Warren G. Harding

Warren G. Harding
Warren G. Harding (1920)
Warren G. Hardings Unterschrift

Warren Gamaliel Harding (* 2. November 1865 bei Corsica, Morrow County, Ohio; † 2. August 1923 in San Francisco, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Politiker und der 29. Präsident der Vereinigten Staaten. Dieses Amt hatte er von 1921 bis 1923 inne; er verstarb während der laufenden Amtszeit.

Harding gehörte den Republikanern an und war ein einflussreicher Zeitungsverleger mit einer Begabung für öffentliche Auftritte. Seine politische Laufbahn begann 1899 im Senat von Ohio. Infolge zahlreicher Skandale, in die Mitglieder seiner Regierung verwickelt waren, wurde ihm der Ruf zuteil, einer der am wenigsten erfolgreichen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewesen zu sein.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Warren G. Harding wurde nahe Corsica (heute Blooming Grove) geboren. Er war das älteste von acht Kindern von Dr. George Harding und Phoebe Dickerson Harding. Sein Vater unterrichtete eine Zeit lang an einer ländlichen Schule nördlich von Mount Gilead, seine Mutter war Hebamme, die später eine Zulassung als Medizinerin erhielt. In seiner Jugend zog die Familie nach Caledonia im Marion County, wo sein Vater eine lokale Wochenzeitung namens The Argus erwarb. In der Redaktion der Zeitung lernte Harding die Grundlagen des Zeitungsgeschäfts kennen. Er absolvierte das Ohio Central College in Iberia (später umbenannt in Muskingum College). Während seiner Studentenzeit arbeitete er für die Zeitschrift Union Register in Mount Gilead.

Politischer Werdegang

Senator und Vizegouverneur

Nach dem Collegeabschluss zog Harding nach Marion, wo er 300 Dollar auftrieb, um mit zwei Freunden die bis dahin erfolglose Zeitung Marion Daily Star zu erwerben. Es handelte sich dabei um die auflagenschwächste Zeitung der Stadt, die allerdings als einzige täglich erschien. Harding tauschte die Redaktion aus und unterstützte die Republikaner, womit er allerdings nur mäßigen Erfolg hatte. Seine politischen Ansichten unterschieden sich stark von denen der Lokalpolitik in Marion. Als Harding sich daran machte, den Marion Independent als erfolgreichste täglich erscheinende Zeitung abzulösen, zog er sich den Zorn von Amos Kling, einem der reichsten örtlichen Immobilienspekulanten, zu. Harding gewann die folgenden Auseinandersetzungen und der Marion Daily Star wurde zur auflagenstärksten Zeitung im Bezirk. Einer von Hardings Zeitungsjungen war Norman Thomas, der später ein bekannter Journalist und Führer der Sozialisten in New York City wurde.

Der Kampf um den Zeitungsmarkt hatte Hardings Gesundheit angegriffen. Im Alter von 24 Jahren litt er an Erschöpfungs- und Angstzuständen und er verbrachte 1889 mehrere Wochen in einem Sanatorium in Battle Creek, Michigan.

1891 heiratete Harding nach längerem Zögern Florence Kling, eine geschiedene Frau und Mutter eines jungen Sohnes. Ihr Vater Amos Kling war Hardings größter Widersacher. Als er von den Heiratsabsichten seiner einzigen Tochter hörte, verstieß er sie aus der Familie und verbot auch seiner eigenen Frau die Teilnahme an der Hochzeit. Kling sprach in den nächsten acht Jahren kein Wort mit seiner Tochter oder seinem Schwiegersohn.

In der Folgezeit half die geschäftstüchtige Florence, den Marion Daily Star in eine profitable Zeitung zu verwandeln. Es wird vermutet, dass ihr Antrieb Harding dazu veranlasste, in die Politik zu gehen. Harding wurde 1899 in den Senat von Ohio gewählt. Von 1903 bis 1905 war er Vizegouverneur des Staates. Nach seiner Amtszeit zog er sich ins Privatleben zurück.

Als er 1910 wieder in die Politik eintrat, verlor er das Rennen um das Amt des Gouverneurs gegen Judson Harmon. 1914 wurde er schließlich in den Senat der Vereinigten Staaten gewählt.

