United Fruit Company

United Fruit Company
Chiquita Brands LLC
Logo der Chiquita Brands LLC
Unternehmensform Limited Liability Company
Gründung 30. März 1899[1]
Unternehmenssitz Cincinnati, Ohio
Unternehmensleitung

Fernando Aguirre

Mitarbeiter 25.000[2]
Umsatz 4,4991 Milliarden US-$[2]
Branche Obst und Gemüse
Produkte

Bananen, ...

Website

http://www.chiquita.com/

Chiquita Brands International ist nach eigenen Angaben einer der größten Bananenproduzenten der Welt. Chiquita vermarktet auch verschiedene andere Obst- und Gemüsesorten und ist in über 60 Ländern aktiv. „Chiquita“ ist spanisch und bedeutet „kleines Mädchen“ (auch als liebevolle Anrede für eine Frau üblich). Das 1899 als United Fruit Company (UFC, auch UFCO) gegründete Unternehmen wurde groß durch den Verkauf tropischer Früchte in Europa und den USA (hauptsächlich Bananen), die auf Plantagen in Ländern der Dritten Welt angebaut wurden.

Neben der berühmten Marke Chiquita verkauft Chiquita Brands Int. auch Bananen unter dem Namen Chiquita Jr., Consul, Amigo, Frupac, Chico sowie Bananos.

Seit dem 21. Jahrhundert taucht das Unternehmen in den Medien immer wieder im Zusammenhang mit dem sogenannten Greenwashing, einer PR-Methode zum Kaschieren der unverantwortlichen Behandlungsweise von Mitarbeitern und Ressourcen, auf.[3][4]

Die Firma ist wegen ihrer Mitarbeiter- und Umweltpolitik bereits mehrfach in die Kritik geraten. Zudem wurde in den USA eine Sammelklage wegen Unterstützung kolumbianischer Paramilitärs eingebracht.[5]

Das Firmenlogo wurde von Dik Browne entworfen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Chiquita-Bananen auf einem Marktstand in Bonn, 1988
Die Chiquita Scandinavia beim Bananenumschlag in Bremerhaven
Haupteingang des alten United Fruit Building (1920) in der St. Charles Avenue, New Orleans, Louisiana
Chiquita Center In Cincinnati, Ohio

Das Unternehmen wurde am 30. März 1899 in Boston, Massachusetts (USA) unter dem Namen „United Fruit Company“ (UFC, auch UFCO) gegründet. Die Firma entstand aus dem Zusammenschluss der Firma Boston Fruit, gegründet von Lorenzo Dow Baker und Andrew W. Preston, und der von Minor C. Keith gegründeten Firma Tropical Trading and Transport Company. Preston hatte Eisenbahnen in Costa Rica gebaut und war darüber ins Früchtegeschäft eingestiegen.

Im Juni 1970 schloss sich die United Fruit Company mit der AMK Corporation zusammen und wurde zur United Brands Company. Im August 1984 übernahm Carl H. Lindner Jr. die Kontrolle über die Firma, die im folgenden Jahr ihren Sitz nach Cincinnati, Ohio, verlegte. 1990 erfolgte die Umbenennung in Chiquita Brands International, 1991 kaufte der Konzern Frutas Dominicanas auf und stieg somit in die Ananas-Produktion ein.

Um ihre weitreichenden Geschäftsfelder zu erweitern, wurde United Fruit ein Hauptentwickler der Radiotechnologie. Die Firma kooperierte später mit anderen Firmen, um die Radio Corporation of America zu gründen. Außerdem revolutionierte der Konzern die Handelsschifffahrt, indem er die Entwicklung von gekühlten Transportschiffen vorantrieb. Ende der 1930er Jahre verfügte die UFC über die größte private Schiffsflotte der Welt.

Seit 1992 arbeitet die UFC eng mit der umstrittenen Umweltschutzorganisation Rainforest Alliance zusammen und beteiligt sich nach eigenen Angaben aktiv am Zertifizierungsprogramm. So seien seit dem Jahr 2000 alle Chiquita Farmen und 93 % der unabhängigen lateinamerikanischen Farmen, die an die UFC liefern, den 200 Umwelt- und Sozialstandards der Rainforest Alliance gerecht geworden.


