Timman

Timman
Jan Timman, 2007

Jan Hendrikus Timman (* 14. Dezember 1951 in Amsterdam) ist ein niederländischer Schachspieler.

Jan Timman galt bereits in früher Kindheit als eines der größten niederländischen Talente seit Max Euwe: Neben zahlreichen nationalen Jugendtiteln gelang ihm als 15-Jährigem bei der U20-Weltmeisterschaft 1967 in Jerusalem ein beachtlicher dritter Platz. Von 1967 bis 1969 arbeitete er regelmäßig mit dem Internationalen Meister Hans Bouwmeester an der Verbesserung seiner Spielstärke. 1970 entschloss sich Timman zu einer Profispielerlaufbahn, 1971 wurde er Internationaler Meister, 1974 errang er den Titel eines Schachgroßmeisters. Neun Mal wurde er niederländischer Landesmeister: 1974-1976, 1978, 1980, 1981, 1983, 1987 und 1996. Er nahm seit 1972 an zahlreichen Schacholympiaden für die Niederlande teil, 2005 in Göteborg wurde er mit seiner Heimat Mannschafts-Europameister.

1978 qualifizierte er sich erstmals über das Zonenturnier von Amsterdam für das Interzonenturnier in Rio de Janeiro 1979. Zur Vorbereitung wurde ihm ein Match gegen Lew Polugajewski finanziert, das er mit 4,5:3,5 gewinnen konnte. Außerdem erhielt er Ulf Andersson als Sekundanten zur Seite gestellt. Beim Interzonenturnier hatte Timman bis zur letzten Runde Chancen zur Qualifikation zum Kandidatenturnier, wurde aber schließlich Vierter (nur die ersten Drei qualifizierten sich). Auch beim Interzonenturnier 1982 in Moskau, das Garri Kasparow gewann, schaffte er nicht den Sprung zum Kandidatenturnier (5.-7. Platz). 1985 gelang ihm schließlich ein überzeugender Sieg beim Interzonenturnier in Taxco (Mexiko) mit 1,5 Punkten Vorsprung und damit die Qualifikation zum Kandidatenturnier von Montpellier 1985, bei dem er Platz 4-5 mit Ex-Weltmeister Michail Tal teilte. Der fällig gewordene Stichkampf um den letzten Platz für das Kandidaten-Halbfinale endete 3:3 (+1, -1, =4), worauf Timmans bessere Wertung im Turnier den Ausschlag gab und er 1986 in Tilburg auf Artur Jussupow traf, dem er mit 3:6 (+1, -4, =4) unterlag. Timman war hierdurch für den nächsten WM-Ausscheidungszyklus vorqualifiziert: 1989 besiegte er im Viertelfinals in Antwerpen den Ungarn Lajos Portisch mit 3,5:2,5 (+2, -1, =3), im Halbfinale in London den Engländer Jonathan Speelman mit 4,5:3,5 (+2, -1, =5). Im Kandidatenfinale 1990 in Kuala Lumpur unterlag er schließlich Ex-Weltmeister Anatoli Karpow mit 2,5:6,5 (+0, -4, =5). Erneut war Timman für die Kandidatenkämpfe des nächsten Zyklus vorqualifiziert: 1991 besiegte er im Achtelfinale den Deutschen Robert Hübner in Sarajevo mit 4,5:2,5 (+2, -0, =5), im Viertelfinale schlug er in Brüssel den Schweizer Viktor Kortschnoi ebenfalls mit 4,5:2,5 (+2, -0, =5), besiegte 1992 im Halbfinale in Linares Artur Jussupow mit 6:4 (+4, -2, =4) und unterlag im Kandidatenfinale in El Escorial dem Engländer Nigel Short mit 5,5:7,5 (+3, -5, =5).

Überraschend wurden Nigel Short und Weltmeister Garri Kasparow im Jahr 1993 von der FIDE wegen finanzieller Differenzen disqualifiziert und der Weltschachbund veranstaltete einen WM-Kampf der beiden letzten Gegner Shorts, der je zur Hälfte in verschiedenen niederländischen Städten und Djakarta ausgetragen wurde. In diesem Wettkampf, in dem er kaum eine Chance hatte, unterlag Timman Ex-Weltmeister Anatoli Karpow mit 8,5:12,5 (+2, -6, =12). Im folgenden Zyklus errang Timman zunächst im Achtelfinale 1994 in Wijk aan Zee einen 4,5:3,5 (+2, -1, =5)-Sieg über Joël Lautier, doch unterlag er im Viertelfinale Waleri Salow mit 3,5:4,5 (+1, -2, =5) in Sanghi Nagar (Indien).

