- Unternehmen Marita
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Im am 6. April 1941 begonnenen Balkanfeldzug (Unternehmen Marita) griff das Dritte Reich Jugoslawien und Griechenland an. Dabei wurde es von italienischen und ungarischen Armeen unterstützt. Am 17. April kapitulierte die jugoslawische Armee und am 21. April eine griechische Armee. Nur die Kämpfe auf Kreta, wo britische Truppen gelandet waren, zogen sich bis Anfang Juni hin. Vor dem Balkanfeldzug war ein Angriff Italiens von den griechischen Streitkräften erfolgreich zurückgeschlagen worden.
Vorangegangen war der Sturz der den Achsenmächten zuneigenden Regierung in Belgrad am 27. März 1941. Ziel des Balkanfeldzugs war zu verhindern, dass Großbritannien oder die Sowjetunion in dieser Mittelmeerregion Fuß fassen und von dort aus den geplanten deutschen Angriff auf die Sowjetunion bedrohen könnten. Der Balkanfeldzug verzögerte den Start des Krieges gegen die Sowjetunion um 6 Wochen und erschwerte den Plan der Wehrmacht, in einem Blitzkrieg noch vor Wintereinbruch Moskau einzunehmen.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Die Großmachtambitionen des italienischen Ministerpräsidenten Mussolini waren bereits seit den 1930er Jahren auf den Balkan gerichtet. Am 28. Oktober 1940 griffen italienische Verbände mit ca. 155.000 Soldaten vom seit 1939 italienisch besetzten Albanien aus Griechenland an. Griechenland hatte zu dieser Zeit eine Kavallerie- und 14 Infanteriedivisionen, nach der Mobilmachung standen dem Oberbefehlshaber Papagos etwa 430.000 Mann zur Verfügung. Tags darauf besetzte Großbritannien die Insel Kreta und verminte die griechischen Gewässer. Bereits am 4. November wurde der italienische Angriff in Epirus gestoppt und Mussolinis Blitzkrieg scheiterte. Die griechischen Streitkräfte gingen in den Gegenangriff über und zwangen die Streitkräfte Italiens bis hinter ihre Ausgangsstellungen zurück. Am Freitag, dem 13. Dezember 1940, unterschrieb Adolf Hitler die Weisung Nr. 20, einen Operationsplan für den Angriff auf Jugoslawien und Griechenland. Während der Zeit von Dezember bis März befanden sich die italienischen Streitkräfte weiterhin in der Defensive. Alle Durchbruchsversuche der Italiener scheiterten am Widerstand der Griechen und wurden unter hohen Verlusten abgewiesen. Schließlich wurden sie ganz eingestellt.
Diplomatische Vorbereitungen
Am Dienstag, dem 25. März 1941, unterzeichnen jugoslawische Regierungsvertreter in Wien den Beitritt zum Dreimächtepakt. Jugoslawien stand seit 1934 dem Deutschen Reich nahe, militärisch gab es bis 1941 aber keine Kooperation. Auf diese Nachricht hin kam es in Jugoslawien zu antideutschen Demonstrationen. Am Donnerstag, dem 27. März 1941, kam es in Belgrad zu einem Staatsstreich. Prinz Paul musste daraufhin nach Griechenland fliehen, während der 17-jährige Peter II. den Thron bestieg. General Dušan Simović bildete eine neue Regierung und annullierte den unter Hitlers Druck zustandegekommenen Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt. Unterdessen wurde der vormalige Premierminister Dragiša Cvetković als einer der Unterzeichner des Vertrages verhaftet und ebenso andere ehemalige Regierungsmitglieder. Am selben Abend noch gab Adolf Hitler die Weisung Nr. 25 heraus, einen Blitzfeldzug gegen Jugoslawien und Griechenland. In Bulgarien nahm die deutsche 12. Armee, 8 Divisionen und drei Regimenter, ihre Angriffspositionen ein. Der jugoslawische Operationsplan „R-41“ sah einen defensiven Einsatz von 27 Divisionen entlang der Grenze vor.