Mittelamerika

Die United Fruit Company besaß große Landflächen in Mittelamerika. Viele sahen sie deshalb als die eigentliche Macht in diesen Ländern an, da United Fruit durch seine Wirtschaftskraft die Geschicke der kleinen Staaten dominierte. Die wirtschaftlichen Interessen der Firma waren mehrfach Anlass für das politische Eingreifen der USA in Mittelamerika. Der Monroe-Doktrin folgend spielten die Interessen der UFC z. B. eine Rolle dafür, dass die US-Regierung 1954 einen Regierungssturz in Guatemala finanziell und logistisch unterstützte: Bis 1985 befand sich der Hauptsitz der UFC in Guatemala. Der Konzern betrieb Plantagen, die Post, die Eisenbahn sowie den einzigen Karibikhafen. Diese Infrastruktur wurde fast ausschließlich für wirtschaftliche Zwecke benutzt, die Gebühren waren für die Zivilbevölkerung meist unbezahlbar. Der bis 1944 regierende Diktator Jorge Ubico gewährte der UFC zollfreie Importe auf Baumaterialien und geringe Ausfuhrzölle auf Bananen. 1944 wurde jedoch die Diktatur in Guatemala gestürzt und daraufhin Juan José Arévalo als neuer demokratischer Präsident gewählt, 1951 wurde Jacobo Arbenz sein Nachfolger. Die neue Regierung enteignete gegen eine Entschädigung etwa 530 km² Land von der UFC und verteilte es an Kleinbauern. Außerdem forderte sie bessere Arbeitsbedingungen, Mindestlöhne und Sozialleistungen. Die UFC protestierte daraufhin beim amerikanischen Außenministerium und forderte unter dem Vorwand, die neue Regierung sei kommunistisch, deren Sturz. Der damalige Außenminister der USA, John Foster Dulles (welcher früher als Anwalt bei UFC arbeitete), sowie sein Bruder Allen Dulles, Chef der CIA, leiteten dann am 16. Juni 1954 mittels einer Söldnertruppe von nur 400 Mann um den Exil-Guatemalteken Castillo Armas den Sturz der guatemaltekischen Regierung ein (Operation PBSUCCESS). Als Präsident Arbenz endgültig die Kontrolle über sein Land verlor, trat er am 27. Juni 1954 zurück und überließ Castillo Armas das Amt. Als eine der ersten Amtshandlungen gab er der UFC das enteignete Land zurück und strich sämtliche Arbeitnehmerschutzgesetze. Es folgte eine fast 40 Jahre andauernde, von der CIA unterstützte Militärdiktatur, die vermutlich über 100.000 Todesopfer forderte, von denen viele zu den sogenannten „Verschwundenen“ zählen.

Ähnliche Geschichten spielten sich auch in anderen mittelamerikanischen Ländern ab, so wurde z. B. 1910 ein Schiff mit angeheuerten Söldnern (die meisten waren vormalige Sträflinge) von New Orleans nach Honduras geschickt, um den Präsidenten zu stürzen. Grund für die Aktion war, dass der Präsident sich geweigert hatte, United Fruit Steuererleichterung zu gewähren. Nach dem Putsch befreite Honduras die UFC für 25 Jahre von der Zahlung jeglicher Steuern. Alleine von 1912 bis 1924 gab es in Honduras vier US-Interventionen. 1975 kam heraus, dass Eli Black, der Chef der damals in United Brands umbenannten Firma, vom Präsidenten von Honduras mit 2,5 Millionen Dollar Zollvorteile erkaufen wollte. Eli Black beging daraufhin Selbstmord.

Im Roman Hundert Jahre Einsamkeit beschreibt Gabriel García Márquez den unmenschlichen Einfluss der UFC in Kolumbien.

Pablo Neruda bearbeitet das Wirken der UFC in seinem Gedicht La United Fruit Co., welches Teil des Gedichtzyklus Canto General ist. Dieses Gedicht findet auch Eingang in die partielle Vertonung des Canto General durch Mikis Theodorakis.

Die Vorgehensweise der United Fruit und der CIA in Guatemala beschreibt Wolfgang Schreyer in seinem Roman „Das grüne Ungeheuer“.

1984 wurde United Fruit nach mehreren Umstrukturierungen und Fusionen in „Chiquita Brands International“ umbenannt.