Harding war Freimaurer und wurde am 28. Juni 1901 in der Marion Lodge No. 70 in Marion initiiert. Am 27. August 1920 erreichte er den Meister-Grad, am 5. Januar 1921 erhielt er den 32. Grad des A. u. A. Schottischen Ritus in Columbus. Am 22. September 1921 wurde er zum 33. Grad gekugelt, aber er verstarb, bevor man ihm den Grad verleihen konnte.[1][2]

Die Wahl von 1920

Harding war außerhalb Ohios relativ unbekannt und deshalb 1920 bei der Republican National Convention in Chicago klarer Außenseiter. Aufgrund politischen Ränkeschmiedens seiner Parteifreunde gewann er dennoch die Nominierung vor dem zunächst lange bei den Abstimmungen führenden Leonard Wood.

Im Vorfeld wurde er befragt, ob es „unangenehme Episoden“ in seiner Vergangenheit gebe, die gegen ihn verwendet werden könnten. Harding verneinte dies. Nach der Nominierung wurde jedoch eine Affäre mit einer verheirateten Frau bekannt. Da es zu spät war, einen neuen Kandidaten aufzustellen, wurde die Familie der Frau durch Zahlung großer Geldsummen zum Schweigen verpflichtet.

Bei der Präsidentschaftswahl von 1920 trat Harding gegen den Demokraten James M. Cox, Gouverneur von Ohio, an. Demokratischer Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten war der stellvertretende Marineminister Franklin D. Roosevelt. Die Demokraten standen für eine Weiterführung der fortschrittlichen Politik von Präsident Woodrow Wilson.

Hardings Wahlkampf lief dagegen unter dem Motto “Zurück zur Normalität”, wobei er drei populäre Trends seiner Zeit aufgriff: Zurück zu einer Politik des Isolationismus als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg, eine Beschränkung der Einwanderung und einer Rückkehr zur Politik der Nichteinmischung (“laissez-faire”) der Ära William McKinleys.

Hardings Programm traf den Zeitgeist der Amerikaner. Er wurde massiv von der Presse unterstützt und erstmals wurden Filmstars für einen Wahlkampf eingespannt. Konservative Prominente wie Al Jolson, Lillian Russell, Douglas Fairbanks und Mary Pickford reisten nach Ohio. Finanzgrößen wie Thomas Alva Edison, Henry Ford und Harvey Firestone unterstützten Hardings Kampagne. Sein Einsatz für die Frauenrechte stieß bei weiblichen Wählern auf große Zustimmung. Insgesamt pilgerten über 600.000 Menschen während des Wahlkampfes in die Kleinstadt Marion.

Hardings Frau Florence beteiligte sich aktiv am Wahlkampf und trug zur Popularität ihres Mannes bei. In einem im Garten des Hauses errichteten Bungalow, der als Pressebüro diente, gab sie Interviews und posierte für Fotos. Harding bediente sich auch eines Wahlkampfschlagers mit dem lapidaren Titel Harding.[3]

Die Wahl von 1920 war die erste, bei der Frauen landesweit mitstimmen konnten. Harding erzielte einen Erdrutschsieg, wobei er 61 % der Stimmen erhielt; auf seinen Rivalen Cox entfielen 36% (404 zu 127 Stimmen im Wahlmännerausschuss). Der Sozialist Eugene V. Debs, der seinen Wahlkampf aus einer Zelle eines Bundesgefängnisses heraus führte, erhielt 3% der landesweiten Stimmen. Als Harding Präsident wurde, ließ er Debs und andere politische Gefangene begnadigen.

Präsident

Filmaufnahmen von Warren Harding (Kommentar in englischer Sprache)

Hardings Beraterstab und sein Kabinett entsprachen der Mannschaft, die auf der republikanischen Parteiversammlung von 1920 vorgestellt worden war.

