Tigran Petrosian

Tigran Petrosian
Tigran Petrosjan
Name Tigran Wartanowitsch Petrosjan
Schreibweisen Տիգրան Պետրոսյան (Armenisch);
Тигран Вартанович Петросян (Russisch)
Land UdSSR UdSSR
Geboren 17. Juni 1929
Tiflis, UdSSR (heute Georgien)
Gestorben 13. August 1984
Moskau, UdSSR (heute Russland)
Titel Großmeister (1952)
Schachweltmeister 1963–1969
Beste Elo-Zahl 2796 (Juli 1962) (historische)

Tigran Petrosjan (armen. Տիգրան Պետրոսյան), englische Transkription: Petrosian, auch bekannt als Tigran Wartanowitsch Petrosjan (russisch Тигран Вартанович Петросян; * 17. Juni 1929 in Tiflis; † 13. August 1984 in Moskau) war ein sowjetischer Schach-Großmeister armenischer Herkunft und von 1963 bis 1969 Schachweltmeister. Petrosjans Match gegen Boris Spasski 1966 war die einzige siegreiche Titelverteidigung eines Weltmeisters gegen einen Herausforderer, an den er den Titel später verlor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tigran Petrosjans Vater war Hausmeister im Offiziersheim von Tiflis. Hier schaute Tigran Petrosjan den Soldaten beim Schachspielen zu, mit 12 Jahren erlernte er das Spiel selbst. Eines seiner ersten Schachbücher war Die Praxis meines Systems von Aaron Nimzowitsch, das seinen Stil prägte. Bald wurde er von dem Schachtrainer Ebralidze entdeckt und betreut. Durch den frühen Tod seiner Eltern im Jahr 1944 wurde Petrosjan Vollwaise.

Mit 17 Jahren wurde er durch einen 8:6 Wettkampfsieg gegen Genrich Gasparjan Meister der Armenischen SSR und Jugendmeister der UdSSR. 1951 belegte er in der 19. UdSSR-Meisterschaft den geteilten zweiten Platz. Seit 1949 lebte er in Moskau. 1952 bekam er den Titel eines Internationalen Großmeisters für den zweiten Platz im Stockholmer Interzonenturnier. Beim Kandidatenturnier 1953 in Zürich belegte er Platz 5, 1956 in Amsterdam und 1959 in Jugoslawien erreichte er Platz 3. 1959 gewann er erstmals die UdSSR-Meisterschaft, das zweite Mal gelang ihm dies 1961. 1962 gewann er das Kandidatenturnier in Curaçao.

Durch seinen Wettkampfsieg gegen Michail Botwinnik wurde Petrosjan 1963 Weltmeister (5 Siege, 2 Niederlagen, 15 Unentschieden). Schiedsrichter des Wettkampfs waren Gideon Ståhlberg und Harry Golombek, als Sekundanten Petrosjans fungierten Isaak Boleslawski und Alexei Suetin. Botwinnik konnte das Match bis zur 14. Partie ausgeglichen halten, verlor dann aber die 15., 18. und 19. Partie, wonach sein Widerstand gebrochen war. Botwinnik schrieb über das Match: Der neue Weltmeister unterscheidet sich in seinem Stil ganz wesentlich von anderen Großmeistern. Sich diesem Stil anzupassen, ist keine einfache Sache.

Petrosjan verteidigte den Titel 1966 gegen Boris Spasski (4 Siege, 3 Niederlagen, 17 Unentschieden), verlor ihn dann aber 1969 gegen denselben Gegner (4 Siege, 6 Niederlagen, 13 Unentschieden).

Später nahm er noch mehrere Anläufe auf den Weltmeistertitel, verlor aber Ausscheidungswettkämpfe 1971 gegen Bobby Fischer, 1974, 1977 und 1980 jeweils gegen Viktor Kortschnoi.

Er gilt als einer der größten Defensivspieler der Schachgeschichte und war nur schwer zu bezwingen. So verlor er bei zehn Schacholympiaden, dem bedeutendsten Mannschaftswettbewerb, von 130 Partien nur eine einzige (1972 in Skopje gegen den deutschen Großmeister Robert Hübner). Seine Olympiabilanz ist eindrucksvoll, 79 Siegen stehen 50 Remis und nur die eine erwähnte Niederlage gegenüber. Petrosjan holte damit 80 Prozent der möglichen Punkte aus seinen 130 Partien. Einer seiner Spitznamen war daher bester Torwart Armeniens. In Einzelturnieren ließ er oft zu viele Unentschieden zu, um den ersten Platz zu erreichen, war in Zweikämpfen aber ein gefürchteter Gegner. Wegen seiner Schwerhörigkeit war er gegen Störungen durch Geräusche unempfindlich. Berühmt waren seine positionellen Qualitätsopfer, unter anderem in seiner Partie gegen Samuel Reshevsky beim Kandidatenturnier Zürich 1953.

Seine höchste historische Elo-Zahl betrug 2796. Diese erreichte er im Juli 1962. Von Mai 1961 bis Januar 1964 stand er auf Platz 1 der Weltrangliste.

1968 promovierte Petrosjan an der philosophischen Fakultät in Moskau mit dem Thema Einige Probleme der Logik des Schachdenkens und erhielt den Doktortitel. Von 1963 bis 1966 war er Chefredakteur des Magazins Shakhmatnaya Moskva, von 1968 bis 1977 Chefredakteur der führenden russischen Schachzeitschrift 64. Eine Sammlung von Vorträgen Petrosjans zu schachpraktischen Fragen erschien 1988 in deutscher Übersetzung unter dem Titel Die Schachuniversität (ISBN 3-283-00234-7).

In Armenien galt er als Nationalheld, zahlreiche Straßen und Schachvereine sind nach ihm benannt. 2005 wurde in Aparan ein Denkmal für ihn errichtet. Ein weiteres Denkmal ihm zu Ehren gibt es in der armenischen Hauptstadt Yerevan.

In der Damenindischen Verteidigung ist das System 4. a2-a3 nach ihm benannt, das seinem prophylaktischen Stil entspringt.

Siehe auch

Literatur

  • P.H. Clarke: Petrosian's best games of chess 1946-63. Bell, London 1964
  • Alexej Suetin: Tigran Petrosjan: die Karriere eines Schachgenies. Verlag Bock und Kübler, Berlin 1997. ISBN 3-86155-056-3

Weblinks


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