Heutiger Einfluss

Nach wie vor werden gewerkschaftlich organisierte Arbeiter benachteiligt und vor allem der massive Pestizideinsatz gerät immer wieder in die Kritik. 1992 erregte der Konzern die Aufmerksamkeit von Umweltschützern, als er in Costa Rica mehrere Waldflächen aufkaufte, rodete und in Plantagen umwandelte.

Ab 1992 versuchte Chiquita mit viel Öffentlichkeitsarbeit den schlechten Ruf, vor allem im Bereich des Pestizideinsatzes, loszuwerden. Verhandlungen mit Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften gestalten sich jedoch schwierig und langsam.

Der politische Einfluss ist nach wie vor vorhanden, so wurden beispielsweise 1998, als sich USA und EU um Themen rund um den internationalen Bananenhandel stritten (siehe Bananenkrieg), 1,4 Millionen Dollar als Parteispenden nach Washington überwiesen.

Gegen Medienberichte über Missstände im Unternehmen geht Chiquita teils sehr aggressiv vor. Dies zeigte sich besonders deutlich, als im Mai 1998 die Zeitung The Cincinnati Enquirer die umfangreiche Reportage des investigativen Journalisten Michael Gallagher veröffentlichte, in der dem Konzern unter anderem ausbeuterische Praktiken auf seinen lateinamerikanischen Plantagen, bewusste Inkaufnahme von Umweltzerstörungen und die Tolerierung von Kokainschmuggel bei Warentransporten vorgeworfen wurde. Als sich herausstellte, dass Gallagher einen Teil seiner Informationen über Aufzeichnungen aus dem Voicemail-Systems des Unternehmens illegal erhalten hatte, setzte Chiquita die Zeitung mit rechtlichen Schritten unter massiven Druck. Der Cincinnati Enquirer musste Schadensersatzzahlungen in Höhe von mindestens 10 Millionen US-Dollar an Chiquita leisten und eine Entschuldigung auf der Titelseite veröffentlichen. Gallagher wurde gefeuert und von Chiquita mit Klagen überzogen. Obwohl das Unternehmen alle in Gallaghers Reportage erhobenen Vorwürfe zurückwies, hat es diese jedoch inhaltlich zu keiner Zeit juristisch angefochten.

Die Plantagen des Konzerns befinden sich heute noch hauptsächlich in Costa Rica, Guatemala, Honduras sowie Panama und teilweise noch Kolumbien. In all diesen Ländern gehören Bananen zu den wichtigsten Exportgütern, wodurch Chiquita einfach Druck auf die jeweiligen Regierungen ausüben kann – ein Rückzug aus einem dieser Länder würde in diesem zu einem wirtschaftlichen Fiasko führen.

Am 15. März 2007 erzielte Chiquita einen Vergleich in der Höhe von 25 Millionen US-Dollar mit dem US-Justizministerium, nachdem dieses ein Verfahren gegen Chiquita eingeleitet hatte, wegen der Finanzierung einer terroristischen Vereinigung. In diesem Fall hatte Chiquita zwischen 1997 und 2004 etwa 1,7 Millionen US-Dollar an die Autodefensas Unidas de Colombia (kurz AUC) gezahlt.[6] Das Unternehmen erklärte dazu, selbst Opfer der „Paras“ zu sein, und aus Not, sich und seine Beschäftigten zu schützen, den Erpressungen der AUC Folge nachgegeben zu haben.

Literatur

  • Peter Chapman: Bananas! How The United Fruit Company Shaped the World. Edinburgh u. a. 2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Unternehmensgeschichte (www.chiquita.de)
  2. a b Pressemeldung zum Jahresabschluss 2006
  3. Michael Jessen: Chiquita-Going Green or Greenwashing Corporate Crime?, Organic Consumers Association, 6. Februar 2001
  4. Rachael Jackson: Green bananas? Chiquita teams up with the Rainforest Alliance, Earth Action Network, 1. Januar 2007
  5. Chiquita rechtfertigt Schutzgeldzahlungen: "Wollten Leben schützen", Kleine Zeitung, 16. November 2007
  6. Chiquita finanzierte Kolumbiens Todesschwadronen, Netzeitung, 15. März 2007

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