Harding (2. v. l.) kurz nach der Amtseinführung. Links im Bild sein Vorgänger im Präsidentenamt Woodrow Wilson

Unter Harding wurde eine Politik der Nichteinmischung in den Bereichen Wirtschaft und Soziales betrieben. Die wirtschaftliche Entwicklung der Nation sollte nicht durch staatliche Überwachung behindert werden. Harding war ein Verfechter der klaren Trennung der staatlichen Gewalten. Dem obersten Gerichtshof (Supreme Court) räumte er einen hohen Stellenwert ein und bestellte den ehemaligen Präsidenten William Howard Taft zum obersten Richter. Während Hardings Amtszeit wurde ein Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich, Österreich und Ungarn unterzeichnet, womit der Erste Weltkrieg für die USA formal beendet wurde. Kolumbien wurde für den Verlust von Panama entschädigt und die Washington Naval Conference ins Leben gerufen. Harding ließ das Bureau of Veterans Affairs einrichten, das sich um die Bedürfnisse der Weltkriegsveteranen kümmerte und damit Vorläufer des heutigen Kriegsveteranenministeriums war.

Der Präsident hielt eine Vielzahl von Reden in der Öffentlichkeit. Im Oktober 1921 sprach er in Birmingham, Alabama, die vorherrschende Rassenproblematik an, wobei er ausführte, dass die Nation das wirtschaftliche Wachstum nicht eher genießen dürfe, bis die Gleichheit der Rassen hergestellt sei.

Hardings Reden enthielten oft Versprecher oder Sinnfehler. Er beharrte jedoch darauf, seine Reden selbst zu schreiben. Anfangs erledigte er einen Großteil der Korrespondenz selbst, darunter auch Beschwerden von Bürgern, die an den Präsidenten gerichtet waren. Kritiker warfen ihm ein grauenhaftes Englisch vor, das vor Fehlern strotzte. Als sich 1923 sein Gesundheitszustand verschlechterte, ließ er die Korrespondenz von einem Stab von Assistenten erledigen.

Öffentliche Feierlichkeiten zur Amtseinführung von Harding, 1921

Skandale, Affären, Gerüchte

Nach der Amtseinführung verhalf Harding vielen seiner politischen Freunde zu lukrativen Ämtern. Eine Gruppe, die als „Ohio Gang“ bekannt wurde, nutzte ihre Position, um Regierungsgelder zu hinterziehen. Inwieweit Harding von diesen Machenschaften gewusst hat, ist nicht bekannt.

Anfang des Jahres 1923 wurde eine großangelegte Korruptionsaffäre um Hardings engsten Beraterstab aufgedeckt. Thomas W. Miller, Chef des Amtes für ausländische Besitztümer, wurde beschuldigt, Schmiergelder angenommen zu haben. Jess Smith, Assistent des Justizministers, hatte Unterlagen vernichtet und dann Selbstmord begangen. Justizminister Harry M. Daugherty selbst musste später wegen Annahme von Bestechungsgeldern zurücktreten. Charles R. Forbes, Direktor des Bureau of Veterans Affairs, unterschlug Gewinne, strich große Summen an Bestechungsgeldern ein und organisierte den illegalen Vertrieb von Alkohol und Drogen.

Am bekanntesten wurde der Teapot-Dome-Skandal, in den der Innenminister Albert B. Fall verwickelt war. Nach Zahlung von Schmiergeldern wurden wertvolle Ölfelder an zwei Firmen vergeben. 1931 wurde Fall − als erstes Mitglied eines amerikanischen Kabinetts − zu einer Haftstrafe verurteilt.

Harding war zwar selbst nicht in diese Affären verstrickt, spielte allerdings keine glückliche Rolle bei der Aufdeckung und Aufarbeitung der Skandale. Überliefert ist folgender Ausspruch Hardings: “My God, this is a hell of a job! I have no trouble with my enemies, but my damn friends, my God-damned friends… they're the ones that keep me walking the floor nights!” („Mein Gott, dieser Job ist die Hölle! Ich habe keinen Ärger mit meinen Feinden, aber meine verdammten Freunde, meine gottverdammten Freunde… sie sind es, die mir schlaflose Nächte bereiten!“)

