Transhumanist

Transhumanist

Transhumanismus (lat. trans = jenseits von / lat. humanus = menschlich) ist eine philosophische Denkrichtung und aktive Bewegung, die eine Veränderung der menschlichen Spezies durch den Einsatz technologischer Verfahren befürwortet. Ihr Ziel ist es, allgemein die Grenzen menschlicher Möglichkeiten zu erweitern und dadurch die Lebensumstände in vielerlei Hinsicht zu verbessern.

Im Gegensatz zu natürlichen Selektionskriterien, welche die Entwicklung von Spezies in der Vergangenheit bestimmt haben, soll die künftige menschliche Evolution zielgerecht gesteuert werden. Damit soll eine Erweiterung der intellektuellen, psychischen und physischen Kapazitäten des Menschen erreicht werden. In diesem Zusammenhang relevante Technologien sind unter anderem: Nanotechnologie, Gen- und Biotechnologie, Biogerontologie, Kryonik und andere Biostasis-Verfahren, Kognitionswissenschaft, Informationstechnologien, künstliche Intelligenz und das „Hochladen (uploading) des Bewusstseins“ in digitale Speicher.

Die Frage, inwiefern transhumanistische Zukunftsprognosen über die technologische Entwicklung realistisch sind, und welche ethischen und anthropologischen Konsequenzen sich daraus ergäben, wird kontrovers diskutiert. Der Transhumanismus wurde von einem ausgesprochenen Gegner als eine der gefährlichsten Ideen genannt,[1] während ein Befürworter dem entgegensetzte, dass „diese Bewegung das kühnste, mutigste, visionärste und idealistischste Bestreben der Menschheit sei“. [2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Transzendente Einflüsse wurden schon sehr früh zum Ausdruck gebracht, die „Suche nach der Unsterblichkeit“ aus dem Gilgamesch-Epos, sowie die Suche nach dem Jungbrunnen und dem Elixier des Lebens gehören zu den frühesten Belegen dafür. Die erste ausdrückliche Verwendung des Begriffs „transhuman“ findet sich in Dantes Paradiso in der Göttlichen Komödie, die zwischen den Jahren 1307 und 1321 entstand. Die philosophischen Wurzeln finden sich aber erst später im Renaissance-Humanismus und dem Zeitalter der Aufklärung[3].

Der Biologe Julian Huxley hat 1957 in seinem Buch New Bottles for New Wine den Begriff Transhumanismus im gleichnamigen Kapitel postuliert.

Mensch, der Mensch bleibt, aber sich selbst, durch Verwirklichung neuer Möglichkeiten von seiner und für seine menschliche Natur, überwindet.

Der Begriff kam anschließend in Abraham Maslows Toward A Psychology of Being (Psychologie des Seins, 1968) und Robert Ettingers Man into Superman (1972) vor. Wie Maslow und Ettinger benutzte auch der iranisch-amerikanische Futurist F.M. Esfandiary (der seinen Namen in FM-2030 änderte) den Begriff in seinen Schriften aus den 1970er Jahren in Bezug auf Personen, die sich neue Technologien, Lebensweisen und Weltbilder zu eigen machen, die einen Übergang zum Posthumanen erkennen lassen. In seinem Buch Are You Transhuman? von 1989 schreibt FM-2030:

„Transhumane sind die erste Manifestation einer neuen Art von evolutionären Wesen. Sie ähneln darin den ersten Hominiden, die vor vielen Millionen Jahren die Bäume verließen und begannen sich umzuschauen. Transhumane haben nicht notwendigerweise das Ziel, die Evolution höherer Lebensformen zu beschleunigen. Viele von ihnen sind sich ihrer Rolle als Übergangsform der Evolution gar nicht bewusst.“

Eine moderne Definition des Transhumanismus geht auf Max More zurück:

„Transhumanismus ist eine Kategorie von Anschauungen, die uns in Richtung eines posthumanen Zustands führen. Transhumanismus teilt viele Aspekte mit dem Humanismus, einschließlich eines Respekts vor Vernunft und Wissenschaft, einer Verpflichtung zum Fortschritt und der Anerkennung des Wertes des menschlichen (oder transhumanen) Bestehens in diesem Leben. [...] Transhumanismus unterscheidet sich vom Humanismus im Erkennen und Antizipieren der radikalen Änderungen in Natur und Möglichkeiten unseres Lebens durch verschiedenste wissenschaftliche und technologische Disziplinen [...].“

