlich Betreuung genutzt. Außerdem befindet sich im Gebäude der OGS noch eine Schulbibliothek, Sanitärräume, Gruppenräume, Ruheecken und Garderoben mit Eigentumsfächern.
Persönlichkeiten
- Ulrich Stein, ehemaliger Fußballprofi und Nationalspieler
Literatur
- Kai-Uwe von Hollen: Theesen. Entwicklung der Gemeinde vom 12. bis zum 20. Jahrhundert. Verlag für Druckgrafik, Bielefeld 1994, ISBN 3-923830-25-4.
- Gerhard Kallweit (Hrsg.): 850 Jahre Theesen. 1151–2001. Gieselmann, Bielefeld 2001, ISBN 3-923830-37-8.
Einzelnachweise
- ↑ Alfred Bruns (Hrsg.): Westfalenlexikon 1832-1835. (Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege). Westfälisches Landesamt für Archivpflege, Münster 1978.
- ↑ Gesetz über die Erweiterung des Stadtkreises Bielefeld. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 11. Juni 1930, S. § 1, § 2, abgerufen am 14. April 2010 (pdf).
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- ↑ Seemann: Geographisch-statistisch-topographische Übersicht des Regierungsbezirks Minden. 1843, S. 52-57, abgerufen am 23. April 2010 (pdf).
- ↑ Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Minden. 1866, S. 12, abgerufen am 22. April 2010 (Digitalisat).
- ↑ Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 22. Mai 2009.
- ↑ a b Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Abgerufen am 22. April 2010.
- ↑ Landkreis Bielefeld (Hrsg.): 150 Jahre Landkreis Bielefeld. 1966, S. 60.
- ↑ Sozialleistungsbericht 2008. Stadt Bielefeld, 31. Dezember 2008, S. 186, abgerufen am 25. Mai 2010 (pdf): „Einwohnerzahl des Statistischen Bezirks 558 Theesen“
Stadtbezirke und Stadtteile in BielefeldBrackwede: Brackwede | Holtkamp | Quelle | Ummeln
Dornberg: Babenhausen | Großdornberg | Hoberge-Uerentrup | Kirchdornberg | Niederdornberg-Deppendorf | Schröttinghausen
Gadderbaum: Bethel
Heepen: Altenhagen | Baumheide | Brake | Brönninghausen | Heepen | Milse | Oldentrup
Jöllenbeck: Jöllenbeck | Theesen | Vilsendorf
Mitte
Schildesche: Gellershagen | Sudbrack | Schildesche
Senne: Buschkamp | Windelsbleiche | Windflöte
Sennestadt: Dalbke | Eckardtsheim | Heideblümchen | Sennestadt
Stieghorst: Hillegossen | Lämershagen-Gräfinghagen | Sieker | Stieghorst | Ubbedissen
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