Harding hatte mehrere außereheliche Beziehungen, darunter eine langjährige zu der zehn Jahre jüngeren Carrie Fulton Phillips, der Ehefrau eines alten Freundes. Um einem Skandal im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen vorzubeugen, erhielt die Familie Philips von der Republikanischen Partei einen Betrag von 50.000 US-Dollar und bekam eine mehrwöchige Reise nach Japan finanziert. Mrs. Philips erhielt darüber hinaus über mehrere Jahre hinweg ein monatliches „Gehalt“ von den Republikanern.
Mit Nan Britton, der Tochter eines Freundes, hatte Harding eine uneheliche Tochter, die 1919 zur Welt kam. Diese Tochter, Elizabeth Ann Blaesing, hat Harding nie gesehen; er zahlte jedoch große Summen an Unterhalt.

Hardings Gegner, darunter sein Schwiegervater Amos Kling, setzten in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts das Gerücht in die Welt, dass seine Vorfahren Afroamerikaner seien und „schwarzes Blut“ in seinen Adern fließe. Spätere Nachforschung ergaben jedoch keine Hinweise auf afrikanische Vorfahren. In einer Zeit, die von rassistischen Vorurteilen geprägt war, wurde somit eine Rufmordkampagne betrieben.

Tod im Amt

1923 unternahm Harding eine ausgedehnte Reise durch das Alaska-Territorium und den Westen der Vereinigten Staaten, wo er unter anderem der Eröffnung der Alaska Railroad beiwohnte. Insbesondere den einfachen Menschen wollte er auf dieser “Voyage of Understanding” („Reise der Verständigung“) die Ziele seiner Politik näher bringen. Zu dieser Zeit begann die Korruptionsaffäre um seine Kabinettsmitglieder bekannt zu werden. In Alaska erreichte ihn eine Mitteilung, in der illegale Aktivitäten detailliert geschildert wurden, worüber Harding sichtlich schockiert war.

Auf dem Weg durch British Columbia entwickelte er Symptome, die auf einen schweren Fall von Lebensmittelvergiftung schließen ließen. Als er das Palace Hotel in San Francisco erreichte, zeigten sich Zeichen einer Lungenentzündung. Am Abend des 2. August 1923 starb er infolge eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalles. Harding war der sechste US-Präsident, der während der laufenden Amtszeit verstarb. Sein Nachfolger wurde Vizepräsident Calvin Coolidge.

Da Hardings Witwe eine Autopsie verweigerte, kamen bald Gerüchte auf, er sei das Opfer einer Verschwörung geworden.

Der Leichnam wurde nach Washington D.C. überführt und im östlichen Raum des Weißen Hauses aufgebahrt. Nach einem Staatsakt beim Kapitol erfolgte die Beerdigung auf dem Friedhof von Marion. Seit 1931 ruhen Harding und seine 1927 verstorbene Frau in dem von Präsident Herbert Hoover gestifteten Harding Memorial in Marion.

In zahlreichen von Historikern durchgeführten Umfragen wurde Harding als einer der schlechtesten Präsidenten der USA aufgeführt. Heutige Autoren zeichnen jedoch ein günstigeres Bild. Der Biograf John Dean legte 2004 dar, dass „Harding kein Beispiel für eine gescheiterte Präsidentschaft sei“.

Einzelnachweise

  1. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. Herbig Verlag, 5. Auflage 2006, ISBN 978-3-7766-2478-6.
  2. Willaim R. Denslow, Harry S. Truman: 10,000 Famous Freemasons from A to J, Part One. Kessinger Publishing, ISBN 1-4179-7578-4.
  3. http://en.wikisource.org/wiki/Harding

Literatur

  • Noggle, Burl: Teapot Dome. Oil and Politics in the 1920's. 1962. (Eine Darstellung des Harding-Skandals.)
  • Ferrell, Robert H.: The Strange Death of President Harding. 1996. (Neuere Literatur zum Tode Hardings.)
  • Müller, Marion G.: Politische Bildstrategien im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 1828-1996. Berlin, Akademie Verlag, 1997.

Weblinks

 Commons: Warren G. Harding – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Warren G. Harding – Quellen und Volltexte (Englisch)
 Wikiquote: Warren G. Harding – Zitate (Englisch)

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