Die frühen Transhumanisten trafen sich formal in den frühen achtziger Jahren an der Universität von Kalifornien in Los Angeles, die zur zentralen Anlaufstelle für Transhumanisten wurde. Dort konferierte auch FM-2030 über die futuristischen Ideologie der Upwingers. John Spencer von der Gesellschaft für Weltraumtourismus organisierte viele transhumanistische Events zum Thema Weltraum. Natasha Vita-More (früher Nancie Clark) stellte „Breaking Away” bei EZTV-Media aus, ein Treffpunkt für Transhumanisten und andere Futuristen. FM, John und Natasha lernten sich kennen und organisierten gemeinsam Treffen für Transhumanisten in Los Angeles.

In Australien, schrieb der Science-Fiction-Autor Damien Broderick das Judas Mandala. 1982 verfasste Natasha das Transhumanistische Künstlermanifest und produzierte später die erfolgreiche Fernseh-Show TransCentury UPdate zur Thema Transhumanität.

1986 wurde Eric Drexlers bekanntes Buch zur Nanotechnologie Engines Of Creation veröffentlicht.

Heute gehören das Extropy Institute und die World Transhumanist Association zu den größten transhumanistischen Organisationen.

Transhumanismus und Technologie

Die Transhumanismusbewegung unterstützt ganz allgemein neue Technologien. Besonders wichtig erscheint ihren Anhängern dabei die Nanotechnologie, Biotechnologie mit Schwerpunkten in der Gentechnik und der regenerative Medizin, der Informationstechnologie und der Kognitionswissenschaft. Darüber hinaus spielen spekulative zukünftige Technologien wie etwa starke künstliche Intelligenz, das Hochladen (engl.: Uploading) des menschlichen Bewusstseins in digitale Speicher, das Entwickeln von Superintelligenz und die Weiterentwicklung der Kryonik eine Rolle.

Aufgrund der aktuellen Beschleunigung des technologischen Fortschritts spekulieren viele Transhumanisten auf einen radikalen Durchbruch in den nächsten 50 Jahren. Der Transhumanismus unterstreicht, dass dieses wünschenswert sei und dass der Mensch sich durch die Anwendung technologischer Innovationen, wie Gentechnik, molekulare Nanotechnologie, Neuropharmazeutik, prothetische Verbesserungen und neue Gehirn-Computer-Schnittstellen über den gegenwärtigen menschlichen Stand hinaus entwickeln kann und sollte.

Es sei – so die Transhumanisten moralischer Kritik entgegnend – überhaupt nicht im Sinne der transhumanistischen Idee, irgendeine Form von Unterteilung in gut und schlecht, lebenswert und -unwert vorzunehmen, sondern Mittel und Technologien bereitzustellen, die jedem Menschen ermöglichen, seine Lebensqualität nach Wunsch zu verbessern, und mit denen jedermann die Art zu leben, sein Aussehen, seine physikalischen und seelischen Möglichkeiten selbst bestimmen könne. Niemand solle zu irgend einer Veränderung gezwungen werden. Jedoch würden viele Menschen, wenn die Technologien erst vorhanden und etabliert seien, die eine oder andere Dienstleistung an sich vornehmen, da es z.B. für jeden sicher verlockend klingt, nie wieder an einer Infektionskrankheit erkranken zu können oder nie wieder einen Knochenbruch erleben zu müssen.

Eine weitere Anwendung wären aus eigenen Stammzellen gezüchtete Organe, so dass bei einem Organversagen das betreffende Organ, sofern nötig, sofort ausgetauscht werden könnte. Dies hätte zusätzlich noch den Vorteil, dass keine Abstoßungsreaktion stattfinden würde, weil das Gewebe ja genetisch gesehen nicht körperfremd ist.