Zerschlagung Jugoslawiens
Am 6. April 1941 um 5.15 Uhr griffen Wehrmachtsverbände ohne vorherige Kriegserklärung oder Ultimatum mit 33 Divisionen (davon 6 Panzerdivisionen) und insgesamt 680.000 Soldaten Griechenland und Jugoslawien an. Die deutsche 12. Armee stieß von Bulgarien aus auf Saloniki vor, die 2. Armee und die Panzergruppe 1 mit 15 Divisionen operierten von der Steiermark, Ungarn, Rumänien und Bulgarien aus gegen Jugoslawien. Nach kurzer Zeit griffen die ungarische 3. Armee (10 Brigaden) sowie die italienische 2., 9. und 11. Armee (38 Divisionen) in die Kämpfe ein. 1.153 deutsche Flugzeuge und 320 italienische Flugzeuge wurden eingesetzt.
Das jugoslawische Heer gliederte sich in 32 Divisionen und neun Brigaden, die Luftstreitkräfte verfügten über 400 Flugzeuge. Griechenland besaß 21 Divisionen, vier Brigaden, und 80 Flugzeuge. Dazu kamen zwei britische Infanteriedivisionen, eine Panzerbrigade sowie sieben Staffeln (84 Maschinen) der Royal Air Force.
484 Bomber und Stukas sowie 250 Jagdflugzeuge der Achsenmächte eröffneten den Krieg mit dem für die Zivilbevölkerung verheerenden Luftangriff auf Belgrad im Jahr 1941 und auf jugoslawische Flugplätze. Am selben Tag begann auch der Angriff zweier Armeekorps der Wehrmacht auf den rechten und linken Flügel der jugoslawischen Armee Ost-Mazedonien unter General Bakopoulus. Am 8. und 9. April näherten sich deutsche Verbände Belgrad. Im Laufe des 10. Aprils wurde Zagreb besetzt. Belgrad wurde am 12. April von der aus drei Richtungen vordringenden Panzergruppe 1 eingenommen. Am Donnerstag, dem 17. April um 21 Uhr unterschrieb General Danilo Kalafatović als Vertreter des jugoslawischen Obersten Befehlshabers in Belgrad die bedingungslose Kapitulation der jugoslawischen Streitkräfte, es gingen 6.298 Offiziere sowie 337.864 Unteroffiziere und Mannschaften serbischer und montenegrinischer Abstammung in deutsche Kriegsgefangenschaft. Die slowenischen, bosnisch-muslimischen, kroatischen, ungarischen, deutschen (donauschwäbischen) und mazedonischen Soldaten der jugoslawischen Armee wurden freigelassen. König Peter und sein Regierungskabinett gingen außer Landes.
Jugoslawien wurde in zehn Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichem Status aufgeteilt. Kroatien erklärte sich bereits am 15. April zum Unabhängigen Staat Kroatien, einem von der Ustascha regierten Vasallenstaat Deutschlands zu dem auch Slawonien, Syrmien und fast ganz Dalmatien, Bosnien und die Herzegowina gehörten. Serbien, bestehend aus Altserbien (dem ehemaligen Gebiet Serbiens innerhalb der Grenzen von 1912, ohne Mazedonien) und dem Westbanat, wurde zur ausschließlich deutschen Einflusszone erklärt und unter Militärverwaltung von Wehrmacht und SS gestellt, mit einer von den Deutschen abhängigen Landesregierung. Kroatien wurde von Deutschland als selbständiger Staat anerkannt, Serbien nicht. Sein Gebiet umfasste mehr als ein Viertel der Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawien. Von den Gebieten, die vor 1941 noch zu Serbien zählten, besetzte Ungarn die Südbaranja und die Batschka, Bulgarien den Großteil von Mazedonien.
Die jugoslawischen Kriegsgefangenen wurden je nach ethnischer Zugehörigkeit behandelt. Kroaten, Mazedonier und Volksdeutsche, die Hälfte der jugoslawischen Armee, wurde noch aus den Sammellagern heraus nach Hause entlassen. Etwa 180.000 Serben wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland gebracht. Die Unterschiede in der Behandlung der jugoslawischen Völker hatte keine Begründung in der nationalsozialistischen Rassenlehre. Ressentiments aus dem Ersten Weltkrieg, für dessen Auslöser in Deutschland und Österreich die Serben standen, waren hierbei maßgeblich.
