- Wilhelm List
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Wilhelm List (* 14. Mai 1880 in Oberkirchberg bei Ulm; † 16. August 1971 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutscher Heeresoffizier (seit 1940 Generalfeldmarschall) und während des Zweiten Weltkrieges Oberbefehlshaber verschiedener Armeen und Heeresgruppen. Er wurde im Prozess Generäle in Südosteuropa 1948 als Kriegsverbrecher verurteilt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kaiserreich und Erster Weltkrieg
List trat 1898 ins Bayerische Heer ein, wo er zur Pioniertruppe kam und 1900 zum Leutnant befördert wurde. Nach dem Besuch der Artillerie- und Ingenieur-Schule diente er ab 1904 über mehrere Jahre als Bataillonsadjutant im 3. kgl. bayrischen Pionierbataillon. 1908 wechselte List als Oberleutnant zur bayerischen Kriegsakademie und wurde nach dem Abschluss zum Hauptmann befördert. Daran schlossen sich Kommandierungen zum 1. Infanterie-Regiment „König“ und zur Festung Ingolstadt an. In der Zeit bis zur Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er dann in der Zentralstelle des bayerischen Generalstabs verwendet.
Nach Kriegsausbruch 1914 wurde List zunächst als Generalstabsoffizier im bayerischen II. Armee-Korps eingesetzt. Im Winter 1915 erkrankte er schwer und musste operiert werden. Nach seiner Genesung diente er erst als Zweiter Generalstabsoffizier (Ib) in der Armeeabteilung Strantz und ab 1917 als Erster Generalstabsoffizier (Ia) der bayerischen 8. Reserve-Infanterie-Division. Im Januar 1918 wurde List zum Major befördert. Zum Kriegsende war er im bayerischen Kriegsministerium eingesetzt.
Weimarer Republik
In den frühen 1920er-Jahren war List als Angehöriger des Freikorps Epp an verschiedenen Einsätzen gegen die Räterepublik beteiligt. Im Übergangsheer diente er im Stab des Gruppenkommandos 4 (München), aus dem später das Wehrkreiskommando VII hervorging.
Von April 1923 bis Oktober 1924 war List Kommandeur des III. (Jäger-)Bataillons im 19. (Bayerischen) Infanterie-Regiment in Kempten, das hier auch auf eine Gebirgsverwendung hin ausgebildet wurde. Die folgenden rund zehn Jahre war List überwiegend im Ausbildungswesen der Reichswehr tätig. Von 1924 an war er, inzwischen zum Oberstleutnant befördert, für zwei Jahre als Erster Generalstabsoffizier der 7. Division und Leiter der Führergehilfenausbildung im Wehrkreis VII eingesetzt. Anschließend wechselte er 1926 in das Reichswehrministerium, um dort zunächst als Referent der Heeresausbildungsabteilung (T 4) eingesetzt zu werden. Mit dem 1. März 1927 wurde List zum Oberst befördert und gleichzeitig mit der Leitung der Abteilung betraut. Im Februar 1930 übernahm er schließlich die Leitung der Zentralen Infanterieschule der Reichswehr in Dresden. Auf diesem Posten wurde List am 1. Oktober 1930 zum Generalmajor und 1932 zum Generalleutnant befördert.
Zeit des Nationalsozialismus
Vorkriegszeit
Am 1. Oktober 1933 wurde List dann Befehlshaber im Wehrkreis IV (Dresden) und Kommandeur der 4. Division. Zwei Jahre später, am 1. Oktober 1935, wurde List zum General der Infanterie ernannt und war jetzt Kommandierender General des IV. Armeekorps.
Im Februar 1938 übernahm List die Position des Oberbefehlshabers des Heeresgruppenkommandos 2 in Kassel. Bereits am 1. April wurde List nach dem „Anschluss Österreichs“ an das Deutsche Reich Oberbefehlshaber des Heeresgruppenkommandos 5 in Wien, mit der Aufgabe, das österreichische Bundesheer in die Wehrmacht einzugliedern. Am 1. April 1939 wurde er zum Generaloberst befördert.
Zweiter Weltkrieg
Als Oberbefehlshaber der 14. Armee nahm List am Polenfeldzug 1939 teil und erhielt am 30. September das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Beim Westfeldzug unterstand sein jetzt in 12. Armee umbenannter Verband der Heeresgruppe A im Zentrum der Front. Für seinen wesentlichen Anteil am Sieg über Frankreich wurde er am 19. Juli 1940 zum Generalfeldmarschall befördert.
Im Balkanfeldzug mit Beginn am 6. April 1941 war List Oberbefehlshaber der 12. Armee und in dieser Stellung Chef der gesamten deutschen Bodenoperationen gegen Griechenland und Ostjugoslawien. Am 21. April nahm List die griechische Kapitulation entgegen, nachdem bereits am 17. April das Königreich Jugoslawien kapituliert hatte. Am Rande der griechischen Kapitulation kam es zu Verwicklungen mit dem damaligen deutschen Verbündeten Italien. List ließ, von Hitler angewiesen, die Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde ohne Beteiligung italienischer Offiziere vornehmen. Nachdem der italienische Diktator Mussolini bei Hitler dagegen protestierte, sandte dieser den Chef des Wehrmachtführungsstabes, Alfred Jodl, nach Griechenland, um den Akt der Kapitulation ein zweites Mal – diesmal mit italienischer Beteiligung – durchzuführen.