Aufklärung und humanistische Wurzeln

Der Tradition der Aufklärung und ihren politischen, moralischen und philosophischen Gedanken des 19. Jahrhunderts folgend, strebt der Transhumanismus danach, auf dem globalen Wissen der Moderne, für das Wohl der gesamten Menschheit, aufzubauen.

Der Transhumanismus strebt danach, Vernunft, Wissenschaft und Technologie zu Zwecken der Armutsbekämpfung, der Befreiung von Krankheiten, Behinderungen, Unterernährung und von repressiven Regimes weltweit, anzuwenden. Viele Transhumanisten verlangen, die „Qualität allen Lebens zu verbessern“ und streben danach, gesundheitlich gleiche Chancen auch durch Eliminierung genetisch bedingter mentaler und körperlicher Krankheiten zu erreichen.

Über Humanismus hinaus

Laut dem Transhumanismus besteht ein ethischer Imperativ für Menschen, sich um Fortschritt und Verbesserung der Lebensqualität der Menschheit zu bemühen (Perfektionismus). Wenn die Menschheit in eine (noch spekulative) Post-Darwinistische Phase ihrer Existenz eintritt, in der Menschen die ungerichtete Evolution überwinden würden, so wäre es erstmals möglich, dass zufällige Mutationen durch rationale, moralische und ethische, aber vor allem durch kontrollierte und zielgerichtete Änderung ersetzt werden könnten.

Siehe auch: Eugenik

Transhumanistische Strömungen

Es lassen sich im Transhumanismus Unterströmungen ausmachen, die in der Realität aber selten klar voneinander abgegrenzt sind.

  • Extropianismus: Eine Richtung des Transhumanismus gekennzeichnet durch einen Satz Grundregeln zu Extropie. Eine politische Philosophie bestehend aus gemäßigtem Libertärismus und Transhumanismus.
  • Posthumanismus: Eine Philosophie, die danach strebt, die Grundregeln des Renaissance-Humanismus zu überschreiten, um den Vorstellungen des wissenschaftlichen Wissens im 21. Jahrhundert besser zu entsprechen.
  • Singularitarianismus: Eine moralische Philosophie, nach dem Glauben gegründet, dass eine technologische Singularität möglich ist, und überlegte Tätigkeit befürwortet, um diese in sicherer Form herbeizuführen.
  • Transhumanistischer Sozialismus: Eine politische Philosophie, eine Synthese aus Sozialismus und Transhumanismus.

Kontroversen

Kritiken am Transhumanismus können in zwei Hauptkategorien geteilt werden: gezielte Einwände gegen die transhumanistische Annahmen, insbesondere in Bezug auf die Möglichkeiten von Technologie, und Kritik des ethischen und moralischen Fundamentes von Transhumanismus.

Praktische Kritik

Der Genetiker und Wissenschaftsautor Steve Jones argumentiert, dass die Menschheit die Technologie nicht hat und nie haben wird, die die Befürworter des Transhumanismus suchen. Jones behauptet, dass Technologien wie die Gentechnik nie so leistungsfähig sein werden, wie allgemein angenommen wird.

In seinem Buch Futurehype: Die Tyrannei der Prophezeiung zählt der Soziologe Max Dublin viele fehlgeschlagene Vorhersagen des vergangenen technologischen Fortschritts auf und postuliert, dass moderne futuristische Vorhersagen ähnlich ungenau ausfallen werden. Er tritt auch gegen das, was er als Fanatismus und Nihilismus in der Befürwortung transhumanistischer Zwecke sieht, ein und behauptet, dass historische Ähnlichkeiten zu religiösen und marxistischen Ideologien bestünden.

Diskussion moralischer Aspekte

Moralisch wird vorgeworfen, dass auf technologische Entwicklungen gesetzt würde, ohne die damit einhergehenden ethischen Aspekte hinreichend zu berücksichtigen.

Bill Joy, Mitbegründer von Sun Microsystems, übt Kritik, indem er in seinem Essay Why the future doesn't need us argumentierte, dass Menschen wahrscheinlich ihre eigene Auslöschung durch transhumanistische Maßnahmen garantieren. Dies führte einige zu dem Schluss, dass die Menschheit eine angeborene Inkompetenz besitzt, ihre eigene Evolution zu leiten.