Vier Infanteriedivisionen wurden speziell als Besatzungstruppen für den Balkan zusammengestellt, die 704., 714., 717. und 718. ID. Zwei davon in Österreich, die 717. im Wehrkreis XVII, die 718. im Wehrkreis XVIII. Auch nach der Neuaufstellung der 717. als 117. Jägerdivision und der Zuführung von Offizieren und Mannschaften aus anderen Wehrkreisen stellten Österreicher die Mehrheiten der Mannschaften. Beide in den österreichischen Wehrkreisen aufgestellten Divisionen blieben bis zur Kapitulation auf dem Balkan; die 718. ID in Kroatien, die 717. ID und spätere 117. Jägerdivision wurde im Frühjahr 1943 von Jugoslawien nach Griechenland verlegt.[1]
In der Folgezeit wurden die Besatzer von verschiedenen Partisanengruppen bekämpft, wobei sich die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee unter Marschall Tito durchsetzen konnte. Nachdem seit Anfang Oktober 1941 die Kämpfe mit Partisanen- und Tschetnik-Einheiten erheblich zugenommen hatten, erschoss die Wehrmacht unter dem Befehl des kommandierenden Generals Franz Böhme ab Mitte Oktober Zivilisten als Vergeltungsmaßnahme für die Angriffe. Bekannter sind die Massaker von Kraljevo und Kragujevac in Serbien.
Operationen in Griechenland
Die in Bulgarien stationierte 12. Wehrmachtsarmee unter Generalfeldmarschall Wilhelm List überschritt am 6. April 1941 die Grenze nach Griechenland. Dabei kam ihnen der Umstand zugute, dass am 7. April bei einem Luftangriff auf den Hafen Piräus dieser durch einen Zufallstreffer auf ein Munitionsschiff total verwüstet wurde und die britischen Truppen daraufhin Nachschubprobleme bekamen. Am 9. April durchbrach ein Wehrmachtskorps mit starker fliegerischer Unterstützung durch Sturzkampfflugzeuge die Gebirgsbefestigungen der Metaxas-Linie bei dem Fort Roupel im Tal des Strymonas. Am gleichen Tag erreichten deutsche Panzerverbände Thessaloniki und besetzten die Stadt, die somit eingeschlossene griechische 2. Armee kapitulierte daraufhin.
Gleichzeitig rückten deutsche Verbände nach der Einnahme der Vardarska banovina (heutiges Mazedonien) entlang des Vardar-Tals (Axios) sowie auf der Ebene Florina-Bitola (Monastir) nach Griechenland vor und trafen dabei auf die Westflanke der von gemischten britischen und Commonwealth-Verbänden unter dem Befehl von General Henry M. Wilson ("W Force") gehaltenen Aliakmonas-Linie. Am 11. April 1941 eroberten deutsche Verbände, darunter auch die SS-Division Leibstandarte Adolf Hitler, den Klidi-Pass südöstlich von Florina sowie am 14. April Kozani. Das gegnerische Expeditionskorps zog sich hierauf hinter den Aliakmonas sowie im Osten nach Platamon am Fuße des Olymp zurück. Am 16. April gab General Wilson dem griechischen Oberbehlshaber Alexandros Papagos seine Entscheidung bekannt, die Aliakmonas-Linie aufzugeben und bei den Thermopylen eine neue Verteidigungsstellung aufzubauen. Parallel begannen Vorbereitungen für die Evakuierung der alliierten Truppen. Dadurch wurde den deutschen Truppen der Weg über das Pindos-Gebirge nach Epirus freigegeben.
Am 16. April versperrten Wehrmachtsverbände der sich von der Epirus-Front zurückziehenden griechischen 1. Armee den Rückzugsweg durch den Katarra-Pass bei Metsovo. Die vom Gebirgsmassiv eingeschlossenen griechischen Truppen wurden nun von den Achsenmächten im Westen und Osten bedrängt. Am 18. April beging Ministerpräsident Alexandros Korizis in Athen Selbstmord, die neue Regierung bildete Emmanouil Tsouderos. Am 20. April entband General Georgios Tsolakoglou in Absprache mit anderen Offizieren den Befehlshaber der Epirus-Armee Ioannis Pitsikas seines Kommandos und präsentierte anschließend SS-Obergruppenführer Josef Dietrich die Kapitulation. Dies erfolgte gegen den ausdrücklichen Befehl des Oberkommandierenden der griechischen Armee General Alexandros Papagos. Nach italienischen Protesten über dieses Vorgehen wurde am Folgetag eine zweite Kapitulation in Anwesenheit italienischer Offiziere in Ioannina sowie am 23. April in Thessaloniki eine dritte, offizielle Kapitulation Griechenlands gegenüber Deutschland und Italien vollzogen. Am gleichen Tag schiffte sich König Georg II. mit seiner Regierung nach Kreta ein.