Timmans erfolgreichste Zeit fällt in die 1980er- und die beginnenden 1990er-Jahre. Er war 1982 nach Anatoli Karpow auf dem zweiten Rang der Weltrangliste, im Januar 1990 erreichte er eine Elo-Zahl von 2680, was seinen persönlichen Rekord darstellt. Zu seinen bedeutendsten Siegen zählen: Stockholm 1973, Hastings 1973/74, Sombor 1974, Netanya 1975, Reykjavík 1976, Amsterdam 1978, Nikšić 1978, Bled-Portorož 1979, Amsterdam 1981, Las Palmas 1981, Wijk aan Zee 1981, Mar del Plata 1982 (vor Weltmeister Anatoli Karpow), Djkarta 1983, Bugojno 1984, Sarajevo 1984, Wijk aan Zee 1985, Amsterdam 1985, Zagreb 1985, Taxco (Interzonenturnier) 1985, Amsterdam 1987, Tilburg 1987, Linares 1988, Amsterdam 1989, Rotterdam 1989, Prag 1990, Amsterdam 1995, Merrillville 1997, Hoogeveen 1999, Malmö 2001, Willemstad (Curaçao) 2001, Malmö/Kopenhagen 2005. Im Laufe seiner Karriere gewann er neben Kandidatenwettkämpfen zahlreiche weitere Wettkämpfe: zu den wichtigsten zählen Siege über Lew Polugajewski 1979 in Breda [4,5:3,5 (+2, -1, =5)], über Lajos Portisch in Hilversum 1984 [3,5:2,5 (+2, -1, =3)], über Ljubomir Ljubojević 1987 in Hilversum [4,5:1,5 (+3, -0, =3)], über Jeroen Piket in Amsterdam 1995 [6:4 (+3, -1, =6)] und Ivan Sokolov in Amsterdam 1996 [2,5:1,5 (+2, -1, =1)]. In der Schachbundesliga spielte er für die SG Porz.

Seine aktuelle Elo-Zahl beträgt 2582 (Stand: April 2008), damit liegt er auf Rang 8 in den Niederlanden.

Timman ist Chefredakteur der Zeitschrift New In Chess und gilt als ausgezeichneter Analytiker und Kommentator. Seit 1971 betätigt er sich außerdem als Schachkomponist. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher:

Werke (Auswahl)

  • Jan Timman analysiert Großmeisterpartien, Hamburg 1982
  • Chess the adventurous way, Alkmaar 1994, ISBN 90-71689-85-9.
  • Ausgewählte Endspielstudien, Koblenz 1995, ISBN 3-929291-03-7. (mit 40 der besten Studien Timmans)
  • On the attack, Alkmaar 2006, ISBN 90-5691-187-2.
  • Die Kraft der Leichtfiguren, Alkmaar 2006, ISBN 90-5691-196-1.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jan Timman — Infobox chess player playername = Jan Timman caption= birthname = Jan Hendrik Timman country = NED datebirth = birth date and age|1951|12|14 placebirth = Amsterdam, The Netherlands datedeath = placedeath = title = Grandmaster (1974) worldchampion …   Wikipedia

  • Jan Timman — Jan Timman, 2007 Jan Hendrikus Timman (* 14. Dezember 1951 in Amsterdam) ist ein niederländischer Schachspieler. Jan Timman galt bereits in früher Kindheit als eines der größten niederländischen Talente seit Max Euwe: Neben zahlreichen nationalen …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Timman — Infobox Artist bgcolour = name = Paul Timman imagesize = caption = birthname = Paul Patterson Timman birthdate = birth date|1972|9|26|mf=y location = Toledo, Ohio, United States deathdate = deathplace = nationality = United States field = Tattoo… …   Wikipedia

  • Jan Timman — Jan Timman, 2007 Nacimiento …   Wikipedia Español

  • Jan Timman — Jan Timman, 2007 Naissance 14 décembre 1951 (1951 12 14 …   Wikipédia en Français

  • Jan Timman — (nacido el 14 de diciembre de 1951) es un famoso jugador de ajedrez holandés. Sus mayores éxitos se produjeron durante los años setenta y ochenta. Ha ganado el campeonato nacional de los Países Bajos en nueve ocasiones. Ha sido candidato al… …   Enciclopedia Universal

  • Liste der bedeutendsten Schachturniere (1980–1989) — Jahr Ort Sieger 2. Platz 3. Platz 1979/1980 Hastings Ulf Andersson (Schweden), John Nunn (England) Sergej Makaritschew (UdSSR) 1980 Wijk aan Zee Walter Browne (USA), Yasser Seirawan …   Deutsch Wikipedia

  • Viktor Kortchnoï — Viktor Lvovitch Kortchnoï Kortchnoï en 1993 Nom de naissance Виктор Львович Корчной Naissance …   Wikipédia en Français

  • Cisma del ajedrez — Se denomina cisma del ajedrez a la situación que atravesó el ajedrez mundial entre 1993 y 2002 tras el abandono de la FIDE por parte de Gari Kaspárov. Contenido 1 Antecedentes 1.1 La GMA y la primera copa del mundo 1.2 Tensión entre la GMA y la… …   Wikipedia Español

  • Liste der Niederländischen Meister im Schach — In dieser Liste sind die Niederländischen Meister im Schach seit dem Jahr 1909 verzeichnet: Jahr Ort Gewinner 1909 Leiden Adolf Olland 1912 Delft Rudolf Loman 1913 Amsterdam Johannes Esser 1919 Amsterdam …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”