In seinem Buch Our Posthuman Future schreibt der in den letzten Jahren zu bioethischen Themen arbeitende Politikwissenschaftler Francis Fukuyama, dass Transhumanismus die progressiven Ideale der liberalen Demokratie auf kritische Weise unterminieren könnte. Dies geschehe durch eine fundamentale Veränderung der menschlichen Natur und der menschlichen Gleichheit.

Dagegen wird von Transhumanisten eingewendet, dass die Menschen auch heute keineswegs gleich seien und dass die eine liberale Gesellschaft anführenden Eliten grundsätzlich aus einer kleinen Gruppe von Menschen mit überlegenen biologischen Eigenschaften (Intelligenz, Äußere Erscheinung, Geschlecht) hervor gingen, zu der die meisten Menschen von vornherein nicht gehörten. Auch weisen sie darauf hin, dass die berufliche Laufbahn eines Menschen und sein Einkommen in starkem Maße durch seine Erbanlagen bestimmt würden. Würde der Staat allerdings jedem neben Bildung auch Techniken zugänglich machen, die es beispielsweise ermöglichen würden, die geistigen Fähigkeiten nach oben hin anzugleichen, könnten prinzipiell alle in gleichem Maße am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Zum ersten Mal in der Geschichte würde also soziale Gerechtigkeit nicht mehr nur Chancengleichheit und Umverteilung bedeuten, sondern auch Gleichheit der Möglichkeiten.

Fukuyama geht so weit, die Würde des Menschen aus dem Besitz von typisch menschlichen Verhaltensweisen und Eigenschaften abzuleiten, die für ihn in erster Linie ein Produkt genetischer Anlagen sind. Dementsprechend wären Lebewesen, die sich in einigen wichtigen Eigenschaften von „normalen“ Menschen unterscheiden, keine Menschen und hätten demnach keine Würde im menschlichen Sinne.

Weiterhin wird am Transhumanismus die Subjektivität einer vermeintlichen „Verbesserung“ ausgesuchter Leistungsmerkmale kritisiert. Auch die Popularität eugenischer Methoden im Rahmen der Rassenhygiene in Ideologien im 20. Jahrhundert und die eugenisch begründete Ermordung, Folterung und Sterilisierung von Menschen, die als „minderwertiges Leben“, „asozial“ oder auf andere diskriminierende Weise charakterisiert wurden, wird als Beispiel dafür genannt, wozu die von den Transhumanisten angestrebten Technologien und Veränderungen führen könnten.

Gegen letzteres Argument muss eingewendet werden, dass sich die Ziele des Transhumanisums grundlegend von den Zielen unterscheiden, die mit eugenischen Programmen erreicht werden sollten. Während eine Gesellschaft, die die Prinzipien der Eugenik anwendet, dem einzelnen nur einen Wert als Mittel zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zugesteht, teilt der Transhumanismus den Menschen in einen psychologischen und einen biologischen Teil, wobei der eine der Sitz der persönlichen Identität ist und der andere nur ein Mittel, um sie auszudrücken, dass dem einzelnen durch technologische Eingriffe zugänglich gemacht werden solle. Es ist auch fraglich, ob es sinnvoll ist, eine transhumanistisch geprägte Gesellschaft über verwaltungspolitische Notwendigkeiten hinaus in Gruppen mit unterschiedlichen biologischen Eigenschaften zu ordnen. Schließlich wären diese im Gegensatz zu heute nicht mehr langfristig stabil, weil eine Modifizierung des Körpers jederzeit möglich ist.

Fiktionale Beschreibungen von Transhumanismus

Science Fiction hat Transhumanismus schon seit vielen Jahren in verschiedensten Formen dargestellt.

In dem Roman Schismatrix von Bruce Sterling wird das Sonnensystem von verschiedenen, miteinander rivalisierenden transhumanistischen Sekten bewohnt, die unterschiedliche technologische Wege eingeschlagen haben: die „Former“ modifizieren ihre Gene, während die „Mechanisten“ auf anorganische Technologien setzen. Die Erde wird von unmodifizierten Menschen bewohnt und von den Transhumanisten im Sonnensystem als eine Art Naturreservat betrachtet.