Am 21. April ordnete der alliierte Oberbefehlshaber im Mittelmeer und Nahen Osten Archibald Wavell endgültig die Evakuierung der verbleibenden alliierten Truppen nach Kreta und Ägypten (Operation Demon) an. Bis zum 30. April konnten von der Royal Navy rund 50.000 Mann über Häfen in Attika und auf dem Peloponnes evakuiert werden, allerdings ohne schwere Waffen und Gerät. Am 24. April gaben die alliierten Nachhutverbände die bis dahin verteidigte Thermopylen-Stellung auf. Am Samstag dem 26. April besetzten Wehrmachtverbände Korinth und am 27. April rückten Vorausabteilungen der 5. Panzerdivision in Athen ein. Der Feldzug Hitlers auf dem griechischen Festland endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden des Peloponnes. Einige größere ägäische Inseln, darunter Lemnos, Lesbos und Chios wurden bis Anfang Mai von deutschen Infanterie- und Luftlandetruppen besetzt. Italienische Truppen besetzten gleichzeitig die Ionischen Inseln.
Die alliierten Verluste auf dem Festland betrugen ca. 12.000 Mann, die in Gefangenschaft gerieten, sowie das gesamte schwere Kriegsgerät. Die Wehrmachtsverluste auf dem Festland betrugen 2.559 Tote, 5.820 Verletzte und 3.169 Vermisste.
Kreta gab Großbritannien als militärische Basis die Möglichkeit, den Zugang zur Ägäis zu kontrollieren und die Ölfelder in Rumänien zu bombardieren. Am 20. Mai begann die deutsche Luftlandeoperation zur Eroberung Kretas unter Beteiligung von Heereskräften sowie der deutschen und italienischen Marine. Sie gelang unter hohen Verlusten der deutschen Truppen. Im Anschluss wurde Griechenland von den Achsenmächten in Besatzungszonen aufgeteilt, Italien besetzte den größten Teil. König Georg II. und seine Regierung gingen ins englische Exil.
Bis zur Kapitulation wurden ewa 210.000 Soldaten der griechischen Armee in deutschen Gewahrsam genommen, danach die gesamte etwa 430.000 Mann umfassende Armee zu Kriegsgefangenen erklärt. Nach kurzer Zeit wurden sie jedoch nach Hause entlassen. Ein Teil der griechischen Streitkräfte konnte sich dem deutschen Zugriff entziehen und in Ägypten sammeln. Sie bildeten die ca. 20.000 Mann starke griechische königliche Armee, die unter britischem Oberbefehl unter anderem in El Alamein und 1944 in Italien kämpfte.
Einzelnachweise
- ↑ Walter Manoschek, Hans Safrian: Österreicher in der Wehrmacht in: E.Talos, E.Hanisch, W.Neugebauer (Hrsg.): NS-Herrschaft in Österreich 1938-1945, Wien 1988, ISBN 3-900351-84-8, S.342f.
Literatur
- Kurt von Tippelskirch: Der deutsche Balkanfeldzug 1941, in: Wehrwisenschaftliche Rundschau, 5 (1955), S.49–65.
- Jozo Tomasevich: War and Revolution in Yugoslavia: 1941–1945: Occupation and Collaboration, Verlag: Stanford University Press, ISBN 0-804-73615-4
- Detlef Vogel: Das Eingreifen Deutschlands auf dem Balkan, in: ders. / Gerhard Schreiber/ Bernd Stegemann (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd.3, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1984, S.417–511. ISBN 3-421-06097-5
- Detlef Vogel: Deutschland und Südosteuropa - Von politisch-wirtschaftlicher Einflußnahme zur offenen Gewaltanwendung und Unterdrückung, in: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Zweite Weltkrieg - Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz, Verlag Piper, München/ Zürich 1989, S.532–550. ISBN 3-492-10811-3
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