Nach dem Abschluss des Balkanfeldzuges wurde List Wehrmachtbefehlshaber Südost. In dieser Funktion unterstanden ihm die Militärbefehlshaber Serbien, sowie Nord- und Südgriechenland. Am 4. Oktober 1941 gab er den Befehl, Sammellager für Geiseln zu errichten, um diese beim Widerstand von Partisanen zu erschießen.[1] Aufgrund einer Erkrankung gab List seinen Posten im Oktober 1941 wieder ab.
Anfang 1942 erhielt List von Hitler den Auftrag einer Inspektionsreise durch das von Deutschland seit 1940 besetzte Norwegen, um die Abwehrbereitschaft gegen eine eventuelle britische Landung an der norwegischen Westküste zu ermitteln.
List, dem eine übermäßige Nähe zum Nationalsozialismus nicht nachgesagt werden kann und der diese Einstellung auch Hitler gegenüber nicht verbarg, wurde dann allerdings erst auf Fürsprache verschiedener Offiziere aus Wehrmacht- und Heeresführung mit einer neuen Aufgabe betraut. Am 1. Juli 1942 bekam List den Oberbefehl über die neugebildete Heeresgruppe A im Süden der Ostfront. In dieser Stellung kam es schon bald zu Streitigkeiten mit Hitler über die Operationsführung. Bereits am 10. September wurde List von seinen Aufgaben als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A wieder entbunden.
Er wurde bis zum Kriegsende nicht wieder eingesetzt. Auch wenn List sich dem militärischen Widerstand nicht anschloss, so ist doch registriert worden, dass er nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 keine Ergebenheitsadresse schickte – im Gegensatz zu etlichen anderen höheren Offizieren.
Im Mai 1945 wurde er von amerikanischen Truppen in Garmisch-Partenkirchen gefangengenommen.
Nachkriegszeit
Bei den Nürnberger Prozessen in dem sogenannten „Geiselprozess“, auch als Prozess der Südost-Generale bekannt, wurde Wilhelm List 1948 zu lebenslanger Haft verurteilt. In seinem Schlusswort nahm er noch einmal Stellung zu den Morden an Zivilisten und versuchte, jegliche Schuld von sich zu weisen: „Die Schuld verbleibt bei denjenigen, die diesen Kampf von Anbeginn grausam und hinterhältig auf Balkan-Art geführt haben“.[2]
Der amerikanische Hochkommissar John Jay McCloy lehnte am 31. Januar 1951 nach Beratungen mit einem Beratenden Ausschuss ein Gnadengesuch für List ab. In einer Mitteilung an die Presse erklärte er:
„Ebensowenig kann ich irgendwelche mildernde Umstände für den Nachdruck finden, mit dem sie [hier ist auch Walter Kuntze gemeint] die Terrorisierung der ihnen unterstellte Gebiete durchgeführt haben. Persönlich unterzeichnete Befehle dokumentieren diesen Tatbestand. Ihr hoher Rang schuf gewissermaßen die Atmosphäre für die verübten Brutalitäten, und ihre eigenen Befehle können nur als Aufhetzung zu Exzessen gedeutet werden. In diesen Fällen liegt tatsächlich mehr vor als die bloße Weitergabe eines zweifellos illegalen Befehls, so schlimm auch dies bereits an sich gewesen wäre. Auch wenn man sich bemüht, den zermürbenden Charakter der Partisanen- und Guerillakriegsführung voll zu berücksichtigen, mit der Offiziere in diesem Feldzug es zu tun hatten, so kann man sich der vom Ausschuss festgestellten Tatsache nicht verschließen: diese in hohem Maße verantwortlichen Offiziere haben die durch militärische Rücksichten zu rechtfertigenden Grenzen weit überschritten, sowohl durch Handlungen als auch durch Unterlassungen. Das Gericht hat anerkannt, dass im äußersten Fall und als letzter Ausweg das Erschießen von Geiseln eine Begleiterscheinung dieser Art von Kriegsführung waren. Die Beweisaufnahme hat jedoch ergeben, dass bei viele Exekutionen Hunderte von Zigeunern, Juden und anderen Personen getötet wurden, die mit irgendwelchen Zwischenfällen, denen deutsche Truppen ausgesetzt waren, nicht im geringsten Zusammenhang standen, weder räumlich noch ursächlich. Überdies standen die Festnahmen und Erschießungen von Geiseln in einem willkürlichen und maßlos übersteigerten Verhältnis zu den Verstößen, durch die diese Maßnahmen hervorgerufen wurden. Der Ausschuss weist auf die Möglichkeit hin, den Gesundheitszustand von List und Kuntze, beides Männer vorrückenden Alters, eine weitere ärztliche Untersuchung wünschenswert erscheinen lasse zwecks Feststellung, ob eine Entlassung wegen Haftunfähigkeit angebracht ist.“
List, der schwer erkrankt war, wurde 1952 aus der Haft in Landsberg entlassen, lebte dann aber noch bis zu seinem Tod 1971 in Garmisch-Partenkirchen.
Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse[3]
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern[3]
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern und Krone[3]
- Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens[3]
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration[3]
- Ritterkreuz des Bulgarischen Militär-Verdienstordens[3]
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz[3]
- Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 30. September 1939[4]
Literatur
- Friedrich-Christian Stahl: Generalfeldmarschall Wilhelm List. in: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Vom Kriegsbeginn bis zum Weltkriegsende. Band 2. Primus, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-089-1, S. 116–122.
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 374, mit Bezug auf die Quelle BAL 503 ARZ 54/66.
- ↑ Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Fischer Taschenbuch 2005, S. 375.
- ↑ a b c d e f g Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Mittler & Sohn, Berlin, S. 108
- ↑ Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 510
Weblinks
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