In der bekannten Neuromancer-Trilogie von William Gibson sind viele Elemente des Transhumanismus enthalten. So sind die meisten Menschen mit Microchips ausgerüstet, die sie u.a. intelligenter machen und die sie jederzeit auswechseln können. Künstliche Intelligenzen agieren frei im Cyberspace und die Charaktere wechseln zwischen realer und virtueller Welt. Auch die meisten anderen Romane von Gibson (z.B. die Kurzgeschichtensammlung Cyberspace) befassen sich mit Transhumanismus.

Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema findet man bei Greg Egan. In Distress beschäftigt er sich unter anderem mit dem Konzept der morphologischen Freiheit, dem (künstlichem) Anpassen des Körpers an sein eigenes Selbstbild. In Permutation City und Diaspora beschäftigt er sich mit dem Uploaden, mit der Entwicklung komplexer Gesellschaftssysteme basierend auf simulierten Individuen.

Die „Ousters“ im Hyperion-Zyklus von Dan Simmons sind ein Beispiel für eine transhumane Menschheit, bis hin zum Posthumanen. Anstatt „sich an Felsen zu klammern“ wie der Rest der Menschheit (die sie als Barbaren hassten und fürchteten), zogen sie in Richtung Weltraum, passten sich an die Umgebung mittels Nanotechnologie an, und traten in eine symbiotische Beziehung zu ihrer Technologie. Simmons späteres Buch Ilium zeigt eine andere Situation in der fernen Zukunft, wo Posthumane von ihrer eigenen Technologie scheinbar absorbiert wurden, während eine kleine Bevölkerungsgruppe von weniger veränderten Menschen weiterhin auf der Erde lebt und dabei komplett von einer Technologie abhängig ist, die sie nicht länger verstehen (siehe Technologische Singularität).

Down and Out in the Magic Kingdom, ein freier Roman von Cory Doctorow, erforscht eine Reihe transhumanistischer Themen, inklusive „Heilung“ von Tod und Rohstoffmangel. Ein weiterer freier Roman, Manna von Marshall Brain, zeigt ebenfalls eine transhumanistische Zukunft auf.

Ein Rollenspiel namens „Transhuman Space“ von David L. Pulver, illustriert von Christopher Shy, publiziert von Steve Jackson Games, ist Teil der Reihe „Powered by GURPS“.

Die Culture Series von Iain Banks zeigt eine Zukunft, in der unsere Galaxie von einer Zivilisation namens „Culture” dominiert wird, einer perfekten demokratischen Gesellschaft, in der jedes Mitglied seinen eigenen Körper und seine Genetik durch Technologie verändern kann.

Elemente des Transhumanismus sind in den Romanen von Greg Bear zu finden. Beispiele beinhalten Eon (1985), und sein Nachfolgeroman Eternity (1988), in dem eine zukünftige menschliche Gesellschaft aus Versehen in ihre eigene Vergangenheit (unsere Gegenwart) zurückkehrt. Es wird extensiver Gebrauch von Computertheorie bezüglich Downloading/Uploading der menschlichen Persönlichkeit und Erinnerungen gemacht, wie auch von Gentechnik und Klonen, um das Leben zu verbessern und Unsterblichkeit zu sichern. In seiner Kurzgeschichte Hardfought (1993) entwirft er ein Szenario, in dem die menschliche Gesellschaft und Biologie strikt manipuliert und kontrolliert sind, um maximale Effizienz im Kampf gegen die ursprünglichen Bewohner zu gewährleisten. Architektur, KI, und künstliche Implantate und Körper werden in Strength of Stones (1982) beschrieben, wo ein brillanter Architekt versucht, und daran scheitert, religiöse Utopias in einer fernen Welt zu erschaffen.

Aspekte des Transhumanismus werden auch in den Science-Fiction-Filmen The 6th Day und Aeon Flux dargestellt. Während in The 6th day das menschliche Bewusstsein auf ein digitales Speichermedium überschrieben wird und später, im Falle des Ablebens des Menschen, erneut in einen neuen „Rohling“-Körper transferiert werden kann, beruht in Aeon Flux bereits die gesamte Fortpflanzung der stark dezimierten Menschheit auf einer transhumanistischen Gentechnik-Methode, bei welcher das menschliche Bewusstsein weitergeklont wird und sich somit über Jahrhunderte erhält und entwickelt.

Der Roman Die Abschaffung der Arten von Dietmar Dath, der 2008 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis war, spielt in einer Welt, in der das Transhumanistische Projekt auf besonders originelle Weise verwirklicht wurde. Ein Teil der Menschheit hat sich durch gesteuerte Evolution in die „Gente“ verwandelt, eine Art umfassendes auf den heute bekannten Tieren beruhendes Geschlecht, welches zur Informationsübermittlung auf ein Duftstoffnetz zurückgreift. Folgerichtig wird unsere heutige Zeit aus der Perspektive der Gente dann auch nur als „die Langeweile“ bezeichnet.

Vor transhumanistischen Elementen strotzt das Revelation Space-Universum von Alastair Reynolds. In diesen, in 500 bis 700 Jahren in der Zukunft spielenden Romanen, sind alle Hauptspielarten des Transhumanismus enthalten: Cybernetik, Neurotechologie, Genmanipulation, Kyroik, Digitalisierung, radikale Demokratie etc. Vielleicht besonders spannend, die immer wieder andiskutierten ethisch und rechtlichen Probleme, die die Digitalisierung der eigenen Person mit sich bringen müssen. In den Roman gibt es drei Arten von digitalisierten Turing-Test-Kompatiblen Personen. Alpha-, Beta- und Gamma-Persönlichkeiten. Gamma-Persönlichkeiten sind programmierte Wesen und haben in der Regel am wenigsten Rechte. Raumschiffe und andere komplizierte technische Geräte haben typischerweise Gamma-Niveau. Beta-Persönlichkeiten sind durch ständige Beobachtung der jeweiligen Personen zu täuschend echten Abbildern ihrer Vorbilder geworden. Ob und inwiefern Beta-Persönlichkeiten „echt“ sind und wie man sich ihnen gegenüber verhalten muss, wird besonders in „Unendlichkeit“ (engl. Revelation Space) und noch mehr in „Aurora“ (The Prefect) diskutiert. Alpha-Persönlichkeiten sind schließlich vollständige Digitalisierungen eines menschlichen Bewusstseins. Sie haben die meisten Rechte und werden von den Menschen der Zukunft als sehr handgreifliche „Lebensversicherungen“ verstanden – es ist egal, ob man stirbt, so lange man kurz vorher noch eine Sicherheitskopie von sich erstellt hat, die je nach belieben wieder in einen geklonten oder neu gezüchteten Körper überspielt werden kann.

Außerhalb der Science-Fiction wurde der Transhumanismus zum Beispiel von Michel Houellebecq in seinem Romanen Elementarteilchen und Die Möglichkeit einer Insel thematisiert. Die Menschheit beschließt hier als Reaktion auf die Desillusionen der Moderne, zugunsten einer geschlechtslosen, unsterblichen Spezies von der Weltbühne zu verschwinden.

Siehe auch

Literatur

  • John Brockman: Die neuen Humanisten. Wissenschaft an der Grenze. Ullstein Hc; (Oktober 2004), ISBN 978-3550075971
  • Raymond Kurzweil: The Singularity Is Near: When Humans Transcend Biology. Viking Books 2005. ISBN 0670033847
  • Christian Weisgerber: Cyborgs, Katastrophen und Visionen. Europas Transhumanisten schauen in die Zukunft. Telepolis, 10. Juli 2001 (Html)
  • Bernd Vowinkel: Maschinen mit Bewusstsein, wohin führt die künstliche Intelligenz? Wiley VCH 2006. ISBN 3527406301
  • Oliver Krüger: Virtualität und Unsterblichkeit. Die Visionen des Posthumanismus. Rombach; Auflage: 1 (Oktober 2004)

Einzelnachweise

  1. Francis Fukuyama: The world's most dangerous ideas: transhumanism. 2004
  2. Ronald Bailey: Transhumanism: the most dangerous idea?. 2004 abgerufen am 20. Februar 2006
  3. Nick Bostrom: A history of transhumanist thought. 2005

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